Heiligendamm (dpa) – Es begann ein wenig holprig. Die für 7.00 Uhr geplante Schließung des rund zwölf Kilometer langen Sicherheitszauns rund um den G8-Tagungsort Heiligendamm verzögerte sich um eine Stunde. Dutzende Schaulustige warteten bei Nieselregen und kühlem Wind an der Straße zwischen der Kreisstadt Bad Doberan und dem kleinen Ostseebad.
Doch statt beobachten zu können, wie sich die im Boden versenkte Schranke hebt, wurden sie zunächst Zeugen von letzten Bauarbeiten. Es mussten noch zwei massive Betonblöcke auf die Straße gesetzt werden, um daran kleinere Zaunelemente anzubringen. Um 8.00 Uhr war es dann soweit – Heiligendamm war von diesem Moment an offiziell für die Außenwelt unerreichbar.
Betreten dürfen das Areal bis zum 9. Juni, einen Tag nach dem Gipfeltreffen, nur die Teilnehmer, Polizisten, Hotelpersonal, Lieferanten und die knapp 300 Bewohner von Heiligendamm. Auch für viele der Einwohner begann dieser trübe Mittwoch mit Warten. Sie mussten in der weißen Zeltkonstruktion am Checkpoint bis zu eine Stunde lang anstehen, um ihre “Badges”, die Ausweise zum Passieren der Schleuse, zu bekommen. “Das klappt noch nicht alles” räumte der Sprecher der G8-Polizeieinheit “Kavala”, Axel Falkenberg, ein. Er zeigte sich aber sicher, dass diese Anfangsschwierigkeiten bald beseitigt sein würden.
Es wird trotzdem beschwerlich für die Heiligendammer, in den kommenden Tagen von zu Hause an den Arbeitsort oder zum Einkaufen und wieder zurück zu kommen. Nicht nur, dass sie teilweise erhebliche Umwege fahren müssen. Die Kontrollen sind streng – die “Kavala” will jedes Schlupfloch schließen, um zu verhindern, dass mögliche Straftäter eindringen. Bereits einige Kilometer vor den beiden Kontrollstellen westlich und östlich des Ortes sind mobile Polizeitrupps unterwegs und schauen mit Spiegeln unter die Autos.
Bis zum 4. Juni dürfen die Anwohner noch mit ihrem Privatwagen nach Hause fahren. Dazu wird ihr Auto auf einer stationären Anlage nach Sprengstoff gescannt, ihr Gepäck wird wie auf einem Flughafen durchleuchtet, und sie selbst werden untersucht. Ab dem 4. Juni – also zwei Tage, bevor Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Gäste im Grand Hotel begrüßen wird – ist dann jeglicher Privatverkehr untersagt. Die Einwohner müssen ihr Auto an den Kontrollstellen stehen lassen und werden dann mit einem Shuttle-Service nach Hause gebracht.
Der Gipfelort selbst ist noch einmal in zwei Bereiche eingeteilt. In einen blauen, in dem der Hotelkomplex steht, und einen grünen, der die Wohngebiete der Heiligendammer einschließt. “Der blaue Bereich ist auch für die Einwohner tabu”, sagt Falkenberg.
Entlang des Zauns wird in den kommenden Tages reges, allerdings meist uniformiertes Treiben zu beobachten sein. Polizisten patrouillieren mit Hunden, auf Pferden und vierrädrigen Motorrädern, so genannten Quads. Der von der “Kavala” zur Sicherheitszone erklärte 200-Meter-Streifen entlang des Zauns ist mit Stacheldraht geschützt. Vor allem auf den Straßen rund um Heiligendamm wird das massive Polizeiaufgebot deutlich zu sehen sein. Inzwischen sind 7500 Beamte aus dem ganzen Bundesgebiet in der Region, bis zum Beginn des Gipfels wird deren Zahl auf 16 000 wachsen. Der größte Polizeieinsatz in der Geschichte Deutschlands ist dann am Laufen.