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2007-05-26

FAZ: G-8-Gipfel: Gericht kippt Teile des Versammlungsverbots

26. Mai 2007

Das Schweriner Verwaltungsgericht hat am Freitag das von der Rostocker Polizei großräumig verhängte Versammlungsverbot um den G-8-Tagungsort Heiligendamm teilweise gekippt. Die Entscheidung betrifft zunächst einen für den 7. Juni geplanten Sternmarsch von G-8-Kritikern.

Wie das Gericht mitteilte, wird das Versammlungsverbot im Wesentlichen nur innerhalb des errichteten Sicherheitszauns und einer Pufferzone von 200 Metern für rechtmäßig erachtet. Ein darüber hinaus gehendes Versammlungsverbot sei als rechtswidrig angesehen und deshalb außer Vollzug gesetzt worden. Die Richter sind der Ansicht, dass durch Auflagen den Sicherheitsbedenken der Versammlungsbehörden in der äußeren Zone Rechnung getragen werden kann. Die Entscheidung ist laut diesen Angaben aber noch nicht rechtskräftig.

Polizei erwägt Beschwerde

Das Sternmarsch-Bündnis war gerichtlich gegen die angekündigte kilometerbreite Bannmeile um den Veranstaltungsort vorgegangen. Es hatte vor einer Woche beim Verwaltungsgericht Schwerin ein Eilverfahren gegen das für diesen Bereich vorgesehene Demonstrationsverbot beantragt.

Die Polizei will über eine so genannte Allgemeinverfügung alle Demonstrationen in einem bestimmten Radius um Heiligendamm und um den Flughafen Rostock-Laage für Anfang Juni untersagen. Begründet wurde diese Maßnahme mit dem störungsfreien Ablauf des Weltwirtschaftsgipfels.

Der Sprecher der Polizeisondereinheit Kavala, Axel Falkenberg, sagte, es werde derzeit über das Einlegen einer Beschwerde beraten. Die Entscheidung darüber werde spätestens an diesem Samstag bekannt gegeben. Auch das mit der Organisation des Sternmarsches beauftragte „Sternmarsch-Bündnis“ prüft nach eigenen Angaben eine Beschwerde. „Wir stellen weiterhin das Demonstrationsverbot innerhalb des Zauns in Frage“, hieß es in einer Mitteilung. Über die Beschwerde werde in Kürze entschieden.

„Im Interesse des Rechtsfriedens“

Politiker von Bündnis 90/Die Grünen begrüßten die gerichtliche Lockerung des Demonstrationsverbotes. „In einer Demokratie müssen Proteste grundsätzlich in Hör- und Sichtweite zu den Personen zugelassen werden, gegen die demonstriert wird“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck.

Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, begrüßte die Gerichtsentscheidung ebenfalls. „Im Interesse des Rechtsfriedens sollte die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Schwerin schnell rechtskräftig werden“, sagte die frühere Bundesjustizministerin. Der innenpolitische Sprecher der Landtagsfraktion der Linkspartei.PDS, Peter Ritter, sagte: „Es zeigt sich, dass die in der Verfassung verankerten Grundrechte der Versammlungs- und Meinungsfreiheit nicht so ohne weiteres ausgehebelt werden dürfen.“

Durchsuchungen in Briefverteilungszentrum

Unterdessen teilte die Polizei mit, bei der Fahndung nach militanten G-8-Gegnern in Hamburg Post kontrolliert zu haben. „Dabei handelt es sich um eine punktuelle Maßnahme“, sagte der Leiter des Hamburger Staatsschutzes, Detlef Kreutzer, am Freitag. Man habe auf der Suche nach Bekennerschreiben zu der Anschlagsserie der vergangenen Tage Briefe beschlagnahmt.

Keinesfalls sei die Post ganzer Stadtteile betroffen gewesen, sagte Kreutzer. Die Untersuchung sei unter Führung der Bundesanwaltschaft gelaufen. Weitere Angaben machte er unter Verweis auf das laufende Verfahren nicht. Die Kontrollen wurden nach Medienberichten im Stadtteil Altona vorgenommen. Ein Sprecher der Deutschen Post bestätigte, dass es Durchsuchungen in einem Briefverteilungszentrum gegeben habe.

Suche nach Bekennerbriefen

Nach den Anschlägen unter anderem auf das Auto des Chefredakteurs der „Bild“, Kai Diekmann, waren Staatsschützer nach Informationen der „Hamburger Morgenpost“ beim Entleeren von Postkästen in den Szenevierteln Ottensen, St. Pauli und im Schanzenviertel zugegen. Im Briefzentrum Kaltenkirchener Platz suchten die Polizisten in der eingesammelten Post nach möglichen Bekennerbriefen von militanten G-8-Gegnern, die an Hamburger Zeitungsredaktionen adressiert waren, wie das Blatt berichtet.

Seit 2005 hat es in Hamburg zahlreiche Brand- und Farbanschläge auf Häuser und Autos von Politikern und Managern gegeben, in letzter Zeit häuften sich die Taten. Die Polizei vermutet, dass dahinter militante G-8-Gegner stecken. Bisher konnte noch kein Täter gestellt werden. Insgesamt registrierte die Polizei nach Angaben der Sondergruppe Kavala in ganz Deutschland seit September 2005 mehr als 200 Straftaten im Zusammenhang mit dem G-8-Gipfel.

Text: FAZ.NET

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