14.01.2010 vor dem Dänischen Honorarkonsulat in Frankfurt
Frankfurter Bildungsaktivist_innen solidarisieren sich mit den Bewohnern von Christiania und haben daher am 14.01.2010 eine Solidaritätsaktion vor dem Dänischen Honoralkonsulat in Frankfurt veranstaltet. Eingang, Gehweg und Teile der Straße vor dem Konsulat wurden durch ein friedliches Sit-In blockiert.
Mit Tischen, Stühlen, Decken, Kaffee, Tee und belegten Brötchen wurde während der Öffnungszeiten des Konsulats von 13.00 – 15.00 Uhr ein Frankfurter Christiania gegründet. Die Passanten wurden durch einige Redebeiträge und Flyer über die Ereignisse in Kopenhagen informiert. Clowns sorgten für gute Stimmung und die Aufmerksamkeit der Passanten. Dem Konsulat wurde die Solidaritätserklärung, die die Ereignisse in Christiania verurteilt, übergeben.
Nachdem die Polizei die Demonstranten zunächst gewähren ließ, verschärfte sich die Situation, als eine Clownin wegen Herumspringens innerhalb der Einfahrt des Konsulates (=Hausfriedensbruch) über eine halbe Stunde festgehalten wurde. Die Polizei hatte neben ihrer starken Präsenz, einen scharfen Polizeihund, meistens ohne Maulkorb im Einsatz.
Dennoch ist die Aktion friedlich verlaufen und erreichte viele Passanten im Umfeld des Frankfurter Hauptbahnhofs und den anliegenden Büros.
Zum Hintergrund:
1971 wurden 34 Hektar ehemaliges Militär-Gelände in Kopenhagen von dänischen Anarchisten, Hippies und anderen alternativen Gruppen umfunktionalisiert und als autonomer Lebensraum gestaltet. Denkmalgeschützte Militärbaracken und Munitionslager wurden restauriert, selbst entworfene Holzvillen gebaut, einige Häuser aus Brettern zusammengeschustert: So entstand Christiania.
Fast 900 Menschen wohnen hier. Es ist die Realisierung eines Lebensentwurfes, losgelöst von der bürgerlichen Gesellschaft. Die staatlichen Gesetze Dänemarks gelten hier nicht. Die Struktur ist streng demokratisch. Entscheidungen müssen durch das Plenum abgesegnet werde. Dieses besteht aus allen Einwohnern des Freistaates. Ziel ist die absolute Demokratie. Eine Regel gilt: „Du kannst machen, was du willst, solange du nicht jemand anderem in die Quere kommst, der macht, was er will.“
Am 14. Dezember 2009 wurde der autonome Lebensraum Christiania in Kopenhagen Opfer einer Gesetzesänderung, die anlässlich der starken Proteste zum Klimagipfel in Dänemark erlassen wurde. Diese erlaubte es der Polizei das aus wirtschaftlichen und politischen Interessen lang verhasste Kollektiv erneuten schweren Repressionen und ihrer gewaltsamen Willkür auszuliefern. Mit deutschen Wasserwerfern, Dutzenden von Räumungsfahrzeugen, Hubschraubern und Hundestaffeln drang die Polizei in die Siedlung, räumte und zerstörte, was mühsam aufgebaut worden war. Friedliche Demonstranten wurden mit Knüppeln zusammengeschlagen oder aus nächster Nähe mit Pfefferspray attackiert. 200 Menschen wurden verhaftet. Dieses Verhalten der Polizei ist ein Ausdruck dafür, dass repressive Gewalt gegen linke Strömungen ein neues, gefährliches Niveau erreicht hat.
Source: http://de.indymedia.org/2010/01/270982.shtml