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2007-07-02

Free Association: Verheiligendammt seien die G8

Übersetzung eines Auswertungspapiers der G8 Proteste, vor allem ihrer Erfahrung mit und bei Block G8, von GenossInnen aus der Free Assiciation Crew aus Großbritannien

Verheiligendammt seien die G8!

Die meisten der Free Association Crew sind von Heilgendamm und der Mobilisierung gegen den G8 Gipfel zurückgekehrt, einige Gedanken verdienen es nun niedergeschrieben zu werden, solange die Erinnerungen noch frisch sind (Wenn ich sage, dass die meisten von uns zurückgekehrt sind, heißt das nicht, dass welche von uns noch in der BRD wären, in irgendwelchen Gefängniszellen oder so, sondern einfach, dass gar nicht alle von uns hingefahren sind).

Zuerst die generelle Einschätzung. EineR von uns hat einen 4-järigen Sohn, der gute Dinge folgendermaßen beschreibt: Cool, toll, ganz groß, abgefahren. Auf dieser Skala würden wir zustimmen, dass die Gipfelproteste in Heiligendamm ganz groß waren. Auf der Titelseite der links-von-der-Mitte-Zeitung Die Tageszeitung war im Bericht zum Eröffnungstag des Gipfels zu lesen “G8 erfolgreich blockiert”. Laut Financial Times stürzte unser “Protest den Gipfel in logistisches Chaos”. Die FT sprach von “überwältigten Polizeikräften” und von “Reihen ausgepumpter Riotcops, die am frühen Abend die Gegend verlassen, manche von ihnen mit genähten Wunden und blauen Augen, während Helikopterformationen über ihren Köpfen dröhnen”. “So etwas habe ich noch nie erlebt”, sagte ein Polizeibeamter. (“Marodierende Clowns und Streithähne nerven die Organisatoren”)

In einem großartigen Text unseres Genossen Ben von FelS (den Sha La La KommunistInnen), der von Red Pepper hoffentlich veröffentlicht werden wird, spicht er davon, dass jede der Zufahrtsstrassen in die Rote Zone für an die 48 Stunden blockiert war, von 11 Uhr morgens am 6.Juni bis 11 Uhr morgens am Freitag, als die Blockaden langsam freiwillig (und massenhaft) verlassen wurden, um an einer massiven Demonstration in Rostock teilzunehmen. Die Organisatoren des Gipfels waren gezwungen, zu Plan B Zuflucht zu nehmen, Helikopter ffür den Trasport vieler Deligierter zu benutzen, während JournalistInnen und andere keine andere Chance mehr hatten als den Seeweg zu benutzen, große Verspätungen waren die Folge. Wir hörten Berichte, wonach auch dieser Plan durch Blockaden des Hafens/der Fährterminals in Rostock gestört wurde; anscheinend wurde vielen Deligierten am ersten Tag des Gipfels geraten im Hotel zu bleiben. nd einigen Berichten zufolge schafften es gerade mal vier JournalistInnen zur Eröffnungszeremonie. Oh ja, und der japanische Premierminister verspätete sich bei seiner Ankunft am Flughafen (infolge einer weiteren Blockade-samt-Demo; nicht weil er auf sein Gepäck warten musste).

Dies war ganz sicher ein Sieg und einer der erfolgreichsten Proteste, die es je gegen einen großen Gipfel gegeben hat. Tatsächlich frage ich mich, ob Heiligendamm für den G8 so etwas ist, wie Seattle für die WTO.

Sieben Jahre nach diesem verrückten Tag im November 1999 stockte die letzte Runde der Verhandlungen – die Doha Runde – und brach dann zusammen. Die WTO scheint erloschen zu sein. Die Proteste in Seattle und die sozialen Bewegungen, die gegen die WTO entstanden sind haben haben dabei eine wichtige Rolle gespielt. Ich würde vermuten, dass die FührerInnen der G8 und ihre politischen StrategInnen verzweifelt auf der Suche nach Wegen aus dem alljährlich stattfindenden faulen Zauber sind. Wahrscheinlich blickten sie schon seit einigen Jahren voller Sorge auf ihre Gipfel, unser fast errungener Sieg wird sie noch verzweifelter gemacht haben. Denn beim G8 Gipfel geht es um die Legitimierung der neoliberalen Globalisierung. Die überragende Botschaft von Heiligendamm war, dass die G8 und der Neoliberalismus illegitim sind. Kein Zweifel, nächstes Jahr werden sie sich in Japan treffen. Wahrscheinlich werden sie sich auch 2009 in Italien, auch wenn das knifflig wird, denn dies wird der 10. Geburtstag von Seattle und der erste von Italien ausgerichtete Gipfel seit Genua sein (Der Ort ist schon entschieden: eine kleine Insel im Mittelmeer – nicht Elba, wohin der französische Eroberer Napoléon I. 1814 verbannt wurde, aber vielleicht wird der Effekt nicht so viel anders sein). Aber bis dahin…wer weiss, aber ich bezweifle stark, dass es die G8 dann noch in ihrer heutigen Form geben wird.

Mit Sicherheit werden sie was ändern. Sie reden darüber, ihre Treffen effektiver zu machen, vielleicht werden sie zweijährliche Treffen machen, in kleinerem Kreis und mit weniger Publicity. Sie werden sich auf die Anmerkungen von Helmut Schmidt, dem Mitbegründer der damaligen G6, besinnen, der die derzeitigen Gipfel als ‘Medienzirkus’ oder ähnliches kritisiert. Aber was auch immer sie sagen, wir sollten uns daran erinnern, dass wir es waren, die sie dahin gebracht haben. Oder, wie wir in “Worlds in Motion” schrieben: ‘Machmal ist es schwer die soziale Geschichte zu erkennen, die in den jüngsten Verlaubarungen der Regierung begraben liegt.’

Es gibt also keinen Zweifel darüber, dass Heiligendamm einen Sieg für uns war. Es ist wirklich wichtig, das zu betonen. Viele Berichte, vor allem in Großbritannien, nehmen eine Perspektive von oben herab ein. Die Mainstream Medien neigen dazu sich darauf zu konzentrieren, was in der Roten Zone passiert oder nicht passiert – der Text in der FT stellt da eine Ausnahme dar. Indymedia scheint mehr daran interessiert über Repression und dezentrale Aktionen zu berichten als über die Massenblockaden. Die folgende Antwort, die uns auf meinen Kommentar hin gegeben wurde, dass Heiligendamm ein Sieg war, ist interessant.

Ich finde das zu weitgehend. Wieso war es ein Erfolg? Vielleicht hattet Ihr Euern Spass, aber ich denke nicht, dass die Kinder in Bengladesh gejubelt haben. Nichts hat sich verändert, kein Sieg.

Lassen wir den impliziten Rassismus in diesem Kommentar mal beiseite – er homogenisiert die ‘Kinder in Bangladesh und geht davon aus, dass ’sie’ politisch weniger hochentwickelt sind wie ‘wir’ (wenn ich die Siege anderer bejubeln kann, sie als Teil meines Kampfes begreifen kann, warum sollten sie über meine Siege nicht jubeln können?) – und auch die Geschwindigkeit, mit der der Autor zum Angriff übergeht. Übrig bleiben nichtsdestotrotz zwei wichtige Fragen. Die erste: Hat sich irgendetwas verändert? Wenn dem so ist, was hat sich wie verändert? Die zweite Frage: In welchem Verhältnis steht die Mobilisierung hier zu Kämpfen anderswo, z.B. in Bangladesh. Wie werden zum Beispiel lokal formulierte Antagonismen zu globalen? Oder vielleicht sind diese lokalen Antagonismen unmittelbar global. Wenn dem so ist, wie verstehen wir sie als solche? Drittens, in welcher Hinsicht genau war Heiligendamm ein Erfolg? (Hier gibt es die alte harte Nuss zu knacken: Was bedeuted es zu gewinnen?)

Dies sind wahrscheinlich einige Gründe, warum es ein Erfolg war und warum sich etwas geändert hat.

1. Unsere Mobilisierung war eine massive Demonstration dessen, das die G8 und die neoliberale Golbalisierung illegitim sind. Dies ist wichtig, weil der Neoliberalismus bereits um Legitimität ringt. Dennoch ist es wahrscheinlich wahr, dass das Kapital sich, wie Rodrigo meint, auch ohne Legitimation für einige Zeit weiter reproduzieren kann.

2. Wir haben die Leidenschaft des Sieges hergestellt, [the affect of victory]. Mit Sicherheit hab ich das genossen! Wie könnte ich diese Gefühle kollektiver Kraft erleben ohne es zu genießen? Und ich bin sicher, es ging 1000en anderen auch so. Das ist großartig. Diese Gefühle werden bei uns bleiben und geben uns die Zuversicht und den Optimismus, den wir brauchen, um weiter zu machen. Was unsere Kraft mehrt. Daher geht es bei der ‘’Leidenschaft des Sieges nicht lediglich um ’Gefühle’, sondern um materielle Kräfte. (Und andersrum: Unsere Gegner sind vermutlich ohne jedes Siegesgefühl nach Hause gefahren. Ja, sie waren einigermaßen erfolgreich darin, ein Spektakel eines Sieges zu produzieren – in einigen Ländern mehr, in anderen weniger – aber die JournalistInnen waren genervt so lange auf Booten und in Schlangen vor Booten warten zu müssen, die Hubschrauber der ‘Deligierten’ fanden keine passenden Landeplätze (und für einen Würdenträger ist es unwürdig durchs hohe Gras staken zu müssen) und langsam wurde Essen und Wein knapp! Um das Ganze noch zu toppen, fochten die Deligierten jede Menge Kämpfe untereinander aus. Ich bin mir nicht sicher, wie wichtig das alles ist. Ich denke, es ist wahrscheinlich weniger wichtig, ob Bush oder Merkel dieses starke Gefühl erlebten zu siegen oder nicht. Aber vielleicht spielt es für die ournaöistInnen eine Rolle und diejenigen, die sonst so gebraucht werden, um den Gipfel so ablaufen zu lassen, wie die OrganisatorInnen wünschen. In Heiligendamm war es sehr klar, dass die wirkliche Energie bei uns zu finden war. Und Energie ist attraktiv! Ich bin mir sicher, dass JournalistInnen, die über unsere Blockaden berichteten weitaus reichere Erfahrungen machten und ich denke, dass das wichtig ist.)

3. Wir haben sehr deutlich demonstriert – sowohl uns selbst gegenüber als auch den Leuten, die weltweit zuschauten – dass Massenaktionen effektiv sein können. Auch hier ist die Zuversicht in unsere eingen Stärke von enormer Wichtigkeit. Die Frage nach dem Verhältnis lokaler und globaler Antagonismen ist schwerer zu beantworten. Tadzio macht dazu in seinem Brief einen großartigen Punkt:

Wir sind darin gescheitert, einen eindeutigen Anagionismus herzustellen, da wir auf unterschiedlich gelagerten Spielfeldern agierten. Während unsere Proteste vor allem eine polizeiliche Aufgabe waren (darin besteht ein klarer Antagonismus zwischen Bullen und DemonstrantInnen, wie alle von uns, die geschlagen, festgenommen, mit Tränengas besprüht und von Wasserwerfern bespritzt wurden bezeugen können), erschien die Legitimation des Gipfels auf dem diskursiven Feld des Sprechens über Klimawandel. Nun, die deutsche radikale Linke hat zum Thema Klimawandel politisch fast nichts zu bieten, das über individuelle Appelle weniger zu fliegen hinausgeht, das die Frage von Eigentum und Kapital aufwirft und zur gleichen Zeit Vorschläge macht, wie wir handeln können (wobei das Letztere ein zentraler Punkt jeder guten politischen Erzählung ist).

Vor 7-8 Jahren, als die Gipfelthemen in den Überschriften sich noch sehr um Handel, Privatisierung, ‘die neoliberale Agenda’ drehten, verfügten wir über exzellente Gegen-Erzählung. Unsere militanten Aktionen waren in diese Gegen-Erzählung eingebettet, so dass unsere Aktionen darüber hinauswachsen konnten nur ein polizeiliches Problem zu sein, ausdrücklich politisch zu sein, denn sie haben sich direkt in die Konstruktion des diskursiven Feldes eingemischt, dass hergestellt wurde, um globale Herrschaft zu legitimieren. Heute verfügen wir nicht über eine Erzählung die wir ihrer entgegensetzen könnten, daher verläuft diese Produktion ungestört, unabhängig davon, wie effektiv unsere Blockaden sind. Dem kann an dieser Stelle entgegenet werde, dass die Beschäftigung mit den Themen des Gipfels zur Legitimität einer Institution beitragen würde, die wir zu delegitimieren versuchen, aber ich denke, es is geradezu offensichtlich, dass die diesjährige Verweigerung eine Gegen-Erzählung herzustellen nicht zur Delegitimierung der G8 beigetragen hat.

Um zum Aktionspunkt dieser speziellen politischen Erzählung zu kommen: Wir müssen in der radikalen, autonomen, antikapitalistischen Linken (wie immer ihr es nennen wollt) daran arbeiten, zu guten Positionen zum Klimawandel kommen, um die re-legitimierenden Strategien zu durchbrechen, die von Merkel auf so effektive Weise entwickelt werden. Allgemeiner auf Gipfel bezogen, müssen wir im Vorfeld an der Entwicklung überzeugender Positionen in Bezug auf die Gipfelthemen arbeiten, auf die wir unsere Aktionen beziehen können. Ansonsten bleiben sie ein reines Problem der öffentlichen Ordnung und können sich nicht in die Produktion globaler Herrschaft als legitim einmischen.

Die Mobilisierung nach Heiligendamm war auch im Zusammenhang mit zwei weiteren Fragen bemerkenswert.

Erstens, Gewalt. (nicht wirklich ne neue Frage, ich weiss) In mancher Hinsicht frage ich mich, ob die Bewegung hier rückwärts bewegt hat. Einer der aufregenden Aspakte von Heiligendamm (und was es sowohl unterscheidet als auch erfolgreicher gemacht hat als Gleneagles 2005) ist die hart erarbeitete Koalition von 120 oder mehr Gruppen, die die Block G8 Kampagne bildeten. Aber nach dem Mini-Riot am 2. Juni in Rostock drohte diese Koalition zu implodieren. Simon hat einige gute Sachen dazu gesagt, über die Übertreibung der Medien (sowohl bürgerliche wie indymedia) und wie die Leute darauf zurückfielen, ein ‘Typus’ zu sein. Auch Dorothea hat etwas sehr gutes gesagt. Sie sagte, dass sie vor langer Zeit gelernt hat, dass es nichts bringt, bestimmte DemonstrantInnen als ‘gewalttätig’ zu denunzieren. Das passt zum Punkt von Simon. Denunzieren handelt von Definitionen, dreht sich ums Abschließen, darum, unsere Bewegung zu begrenzen. Auf einen Typus zurückzufallen bedeutet Erstarrung. Aber um die Welt zu verändern braucht es Bewegung. [Die Diskussion findet auf dissent.org.uk auf englisch statt, ist teilweise übersetzt und bei dissentnetzwerk.org auf deutsch nachzulesen; Anm.d.Ü.]

Aber, wie Simon weiter feststellt, gab es zwischen Samstag und Mittwoch "einen unglaublichen Umschwung – durch den Erfolg der Blockaden – wie durch ihre Beweglichkeit und Vielfalt. Wenn Du einen losmachen wolltest, konntest Du Dir die entsprechende Blockade suchen und deinen Beitrag leisten. Wenn Du eine eher ruhige Blockade über Nacht halten wolltest, konntest Du den Ort herausfinden, wo es sie gab. Vielfalt und Zusammenarbeit waren auch hier OK.

Zweitens, die Spannung zwischen dern unterschiedlichen Arten der Entscheidungsfindung. Der Erfolg der Block G8 Blockaden hing davon ab, dass es eine kleine Gruppe mit einem geheimen Plan gab. Diese Gruppe hat fantastische Arbeit geleistet und tausende Leute von Rostock Camp zum Nordtor, sowie weitere Tausende vom Reddelich Camp zum Osttor (bei Bad Doberan) zu bringen. Unsere Aufbruchszeit, unsere Route, unser genaues Ziel, all das musste geheim gehalten werden. Wie sonst hätte unser Ziel erreicht werden können, auf die zentralen Straßen nach Heiligendamm zu kommen?

Viele Leute haben deshalb sehr schlecht über Block G8 geredet: Ich bin ein Anarchist, ich werden niemandem folgen, ich mach mein eigenes Ding. Fuck Block G8." Eine person schrieb auf indymedia: “Block G8 war eine sehr hierarchische Organisation. Auf den Treffen zu denen ich gegangen bin wurden alle Details von einem ‘Aktionrat’ organisiert, der sehr unzuverlässig und unzugänglich wirkte, solange du nicht dazu bereit warst mitzumachen und das Kannonenfutter fürs zentrale Organisationskomittee abzugeben.” Wie jemand auf Indymedia antwortete ist das “sehr respektlos denen gegenüber, die viel Anstrengung und Zeit reingesteckt haben, Dinge zu organisieren (die für gewöhnlich illegal sind, und ganz schön stressig, und potentiell große persönliche Kosten verursachen). Ich war echt froh darüber, dass sich einige Leute vorher genauste Gedanken darüber gemacht hatten, wie sie uns auf koordinierte Art und Weise vom Camp zur Blockade kriegen.”

Aber, tausende Leute vom Camp zur Blockade zu kriegen ist eine Sache. Sie aufrecht zu erhalten, sobald man dort angekommen ist eine andere. Die geheimen Block G8 Komittees haben eine prima Arbeit geleistet, uns alle auf die Straße zu bringen und ich war froh, ihnen dorthin zu folgen. Aber zur Aufrechterhaltung einer Blockade braucht es die Teilnahme aller BlockiererInnen und die Entscheidungsfindung im Konsens, und Block G8 widerstrebte es ihre Macht aufzugeben. So mussten wir am Mittwoch abend eine Reihe äußerst frustrierender Treffen erleiden, auf denen das Block G8 Komittee das Treffen dominierte – den Vorteil voll ausnutzend, dass sie ‘EigentümerInnen’ der Megaphone und des Sound-Systems waren, und der Authorität, die sie durch die erfolgreiche Führung auf die Strasse gewwonnen hatten. Kurz gesagt haben sie sich wie Arschlöcher verhalten, die allen, die nicht mit ihnen übereinstimmten unterstellten, sie wollten den ‘Aktionskonsens’ zerstören und seien nur auf ‘Eskalation’ aus. Es gab einen Punkt, da sie uns vorschlugen, dass die Aktion nicht länger unter der Schirmherrschaft von Block G8 stehen würde, wenn wir nicht machen was sie wollen – eine verachtenswerte Anstrengung unsere Aktion zu deligitimieren, durch die Repression und Kriminalisierung für den Staat einfacher geworden wäre. Tatsächlich war die Blockade kurz davor komplett auseinanderzufallen, als Block G8 verkündete, wir hätten unser Ziel erreicht und zum Rückzug blies. Dieser Rückzug wurde nur durch zwei Personen aufgehalten, die sich vor das Sound-System setzten und so verhinderten, dass es wegfuhr: durch blockieren der BlockierInnen!

Spannungen innerhalb der Blockade. Frustration über Block G8 und ihre Taktik. Die verunsichernde Erfahrung einen Ort aufzugeben, mit dem wir vertraut geworden waren, um sich 200m auf der Straße zurückzuziehen und viele Gruppen von Leuten zu sehen, die ganz wegtröpfeln. Nervosität beim Einbruch der Dunkelheit: Die Angst um 3 Uhr nachts von einem Wasserwerfer und, möglicherweise, voll ausgerüsteten Riot-Cops geweckt zu werden (gemischt mit der eher prosaischen Sorge, dass eine Teerstraße nicht das beste aller Betten ist). Mittwoch nacht war irgendwie angespant! (Es ist wichtig im Kopf zu behalten, dass auch wenn die Dunkelheit Unsicherheiten für uns bereithielt, es für die Polizei auch so war. Auch sie waren erschöpft. Sie hatten keine Ahnung, was wir oder einige von uns in der Nacht tun würden – wir waren schließlich und buchstäblich nur Meter entfernt vom Zaun um die Rote Zone. Wenn sie angreifen würden, wie würden wir reagieren – und wir waren nicht nur nahe am Zaun, wir waren direkt neben einer Bahnlinie mit einem schier endlosen Vorrat an faustgroßer Munition. Besser für sie wegzubleiben. Aber genau deshalb war es wichtig unsere kollektive Identität zu behalten und das ist warum das Verhalten von Block G8 so gefährlich war) In der Nacht passierte nicht viel, wenngleich sich einige unserer Ängste bewahrheiteten: unsere Zahl hatte sich von mehreren Tausend auf unter tausend reduziert. Der Donerstag morgen hat uns großartigen Kaffee beschert – kunstvoll gebrauten Milchkaffee von einem wundervollen Mann, der in seinem Bus mit zwei winzigen Espressokannen und einem Topf auf einem kleinen Kocher herumwirbelte – und mehr frustrierende Liebenswürdigkeiten von Block G8, die wieder vorschlugen wir hätten genug getan und dass es Zeit sei zu gehen. Aber dieser hatten wir echt genug: Einige organisierte und kollektiv eingestellte Bezugsgruppen mit Erfahrung im Finden einer Entscheidung im Konsens forderten ihre Führungsanspruch heraus, und wir erlebten einige fantastische Deligiertentreffen der gesamten Blockade. Im Ergebnis wurde unsere Kollektivität gestärkt und die Blockade am Tor blieb für weitere 24 Stunden bestehen.

Dazu zwei Punkte.

Wie können wir lernen zwischen diesen beiden Formen der Entscheidungsfindung umzuschalten – auf der einen Seite den Geheimplan, der von einer geschlossenen Gruppe umgesetzt wird, und auf der anderen die offene, horizontale Entscheidungsfindung im Konsens – auf ruhigere Weise, ohne Brüche und Mißstimmung?

Zweitens zeigt unsere Erfahrung auf dieser Blockade wieder einmal wie wichtig Bezugsgruppen sind. Nicht nur im Umgang mit dem Staat, sondern auch, wie hier, um dazu in der Lage zu sein das Block G8 Aktionskomittee aus dem Sattel zu heben, dessen Nützlichkeit sich überlebt hatte.

Damit soll es mit der Kritik an Block G8 erst mal gut sein, und ich möchte mit einer etwas positiveren Bemerkung enden. Als wir uns am Mittwoch morgen zur Straße aufmachten traf ihr Ratschlag punktgenau, und drückte perfekt unsere Politik aus:

Rennt nicht geadewegs auf die Bullen zu, zielt auf die Lücken!

http://thefreeassociation.blogspot.com