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2002-07-01

NO BORDER-NO NATION: DAS EUROPÄISCHE CAMP IN STRASSBURG

VORLÄUFIGES PROGRAMM (26.6.02)

WEITERE NEWS (29.6.02)

KONVOI VOM JENAER CAMP

RECHTSINFOS UND LEGAL TEAM

STAND DER VORBEREITUNGEN (10.6.02)

AUFRUF VON "CAMPERINNEN"

THEMENSCHWERPUNKTE

LINKS MIT MEHR HINTERGRUNDINFORMATIONEN

DIE ANDEREN CAMPS

HINTERGRUND

KONTEXT

WIDERSTANDORT STRASSBURG

AUFRUF VON "TEMPORÄRE ASSOZIATIONEN"

vorläufiges Programm für das Grenzcamp:

Freitag, 19.Juli: Ankunft und Aufbau; erste alternative Stadtbesichtigung und Besuche in den banlieues (Vorstädte)

Samstag, 20.Juli: Genua-Jahrestag; Eröffnungsaktivitäten (Kundgebungen, Demos, dezentrale Aktionen in Stadt und banlieues); abends: Eröffnungsparty + Konzert

Sonntag, 21. Juli: (zentrale) Abendinfoveranstaltung: freedom of movement (cae/Paris + teh Voice/Jena) und Iformationsfreiheit (d.sec.)

Montag, 22.Juli: morgens oder frühnachmittags: Kundgebung vor dem europäischen Menschenrechtsgerichtshof; (zentrale) Abendinfoveranstaltung:koloniale Gerechtigkeit und die Situation in den banlieues (organisiert von festival permanente/mib); später abend: Dia-Show zur Entwicklung des antikapitalistischen Widerstandes und der antirassistischen Kämpfe der letzten Jahre (Brian Holmes/ne pas plier, kmii/Hanau)

Dienstag, 23.Juli: Nachmittagsinfoveranstaltung: gegen das transnationale Migrationsmangement - Kampagne gegen IOM (Antirassistisches Büro Bremen, noborder Gruppe Kiew); (zentrale) Abendinfoveranstaltung:Crossover-Diskussion zwischen AktivistInnen mit PGA (Peoples Global Action)-Erfahrung und AktivistInnen aus dem noborder-Umfeld; spät-abend-camp-Kino: Filme über das Woomera-camp, otre vita/ Erfahrungen von Prostituierten u.a. (Hamburger Mediengruppe)

Mittwoch, 24.Juli: nachmittag: Kundgebung/Demonstration vor dem Abschiebeknast; (zentrale) Abendinfoveranstaltung:Migration und Arbeit - Diskussion mit Gästen aus den USA, Spanien, England (moderiert von "jedeR ist einE ExpertIn")

Donnerstag, 25.Juli:nachmittag: (carnevaleske) Parade unsichtbarer illegalisierter Arbeit; evtl. Abend-Infoveranstaltung: Sicherheitsstaat und soziale Kontrolle (cae/Paris)

Freitag, 26. Juli: sight-seeing-tour (Stadtbesichtigung) mit Aktionen/ Protest gegen Unterdrückung in Europa

Samstag, 27. Juli: Abschlußaktion/Demonstration/dezentrale Aktionen in der Stadt und rund um den SIS-Bunker (Schengener Informationssystem); Abend: Abschlußplenum und -party...

28. Juli: Abbau

tägliche Aktivitäten:
- Aktionen in verschiedenen Vorstädten (banlieues) von Strasbourg
- täglich werden d.sec-slots (Vorstellungen/Arbeitsgruppen, usw.)
angekündigt und Videopräsentationen im und außerhalb des Camps
- "Palästina-Zelt" mit Foto-Austellung und Filmen (von ya basta milano)

weitere angekündigte Veranstaltungen,Arbeitsgruppen und Aktionen, deren Datum und Uhrzeit noch nicht festgelegt sind:
- Vorstellung und Diskussion über die PGA-Konferenz in Leiden/Niederlande (31.8.-4.9.)
- Infoveranstaltung: von tactical media bis digital multitude
- Infoveranstaltung/Diskussion über das bevorstehende Europäische Sozial Forum in Florenz
- Infoveranstaltung zur Unterstützungskampagne für tschetschenische Flüchtlinge
- AG zur Situation nach dem 11. September
- Aktionen gegen Abschiebungsfluglinien
- Infoveranstaltung/Film über die Solidaritätskampagne für staatenlose
libanesische Flüchtlinge in Bremen
- AG zu Frauenhandel u.a.
- Rechtshilfe- AG
- rhythms of resistance - samba Aktions-AG - radikale Puppenbastel- AG

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weitere News

Der VolxTheaterKarawanen-Crazybus schafft als nobordercamp-Aussenstation eine noborderZone/medialounge in der Strasbourger Innenstadt, wo es live-Video -und Radiostreams und aktuelle Internetberichterstattung zu allen im rund um das Camp stattfindenden Aktionen an wechselnden Orten geben wird.
Die Lounge-Bar versorgt AktivistInnen, TouristInnen und InteressentInnen mit Informationen, Musik, Getränken und Performances. Workshops und widerständige, theatrale Praktiken werden im öffentlichen Raum initiiert, eine Videothek und ein kleines Kino zeigen unabhängige Medienarbeiten zu den Themen Globalisierung, Migration, Kontrolle und Widerstand. Gleichzeitig werden vom ptc-tv-team begleitete Stadtführungen und Rundfahrten von speziell ausgebildeten cityguides angeboten, um andere Perspektiven zu eröffnen und zu dokumentieren.

Von den Vorbereitungsgruppen wird dringend empfohlen, Fahrräder mitzubringen. Die Stadt ist flach und fahrradfreundlich. Mittels Rädern wäre eine viel größere Felxibilität gegeben und es wäre viel schneller möglich, vom Camp in die Stadt und zurück zu kommen, als dies zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich wäre. Gerade auch für Demos u.a. Aktionen wären Fahrräder sehr sinnvoll. Freiburger AktivistInnen versuchen Geld für Fahrräder aufzutreiben und soviel wie möglich mit nach Strasbourg zu bringen. Dafür werden jedoch noch weitere Mithelfer gesucht. Es gibt die Unterstützung zweier Fahradläden in Freiburg. Es fehlt lediglich noch an Leuten, die Fahrräder mitzusammenbasteln helfen. Es wäre sinnvoll, wenn sich ähnliche "Fahrradgruppen" in anderen Städten, die nicht allzu weit von Strasbourg liegen, bilden würde.

Auf dem Camp in Strasbourg wird es auch ein Treffen für alle aktiven und interessierten des Projektes einer europäischen Consulta geben (näheres zur Consulta auf dieser Seite bzw. unter www.soziale-consulta.de).

Wie zuvor schon auf dem Camp in Jena, so soll es auch in Strasbourg ein Koordinierungstreffen für eine Kampagne gegen die Bundestagswahl am 14.September geben .

Konvoi vom Grenzcamp in Jena
Vom 12. bis 19. Juli findet in Jena das 5te antirassistische Grenzcamp
statt. Am letzten Tag startet vormittags von dort ein Konvoi in Richtung Strasbourg, wo an diesem Freitag die Zelte zum ersten internationalen Nobordercamp aufgeschlagen werden. Der Konvoi macht in Frankfurt, das auf der Wegstrecke liegt, einen Zwischenstop, und zwar am Flughafen im Bereich der Cargo City Süd.
Damit soll einerseits in der Nähe des neu eingerichteten "Transitlagers" gegen Internierung und Abschiebung protestiert und sich somit auch nochmal auf den Schwerpunkt des Grenzcamps im vergangenen Jahr in Frankfurt/Kelsterbach bezogen werden. Zum anderen soll diese Kundgebung all denjenigen einen Treffpunkt zum Anschluß an den Konvoi bieten, die aus dem Rhein-Main-Gebiet bzw. aus dem Norden der BRD nach Strasbourg wollen und vorher nicht am kein mensch ist illegal-Grenzcamp in Jena teilnehmen konnten.
Wir wollen in Strasbourg dann am frühen Abend ankommen, es ist von Frankfurt nur knapp zwei Autostunden entfernt. Insofern "lohnt" die Teilnahme also auch für "Rhein-Main-WochenendaktivistInnen"!
Vorschlag ist demenstprechend, im möglichst großen, bunten, transparentgeschmückten Konvoi, der sich um einen oder mehrere Busse schart, gemeinsam in Strasbourg einzutreffen. Im Moment (25.6.) sieht es noch nicht danach aus, daß die Grenze zwischen Kehl und Strasbourg am 19. Juli von der deutsch-französischen Polizei abgesperrt würde, um die Zufahrt zum Camp zu behindern bzw. alles zu kontrollieren. Für den auch kurzfristig möglichen Fall, dass sich dies noch ändern sollte, werden wir vorab Konzeptvorschläge überdenken und am 19.7. am Flughafen diese gemeinsam abstimmen.
Treffpunkt Frankfurt Airport: Freitag, 19.Juli ca. 14 Uhr in der Cargo City Süd (Wegbeschreibung siehe unten): Ankunft und Begrüßung des "Freedom of Movement"- Konvois von Jena nach Strasbourg; 14.30 Uhr: Kundgebung mit Beiträgen gegen Abschiebung und Internierung, zum Auftakt des Internationalen Nobordercamps in Strasbourg sowie zum Jahrestag der Demonstrationen in Genua ca. 15.30 Uhr Gemeinsame Abfahrt nach Strasbourg
Wegbeschreibung zum Frankfurter Flughafen, Cargo City Süd: Am Frankfurter Kreuz von Norden oder Westen kommend in Richtung Basel/Stuttgart/Karlsruhe - A 3 - und dann nach ca. einem Kilometer sofort die erste Ausfahrt rechts nehmen, ausgeschildert als Air Base und Cargo City Süd. Dann links in diese neue Cargosiedlung einfahren, eine öffentliche Straße schlängelt sich einen weiteren Kilometer bis zum Parkplatz/Zufahrtsschranke vor der Einfahrt in das Flughafengelände. Linker Hand vor einer Eisenbahnüberquerung auf den Parkplatz fahren.
Ab dem 15. Juli wird dort auch eine Handynummer angegeben, das dann vor und am 19.7. als Infotelefon dienen wird.

Weitere Infos zum neuen Internierungslager über www.aktivgegenabschiebung.de
Rechtsinfos
Es hat sich bereits ein legal team gebildet, daß während des Camps dort anwesend sein wird und bereits jetzt die eventuell erforderliche Antirepressionsarbeit vorbereitet. Dabei wird das legal team jedoch auf die aktive Unterstützung und Mithilfe weiterer CampteilnehmerInnen angewiesen sein. Sehr bald wird es ein Rechtstiphandbuch des teams geben, sowie Notfall-Telefonnummern, die jedeR TeilnehmerIn unbedingt immer bei sich haben sollte. Das legal team arbeitet mit linken AnwältInnen zusammen. Es wird auch nach dem Camp weiterbestehen und sich um die eventuell auftretenden juristischen Konsequenzen für CampteilnehmerInnen zu kümmern.
Ausführlichere Informationen des legal teams sind sehr bald an dieser Stelle zu finden.

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STAND DER CAMP-VORBEREITUNGEN NACH DEM TREFFEN VOM 11./12.Mai

- es waren über 70 AktivistInnen aus verschiedenen Zusammenhängen aus Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Österreich, Italien, Spanien, England und Spanien da

- es werden schon jetzt ca. 1500 bis 2000 AktivistInnen erwartet

- die AktivistInnen, die sich schon mit der Vorbereitung beschäftigen stellen sich jedoch auf noch mehr Menschen ein und haben begonnen, neue Kochkollektive einzubinden, nach mehr großen Zelten und sonstigen Materialien zu suchen

- es gibt verschiedene Vorbereitungs-AG`s (mehr dazu, wie zu allem auf der Webseite www.noborder.org/strasbourg)

- die Grundinfrastruktur, wie Küchen, Toiletten, Elektrizität, Wasser, einige Zelte für Events wird auch von den Vorbereitungs-AG's koordiniert

- Menschen, die teilnehmen wollen werden gebeten so selbständig wie möglich, insbesondere bezüglich ihrer geplanten Aktionen zu agieren, aber auch bei der Mithilfe bezüglich der Camp-Infrastruktur (das Camp ist kein Consumer-Event, sondern ist abhängig von der aktiven Mitarbeit aller TeilnehmerInnen)

- die Verhandlungen mit der Stadt wegen des Campingplatzes sind noch am laufen, aber es sieht so aus, als ob es hier keine Probleme geben wird

- Informationen, Kontaktadressen, Flyer, Spendenaufrufe und Informationen, was sonst noch gebraucht wird, erfahrt ihr auf der Webseite www.noborder.org/strasbourg

- es gibt eine e-mail-Liste, um mit Infos versorgt zu werden: schickt eine leere e-mail an diese Adresse, um reinzukommen:stra-l-request@noborder.org (SUBJECT=subscribe)

- das nächste Vorbereitungstreffen findet am 29./30. Juni in Strassburg statt, wobei alle sehr willkommen sind, die bei der Vorbereitung helfen wollen (für nähere Infos: festival-permanent@voila.fr); für Unterkunft wird gesorgt

- zum Abschluß des Camps wird es eine kollektive Aktion am Samstag, dem 27. Juli geben; Inhalt und Art der Aktion wird durch kollektiven Diskussionsprozeß der Teilnehmer des Camps bestimmt werden

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AUFRUF VON camperInnen Vom 19.-28. Juli 2002 werden sich hunderte Anti-KapitalistInnen, Anti-RassistInnen und selbstorganisierte MigrantInnen aus ganz Europa zu einem internationalen Aktionscamp in Strassburg treffen um dem "Inneren Sicherheitswahn", der Ausbeutung durch Ausgrenzung und dem "Krieg gegen den Terrorismus" ihre Visionen der Welt entgegen zu setzen.

Zitat: "Einem Europa, das irgendwann einmal verlassen wurde und nun besetzt wird wie ein leeres Haus. Dessen Türen aufgebrochen werden, damit die heruntergekommenen Räume sich wieder mit Leben füllen: einem anderen Leben, das freilich nichts zu tun hat mit dem, was einst unter Europa verstanden wurde. Wir glauben diesem alten Europa nach wie vor kein Wort, wenn es heute statt Humanismus um humanitäre Missionen, statt Kolonialismus um gerechte Kriege, statt Stellvertreterkriege um die eigene Sicherheit geht."

Unter anderem soll am Beispiel des SIS [Schengen Informations System - some infos ] der ersten supranationalen Fahndungsdatei, antirassistische Perspektieven diskutiert und neue [gemeinsame-] Aktionsformen erarbeitet werden. In diesem Zusammenhang ist auch das d.sec project [freedom of information] angesiedelt und soll aktivistInnen aus antirassistischen Zusammenhängen und Menschen aus der Computer-, Medien- und Hackerszene eine Plattform bieten sich auszutauschen und über mögliche Strategien nachzudenken.

THEMENSCHWERPUNKTE zu denen es in Strasbourg Workshops und Diskussionen geben wird:
freedom of movement | justice coloniale | migration and work | anti prison | security laws and sozial control | freedom of information
HINTERGRUNDINFORMATIONEN:
The Sans Papiers movement [en]
The Schengen Information System [en]
Who made the SIS - technical background [en]
Call to the international noborder-actioncamp in Strasbourg [en]
Die restriktive Harmonisierung der Europäischen Immigrations- und Asylpolitik
Eine gute Übersicht mit Materialien zum Thema

DIE ANDEREN CAMPS
- 12.-19. Juli 2002 - anti border camp project in Poland read more Wohl das letzte mal hier an der polnisch-ukrainischen Grenze, bevor hier die neue EU-Außengrenze sein wird und für die meisten Menschen aus Osteuropa und Asien dann schon hier kein weiterkommen mehr möglich sein wird. Dies darf nicht einfach so hingenommen werden!!!

- 12.-19.Juli 2002 5.Antirassistisches Grenzcamp in Jena read more

- 3.-11.August 02 -Crossover Summer Camp- Cottbus read more

- 5.-11.August 2002 - No Border camp - Imatra, Finland read more
- 16.-?August 2002 - Land in Sicht - Hamburg, Germany read more

DER HINTERGRUND:
Als 1998 an der deutsch-polnischen Grenze das erste Grenzcamp stattfand, konnte sich wohl kaum eine/r der TeilnehmerInnen vorstellen, dass es nicht lange dauern würde, bis die Grenzcamps zum festen Bestandteil der Sommergestaltung der antirassitischen Bewegung in ganz Europa würden. Seither trafen sich tausende AktivistInnen an den Grenzcamps in Deutschland, im südspanischen Tarifa, in Lendava im slowenischen-ungarisch-kroatischen Grenzdreieck, in Krynick an der Grenze zwischen Polen und Weissrussland oder auf Karawanen.

Die Idee der Grenzcamps war im Ursprung denkbar einfach: während der Verkehr von Waren und Dienstleistungen und Kapital durch die Politik erleichtert wird, gilt die Bewegungsfreiheit nicht für alle Menschen. Durch eine Abschottungspolitik der EU wird die Migration in erwünschte und unerwünschte Menschen geteilt. Der Versuch die Grenze zu überwinden endet für unerwünschte MigrantInnen nicht selten mit dem Tod. Diejenigen die es über die Grenze schaffen werden durch neue Sicherheitsgesetze immer mehr mit der organisierten Kriminalität gleichgestellt und bieten als Illegalisierte oder "sans papier" die billigste Arbeitskraft auf dem EU Arbeitsmarkt. Die Grenzcamps sollen auf diesen Widerspruch im herrschenden Globalisierungsdiskurs aufmerksam machen. Durch eine spektrenübergreifende Begegnung und Zusammenarbeit, einer Mischung aus konfrontativen öffentlichen Aktionen und vielfältigen Diskussionen soll Austausch stattfinden und Protest artikuliert werden. Wie mit dem Camp am Frankfurter Flughafen deutlich gemacht wurde, stehen auch die inneren Grenzen im Visier.

Auch im Sommer 2002 werden mehrere Camps stattfinden: Mindestens zwei in Deutschland, eins an der Russisch-Finnischen Grenze und eins in Polen. Doch abgesprochen haben sich sämtliche europäische Zusammenhänge, um sich gemeinsam in Strassburg nochmal zu treffen. Das erste international organisierte No Border Camp wird zur Zeit von einem bunten Haufen europäischer Organisationen und Zusammenhänge gestaltet.

DER KONTEXT:
Die aktuellen militärischen Interventionen, mit dem Vorwand des "Krieges gegen der Terrorismus", sind von Lateinamerika bis Zentralasien Reorganisierungskriege, um eine neue Ordnung der Ausbeutungsverhältnisse herzustellen. Dieser Reorganisierungsprozess hat in den Metropolländern, in denen sich der Wohlstand anhäuft, auch eine "innere Kriegsfront" die sich am deutlichsten in der Verschärfung der sozialen Kontrolle aüssert.

Mit dem voranschreitenden Abbau des Wohlfahrtstaates häufen sich auch die Proteste die sowohl Ausdruck von grundlegender in Fragestellung der herrschenden Verhältnisse sind, als auch die Nostalgie derjenigen beinhaltet, die der Wohlstandsumverteilung nachsehnen. Die Regierungen reagieren mit Kriminalisierung, drehen an der Schraube der sozialen Kontrolle und seit dem 11. September versuchen sie die Welt in das Einheitsdenken des "Krieges gegen den Terror" zu versetzen. Armut, Immigration und politische Aktivitäten von Menschen die die herrschenden Verhältnisse in Frage stellen werden kriminalisiert. Die Regierungen bedienen sich des Diskurses des "Kampf gegen den Terror" und legen ihn je nach Bedarf anders aus um die sozialen Bewegungen zu bändigen.

Die Reaktion vieler Menschen ist es dem Ruf nach mehr Sicherheit zu folgen und in vielen Fällen die autoritären Strömungen zu unterstützen. 1999 waren in der EU fast ausschliesslich nur soziale marktwirtschaftliche Demokratenparteien an der Macht. Heute sind rechtsextreme Parteien in mindestens 5 EU-Länder bereits an der Macht beteiligt. Italien illustriert wahrscheinlich am besten wie polarisiert solche Verhältnisse werden können.

Nichdestotrotz lässt sich die Protestdynamik in Europa nicht einschüchtern wie jüngste Beispiele aus München, Rom oder Barcelona illustrieren.

WIDERSTANDORT STRASSBURG:
Die oben skizzierte Verhältnisse werden in Strassburg und im französischen Kontext wiederzufinden sein. Strassburg ist der Sitz verschiedener EU Institutionen wie das EU Parlament oder das SIS (Schengener Infomations System). Die Stadt wird seit einem Jahr von einer rechten Bürgermeisterin regiert. Der zuständige Politiker für die Verhandlungen über den Ort des No Border Camps war vor 5 Jahre noch bei der Front National, die rechtsextreme Partei Frankreichs die Le Pen gerade in den zweiten Wahlgang eintritt. In Frankreich finden Anfang Mai Präsidentschaftswahlen statt und im Wahlkampf versuchten Jospin und Chirac sich gegenseitig mit Ankündigungen zur Verschärfung der "inneren Sicherheit" und zur Bekämpfung der "kriminellen Jugendlichen aus den Banlieues" zu überbieten.

Voraussichtlich in der Gegend einer solchen Strassburger Banlieue, einem Wohngebiet am Stadtrand in dem viele MigrantInnen leben, soll das Camp stattfinden. Der Mouvement de l' Immigration et des Banlieues (MIB) sowie die Strassbuger Sympathisantengruppe "festival permanent contre les lios racistes" beteiligt sich an den Vorbereitungen des Camps. Die meisten MigrantInnen, die aus den ehemaligen Kolonien der "Grande Nation" nach Frankreich auswandern, verkaufen ihre billige Arbeitskraft in den Fabriken, auf dem Bau, bei der Ernte auf grossen Gemüse- und Obstplantagen oder in der Prostitution. Die Kolonien erkämpften ihre "Freiheit", doch die koloniale Beziehung zu diesen Ländern und zu den MigrantInnen bleibt bestehen. Seit Jahrzehnten organisieren sich MigrantInnen und kämpfen für bessere Lebensbedingungen, gegen Ausgrenzung durch Sondergesetze und vorprogrammierte Arbeitslosigkeit. Regelmässig sind Menschen aus den Banlieues, den Wohnsiedlungen am Stadtrand der Grossstädte, Opfer von Übergriffen seitens der Polizei. Jugendliche werden auf der Strasse oder im Knast umgebracht, die Polizisten bleiben unbestraft.

Neben MIB sind aus Frankreich Gruppen gegen Abschiebungen und Kollektive für die Abschaffung aller Gefängnisse involviert. In Paris gestalten sie gerade eine Kampagne gegen die nach dem 11. September eingeleiteten Sicherheitsgesetze. Ausserdem betiligt ist "Sans Titre" eine Vernetzung städtischer und ländlicher autonomer selbstverwalteter Projekte die sich zu gemeinsamen Aktionen gefunden haben. Aus Österreich sind antirassitische Gruppen um die Wiener Volxtheater-Karawane beteiligt; die EngländerInnen aus "barbed wire" wollen gegen Abschiebehaft ihre Aktionen in Strassburg fortsetzen; no border und "Rythms of Resistance" Sambactivistas aus London werden beim Programm laut und farbig mitwirken, mehrere internet und indymedia AktivistInnen plädieren für freien Zugang zu Informationen und fordern die Auflösung des SIS und aus Finnland hat sich auch ein erster Bus angemeldet. Aus dem Spanischen Staat und aus Germoney werden mehrere AntirassistInnen aus dem Kein Mensch ist Illegal Spektrum erwartet und die selbtorganiserten Flüchtlinge von The Voice haben einen Konvoi für Bewegungsfreiheit und gegen die Residenzpflicht vom Camp in Jena nach Strassburg angekündigt.... eine interessante internationale Zusammensetzung erscheint also zunehmend wahrscheinlicher.

Das Schengen Information System (SIS), wird von allen als symbolischer Bezugs- und "Anlauf"punkt erwähnt. Dieses elektronische Instrument der Kontrolle, Abschiebung und Kriminalisierung charakterisiert die europäische Vereinheitlichung sicher treffender als die kosmetischen Institutionen des Europaparlaments oder des Menschenrechtgerichtshofes. Letzterer wird nichtdestotrotz zu einem weiteren Ort des Protestes werden, wenn The Voice dort die Bewegungsfreiheit einklagen werden.

Für Samstag den 27. Juli soll es eine gemeinsame Abschlussdemo oder Aktion geben. Die genaue Form und Ausrichtung wird noch diskutiert und soll sich auch aus der Dynamik des Camps ergeben. Das Camp ist in einem anti-autoritären Rahmen organisiert und lebt von der Beteiligung und Eigeninitiative der Teilnehmenden. Diese temporäre autonome Zone steht im Gegensatz zu den vorhersehbaren Gegengipfelmobilisierungen und bietet einen guten Rahmen für Austausch und Aktion.

Der Diskurs des "Kampfes gegen den Terrorismus" und der "inneren Sicherheit" ist eine hauchdünne Fassade die es anzukratzen gilt. Die Begegnung und der Austausch verschiedener politischer und sozialer Strömungen untereinander kann dazu beitragen eine neue Kraft zu entwickeln um sich jenseits der künstlichen Teilung der Welt in "Gute" und "Böse" zu artikulieren. Also Zelte packen und auf nach Strassburg !

Homepage: http://www.noborder.org/strasbourg/index.ph
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Reden wir von Europa
(AUFRUF ZUM NOBORDER CAMP von Temporäre Assoziation)

Einem Europa, das irgendwann einmal verlassen wurde und nun besetzt wird wie ein leeres Haus.Dessen Türen aufgebrochen werden, damit die heruntergekommenen Räume sich wieder mit Leben füllen: einem anderen Leben, das freilich nichts zu tun hat mit dem, was einst unter Europa verstanden wurde.
Wir glauben diesem alten Europa nach wie vor kein Wort, wenn es heute statt Humanismus um humanitäre Missionen, statt Kolonialismus um gerechte Kriege, statt Stellvertreterkriege um die eigene Sicherheit geht.
Wenn wir heute von Europa reden, dann nicht, weil wir an Europa glauben. Sondern weil wir auf die Ironie der Geschichte setzen: Im Zeitalter einer neuen globalen Souveränität haben Abhängigkeit und Unabhängigkeit überall auf der Welt einen neuen Sinn bekommen und die positive wie die negative Fixierung auf Nationalstaaten jede Perspektive verloren. Wenn wir heute von Europa reden, dann weil wir vorhaben, Europa, dieses abbruchreife Gebilde, endlich einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Weil wir die Chance sehen, mitten in diesem Europa eine andere Welt möglich zu machen.
Wir reden von einem Europa, das erkämpft wird gegen die Mächte des alten Europas der Nationalstaaten, das alte Europa von Kolonialismus, Imperialismus und Faschismus. Das erkämpft werden muss gegen die Mächte des gegenwärtigen Europas mit seinen rechtspopulistischen und postfaschistischen Regierungen, mit seinen progressiven Großmachtphantasien und seiner ungebrochenen humanistischen Heuchelei.
Wir reden von einem Europa, das viel mehr erkämpft werden muss gegen die neue Macht eines imperialen Kommandos, das den Ausnahmezustand zur Regel erhebt und die Privilegien einer liberalen Gesellschaftsordnung ebenso einebnet wie die mühsam errungenen Zonen gelinderter kapitalistischer Ausbeutung.
Wir reden am Ende von einem Europa, das weniger gegen das bestehende, als für ein künftiges erkämpft wird. Wir reden von einem virtuellen Europa. Einem Europa, das in und aus vielen anderen Europas besteht. Wir reden von Europas, die das Werk von Generationen anderer Menschen im Kampf um Befreiung fortsetzen.
Ein Europa, das in den vergangenen Kämpfen von Minderheiten bereits zu erahnen war, das in den Kämpfen der Arbeits- und Papierlosen im Entstehen begriffen ist, in den Kämpfen einer neuen Gewerkschafts- und Umweltschutzbewegung weiter wachsen wird. Ein Europa, das es längst gibt, in dessen Mitte wir leben, das aber trotzdem unsere Vorstellungskraft überschreitet.
Die Menschen, denen die Hoffnung auf das blanke Überleben bald mit der gleichen Selbstverständlichkeit geraubt wird wie das Recht auf Selbstbestimmung, lassen sich nicht fern halten von Europa. Sie machen sich auf den Weg - wenn nicht freiwillig, dann aus gutem Grund, mit dem festen oder letzten Willen, ein besseres Leben zu erlangen.
Reden wir von einem offenen Europa. Ein Europa, das sich nicht länger zu sichern vorgibt und abschottet. Ein Europa, das erobert wird vom Rest der Welt. Das aus allen besteht, die hier sind oder hierher wollen. Ein Europa ohne Grenzen. Ein Europa, in dem sich Innen und Außen so
miteinander verschränken, dass es untrennbar vernetzt ist mit der Welt.
Reden wir von einem kleinen Europa. Ein Europa ohne Territorium und ohne Identität. Ein Europa, das allen gehört und zu dem alle gehören, die dazugehören wollen, und sei es im Vorübergehen.Ein temporäres Europa, dessen einziger und eigentlicher Sinn darin besteht, Brücken zu schlagen, Beziehungen zu stiften, zu verknüpfen und zu verbinden.
Reden wir von einem demokratischen Europa. Ein Europa, in dem es keine Mehrheit mehr gibt, und deswegen auch keine Minderheiten. Einem Europa, das sich nicht aufteilt oder erweitert wird, sondern immer weiter vervielfältigt. Ein Europa, in dem die materiellen wie immateriellen Grundrechte allen Menschen zustehen, egal in welches Unrecht sie zufälligerweise hineingeboren wurden. Ein Europa, das allen Menschen Bewegungs- und Informationsfreiheit,das Anrecht auf ein gesichertes Auskommen wie die Aussicht auf ein glückliches Leben garantiert.
Reden wir von einem produktiven Europa. Ein Europa, das nicht zwischen nützlichen und unnützen Menschen unterscheidet. Ein Europa, in dem jeder Mensch ein Experte ist. Ein Europa, in dem Wissen nicht als geistiges Eigentum versperrt, sondern zur allgemeinen
Nutzung freisteht. Ein kreatives Europa, in dem die Menschen sich die Produktionsmittel aneignen, die sie benötigen, um wenigstens die dringendsten Probleme dieser Welt anzugehen. Ein Europa, das seine Vielfalt, seine Verschiedenartigkeit und seinen Reichtum nicht auf Kosten der restlichen Welt erwirtschaftet, sondern zu einer Globalisierung beisteuert, die diesen Namen verdient.

Sprechen wir von Strasbourg. Sprechen wir vom europäischen NoBorderCamp vom 19.- 28. Juli 2002 in Strasbourg. Verlieren wir einige Worte auf dem Weg, das Europa zu unterminieren, welches sich Schengen nennt und geheimnisvoll S I S buchstabiert. Unternehmen wir die Aktionen, welche die herkömmlichen Grenzen Europas überschreiten und unterlaufen.
Erwähnen wir die Leidenschaft und den Aufstandswillen des Kumpel Blanqui. Gewinnen wir Freundinnen und Freunde bei einem Festival der Lust. Produzieren wir im Labor des zivilen und sozialen Ungehorsams die unvorstellbaren Wünsche der möglichen Welt. Organisieren wir die Subversion Europas.

Sie kaufen dein Glück, stehlen wir es.

Temporäre Assoziation
jeder mensch ist ein experte