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2002-08-29

No border Camp Strassburg - das Handbuch

Bis jetzt ist alles gut gegangen… Diese Broschüre enthält alles was du wissen musst um diese zehn Tage voller kollektivem Leben und Aktionen positiv zu erleben. Sie soll auch ermöglichen, dass du möglichst gut von den innerhalb und ausserhalb des Camps angebotenen Möglichkeiten profitieren könnt. Wir empfehlen, dieses Heft möglichst aufmerksam zu lesen.

[im Original auf http://www.noborder.org/strasbourg/guide_de.html]

2002

No border Camp Strassburg – das Handbuch

Bis jetzt ist alles gut gegangen… Diese Broschüre enthält alles was du wissen musst um diese zehn Tage voller kollektivem Leben und Aktionen positiv zu erleben. Sie soll auch ermöglichen, dass du möglichst gut von den innerhalb und ausserhalb des Camps angebotenen Möglichkeiten profitieren könnt. Wir empfehlen, dieses Heft möglichst aufmerksam zu lesen.

Dieses Camp wird unsere Ideen und Praktiken vor eine grosse Aufgabe stellen. Der Erfolg hängt vom guten Willen aller TeilnehmerInnen ab. Um ein selbstverwaltetes Zusammenleben von den erwarteten 2000 Menschen zu ermöglichen ist es notwendig, dass wir uns alle an kollektiven Aktivitäten und Aufgaben beteiligen. Es ist eine grosse Herausforderung hier und jetzt im täglichen Leben zeigen zu können, für welche Welt(en) wir kämpfen.

Diese Broschüre ist ein Teil mehrerer Dokumente, die dazu dienen das Leben im Camp zu verbessern. Für Interessierte gibt es auch ausführlichere Informationen zu anderen Aspekten : Präsentationsbroschüre des Camps, Aktivitätsprogramm, Ratschläge zur Vorbereitung von Aktionen, rechtliche Fragen (Ratschläge für aktive DemonstrantInnen, juristische Tips für Menschen ohne und mit Papieren…), Erste Hilfe und noch vieles mehr…

Der unten vorgestellte Organisationsrahmen ist das Ergebnis von mehreren Monaten gemeinsamer Diskussion der Vorbereitungsgruppen. In diesem Camp werden verschiedenste politische Gruppierungen und viele Sprachen aufeinandertreffen. Es ist uns bewusst, dass die Entscheidungen, die wir getroffen haben, nicht allen gefallen werden und dass sie Konflikte nicht verhindern werden können. Wir bauen aber auf das vernünftige und respektvolle Verhalten aller. Wir hoffen ausserdem, dass der generelle Rahmen des Camps so gut vorbereitet ist, dass dieser nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden muss.

Die in dieser Broschüre beschriebenen Ansätze sind nicht unumstösslich, sondern ein lebendiger Prozess. Sie stellen den jetzigen Stand einer Auseinandersetzung dar, die während und nach dem Camp weiterentwickelt werden soll. Wir wollen Raum schaffen für Kritik und wünschen uns eine Auswertung dieses Experiments, damit es in den permanenten Entwicklungsprozess anderer Lebensformen und dem Kampf um andere Welten einfliessen kann.

Die vorbereitenden Einzelpersonen und Gruppen haben sich für eine Organisationsphilosophie entschieden, die auf der permanenten Suche nach Autonomie, Selbstverwaltung, Dezentralisierung und natürlich der Gleichheit aller TeilnehmerInnen beruht. In der Praxis gilt es eine Reproduktion von Aufgabenspezialisierung und “ManagerInnen /KonsumentInnen”-artigen Beziehungen zu vermeiden. Für rassistisches, antisemitisches, sexistisches, homophobes oder sonstwie menschenverachtendes Verhalten ist in unserer Lebensanschauung kein Platz. Deshalb erwarten wir von allen, dass solche Einstellungen hier auf dem Camp nicht geduldet werden.

Ein Plan des Geländes ist in der Broschüre enthalten. Er wird dir dabei helfen die verschiedenen kollektiven Einrichtungen zu finden. Falls Probleme auftauchen kannst du dich immer ans Infozelt wenden. Viel Spass beim Lesen!

KUARK
Kürzlich Unwiederbringlich Aufgelöstes Redaktions Komitee
Inhaltsverzeichnis

- Grundsätzliche Organisationsstruktur
- Erklärung: Campen ohne Grenzen ?!

- Versammlungen und Entscheidungsfindung

Kollektive selbstverwaltete Strukturen
- Kollektive Strukturen des täglichen Lebens
- Empfangspunkt
- Labyrinth und Infokiosk
- Zentrales Infozelt und Infozelte in den Barrios
- Gruppe “Bertha”
- Gruppe “Kinder”
-Küchen und Versorgung

Andere Strukturen
- anti tech Café
- Frauencafé (non-mixte/women-only)

Kommunikation und Medien
- alternative Medien
- Internetanschluss
- Beziehungen zur bürgerlichen Presse
- Vor, während und nach den Aktionen…
- Sanigruppe
- Rechtshilfegruppe
- Koordination der Übersetzungen im Camp

Empfehlungen, Kontakte und praktische Informationen
Grundsätzliches zur Organisation

Bemerkung: Nach mehreren Debatten haben die beteiligten Gruppen beschlossen, über die Wahl des Geländes zu verhandeln, um nicht all unsere Energie bei einer eventuellen Verteidigung des Camps zu verschwenden. Das Ziel ist, dass alle mitmachen und sich auf die Aktionen, Debatten, Begegnungen, aber auch das tägliche Leben (Essen, Toiletten, Müll, usw.), Meinungsbildung und politische Entscheidungen konzentrieren können. Eine dezentrale Organisationsstruktur erschien uns die beste, um allen eine aktive Teilnahme zu ermöglichen.
Campen ohne Grenzen ?!

Barrios (Quartiere):
Im Camp organisiert sich das tägliche Leben in verschiedenen “Barrios”, die um je eine Küche, einen Toilettenblock, eine Müllsammelstelle und einen Diskussionsplatz angelegt sind. Diese Barrios haben den Zweck, eine kollektive Verwaltung zu ermöglichen, in der möglichst viele Personen helfen, Entscheidungen zu fällen. Die Verteilung der TeilnehmerInnen auf die Barrios ist frei und veränderbar; und kann auch nach den Belangen des täglichen Lebens passieren wie etwa Essen, Lärm, Kinder, usw. Wir wollen es vermeiden ein Aufteilung nach Ländern zu reproduzieren, vermischt euch so weit es geht. NO BORDER!!! In jedem Barrio seid Ihr eingeladen, euch in die Listen für die Aufgaben des täglichen Lebens einzutragen.

Die kollektiven Strukturen:
Sie ermöglichen das Funktionieren des gesamten Camps und brauchen den Einsatz aller TeilnehmerInnen. Um herauszufinden, wo sie sich genau befinden, schau bitte auf dem Plan nach.
Plena und Entscheidungsfindung:

Barrio-Plena:
Ihre Funktion ist es, • das tägliche Leben, wie z.B. die Müllentsorgung, die Küchen, die Duschen, usw. zu organisieren , • sowie eventuelle Konflikte unter den BewohnerInnen des Barrios zu lösen. • sich gegenüber verschiedenen Themen die das ganze Camp angehen zu positionieren. Es werden Delegierte an die sogenannte “Inter-Barriette”, also das Camp- Koordinationsplenum entsandt.

Plena der kollektiven Strukturen:
Sie diskutieren die anstehenden Aktivitäten und lösen technische Probleme. Auch sie senden Delegierte an die Inter-Bariette

Bezugsgruppen:
Verschiedene autonome Aktionen und Initiativen, die nicht an der Inter-Bariette besprochen werden brauchen, sollen bloss angekündigt werden. Sie können entweder beim Infozelt, beim Aktions-Koordinationszelt oder übers interne Radio bekannt gegeben werden, und/oder in den betreffenden Bezugsgruppen diskutiert werden.

“Inter-Barriette” (Camp-Koordinationsplenum):
Es handelt sich hier um ein Plenum von Delegierten der verschiedenen Barrios, von den kollektiven Strukturen ( z.B Sanigruppe, Rechtshilfe-Gruppe u.ä.) und, wenn nötig, von Bezugsgruppen.

Zu diskutierende Themen:

- gemeinsame Verhaltensweise im Falle von heftiger Repression, wie z.B. Drohung einer Campräumung, zahlreiche Festnahmen, usw.
- gemeinsamer Ausdruck der Abschlussaktion, die während der ganzen Woche diskutiert und erarbeitet werden wird.
- gemeinsames Verhalten im Falle eines internen Konflikts, der nicht im betreffenden Barrio gelöst werden kann.
- Koordination zwischen den verschiedenen Campstrukturen.
- Aktionen, von denen die durchführenden Gruppen einschätzen, dass sie Auswirkungen auf cas ganze Camp haben könnten und vorher mit allen Delegierten des Camps diskutiert werden sollten.
- Anderes…

Die Tagesordnungspunkte der Inter-Bariette sind im Voraus beim Infozelt angekündigt werden, so dass sie vorher in den Barrios besprochen werden können. Die Barrio- Plena könnten z.B. jeden Morgen beim Frühstück stattfinden. Die Inter-Barriette folgt um 10:30h. Die Plena der kollektiven Strukturen und der Bezugsgruppen finden dann statt, wenn die betreffenden Gruppen es für am besten einschätzen.
Selbstverwaltete kollektive Strukturen
Die kollektiven Strukturen des täglichen Lebens

Empfang (am Camp Eingang)

Dort gibt es Informationen in verschiedenen Sprachen. Es handelt sich nicht um eine Eingangskontrolle, sondern um den Versuch, einen zahlenmäßigen Überblick über die Menschen und das Material, welche beim Camp ankommen, zu behalten. Der Empfang richtet sich sowohl an Personen, die sich im Camp niederlassen, wie auch an BesucherInnen.

Was findet mensch beim Empfang? – allgemeine und politische Selbstdarstellung des Camps Kalender der “öffentlichen” Aktivitäten inner- und ausserhalb des Geländes. Die Aktivitäten werden durch die beteiligten Gruppen für öffentlich oder nicht öffentlich erklärt. In jedem Barrio sollten AnsprechpartnerInnen sein, die Neuankömmlinge bei der Ankunft orientieren können.

•"Labyrinth" und Infokiosk
Der Labyrinth ist ein Ort an dem sich anwesende Gruppen mit Texten, Bildern und Flugblättern präsentieren können. Es wird ergänzt durch den Infokiosk, einem Ort, der dazu dient, Material (Flugblätter, Broschüren, Videos, usw.) auszulegen und zu verteilen, welches die verschiedenen Leute oder Gruppen mitbringen.

Wir laden alle Gruppen ein, eine Selbstdarstellung ihrer Aktivitäten vorzubereiten (bitte an die Übersetzung denken).

• Der Zentrale Infopoint
Der Infopoint ist eine der wichtigsten interaktiven Strukturen für die Koordination von Informationen und Aktivitäten auf dem Camp. Ihr werdet dort unter anderem folgendes finden:
- Eine Einleitung in den Organisationsrahmen des Camps und die Kollektiven Strukturen (briefings).
- Pläne und praktische Infos
- eine detaillierte und von allen aktualisierte Version des Programmes und Ablaufes (Nicht aufgeführt sind die Aktionen, die im Aktionszelt ausgehängt sind).
- Protokolle und Tagesordnungen der “Inter-Bariette” Plena.
- Nachrichten, updates und Anzeigen aus allen Bereichen
- Tafel für Meinungsäusserungen
- Koordination der Übersetzungen usw.

• Die Infopunkte in den Barrios
werden vom jeweiligen Barrio verwaltet. Ihr findet dort unter anderem: Einen Plan des Geländes, praktische Informationen und die Koordination der verschiedenen Aufgaben innerhalb des Barrios, Anzeigen, Aufrufe, usw.
Bertha (Big Bertha is watching you !)

Ihre Rolle: die Vorbereitung und Koordination eines Konzeptes für Sicherheit und Konfliktlösung innerhalb des Camps.

Allgemeine Grundsätze: Wir wollen keine Polizei reproduzieren oder die Muskeln spielen lassen. Die Verantwortung für Sicherheit und eine gute Lösung von Konflikten liegt bei allen. Die Mitglieder der Gruppe Bertha sind KoordinatorInnen und AnsprechpartnerInnen für den Notfall . Die Idee dahinter ist, dass Probleme schnell und lokal gelöst werden können. Im Moment müssen wir die Sicherheit von acht Barrios und einer kollektiven Zone gewährleisten.

Es wird vorgeschlagen, mindestens 6 Personen je Bertha-Barriogruppe zu haben. Auch die kollektive Zone stellt eine Berthagruppe auf. Jedes dieser Teams entsendet eine/n Delegierte/n auf das tägliche Bertha-Treffen (8 Barrios + 1 kollektive Zone = 9 Personen). Diese 9 Personen gewährleisten eine 24 Stunden Präsenz im Bertha-Zelt, wobei natürlich rotiert und drauf geachtet werden sollte, dass alle Sprachen verstanden werden. Diese Personen sammeln Informationen über das, was im Camp und in der Stadt passiert. Jede Bertha-Barriogruppe hat ein Walkie-Talkie, mit welchem sie in Kontakt mit dem Bertha-Zelt bleiben können. Auf mögliche Probleme wird über Lautsprecher aufmerksam gemacht.
Die Kindergruppe

In den ersten Tagen des Camps findet eine Kinderversammlung statt, an der sich die Kinder zu Wort melden können. Das Ganze wenn möglich ohne Eingreifen von Erwachsenen. Ein/e Erwachsene/r wird eine/n Kinderdelegierte/n zur Inter-Bariette begleiten, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Stimme und ihre Vorschläge einzubringen.

Die Gruppe versteht sich nicht als Kinderhort, sondern will eine Vielzahl von Aktivitäten vorschlagen. Ihr Ziel ist es, die Kinder so gut wie möglich ins Campleben zu integrieren. Wir schlagen ihnen deshalb vor, z.B. in der Küche mitzumachen oder die Karawane in die Banlieues von Strassburg zu begleiten, um dort Kontakte mit anderen Kindern zu knüpfen. Die Kinderaktivitäten im Camp sind natürlich auch offen für die Kinder aus Strassburg.

Aktivitäten: z.B. Jonglieren, Herstellung von Bällen, Perkussion, Marionetten, Tanz und körperlicher Ausdruck, gemeinsames Malen, Natur, Rollenspiele… sind schon vorgeschlagen worden. Aber wir brauchen noch viele weitere Vorschläge! Alle sind willkommen.

Material für die Aktivitäten mit Kindern sind natürlich auch sehr willkommen.

Für Regentage gibt es ein Kinderzelt, es befindet sich im Kinderbereich, gleich neben dem Sani-Zelt. Kinder und Eltern können sich in dieser Zone einrichten, wenn sie dies möchten.
Die kollektiven Küchen

Es gibt sechs Küchen-Infrastrukturen und/oder Küchengruppen, die von den BewohnerInnen des jeweiligen Barrios verwaltet werden. Eine davon kann sich aus dem vorhandenen Küchenmaterial ergeben. Alle dürfen und sollen zur Küchenorganisation und zum leckeren Essen beitragen.

In einigen Küchengruppen wird es Bezugspersonen geben die Erfahrung mit dem Material und in der Essenszubereitung in grossen Mengen haben, an die sich alle wenden können.

Küchenstrukturen und/oder Kochkollektive, die auf Spendenbasis oder einem empfohlenen Preis beruhen:

Maulwurf aus Freiburg -(500 Personen)
Txirivita von Barcelona – (400 Personen)
Harira (MIB, Festival Permanent & friends) (100 Personen): vegetarische und nicht-vegetarische Küche aus Nordafrika
Küche aus Karlsruhe – vegetarische Küche für etwa 100 Personen
Kollektive Küche Sans-Titre – für etwa 100 Personen, vegetarisch + Material für eine weitere Küche.

Wir hoffen, dass ihr Teller, Gläser, Tassen und Besteck mitgebracht habt. Vermeidet Wegwerfartikel, es gibt Spülmöglichkeiten.

Versorgung und Koordination:

Küchen-Koordinationstreffen finden immer abends statt, um die Versorgung für den jeweils nächsten Tag zu organisieren.
Andere Strukturen:

Anti-Tech Café
Dieses Café ist ein technologiefreier Begegnungsraum: Netter tea-room auf Spendenbasis, wo unter anderem über die Nutzung von Technik diskutiert werden kann.

Frauencafé (café non mixte)
Ein Café nur für Frauen. Es besteht die Möglichkeit für Interessierte Informationen und Fotos, im Rahmen des Forums “Frauen und Migration”, auszulegen.
Kommunikation und Medien

Alternative Medien:

Das Internet Café befindet sich im Zentrum der alternativen Medien auf dem Campgelände. Dort wird allen TeilnehmerInnen eine Büroinfrastruktur zur Verfügung stehen, um Presseerklärungen, Flugblätter u.ä. zu verfassen.

Web-Radio

Unter www.noborder.org/strasbourg/radio/ wird es ein Radio aus dem Camp geben. Da die Bandbreite des Internettanschlusses begrenzt ist , kann jeweils nur ein Webradio senden. Ein Vorschlag ist, dass täglich der nächste Tag geplant wird, so dass alle interessierten Gruppen zum Zuge kommen. Es sollte auch ein fester Sprachenplan aufgestellt werden. Ein zweites Web-Radio des Noborderzone-Busses wird jeweils zwischen 19 Uhr und 19 Uhr 30 zur Verfügung stehen.

Web-Journal

Auf www.noborder.org/strasbourg sind die neusten Nachrichten aus dem Camp zugänglich, die von einer Redaktionsgruppe verfasst werden.

Radio

Zwei Radios werden vom Camp aus senden.

• Externes Radio
Es handelt sich um ein Radioprogramm, das Strassburg und Umgebung mit verschiedenen Sendungen und Nachrichten aus dem Camp versorgt.
• Internes Radio
Es bietet viele Möglichkeiten:
-Übertragung der Inter-Barriette
-Übersetzung von Debatten und Plena
-Kurze Nachrichten
-Ankündigungen
- und andere Sachen, je nach Bedürfnisse und Ideen

Internetzugang

• Im Camp:
Das Internetcafé beim alternativen Medienzentrum ermöglicht Allen aufs Internet zuzugreifen und auf http://www.noborder.org/strasbourg Informationen zu veröffentlichen.

• Noborderzone-Bus (Publix Theater Karawane)
In diesem alten, zweistöckigen Bus gibt es Infrastruktur für Radio, Redaktion, Internetzugang… Der Bus sieht sich wie eine Ausweitung des Camps in der Innenstadt.
Aktionen rund um ihn herum sind sehr willkommen. Er kehrt jeweils abends zum Camp zurück, wo Filmvorführungen geplant sind.

• Le syndicat potentiel (13 rue des couples)
Im Rahmen eines von d.sec angebotenen Infoshops wird ein Internetcafé mit permanenten Workshops eingerichtet. Das syndicat potentiel wird auch eine Ausstellung über Organigramme des “bureau d’études” und das Projekt “Universelle Botschaft” präsentieren.

• Beziehungen zur bürgerlichen Presse

In der Eingangszone des Camps ist ein klar abgegrenzter Platz für den Empfang der bürgerlichen Presse vorgesehen. Es ist die Entscheidung jeder Gruppe, ob sie dort mit der Presse zusammentreffen will. Es besteht aber auf jeden Fall die Möglichkeit, dort Interviews durchzuführen, auf Wunsch mit Unterstützung der Pressegruppe.
Vor, während und nach den Aktionen…

Koordination der Aktionen

Wir wünschen uns während des ganzen Camps viel Kreativität beim Ausdenken von Aktionen. Die Bildung von Bezugsgruppen wird empfohlen. Dazu gibt es ein Zelt, das dazu dient, die Aktionen vorzubereiten und abzusprechen (siehe Plan). Folgende Sachen sind dort erhältlich:
- Brauchbares kollektives Material (denkt daran zu reservieren)
-Nützliche logistische Informationen über Strassburg (Busse, Karten, Material-Vermietung,…)
-Informationen über die Organisation von Aktionen und vergangene Aktionen – Ratschläge
- ein Überblick über Treffpunkte zur Vorbereitung von Aktionen und Informationen wie sich Leute einbringen können.

Ein paar Bemerkungen zu Aktionen während des Camps:

- Jede Gruppe sollte sicherstellen, dass sie eine Presseerklärung irgendwo zugänglich macht und sich eine Person im Voraus mit der Rechtshilfe-Gruppe (legal team) trifft.

- Menschen ohne Papiere wie auch alle Anderen sollten die Risiken überdenken, denen sie sich bzw. Andere aussetzen. Die Aktionsgruppen sollten sich überlegen, welchen Schutz sie den gefährdeteren Personen gewährleisten können.

Aktionen während des Camps:

Einige Aktionen werden im Programm öffentlich angekündigt sein. Vor allem die vorbereiteten Aktionen, an denen viele Leute teilnehmen. Weitere sollen während des Camps erdacht, diskutiert und durchgeführt werden. Prinzipien: Keine Limits und keine vorbestimmte Linie gilt es bei der Wahl der Aktionsform zu berücksichtigen. Vorstellbar ist:
- Legale, erlaubte, risikolose Aktionen
- Illegale Aktionen mit einem mehr oder weniger eingeschätzen Risiko

Abhängig vom Risikofaktor, dem Einfluss auf das Camp und dem Willen, eine grosse Anzahl Menschen in die Aktion einzubeziehen, können die Gruppen, die eine Aktion machen wollen, folgende Organisationsmethoden wählen:

-In einer geschlossenen und nicht angekündigten Weise, mit beschränkter Teilnahme und einem Treffpunkt um die Aktion vorzubereiten. Sie sollte auf dem Zeitplan im Aktionszelt mit einer kurzen Beschreibung aufgeführt werden.

- Andere Aktionen mit vielen TeilnehmerInnen sollten auf der Inter-Barriette diskutiert werden. Dies könnte der Aktionstyp sein, bei dem ein grosse Teilnahme erwünscht ist. Insbesondere die Abschlussaktion die im Laufe des Camps erarbeitet und diskutiert wird.

- Dies sollte auch der Fall sein für Aktionen als Antwort auf Repressionswellen oder Aktionen, die so einen grossen Einfluss auf das ganze Camp haben, dass die duchführenden Gruppen eine Rückmeldung von andern Gruppen und Barrios erhalten möchten.
Sani-gruppe (medical team)

Die medizinischen Gruppen haben ein Zelt, wo du während der ganzen Zeit, 24 Stunden am Tag, immer ein paar Leute finden wirst, an die du dich im Falle eines Problems wenden kannst. Diese Gruppen sind hier, um Orientierung und ein wenig Prävention zu betreiben und natürlich auch um in Notfallsituationen eingreifen zu können. Sie werden sich im Camp und während den Aktionen um kleinere Verletzungen kümmern. In diesem Zelt kannst du auch Dokumentationen zu verschiedenen Themen finden:
Geschlechtskrankheiten, Verhütung, Drogen, Selbstbehandlung (mit einigen Pflanzen und essentiellen Ölen) und Alternativen zu herkömmlichen medizinischen Behandlungen. Personen dieser Gruppen sind im Camp und während der Aktionen an einer Armbinde zu erkennen. Zögere nicht, mit ihnen zu sprechen, Dokumentation zu holen, an einem Workshop teilzunehmen oder in einer Gruppe aktiv zu werden (Erste-Hilfe-Taschen und -Handbücher sind vorhanden, um an Aktionen mitzunehmen). Bei der Sanigruppe wird es auch eine Liste sympathisierender Ärzte geben, falls du eine Untersuchung brauchst. Die Gruppe ist auch daran interessiert, einen Workshop mit dem Ziel des Austauschens von Wissen und Können abzuhalten (auf Gebieten wie: “Alternativen zu Medikamenten” oder “Behandlungen mit Pflanzen”). Eine weitere Idee ist ein Workshop über Anti-Psychiatrie (Beziehung zwischen Psychiatrie und sozialer Kontrolle).

Notfallnummern

Feuerwehr: 18
Notruf: 15
Von handy aus: 112
Hinweis: Lest bitte zuerst das kleine Handbuch mit den wichtigen Informationen, die mensch dem Notfallteam gegeben werden müssen.
Die Rechtshilfe-Gruppe (Legal Team)

Die Rechtshilfe-Gruppe hat sich zwei Ziele gesetzt:
- Hilfe bei der Selbstorganisation der TeilnehmerInnen im Falle von Repression.
- Vorschlag eines juristischen Ateliers, wo Erfahrungen und Wissen im Zusammenhang mit der Repression ausgetauscht werden könnten.

Die Rechtshilfe-Gruppe ist auf drei Art und Weisen auf dem Camp präsent präsent im Camp:

Mit verschiedenen Dokumentationen. Diese werden in Französisch, Deutsch, Englisch und einige in Italienisch, Spanisch und Arabisch… erhältlich sein.
-Ein Handbuch für aktive TeilnehmerInnen
-Ein Handbuch für Sans Papiers
- Ein kurzer Text mit nützlichen Ratschlägen für Demonstrationen, das ihr immer mit Euch tragen solltet.

2.) Ein fester Ort im Camp, wo Workshops stattfinden und AnsprechpartnerInnen sind.

3.) Eine Telefonnummer, die immer erreichbar ist im Falle eines Problems (nur die Rechtshilfe-Gruppe wird wenn nötig Anwälte kontaktieren). Alle sollten diese Telefonnummer auswendig lernen.

Alle Informationen zu Ort, Zeit, Anzahl verhafteter Menschen, Umstände der Verhaftung und ihrer möglichen Freilassung, usw. wäre für uns sehr nützlich.

Versuche nicht bestätigte Gerüchte zu vermeiden. Wenn dir jemand etwas erzählt, fordere sie/ihn auf es direkt der Rechtshilfe-Gruppe zu sagen. Zögere nicht die Telefonnummer an Personen weiterzugeben, die sie brauchen könnten. Es gibt ausserdem eine Internetadresse, an die weniger dringende Nachrichten geschickt werden können: Gedächtnisprotokolle, Aussagen etc. Achtet auf unserer Aufrufe, die nach Zeugenaussagen suchen, um eine Verteidigung aufzubauen.

Wie arbeitet die Rechtshilfe-Gruppe ?

Um unmittelbar nach Aktionen, die von Repression betroffen sind, handeln zu können, wäre es sehr nützlich jeweils ein Mitglied der ausführenden Gruppe während der Aktion bei der Rechtshilfe-Gruppe zu haben.

Die Rechtshilfe-Gruppe wird auch nach dem Camp weiterarbeiten, um das juristische Nachspiel (Gerichtsprozesse) in die Hand zu nehmen. Dies mit der aktiven und konkreten politischen Unterstützung aller Kollektive und Individuen, die beim Camp mitmachen. Dies bedeutet, dass eine Gruppe von Menschen nach dem Camp in Strassburg bleiben muss. Für die Anti-Repressionsarbeit wird auch Geld gebraucht werden!

- Die Rechtshilfe-Gruppe bleibt solidarisch mit jeder Art von Aktion, die eine Verbindung zum Camp hat und Repression erleidet (ohne Unterschiede zu machen) und auch mit Strassburger Quartieren, die eventuell Repression erleiden. Im Falle von Gewalt, Einschüchterungen oder eintreffender polizeilicher Repression, kontaktiere uns sofort. Wir werden versuchen mit der Unterstützung der TeilnehmerInnen des Camps konkrete Antworten auf die Beine zu stellen.

- Verteidigungsentscheide sind natürlich politische Entscheide und es werden die verhafteten Personen und ihre UnterstützerInnen sein, die diese Entscheidungen treffen werden und die sich um die Mobilisierung der Öffentlichkeit kümmern, ohne dies die Anwälte oder andere machen zu lassen. Falls keine Presseerklärung von den TeilnehmerInnen der Aktion vorgeschlagen wird, werden wir im Falle einer Festnahme einen Text versenden, der auf die Anzahl der Verhafteten und die Verhaftungsumstände eingeht und eine Freilassung und Entlastung der Gefangenen im Namen des No Border Netzwerkes fordert. Wir werden nie und nirgends den Namen einer verhafteten Person preisgeben und wir empfehlen auch den TeilnehmerInnen des Camps, dies nicht zu tun.

- Im Rahmen dieses Camps sind wir grundsätzlich gegen die Einschaltung der Staatsjustiz aufgrund eventueller gravierender interner Vorfälle auf dem Camp, die im aktuellen sozialen Kontext zu Gerichtsverfahren führen würden. Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass diese Entscheidung zu komplexen Debatten führen kann. Im Rahmen radikaler Kritik an Polizei, Justiz und Gefängnissen scheint es uns jedoch besser, dass die Bertha-Gruppe und die TeilnehmerInnen sich Vorgehensweisen überlegen, für den Fall, dass es zu solchen Vorfällen kommt, bzw. Mechanismen um diese von vorne herein zu vermeiden. Das beinhaltet natürlich auch, dass sich alle dafür verantwortlich fühlen, eventuelle Beschlüsse umzusetzen.

Die Rechtshilfe-Gruppe wird unter anderem zusammen mit StaatsanwältInnen arbeiten, um Besuche zu ermöglichen und um die Prozess-Berichte zu erhalten. Sie wird auch mit einigen AnwältInnen auf der Basis von im voraus ausgehandelten Bedingungen zusammenarbeiten, um Verteidigungen vorzubereiten.

Die Rechtshilfe-Gruppe wird im Rahmen ihrer Verhältnisse versuchen, die Kosten der Verteidigung und des Gerichtfalles zu decken. Wünscht sich aber ein/e Gefangene/r eine andere Verteidigung, so hat er/sie auch die Finanzierung in die eigenen Hände zu nehmen.

Das Legal Team freut sich immer über neue Leute, die vor, während und nach dem Camp mitmachen wollen, auch wenn du keine Vorkenntnisse hast.
Koordination der Übersetzungen

Alle, die mehr als eine Sprache sprechen, sind aufgerufen Initiative zu ergreifen und zu übersetzen, wenn gebraucht.

Was braucht viele Übersetzungen?

- Die Medien und Büros: Übersetzungen der Presseerklärungen, Radiobeiträge, Internet-Nachrichten, Flugblätter, Workshop-Berichte, Aussagen, usw.

- Die Foren, Workshops und Plena in allen Bereichen.

- Situationen des täglichen Lebens, arbeiten in den kollektiven Strukturen, Ankündigungen, Mitteilungen, Slogans, Gedichte, usw.

Menschen, die als ÜbersetzerInnen wirken möchten, können beim zentralen Infopoint ins Übersetzungs-Pool aufgenommen werden. Der Pool versucht, eine Koordination zu erarbeiten, die die Bedürfnisse des Camps befriedigt. Beim Infopunkt werden Tafeln angebracht sein, auf denen Menschen ihre Bedürfnisse nach Übersetzung, und die ÜbersetzerInnen ihre Verfügbarkeit anbringen können.

Leute, die fähig sind zu übersetzen, werden eingeladen sich bei den Plena der Barrios vorzustellen, so dass sie von anderen besser erkannt werden können.

Versuche während den Wortmeldungen im Kopf zu behalten, dass eine Übersetzung gemacht werden wird. Versuche kurz und präzise zu sein und lege Pausen ein.

Ein Radiosender für direkte Live-Übersetzungen wird getestet. Wenn du deinen kleinen FM-Radio auf die richtige Frequenz stellst, kannst du die Live-Übersetzung hören.
Empfehlungen, Kontakte und praktische Infos

Tiere: Wenn du trotz unserer Aufrufe, keine Tiere mit ins Camp zu nehmen, eins mitgenommen hast, so übernehme mindestens die damit verbundene Verantwortung und achte darauf, dass du den Respekt vor Menschen wahrst, die Angst vor Tieren haben. Vermeide Hundescheisse im Camp, Unruhen, Hundekämpfe und andere Unannehmlichkeiten.

Geld und Spendenbasis: Das Camp hat den Anspruch eine Zone frei von Handelsbeziehungen zu sein. Jeder Verkauf zu einem festen Preis ist fehl am Platz. Leute, die politisches Material (Bücher, Videos, Kassetten, T-Shirts, usw.) zu einem festen Preis verkaufen, bilden eine Ausnahme und werden eingeladen, einen Teil der Einnahmen dem Camp zu geben. Auch die Mahlzeiten funktionieren auf Spendenbasis. Die kollektive Infrastruktur des Camps hat einige Tausend Euros gekostet. Aus diesem Grund brauchen wir eine Teilnahmegebühr von durchschnittlich 20 Euro pro Person fürs ganze Camp (nach Selbsteinschätzung).

Alkohol und Drogen: Der Konsum von Alkohol/Drogen steht Jedem/Jeder frei. Aber der Handel damit auf dem Camp ist fehl am Platz.

Baden im Rhein: Sei dir der Verschmutzung und der Strömung bewusst !

Fahrzeuge und Verkehr: Das Camp ist keine Strasse! Vermeide es mit dem Auto/Bus im Camp herumzufahren. Es gibt einige Fahrräder. Wenn du fahren musst, so bleibe in der Nähe des Parkplatzes. Wir würden den Verkehr gerne zu einem Minimum reduzieren, also dem Bus (Publix Theater) und der Versorgung des Camps.

Journalisten und Bullen: Falls ein Journalist im Camp anwesend ist, so nimm ihn zum Eingangszelt mit. Falls du einen Bullen eindeutig identifizierst, informiere die Berthagruppe, die dann eine öffentliche Durchsage über die Lautsprecher macht.
Kontakte:

No Border Camp : +33 6 3017 8174
Internet: www.noborder.org/strasbourg/

Sani Gruppe :
tel: …
e-mail : …

Rechtshilfegruppe (EA):
tel: +33 3 8861 2033
e-mail: …

Andere :
• Webjournal: http://www.noborder.org/strasbourg/
• Web-radio : http://www.noborder/strasbourg/radio/

Infoshop/Internet café (Innenstadt):
c/o Syndicat Potentiel
13, rue des couples
67 000 Strasbourg