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2009-06-20

Abruzzen: Die Präsidentensuiten sind fertig - das "Fronvolk" sieht aus den Zelten zu

15. Juni 2009

Seit vielen Tagen brodelt es in den Abruzzen und besonders in L' Aquila auf besondere Weise. Hunderte Menschen arbeiten emsig, um dafür zu sorgen, dass die Gegend in Kürze den Gästen beim nächsten, a, 8. Juli beginnenden G8 die totale Sicherheit bieten kann. Techniker Schwadrone sind unterwegs, um die Sicherheit der Strukturen zu prüfen, die zu diesem Anlass benutzt werden sollen.

Pic: L'Aquila

Unter dem kontrollierenden Auge von Sicherheitstechniker und -experten, nehmen überaus fleißige Arbeiter das Leben von Präsidenten von Nationen in ihre Hand, die sich wegen einer Entscheidung der Regierung in einer wegen eines möglicherweise angekündigten Desasters, das stark ausgebeutet wurde und nun leicht verunglimpft wird, immer noch sterbenden Stadt treffen werden.

Die Regierung - das waren Flurgerüchte, die später offizielle Bestätigung fanden - schmückt sich der Tatsache, dass sie sich der besten italienischen Möbelherstellern bedient hat, um den Zauber der 30 Apartments zur Bettung der Glieder der internationalen Macht zu schaffen. Diese 5 Sterne Apartemments der Oberklasse haben die Zuwendung des Wiederaufbaus auf sich konzentriert und die Bedürfnisse des Volkes in die Vergessenheit geworfen.

Niemad darf die für den G8 bestimmten Zonen betreten. Aber auch nicht über das, was gerade geschieht, reden. Top secret. Das Alibi ist die Notwendigkeit, die höchste Oparativität in verhältnismäßig kurzer Zeit sicher zu stellen, damit am Ende die Mächtigen der Welt in luxuriöse Präsidentensuiten untergebracht werden können.

Also, gedämpfte Kameras. Ihrer Bilder verwaiste Fotografen. Eine evakuierte und in der Masse "eigenen" Unterkünften verbannte Bevölkerung: Zeltstädte, die mal kalt, mal glühend heiß sind und sumpfartig, wenn es regnet. Nicht einmal für eine Woche Abenteuerurlab gut. Zwangskohabitation zwischen Erben der Verzweiflung in der Warteschleife für eine Adresse.

Einmal mehr fällt der Vorhang, der unterschiedliches Licht bei der Beleuchtung eines Lebebsweges wirft, je nach dem, ob man als Glückskinder oder als Kinder ihrer Umwelt geboren wird und sonst nichts. Dieser G8 und all das emsige Treiben, das sich um ihn dreht, weiten die Kluft zeischen der Macht und dem Volke um Millionen zusätzliche Lichtjare aus.

Da oben, die Illuminaten. Da unten, die Leute. Ohne, dass je darüber nachgedacht würde, dass die Illuminaten in Abwesenheit von menschlicher Masse lediglich exisatieren würden, um ihr in einem Spiegel reflektiertes Bild zu sehen.

Die macht fürchtet keine Kritik. Allerhöchstens fürchtet sie, unbequem hausen zu müssen. In Räumen hausen zu müssen, die wenig zur Prestige passen. Und an einer Brettertafel statt an einem Schreibtisch aus dem 15. Jahrhundert um die Weltschicksale herumargumentieren zu müssen.

Wie teuer die Vorbereitung des G8 gerade wird ist nicht vergönnt, zu erfahren. Man hat nur über das, was man durch die Verlegung von La Maddalena nach L' aquila eingespart hätte gesprochen und dabei vergessen, dass Sardinien seit über einem Jahr im Vorbereitungsfieber war - sogar mit neien Bauwerken - um ein Event mit einer solchen Resonanz zu beherbergen. Nicht einmal diese für nichts verschleuderte Gelder finden Erwähnung. Schade: es handelt sich um Informationen, die eine genauere und nachvollziehbarere Vorstellung davon gegeben hätten, wie und wohin die Mittel, die wir als italienische Staatsbürger generieren bewegt werden.

Jetzt ist die gesamte Aufmerksamkeit auf die große Bühne gerichtet. Zeit für Analysen gibt es nicht. Und schon gar nicht, um die Bedürfnisse der einfachen Leute zu diskutieren. Die prirotät erhält der x-te G8. Der dabei ist, für uns alle ein Ereignis zu werden, das jeden Tag statt findet, falls ihr es noch nicht gemerkt haben solltet. Ein G8 am Tag beseitigt jede Polemik... oder entfacht sie. Wir werden sehen.

Derweil lässt die Aufmerksamkeit der nationalen Medien für Fakten und Angelegenheiten, die für die gesamte italienische Gemeinschaft interessanter wären nach - wie es scheint können sie nicht anders. Nur als Beispiel: Wie weit sind die Ermittlungen gediehen, die eigentlich laufen sollten, um die Schuldigen in Zusammenhang mit den Bauten auszumachen, die mit drittklassigen Materialien konstruiet wurden und ohne jede Beachtung von antiseismischen Normen? Was ist aus der Impregilo AG geworden, die unter anderem die miserable Konstrukteurin des Krankenhauses San Salvatore in L' Aquila gewesen ist, das wegen den Gefälligkeits-ausschreibungszuschlägen elendig zusammenbrach?

Und welche Informationen gibt es über die von den Italiener beim Solidaritätsrennen das sie täglich weiter als Protagonisten sieht zur Unterstützung der Erdbebenopfer in den Abruzzen zusammengekratzten Gelder? Um gar nicht vom Dekret 39 über den Wiederaufbau in den Abruzzen zu sprechen, das die Angaben der politischen Welt sowohl bezüglich der anfänglich genannten Beträge vollständig diskreditiert - 8 Milliarden, die konkret ungefähr 3,5 Milliarden sind, wenn man das Dekret genau durchliest - als auch bezüglich der Paragraphen, die den Wiederaufbau von Wohnungen betreffen, die nicht erster Wohnsitz sind . der gar nicht erst in Betracht gezogen wird.

Ich erinnere zudem daran, dass die Gelder bis 2032 gestreckt werden sollen: genug, um wartend zu sterben. Und ein Teil des fraglichen Dekretes schlägt vor und nickt die Schaffung von neuen Lotterien ab, die geeignet sein sollen, um ungefähr 500 Millionen Euro zusammenzukratzen, die in die Bezifferung der Mittel für den wiedraufbau gesteckt werden sollen. Ein schönes Hütchenspiel...

Darüber hinaus ist es nicht gerade beruhigend, dass man einmal mehr entschieden hat, ungefähr zwei Millionen Euro aus den FAS-Beständen zu schöpfen, jenem Sparschwein, das seit jeher der Entwicklung des Mezzogiorno** vorbehalten sein sollte, aus dem aber immer gescöpft wird, als es sich dabei um das handle, was man in Süditalien die “Ammucciagghia” nennt, also Geld, das vom häuslichen Wirtschaftsgeld täglich abgezwackten Notgroschen...

Die Fernsehsender schweigen. Die Zeitungen reden über Anderes. Die erdbebenopfer haben keine Stimme. Nicht, weil sie nicht gegen ein System rebellieren würden, das sie in Wahrheit zu den Hauptbetroffenen einer großen Schändung macht: niemand lässt sie Sprechen. Und selbst die allersltenensten Male, wo ein Sender beschließt, irgendein Zeugnis vom "Geschehen" auszustrhlen fällt auf, wie die Gemäßigteren und Ruhigeren dafür ausgesucht werden.

Und doch gibt es seit Tagen Leute, die sich lautstark beschweren. Ziemlich wegen allem. Angefangen bei den Bürgermeistern, die erlebt haben, wie man bis heute die Revision des Dekrets 39 verweigert hat, bis hin zu den Evakuierten, die mit ihren eigenen Augen sehen, wie der Wiederaufbau - und es ist von einem "provisorischen" die Rede - wahrscheinlich nicht, wie versprochen, in kurzer Zeit vollzogen sein wird. Und wie sie, wahrscheinlich, kein Recht über jene bekommen werden, die sich einer Niederträchtigkeit Namens "Einfaches und korruptes Bauwesen" nent, die zuviele Protagonisten von "Format" kennt, um ihr Fleisch zum Schlachten in die Hände derer zu geben, die leiden mussten.

Ein weiteres Mal offenbart sich eine Spaltung: die zwischen Gewinner und Verlierer. Und es wird immer wieder passieren, solange es zuviele der braven Leute geben wird, die akzeptieren, dass es - auch und besonders im Augenblick der Not - eine verlegen machende Kluft zwischen den Menschenwesen gibt.

A.d.Ü.:

* FAS = "Mittel für unterentwickelte Zonen", d.h. eigentlich für die Förderung von strukturschwachen Gebieten geplante Gelder.

** Süditalien

Source: http://www.agoravox.it/Abruzzo-pronte-le-suites.html