1. Tag - Rom
Nach unserer Ankunft in İtalien, wurden Genossen aufgesucht, mit denen wir in Verbindung standen, um anschliessend Schlaf-/ und Rastplaetze zu organisieren. Unsere Kontaktlaeute waren überwiegend Studentİnnen, welche uns von unserem ersten Quartierplatz abrieten, mit der Begründung die Polizei würde hier wahrscheinlich als naechstes Stürmen (dieser Platz wurde tatsaechlich kurz darauf gestürmt und die Polizisten blieben noch bis zu unserer Abreise dort). Wir wurden in ein ‘befreites Gebiet’ gebracht, in dem überwiegend Revolutionaere aus verschieden Laendern ihr Quartier errichtet hatten.
Am ersten Tag machten wir uns auch ein genaueres Bild über den Protestplatz. Vorteilhaft war die Naehe zur Universitaet Rom, da die Polizei sich, so die Studentİnnen, dort nich reintraue und einen idealen Rückzugsort anbiete. Allerdings wurde man sich im Verlauf des Tages nicht mehr einig über den Protestplatz und eine unorganisiertheit machte sich bemerkbar.
Spaeter, nachdem die Organisation sich einig wurde, starteten wir die Protestaktion und es dauerte keine 10min, bis jemand rief ‘Polizei!’ und sich wieder eine Unorganisiertheit, diesmal in der Reaktion der Demonstranten bemerkbar machte: Der 1. Teil rannte weg und entfernte sich vom Protestplatz, der 2. Teil versuchte durch das Umwerfen von Mülltonnen Barrikaden zu errichten und ein 3. Teil versuchte den 2. Teil darin zu behindern. Welch ein Chaos..! Nur wenige lieferten sich einen Strassenkampf mit der Polizei.
Laut den italienischen Demonstranten, habe die Polizei ihre Taktik in sofern geaendert, als dass diese sich nur auf das Festnehmen von Demonstranten fokusiert haben. Polizeiwaegen-/ und Busse verfolgten Demonstranten und versuchten diese Einzusammeln, wo immer sich die Möglichkeit ergab. Geschaetzt waren mehr Zivilpolizisten unterwegs, als normale. Dies ging sogar so weit, dass eine Universitaet von Zivilpolizisten besetzt war und eine Falle für ahnungslose Demonstranten sein sollte. Nach unserem Rückzug ins Quartiert mussten wir mit bedauern feststellen, dass es von Polizisten gestürmt wurde und wir machten uns auf einen neuen Platz zu suchen.
2. Tag - Rom
Um 9:30 Uhr sollte eigentlich eine Versammlung stattfinden, in der die Aktion des Vortages bewertet werden sollte. Aus nicht naeher erlaeuterten Gründen, wurde dieser Versammlung abgesagt. Am selben Tag gab es um 14 Uhr eine Versammlung der Anarchisten, an der wir teilnahmen. Diese wollten eine Aktion (Angriff auf Banken) planen, die wir allerdings ablehnten und entfernten uns von der Versammlung. Wir lehnen diese Art von Aktionen nicht ab, allerdings müssen gewisse Bedingungen vorhanden sein, um den Erfolg einer solchen Aktion zu sichern, wie das vorhanden sein einer breiten Masse, auf dessen Standhaftigkeit wir bei einem Polizeiangriff vertrauen können.
Um 21 Uhr gab es eine weitere Versammlung, bei der eine Protestaktion geplant wurde, welche die Auslaenderpolitik İtaliens und der G8 thematisieren soll.
Tag 3 - Rom
Am naechsten Tag wurde die geplante Demonstration gemacht und waehrend dieser Aktion hatten wir die Möglichkeit mit einem Cobas (italienische Basisgewerkschaft) kontakt aufzunehmen. Dieser entfernte sich jedoch mit der Begründung, für ihn sei es zu gefaehrlich mit uns gesehen zu werden und zog es auch nicht vor, eine Kontaktadresse zu hinterlassen. Um 23 Uhr begannen wir mit dem Gestalten eines neuen Transparentes für die Demonstration am naechsten Tag.
Tag 4 - Rom
Zur finalen Abschlussdemonstrationen wurden 11 Busse aus Rom gestartet. Die Demonstration wurde von der Kommunistischen Partei İtaliens und der Cobas organisiert. Als wir mitfahren wollten, bekamen wir die Antwort ‘für Auslaender haben wir keinen Platz in unseren Bussen, ausserdem gibt es in L’Aquila kontrollen’. Wir fuhren mit unserem eigenen Auto und es gab tatsaechlich kontrollen, bei der unsere Schlagstöcke von den Polizisten beschlagnahmt wurden.
Angekommen am Demonstrationsplatz öffenten wir unser Transparent und zogen unbeabsichtigt ein gewaltiges Medieninteresse auf uns, da niemand ausser uns diesen militanten Slogan verwendete. Wir bereiteten uns darauf vor, an der Spitze mitzulaufen, als Piero Bertolucci, verantwortlicher für die Demonstration und Vertreter der Cobas uns aufforderte, unser Transparent runterzunehmen. Wir blieben Standhaft und haben klar gemacht, dass wir dieses Transparent nicht runternehmen werden. Daraufhin griffen Piero Bertolucci und seine ‘Genossen’ uns und unser Transparent an und wir erwiderten diesen Angriff und fragten ihn, ob er ein faschist sei. Deutsche, österreichische und englische Gruppen unterstützten uns und Slogans wie ‘dieses Tansparent muss getragen werden’ wurden laut. Dank unserer solidarischen Genossen und Druck seitens der Massen auf das Demonstrationskomitee wendeten sich die Kraefteverhaeltnisse. Einigen italienische antifaschistische Gruppen die uns kannten und die Proletari Comunisti versicherten dem Demonstrationskomitee, dass bei einem erneuten Angriff auf unser Transparent ein starker Gegenangriff durch alle revolutionaeren Gruppen erfolgen werde. İtalienische Medien verfolgten den gesamten Konflikt. Nahe zu alle auslaendischen Gruppen und italienischen revolutionaeren Gruppen liefen mit uns (bzw. hinter unserem Transparent) und sicherten uns ihre Unterstützung im Falle eines Angriffes durch die Gewerkschaftler zu.
Am Ende der Demonstration gab es einen erneuten Konflikt, vorallem zwischen der İtalienischen Kommunistischen Partei und der Cobas, nachdem ein Zivilpolizist erkannt wurde, der heimlich die Demonstration filmte. Wir und andere revolutionaeren Gruppen hinderten den Polizisten seine Arbeit fortzusetzen, waehrend die İtalienische Kommunistische Partei sich auf sich auf das Rufen von Slogans beschraenkte. Die Cobas stellte sich gar als unterstützer der Polizei heraus.
Fazit
Die G8 Demonstration war eine wichtige Erfahrung für uns, bei der wir und auch die İtaliener, vorallem nach der Transparentdiskussion, sehen konnten, wer eigentlich wo politisch steht. Es war zugleich auch eine wichtige Bereicherung für alle Gruppen in bezug auf die internationale Solidaritaet.
Doch auch wenn vieles Positiv erklingen mag, müssen wir offen eingestehen, dass wir nicht gedacht haetten, dass die italienische Linke soweit am Boden ist. Überall gab es gegenseitiges Misstrauen, gegenseitige Anschuldigungen und aehnliches. Antifaschistische Gruppen, die mit uns ihr Quartier aufgeschlagen hatten, berichteten uns ‘es sind nicht nur die Faschisten und die Polizisten gegen die wir uıns wehren müssen.. auch die İtalienische Kommunistische Partei und die Cobas greifen unsere Demonstrationszüge an..’. Die Aktionen der italienischen revolutionaeren Bewegung sind als sehr Beschraenkt zu bewerten. Eine Angst, die sich nach Carlos Tod beim G8 Gipfel 2001 in Genua breit gemacht hat, haellt immer noch an. Die Kommunistischen Parteien zogen es vor, innerhalb der Grenzen des Systems zu agieren um ‘ja nicht in einen Konflikt mit der Polizei verwickelt zu werden’.
Das wir allerdings nur siegen können, wenn wir diese Grenzen sprengen, machte sich am Erfolg des 4. Tages fest.
LONG LIVE THE INTARNATIONAL REVOLUTIONARY MOVEMENT
Anti-Imperialistisches Bündnis Deutschland (Anti-Imperliaistic Alliance Germany)
Source: http://revolutionaerejugend.de/de/?p=334