[Gipfelsoli | Résistance des deux rives]
Pressemitteilung 30.3.2009
Während der Aufbau des Widerstandscamps in Strasbourg beinahe abgeschlossen ist, beginnt für die Protestvorbereitung die heiße Phase. Mehrere Hundert AktivistInnen aus verschiedenen Ländern sind bereits in der Stadt.
Morgen findet auf dem Camp nach einem Blockadetraining eine Pressekonferenz der Gruppe “Nato geht baden” statt, auf der über am Freitag geplante Aktionen in Baden-Baden berichtet wird.
Die Versammlungsbehörde in Karlsruhe hatte vergangene Woche Auflagenbescheide verschickt und die Demonstrationsroute sowie einen Infopunkt nicht wie angemeldet genehmigt.
Die OrganisatorInnen kritisieren den Bescheid als “komplette Ausserkraftsetzung des Demonstrationsrechtes”. Der Infopunkt sei zu nah an der “Protokollstrecke” und von Hochwasser gefährdet. Die Polizei behandle die Vorbereitungsgruppe wie eine “kriminelle Vereinigung”.
“Nato geht baden” verschickt heute ein Schreiben an französische und deutsche Grenzbehörden, in dem ein reibungsloser Grenzübertritt nach Strasbourg im Anschluß an die Proteste in Baden-Baden gefordert wird.
Die Route der gemeinsamen Abschlußdemonstration am Samstag in Strasbourg ist ebenfalls weiter strittig. Ginge es nach der Präfektur, soll der Aufzug stadtauswärts durch menschenleeres Industriegebiet führen.
Auch die für heute in Freiburg angekündigte, unangemeldete Großdemonstration ist mit hohen Auflagen versehen worden. In einer an “alle Personen, die an einer nicht angemeldeten Versammlung teilnehmen wollen” gerichteten “Allgemeinverfügung” versucht die Polizei etwa das Mitführen von “Jongleurkeulen, Keulen, Fackeln” zu untersagen. Auf mehreren Webseiten wird indes munter weiter zur Demonstration mobilisiert.
Im Raum Stuttgart hat die Polizei erneut Meldeauflagen gegen potentielle DemonstrantInnen verhängt. Mehrere Personen erhielten ein Schreiben des “Amts für öffentliche Ordnung”, in dem unter Androhung einer Geld- oder Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr untersagt wird, sich in den nächsten Tagen im Gebiet von Karlsruhe bis Strasbourg aufzuhalten.
Außerdem sollten sie sich täglich bei einem Revier oder einer “ähnlichen behördlichen Einrichtung” melden.
Die vermeintliche Gefährlichkeit der Betroffenen wird über ihre “Angehörigkeit zu legalen, offenen politisch-kulturellen Vereinsstrukturen der Linken in Stuttgart” begründet, schreibt die Solidaritätsorganisation Rote Hilfe.
Ihr Protest soll unterbunden werden, anderenfalls würde “das internationale Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Bundesrepublik Deutschland […] erheblichen Schaden nehmen, wenn der Eindruck entstünde, es würde nichts unternommen, um Radikalismus und Vandalismus auch grenzüberschreitend zu unterbinden”.
Am Mittwoch wird das Camp in Strasbourg mit einer Demonstration offiziell eröffnet. Unter dem Motto “Solidarische Parade gegen den Sicherheitszirkus” wird die fortschreitende Verzahnung innerer und äußerer Sicherheit und die Rolle der NATO darin kritisiert.
Protestiert wird auch gegen die Abschottung der Innenstadt und die hohen Einschränkungen für EinwohnerInnen der Städte Baden-Baden, Kehl und Strasbourg. Die Parade beginnt um 13.30 Uhr am Rond point de l’esplanade und führt entlang der “Roten Zone”.
Am Abend finden im “Convergence Centre” Molodoi mehrere Veranstaltungen zum gleichen Thema statt.
Gestern Nacht hatten sich die TeilnehmerInnen des Camps in Strasbourg erfolgreich gegen Provokationen der Polizei gewehrt. Zwei Zivilfahrzeuge befuhren die zum Zelten vorgesehenen Wiesen und wurden in einer entschlossenen Aktion kurzerhand vertrieben. In den darauffolgenden Stunden näherten sich mehrfach weitere Fahrzeuge der Polizei, in einer Seitenstraße wurden Kräfte in Kampfausrüstung positioniert.
Nora Border, Matthias Monroy
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