- FDP: Gespräch mit Linker zu G8-Untersuchungsausschuss «konstruktiv»
- G8-Verfahren blockieren Justiz
- Heiligendammer Hausfriedensbruch-Prozess führt zu Freispruch
- Linke Szene sucht V-Mann der Polizei
- Antirepressionsveranstaltungen auf den Perspektiventagen
- six hills: Nach Heiligendamm
- Repression auf psychischer Ebene
- G8 Summits and Increasing State Repression
- Kampagne gegen "Europäischen Polizeikongreß" gestartet
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FDP: Gespräch mit Linker zu G8-Untersuchungsausschuss «konstruktiv»
Der Schweriner Landtag wird möglicherweise doch einen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung des Polizei- und Bundeswehreinsatzes beim G8-Gipfel einsetzen. Vertreter von FDP- und Linksfraktion sprachen am Dienstag über ein gemeinsames Vorgehen. «Das Gespräch verlief außerordentlich konstruktiv», betonte FDP- Fraktionschef Michael Roolf in einer Pressemitteilung. Nun sollten auch die weiteren «zuständigen Gremien» in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Bis Anfang Februar soll eine Entscheidung getroffen werden. Beide Fraktionen zusammen verfügen über 20 Mandate und könnten damit einen Untersuchungsausschuss erzwingen.
[dpa/mv]
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G8-Verfahren blockieren Justiz
ROSTOCK - Mehr als ein halbes Jahr nach den Straßenschlachten von Rostock geben sich Gipfel-Gegner in Rostocker Gerichten noch immer die Klinke in die Hand. Und die Justiz werde sich "voraussichtlich noch ein Jahr mit den Vorfällen beschäftigen", sagt Oberstaatsanwalt Peter Lückemann. Noch etwa 500 Ermittlungsverfahren sind offen. Und die Staatsanwaltschaft rechnet mit bis zu 100 weiteren Eingängen in diesem Jahr.
Das bedeutet nicht unbedingt nur ausgelastete Sitzungssäle und Richter im Dauereinsatz, auf jeden Fall aber Papierkrieg. Denn nach den Erfahrungen der ersten sechs Nach-G8-Monaten werden zwei von drei Ermittlungsverfahren eingestellt. In Zahlen: 955 von 1747 (Stichtag 15. November).
Für die erprobte G8-Anwältin Verina Speckin vom Republikanischen Anwaltsverein (RAV) passt diese Quote ins Bild: "Erst werden Demonstranten festgenommen und dann überlegt, was ihnen vorgeworfen werden kann." Diese Kritik am wahllosen Durchgreifen der Polizei will Staatsanwalt Peter Lückemann nicht stehen lassen. "Eingestellte Verfahren bedeuten nicht, dass es keine Sanktionen gab und noch geben wird." Er verweist auf mindestens 242 Fälle, die an zuständige Verwaltungsgerichte weitergeleitet wurden, um gegebenenfalls eine Ordnungswidrigkeit festzustellen, in 21 weiteren Fällen wurden die Beschuldigten "beauflagt".
Unterm Strich bleibt jedoch: Nur in 147 Verfahren kam es bisher zu einer Anklage, 46 Menschen sind nach derzeitigem Stand rechtskräftig verurteilt worden - nie mit einer höheren Freiheitsstrafe als acht Monaten auf Bewährung. Überraschend auch die Zahl der Angeklagten, die mit einem lupenreinen Freispruch davonkamen: zwei.
Richter haben sich allerdings nicht nur mit gewaltbereiten G8-Gegnern zu beschäftigen. Insgesamt 68 Verfahren sind wegen Körperverletzung im Amt gegen Polizisten eingeleitet worden - teilweise allerdings mehrere Anzeigen wegen eines Sachverhaltes wie etwa der Attacke eines Polizeibootes gegen ein Greenpeace-Schlauchboot am 7. Juni vor Kühlungsborn. Aber auch hier ist das Gros, nämlich 41 Fälle, wieder eingestellt worden. Nur einmal kam es zur Anklage.
[www.svz.de]
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Heiligendammer Hausfriedensbruch-Prozess wegen Betretung des G8 Hotelgeländes führt zu Freispruch
Kempinski deprivatisieren
Pressemitteilung
Mit einem klaren Freispruch endete heute ein Hausfriedensbruch-Prozess gegen 5 Personen, die angeklagt waren, im Vorfeld des G8 – Gipfels das Gelände des Tagungsortes Hotel Kempinski betreten zu haben. Laut schriftlicher Aussage des damals diensthabenden Beamten hätten die Angeklagten damals das G8 Tagungsgelände ausspionieren wollen.
Das Verfahren erhielt eine besondere Relevanz dadurch, daß auf dem fraglichen Gelände, auf dem der Wachschutz die Angeklagten antraf, auch der Ostseeküstenwanderweg verläuft, um dessen öffentliche Nutzung seit Jahren ein heftiger Streit tobt.
Seit 4 Jahren liegt ein von der Bürgerinitiative Pro Heiligendamm angestrengtes Verfahren gegen die eigenmächtige Sperrung dieses öffentlich gewidmeten Wanderweges beim Verwaltungsgericht Schwerin zur Entscheidung an. Der März-Spaziergang der 5 Angeklagten auf der streitbefindlichen Fläche führte nun allerdings zum ersten Mal zu einem Strafverfahren wegen Hausfriedensbruch, obwohl. Sich normalerweise monatlich über 50 Personen auf dem Gelände verirren, so der Objektschutzmitarbeiter. Grund dafür, und das bestätigte auch der diensthabende Mitarbeiter des Objektschutzes, dürfte der optische Eindruck der Angeklagten sein, den diesen dazu veranlaßte, sie gegenüber der Polizei als mutmaßliche G8-GegnerInnen zu melden. Eine Aussage, die den Amtsrichter Röhl aufhorchen ließ: Ob denn das Gelände so schlecht gegen unbeabsichtigtes Betreten gesichert sei und ob die Beschilderung so undeutlich sei, wollte er nun wissen.
Nachdem der Objektschutzwachmann und danach auch sein Vorgesetzter im Zeugenstand erklärten, daß es tatsächlich mehrere Möglichkeiten gäbe, das Fundusgelände zu betreten ohne Zäune zu übersteigen, und nachdem auch geäußert wurde, daß es zwar Hinweisschilder gab, auf denen erläutert wurde, daß dieses Gelände Privatbesitz sei, aber die darin liegenden Wege gemäß des Straßenbenutzungsordnung genutzt werden dürften, nahm der Prozess eine völlig neue Wendung. Weder war eine Umfriedeung des Geländes gegeben, noch gab es überhaupt ein Verbot gegen Menschen, das Gelände zu betreten, damit fielen 2 wesentliche notwendige Tatbestandsmerkmale des Hausfriedensbruches weg. Angesichts dieser Tatsache mußte selbst der Staatsanwalt statt der ursprünglich beantragten 20 Tagessätze zähneknirschend einen Freispruch fordern, dem der Richter stattgab.
Daß selbst die Zeugen des Kempinski-Komplexes in der Verhandlung davon sprachen, daß dieses Verfahren nur aufgrund der vermuteten G8 GegnerInneneigenschaft der Angeklagten zustande gekommen sei, werten die 5 Angeklagten als Bestätigung ihrer schweren Vorwürfe gegen die G8-Polizeitruppe Kavala und die Staatsanwaltschaft.
Beide Repressionsbehörden hatten schon im Vorfeld des G8 nichts unversucht gelassen, selbst mit den unhaltbarsten Vorwürfen Verfahren zu eröffnen, die ihnen die Möglichkeit gaben, erstens Daten der Angeklagten legal zu speichern und zweitens später unter dem Verweis auf das Verfahren Platzverweise und Ingewahsamnahmen gegen potentielle G8-GegnerInnen durchzusetzen. Das jetzige Urteil werten die Angeklagten als vollständige Schlappe der Polizeieinheit Kavala und der Staatsanwaltschaft, die die Folgen ihrer durchgeknallten Repressionspolitik im Vorfeld und während des G8 nun nicht mehr unter Kontrolle haben und vor Gericht Niederlage um Niederlage kassieren. Es ist absurd, daß auf Betreiben der Fundus Gruppe eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch gestellt wurde, obwohl von vornherein klar war, daß es gar kein Betretungsverbot des Kempinskigeländes gab. Somit mußte die Anzeige im Leeren enden.
Kontakt: Dieter Rahmann
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Linke Szene sucht V-Mann der Polizei
Unterlagen zur G8-Razzia ausgewertet
18 Personen standen im Fokus der Ermittler. 14 Brandanschläge in knapp zwei Jahren wurden ihnen zugeschrieben. Gesamtschaden: 2,6 Millionen Euro. 500 Kontaktpersonen, die in irgendeiner Beziehung zu den Verdächtigen standen, identifizierte die Polizei. Innerhalb von sechs Monaten überwachten die Ermittler bei einem Hauptbeschuldigten über 3000 Telefonate, 1300 Gespräche im Auto und lasen tausende E-Mails mit. Das geheime Wissen der Beamten bündelte sich im Ermittlungsverfahren 2 BJs 10/06-2 der Bundesanwaltschaft. Vorwurf: Verdacht der Bildung einer terroristischen Vereinigung/ Militante Kampagne zum Weltwirtschaftsgipfel G8 in Heiligendamm.
Im Mai 2007 folgte eine bundesweite Razzia in der linken Szene. Berlin war dabei Schwerpunkt. Ermittler durchkämmten Büros und Vereine. Sie beschlagnahmten Computer, Bücher, Handys und Unterlagen. Vor fünf Tagen entschied der Bundesgerichtshof: Die Razzia war rechtswidrig; die G8-Gegner hätten sich gar nicht zu einer Terror-Vereinigung zusammengeschlossen.
Bereits im vergangenen Jahr erhielten die Beschuldigten Einsicht in Auszüge der Ermittlungsakten – 35 Ordner mit rund 10 000 Seiten. Dabei wurde bekannt, dass das Bundeskriminalamt (BKA) offenbar einen V-Mann in der Berliner und Brandenburger linksautonomen Szene positioniert hatte. Seine eher wenig belastenden Aussagen sollen dennoch eine der Grundlagen für die Durchsuchungen gewesen sein.
Wenige Wochen vor der Razzia soll das BKA, Abteilung SO 53, zuständig für Organisierte und Allgemeine Kriminalität, den “Zeugen” vorgeladen haben. Ihm sicherten die Beamten Vertraulichkeit und seitens der Bundesanwaltschaft Geheimhaltung der Identität zu. Offenbar war die Person, die am 2. April eine 14seitige Aussage ablieferte, den Polizisten seit längerer Zeit bekannt. Der Informant verfügte über detaillierte Kenntnisse aus der Szene und hatte offenbar an diversen G8-Vorbereitungstreffen teilgenommen und sie für die Ermittler protokolliert. So soll er in Berlin beispielsweise am “Anti-G8-Migrations-Treffen”, an der “Anti-AKW-Frühjahrskonferenz” sowie an Treffen der “AG Migration” teilgenommen haben.
Die Ermittler legten dem Informanten zunächst zwölf Fotos von Beschuldigten vor, denen das BKA eine Führungsrolle innerhalb der militanten Kampagne gegen G8 vorwarf. Der “Zeuge” erkannte angeblich sechs mutmaßliche Gewalttäter mit Namen und charakterisierte diese Personen nach Fähigkeiten, Aktivitäten und Aufgaben innerhalb des linken Spektrums.
Als der Informant jedoch konkret nach Hinweisen zur Beteiligung der beschriebenen Personen an militanten Aktionen oder gar Anschlägen gefragt wurde, musste dieser passen: Lediglich an allgemeine Äußerungen zur Militanz könne er sich erinnern.
Die Vernehmungsprotokolle legen den Verdacht nahe, dass der mutmaßliche V-Mann Ende 2006 über das Thema Gen-Technik einen Zugang zu linken Kreisen erhielt. Ab Anfang 2007 war er offenbar auch bei größeren, nicht-öffentlichen G8-Vorbereitungstreffen dabei. In Sachen Gen-Technik und insbesondere zum “Barnimer Aktionsbündnis” verfüge er laut eigenem Bekunden über Grundwissen – für linke Kreise ein möglicher Verweis auf die regionale Zugehörigkeit.
Die Sammelwut der Ermittlungsbehörden kannte im G8-Verfahren keine Grenzen. 270 verschiedene Berichte, Vermerke und Gutachten über mutmaßliche Linksextremisten tauchen in den Akten auf. Allein ein vertraulicher Bericht zur Berliner Videowerkstatt “autofocus” enthält eine Namensliste mit 120 Personen – darunter sogar der Name des Notars, der die Gründungsversammlung des Vereins 1989 beglaubigte.
Von Axel Lier
[http://www.morgenpost.de/content/2008/01/09/berlin/940672.html]
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Antirepressionsveranstaltungen auf den Perspektiventagen
Auswertung der Antirepressionsarbeit vor, während und nach Heiligendamm
Freitag 11 – 13 Uhr
Gegenüber anderen Großereignissen fällt beim G8-Gipfel die frühe und intensive Vorbereitung verschiedener Antirepressionsstrukturen, vor allem bzgl. der internationalen Dimension auf. Einige Zeit später startete der in Heiligendamm tätige Ermittlungsausschuß (EA) wie auch der Anwaltliche Notdienst (AND) mit AnwältInnen des RAV mit der Vorbereitung. Das Komitee für Grundrechte und Demokratie übernahm die Demonstrationsbeobachtung. Es gab eine Zusammenarbeit mit anderen Gruppen, z.B. der Campinski Pressegruppe und Gipfelsoli Infogruppe. Medienberichte, speziell über den 2. Juni, wurden von Polizeipropaganda dominiert. Dennoch wurde zumindest der Versuch gemacht, der Desinformation von “Kavala” etwas entgegen zu setzen. Beeindruckend war die koordinierte Arbeit von EAs und AND in und vor den Gefangenensammelstellen und bei Blockaden. Die Polizei fühlte sich verunsichert.
Anders ist das Bild, das sich in den folgenden Monaten einstellte: Ermittlungsausschüsse und AnwältInnen machten wieder ihre “normale” Arbeit bzw. sind zunehmend mit Verfahren betraut. Das Interesse der Bewegungen die gegen den Gipfel mobilisiert hatten an weiterführenden Aktivitäten (wie Klagen, Dokumetationen usw.) ebbte ab. Eine politische Antirepressionsarbeit über individuelle Fälle hinaus fand nur in Ansätzen statt. Dem massiven vor allem medialen Wirken von “Kavala” und Staatsanwaltschaft, die 3.000 Verfahren gegen G8-GegnerInnen ankündigte, konnte monatelang nichts entgegengesetzt werden. Die wenigen Kräfte aus EA, RAV, Rote Hilfe und bundesweiten Antirepressionsstrukturen arbeiteten wenig vernetzt. Leider wurde bislang keine szeneöffentliche Diskussion über dieses Manko angestoßen. Warum es zu guter Letzt nicht zur anfangs befürchteten Repressionswelle gegen G8-GegnerInnen kam, ist offen: Lag es an der schlechten Abstimmung zwischen Staatsanwaltschaft und “Kavala” bei der Vorbereitung der Strafbefehle oder war es von vornherein Kalkül, die Szene mit Drohgebärden einzuschüchtern und mittels später eingestellten Strafverfahren massiv Datensätze über DemonstrantInnen anzulegen. Die massiven Ingewahrsamnahmen hatten auch das Ziel, überzogene Polizeimaßnahmen während des Gipfels zu legitimieren.
Im Workshop wollen wir mit Hilfe von Inputs des RAV/AND, EA(angefragt), RH(angefragt) und der Prozessbeobachtungsgruppe Rostock die Antirepressionsarbeit vor, in und nach Heiligendamm auswerten. Welche Strukturen haben sich bewährt? An welche Grenzen stießen diese – besonders nach Ende des Ereignisses? Was lässt sich aus den Erfahrungen in Heiligendamm für die Entwicklung einer nachhaltigen politischen Antirepressionsarbeit lernen?
Für eine politische, staatskritische Debatte um Grund- und Freiheitsrechte und eine Repolitisierung klassischer Antirepressionsarbeit
Freitag 17:30 – 19:30 Uhr
Nicht nur durch die massive Repressionsmaschinerie staatlicher Agenturen vor, während und nach dem G8 Gipfel ist das Interesse der staatskritischen Linken am Thema “Innere (Un) Sicherheit” in letzter Zeit wieder gewachsen. Beispielhaft erwähnt seien die in diesem Umfang nicht erwarteten Proteste nach den Hausdurchsuchungen am 9. Mai und die breit unterstützte Kampagne zur Freilassung der wegen 129a Inhaftierten. Die Beteiligung der staatskritischen Linken an der zunächst eher liberal entworfenen Kampagne gegen die Vorratsdatenspeicherung (vom “Schutz des Privaten” zum “Recht auf Assoziation und Versammlung”), Debatten um Ausmaß und Bedeutung des “präventiven Sicherheitsstaats” aber auch einzelne detailgenaue Auseinandersetzungen über Verletzungen von (Bürger-) Rechten spezifischer Gruppen (z.B. ALG II-Betroffene) haben das Feld politischer Aktivitäten über die Soliarbeit mit Betroffenen und Drangsalierten hinaus wieder erweitert. Die Einbeziehung der klassischen Antirepressionsarbeit in einen größeren politischen Kontext könnte dessen bisherige reine Dienstleistungsfunktion für die individuell von Repression Betroffenen erweitern und ins Politische zurückholen.
Die Verteidigung von Grund- und Freiheitsrechten hat, gerade weil sie im Kontext des herrschaftlich geführten “Anti-Terror-Kampfes” so unter Druck geraten sind, vorsichtig Konjunktur. Nichtsdestotrotz bleibt die Politik einer staatskritischen Linken zu “Innerer Sicherheit” einem grundsätzlichen Dilemma verhaftet: Denn sind nicht die zu verteidigenden Grund- und Freiheitsrechte genau diesem Staat verhaftet, der sie permanent beugt, aufweicht und gleichzeitig symbolisch auflädt? Sind deswegen staatskritische linke Perspektiven notwendig zahnlos? Worin könnten emanzipatorische Perspektive liegen, die sich nicht im verteidigen des (alten) Status Quo erschöpfen, sondern neue, politische und auf grundsätzliche Veränderung ausgerichtete Perspektiven liegen?
Diese Fragen sollen den Ausgangspunkt dieser Open-Space-Diskussion bilden, die von VertreterInnen von felS und vom Komitee für Grundrechte und Demokratie angestoßen wird. Ausgehend von den oben beschriebenen Entwicklungen und Dilemma sollen offen die Möglichkeiten und Schwierigkeiten einer emanzipatorischen, staatskritischen Perspektive auf “Innere (Un) Sicherheit” und Bürgerrechte diskutiert werden. Wie könnten weiterführende politische Aktivitäten und Debatten aussehen?
Fiese Tricks von Polizei und Justiz – Die witzig spannende Ton-Bilder-Schau zum Machtmissbrauch in Robe und Uniform
Freitag, 20:15 Uhr
“Die Vorwürfe klingen ungeheuerlich: Polizisten basteln einen Brandsatz oder fertigen Gipsabdrücke selbst an, um Beweismittel zu haben. Beweisvideos und -fotos verschwinden, Falschaussagen werden gedeckt, Observationen verschwiegen, um Straftaten erfinden zu können. Alles Hirngespinste von Verschwörungstheoretikern? Offenbar nicht.” (ddp am 22.11.2007, 10.26 Uhr) Aus erster Hand: Ein erschreckender, zuweilen witziger und immer spannender Vortrag mit konkreten Fällen, Auszügen aus nichtöffentlichen Polizei- und Gerichtsakten auf Overheadfolien – ein tiefer Blick hinter das Grauen von Polizei- und Justizalltag! Die Polizeiakten selbst belegen alles. Verfolgung wegen Graffitis, die es nie gab. Inszenierte Falschaussagen durch Polizei- und Gerichtsbeamte. Geheime Observationen, die plötzlich vertuscht werden, um Straftaten zu erfinden: Das Leben ist ein Bond-Film. Dieser Abend wird eine Mischung aus Enthüllung, Kriminalroman, Kino und Kabarett. Staunen über die Dreistigkeit der Staatsmacht. Kopfschütteln über uniformierte Dummheit. Lachen über die kreative Gegenwehr! Mehr Infos unter www.projektwerkstatt.de/fiesetricks!
Kreative Antirepression versus Anna und Arthur halten`s Maul
Samstag 14 – 16 Uhr
Fragen: Gefährden offensive Umgangsformen mit Polizei und Justiz AktivistInnen und Strukturen? Ist Maulhalten wie Kanninchen vor der Schlange? Kann es Wege einer egenwehr geben ohne Aussagen zu machen? – Projektwerkstatt Saasen
Sicherheitsstaat und stärkere Willkür bei Polizei und Justizmaßnahmen erfordern andere Handlungsoptionen bei uns – Repolitisierung klassischer Antirepressionsarbeit: neue Strukturen, Vernetzungen, Arbeitsfelder
Samstag 20:30-22:00 Uhr
Die Auswertung der Antirepressionsarbeit in der G8-Kampagne wie auch die Diskussion um die politische Bedeutung von Freiheitsrechten zeigt, dass es zum einen die Notwendigkeit der Re-Politisierung von Antirepressionsarbeit gibt, zum anderen aber auch neuer, kontinuierlicher Arbeitsformen bedarf, um angemessen auf den Sicherheitsstaat und Willkür staatlicher Organe zu antworten. Die klassische Antirepressionsarbeit der Strukturen von EAs, Roter Hilfe und RAV hat sich in den letzten 30 Jahren nur wenig verändert. Eine Strategie gegen moderne Repressionskonzepte der Polizei, die gerade bei Großveranstaltungen wie dem G8 zunehmend auf mediale Macht setzt, die sich eigene vom Staat nicht zu kontrollierende Exeklutionsorgane und Organe der Rechtsprechung (“Kavala” und “Kavala-Justiz”) schafft, ist trotz Installation des AND bislang noch nicht mal in Ansätzen erkennbar. Es ist offensichtlich, daß eine Debatte über das, was die Szene von den klassischen Antirepressionsstrukturen erwartet, gemein-sam diskutiert werden und zurück ins Politische geholt werden muß. Diese Debatte muß breit und offen geführt werden. In diesem Workshop sollen drei verschiedenen Handlungsoptionen vorgestellt und auf ihre Umsetzung hin diskutiert werden:
1.) Politische Diskussionen müssen in den Antirepressionsstrukturen öffentlich gemacht werden – wie kann das unter den gegenwärtigen Unsicherheitsbedingungen gehen?
2.) Statistische Daten in anonymisierter Form über die G8 Prozesse müssen für alle zugänglich sein. Dies muß von einer szenenahen Dokumentationsgruppe gewährleistet werden. Wie kann eine sinnvolle Dokumentationserstellung aussehen und wer macht diese?
3.) Eigene Klagen mehr in den Focus stellen. Der G8 hat gezeigt, daß in der öffentlichen Debatte nur noch wahrgenommen wird, wer am meisten Vorwürfe lancieren kann. Es sollte daher neben politischen Kampagnen gegen Polizeirepression auch Wert auf Klagen gegen die Polizei und Polizeiführung gelegt werden. Damit würde politisch das Terrain für Klagen gegen DemonstrantInnen geschmälert. Wer macht die notwendige koordinierende Arbeit und wer finanziert die Klagen?
Anwaltliche Beratung von Betroffenen von Polizeirepression beim G8-Gipfel
voraus. Sa. 22:30 – achtet auf Ankündigungen
Im Anschluß an diese Veranstaltung am Samstag abend gibt es einen Workshop für von G8-Repression und von G8-Polizeigewalt Betroffene. Es werden Informatonen gegeben über die Möglichkeit eigene Klagen zu führen und was zu tun ist, wenn Strafbefehle und Bußgeldbescheide ins Haus flattern. AnwältInnen werden dafür bereit stehen.
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six hills: Nach Heiligendamm: Wo steht die radikale Linke? Und: Was machen wir so die nächsten 2 Jahre?
Die Proteste in Heiligendamm haben gezeigt wie viel Energie freigesetzt wird, wenn viele zusammen kommen die entschlossen sind. Entschlossen ihren Unmut kundtun, Utopien leben, entschieden die Regeln umschiffen, weglachen, in den Wind schlagen. Jetzt sind wir (linksradikalen) sogenannten „Gipfel-Gegner_innen“ wieder zu Hause, bei unserem Job, dem was wir so tun, bei unseren Freund_innen. Wir leben unseren Widerstand nun wieder im Alltag, durch kleine und große Widersetzungen, mit Liebe, Solidarität und Kollektivität. Haben unsere Strukturen, unsere im Kleinen gelebten Utopien, Hausprojekte, Läden und Wagenplätze. Nicht zu vergessen politische Arbeit, im Infoladen, Kiezcafé, Zeitungsprojekt und unsere autonomen, antirassistischen, antifaschistischen, feministischen, queeren Projekte, mit kleinen und großen Mobilisierungen.
Es gibt aktive Szenen; in den Metropolen stärker als auf dem Land und in kleineren Städten. Immer wieder gibt es überregionale Projekte auf die sich viele beziehen wie Wunsiedel und Mittenwald, Castor, antirassistische Grenzcamps und andere Camps. Überregionale Projekte sind wichtig für Menschen in deren Gegend nicht so viel läuft, um sich neues Wissen anzueignen, Standpunkte auszudiskutieren, Debatten weiter zu entwickeln und etwas ganz anderes zu leben.
Projekte setzen neue Impulse wie bei den Euromaydays und den Debatten um Prekarisierung, bei Aneignungspraxen und den Überflüssigen. Synergieeffekte pushen uns weiter, Diskussionen intensivieren sich und setzen neue Analysen und Strategien frei. Wo steht die radikale Linke gerade? Wir sind nicht viel mehr und nicht viel weniger als in den letzten paar Jahren. Wir haben einige Räume verloren, Bambule in Hamburg, Yorck 59 in Berlin, Ungdomshuset in Kopenhagen und Rabatz in Paderborn. Wir haben wenige Räume dazu gewonnen, wie das NewYorck- Bethanien in Berlin, einzelne Hausbesetzungen in Graz und Dresden. Unterm Strich sind unsere Freiräume immer stärker bedroht. Deswegen wird viel Kraft in die Verteidigung und Antirepressionsarbeit gehen. Die Durchsuchungen vom 9. Mai im Vorfeld des G8 sowie weitere Durchsuchungen und Festnahmen wegen 129a-Verfahren fordern unsere Solidarität. Florian, Axel und Oliver sitzen in U-Haft.
Wir stricken an überregionalen Projekten wie Euromayday-Vorbereitungen, Nato-Sicherheitskonferenz in München, Antirepressions-Demonstrationen, Freiraumkämpfe, der Kampagne gegen den Europäischen Polizeikongress in Berlin oder eine bundesweite, antirassistische Demonstration am 5. Juli.
Aktionistisches Campen fehlt nicht: Erste Vorbereitungstreffen für ein „Klima-Camp“ haben bereits stattgefunden. Nach dem G8 fanden einige die linke Leerstelle im Bereich Umwelt und Klima fatal, auch Teile der Anti-Atom-Bewegung haben diesen Impuls aufgenommen und hoffen auf eine neue linksradikale Umweltbewegung. Zu diesen Planer_innen wollen sich andere Bewegungen gesellen, u.a. aus dem Bereich Antirassismus, Migration und Globale Landwirtschaft.
Die Idee ist, statt in mehreren kleinen Projekten zu verharren, sich wieder zusammen zu tun und es im Sommer krachen zu lassen. Denn irgendwie gehört alles zusammen: Migration und Umweltzerstörung, der Raub von Rohstoffen und Kriege, schlechte Arbeitsbedingen und ungerechte Verteilung, Vertreibung und Zerstörung dezentraler Landwirtschaft im globalen Süden und die neue Armut in den Metropolen. Linksradikale Politik zu Klima kann nicht themenverengt arbeiten, denn ohne antikapitalistische Ansätze und die Verflechtung mit der Sozialen Frage (Migration, Eigentum, Gerechtigkeit, Verteilung) wäre eine Klimabetrachtung reaktionär.
Inhaltliche Bezugnahmen sind „hip“, nicht erst seit dem tripple-oppression-Papier und der CrossOver- Konferenz 1999 in Bremen, sondern das „ganz andere Ganze“ ist eben nur möglich, wenn Veränderung zusammen gedacht wird.
Neben den verschieden Teilbereichsbewegungen gibt es dann ja auch noch den Blick über den Tellerrand. In unterschiedlichen Projekten werden Kooperationen über die radikale Linke hinaus gesucht, mal mehr und mal weniger erfolgreich. No Lager hat mit der punktuellen Kooperation mit dem Komitee für Grundrechte und Demokratie antirassistische Proteste gegen das Lager in Bramsche gestärkt. Bei der Demo „Freiheit statt Angst“ gegen den Sicherheitswahn in Berlin hat das Bündnis mehr schlecht als recht gegriffen. 400 radikale Linke haben sich erfolgreich Vorkontrollen widersetzt, das gab`s schon länger nicht mehr. Einige Bündnispartner zeigten dafür wenig Verständnis.
Bei den G8 Protesten hatten die Kooperationen Für und Wider, einige hatten als abschreckendes Beispiel des G8 1999 in Köln noch vor Augen, wo nach viel Streit und Spaltung eine linksradikale 4000-Leute- Latsch-Demo der Höhepunkt der Proteste sein sollte. In Bezug darauf haben wir in Heiligendamm einiges mehr hingekriegt und das hat sicher auch mit der breiten Koordinierung zu tun. Spaltungsthema Nr. 1 war wieder die sogenannte Gewaltfrage. Dass die Akzeptanz verschiedener Aktionsformen zwar von vielen immer wieder beteuert wurde, ändert nichts daran, dass sich distanziert wird, wenn es rummst. Die, die sich öffentlich distanzieren übersehen, dass sie ihre Kooperationspartner_innen damit zum Weghaften und Knüppeln freigeben. Ob die Debatte um verschiedene Aktionsformen solidarisch und kritisch geführt wird oder ob nach Denunziation gerufen wird, ist Dreh- und Angelpunkt. An dieser Scheidelinie zeigt sich, in wie weit solidarische Politik gemeinsam möglich ist. Für Heiligendamm, kann hervorgehoben werden, hat die Kooperation trotz heftigsten Streits bis zum Schluss gehalten.
Bei einigen rührt sich der Wunsch, das was in Heiligendamm an Energie und Dynamik bei den Blockaden möglich war, was in den Camps an Austausch und Kollektivität entstanden ist, nicht ins Poesiealbum der Widerstanderfahrungen ablegen zu wollen. Nach dem G8 hatten viele ihre Auswertungstreffen, manche Zusammenschlüsse wurden nach einer letzten Zusammenkunft abgewickelt. Der (Hannoveraner) G8- Koordinierungskreis, dissent, Block G8 und viele AGs lösten sich auf.
* Kann das alles sein?
* Wo packen wir die Erfahrungen hin, die wir gesammelt haben?
* Wo fließen die Bilanzen und Schlüsse ein, die wir gezogen haben?
* Kann es eine Kontinuität des Bezugs geben?
* Des Bezugs unterschiedlicher Spektren und Themenschwerpunkte aufeinander?
Wir finden es wertvoll diesen Gedankensträngen einen Ort zu geben und haben uns deswegen entschieden, an der Idee der „Perspektiventage – Wie weiter nach Heiligendamm?“ mitzuarbeiten. Uns gefiel an dem Vorschlag der Camp-AG neben der Perspektive auch und gerade, eine strategische Bestimmung zu versuchen. Dies beinhaltet eine Standortbestimmung auf der Folie der Kämpfe der letzten Jahre. Analyse und Strategie umfasst immer auch das Spannungsfeld überregionaler Klammern und der Bezug zum eigenen Alltag, zum eigenen Leben. Übergreifende, globale Forderungen müssen sich rückkoppeln in Alltagskämpfe, die wiederum durch den Bezug auf andere Kämpfe an Wahrnehmbarkeit und emanzipativem Crossover gewinnen.
Teilbereichsbewegungen, die sich nicht aufeinanderbeziehen und die keine Räume schaffen, Widersprüche auszudiskutieren, laufen Gefahr, die Freiheit der einen auf der Unfreiheit der anderen aufzubauen. Dass wir Kämpfe international denken müssen, ist schon lange im Bewusstsein der radikalen Linken verankert; dass Unterdrückung strukturell ist ebenso. Dass Unterdrückung ganz unterschiedliche Ausprägungen hat, die sich in ganz verschiedenen Herrschaftsstrukturen manifestieren, ist immer wieder umkämpft. Bei einem gleichwertigen Bezug der verschiedenen Kämpfe sind wir noch nicht angekommen. Dass alles mit allem zu tun hat, scheint diffus klar, doch hier fehlt es immens an Ausformulierungen und konkreter Praxis. In Zeiten des Neoliberalismus, wo der alte postfordistische weiße, männliche Klassenkompromiss ins Wanken gerät, sind auch die, die ihm oppositionell, widerständig entgegenstanden, aufgeschüttelt. Die identitären Kollektivsubjekte der Arbeiter_innen, Student_innen, Migrant_innen/Flüchtlinge und Frauen/Lesben sind im Prozess sich neu zu verorten. Die großen Fragen von: Wie stellen wir uns Veränderung eigentlich vor? Und wie wollen wir leben? werden immer noch selten zusammen gedacht.
Ebenso zeigt sich eine Leerstelle im Bezug unterschiedlicher Kämpfe aufeinander. In Heiligendamm war oft von Bewegung der Bewegungen die Rede. Sehen wir in solch einem Ansatz ein Stärkung und einen emanzipativen Gewinn? Wie könnte er sich ausformulieren und in Praxis übersetzen? Das sind Fragen, die wir gerne von linksradikaler Seite mit einem spektrenübergreifenden Bezug beantworten wollen. Wobei wir das Antworten-finden als einen permanenten Prozess begreifen, der in den Perspektiventagen einen Ort haben kann. Auf eine spannende Debatte!
six hills
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Repression auf psychischer Ebene
Über traumatisierende Folgen von Polizei- (und anderer) Gewalt und wie wir da wieder rauskommen … Wer Widerstand leistet, ist zwangsläufig mit Repression konfrontiert. Diese verläuft auf verschiedenen Ebenen, wie die eingesetzten Mittel im Zuge des G8-Gipfels in Heiligendamm erneut gezeigt haben. Das martialische Auftreten der Polizei im schwarzen, gepanzerten Kampfoutfit, der Einsatz von Tornados, Bundeswehrfahrzeugen und Hubschraubern, die unentwegt über den Camps kreisten, willkürliche Kontrollen und Verhaftungen, die gezielte Desinformation der Medien durch die Sondereinheit der Polizei sowie die Hausdurchsuchungen und Kriminalisierungen von GipfelgegnerInnen nach § 129a bereits vor dem Gipfel schafften ein Klima der Bedrohung. Neben dieser atmosphärischen Bedrohung und juristischen Kriminalisierung ist auch der Einsatz von potenziell traumatisierender Gewalt Bestandteil staatlicher Repression.
Auf einer öffentlichen Anhörung zu Menschenrechtsverletzungen durch die Polizei im Zuge des G8-Gipfels wurden viele Beispiele von AugenzeugInnen und Betroffenen berichtet: Durch gezielte Wasserwerfereinsätze in Kopfhöhe mussten mehrere AktivistInnen am Auge notoperiert werden. Einzelne bereits am Boden liegende Menschen wurden massiv zusammengeknüppelt. Ein Fahrradkonvoi wurde aus vorbeifahrenden Polizeifahrzeugen mit Tonfas angegriffen. Die Gefangenen waren in Käfigen unter Dauer-Neonlichtbestrahlung untergebracht, bekamen zu wenig Essen und der Anwaltskontakt wurde verweigert. Zudem wurde vom Einsatz sexualisierter Gewalt in Form von Vergewaltigungsandrohungen oder dem Fotografieren nackter AktivistInnen durch Polizeibeamte berichtet – usw.
Die Strategie von Repression ist nicht nur eine politische, sondern auch eine psychologische: Sie schlagen eine/n von uns zusammen und viele bekommen Angst und fühlen sich blockiert. Als linke AktivistInnen sollten wir uns bewusst machen, dass wir immer wieder das Risiko eingehen, erstmalig oder erneut durch staatliche Gewalt nicht nur körperlich verletzt, sondern auch psychisch traumatisiert zu werden. Ein Ziel solch systematischer Angriffe ist die Einschüchterung kritischer Menschen. Über die Traumatisierung einzelner soll allgemein von politischem Widerstand abgeschreckt werden, indem Gefühle von Handlungsunfähigkeit und Ohnmacht gegenüber staatlicher Herrschaft entstehen. Deshalb ist es für AktivistInnen wichtig zu wissen, wie sie sich im Vorfeld von Aktionen schützen können. Für die Entwicklung von Handlungsstrategien sind Kenntnisse hilfreich, was eine Traumatisierung ist, wie sich die Folgen für die Betroffenen und ihr Umfeld anfühlen können und wie damit umgegangen werden kann.
Die Gruppe „Out of Action“
Während erste Hilfe und rechtlicher Beistand schon lange Teil von Antirepressionsstrukturen sind, mangelte es an psychologischer Betreuung von AktivistInnen für AktivistInnen. In Deutschland gab es während des G8-Gipfels in Heiligendamm erstmalig ein solches Angebot der bundesweiten Gruppe Out of Action. Vor dem Gipfel fanden in verschiedenen Städten Workshops zum Thema Traumatisierung statt. An den Gipfeltagen gab es im Camp Reddelich einen Chillout- und Ruhespace mit der Möglichkeit für emotionale erste Hilfe und Beratungsgespräche. AktivistInnen der Gruppe waren auf den Blockaden unterwegs, holten Leute aus den Knästen ab und waren ansprechbar für Menschen, die soeben Polizeigewalt erleben mussten. In der Arbeit zeigte sich, dass das Angebot dankbar aufgegriffen wurde und großes Interesse am Thema bestand. Die Gruppe ist per E-Mail und in Berlin in einer Sprechstunde ansprechbar für Betroffene und ihr Umfeld, die psychologische Unterstützung brauchen. Dies können erste Gespräche, Begleitung von Gruppendiskussionen oder Unterstützung beim Finden von professioneller Hilfe sein. Neben dieser konkreten Unterstützung ist Ziel der Gruppe, Traumatisierung als Teil von Repression und einen möglichen Umgang damit in der Linken zu enttabuisieren und die „private Psychokacke“ als politisches Thema zu etablieren. Die Gruppe bietet hierzu Workshops und Infoveranstaltungen an und kann dafür auch angefragt werden.
Was ist ein Trauma?
In einer traumatischen Erfahrung wird mit allen Sinnen wahrgenommen, einer außergewöhnlich bedrohlichen Situation schutzlos ohne Handlungsmöglichkeiten ausgeliefert zu sein. Angst, Kontrollverlust und Ohnmacht überfluten das Erleben. Neurophysiologisch befindet sich der Körper in einer massiven Erregungssituation, für die es kein Ventil gibt. Das Bild von sich selbst als Mensch mit Handlungsmöglichkeiten in einer beeinflussbaren Welt wird dauerhaft erschüttert. Die überwältigende Situation muss nicht selbst erlebt sein – auch die Ohnmacht, einem anderen Menschen nicht helfen zu können, kann als Trauma wirken. Es kann sogar ausreichen, sich mit den Erlebnissen anderer auseinanderzusetzen (= sekundäre Traumatisierung). Wenn sich belastende Ereignisse im Leben häufen, können sich diese addieren und zusammenfassend traumatisch auf die Seele der Betroffenen einwirken (= akkumulierte Traumata). Ein altes Trauma kann aufgrund eines Auslösereizes in der Gegenwart (= Trigger) aktiviert werden. Ist der Mensch wieder ohnmächtig diesen Gefühlen ausgeliefert und kann sie nicht bewältigen, kann die Erinnerung erneut traumatisch wirken (= Retraumatisierung).
Folgen von Traumatisierung
Nach einer traumatischen Erfahrung befindet sich ein Mensch in einem „psychischen Schockzustand“, der mehrere Wochen anhalten kann (= akute posttraumatische Belastungsreaktion). Alles ist durcheinander, man fühlt sich betäubt, verletzt, unterliegt Stimmungsschwankungen wie z.B. unkontrolliertem Weinen, Aggressionsausbrüchen etc., mag ständig oder gar nicht über das Erlebte sprechen, hat das Gefühl, neben sich zu stehen oder die Umwelt nur noch verschwommen wahrzunehmen, kann nicht schlafen, hat Alpträume, der Körper ist massiv erregt und unter Spannung.
Diese psychische Stressreaktion kann sich zu einer posttraumatischen Belastungsstörung entwickeln, wenn keine Möglichkeit zur Bewältigung besteht. In der Traumatheorie wird dies als strukturelle Dissoziation verstanden. Dissoziation ist eine Möglichkeit des Schutzes in einer traumatischen Situation. Sie ist eine Störung oder Veränderung der integrativen Funktion von Gedächtnis, Identität, Emotionen und Bewusstsein. Dissoziation und Assoziation bilden die Pole eines Kontinuums. Alle Menschen haben die Fähigkeit, zu dissoziieren und tun dies mehr oder weniger wie beispielsweise in Tagträumen oder automatisierten, nicht mehr bewussten Handlungsabläufen. Ein Beispiel für eine „Schutzdissoziation“ ist das von Überlebenden von sexuellem Missbrauch häufig geschilderte Phänomen, während des Übergriffes den eigenen Körper zu verlassen und sich das Geschehen von außen anzuschauen. Das ist der Schutz davor, von den schrecklichen Gefühlen überrollt zu werden und damit eine sinnvolle Lösungsstrategie. „Es“ passiert dem Körper und nicht mir. Wenn es keine Möglichkeiten gibt, die dissoziierten Bereiche über Assoziation wieder in die Persönlichkeit zu integrieren, kann sich die ursprünglich sinnvolle Überlebensstrategie in der Persönlichkeit strukturell verankern. Dann teilt sich die Persönlichkeit auf in einen Anteil, der im Alltag funktioniert und in einen oder mehrere „emotionale“ Anteile, die die Erlebnisse hüten und im Inneren des Menschen unbewusst aktiv sind. Zentrales Element psychischer Traumata ist die Spannung zwischen dem Wunsch, schreckliche Ereignisse zu verleugnen und dem Wunsch, sie laut auszusprechen.
Sozialer Rückzug und depressives „Nicht-Fühlen“ vermeiden den Kontakt mit Auslösereizen oder den emotionalen Anteilen. Rauschmittel und süchtiges Essen dienen der Betäubung. Selbstverletzendes Verhalten oder Erbrechen bieten ein Ventil für die innere Spannung oder die Möglichkeit, doch wieder etwas zu fühlen und den Körper zu spüren. Die gespeicherte psycho-vegetative Erregung äußert sich in Unruhe, Schlafstörungen, Panikattacken und Angst. Diese wiederum führen zu Vermeidung und Rückzug. Die emotionalen Anteile tauchen durch Auslösereize oder in Alpträumen auf und drohen erneut, den Menschen zu überfluten und ohnmächtig der Erfahrung auszusetzen.
Erschütterte AktivistInnen
Wochen oder sogar Monate nach dieser krassen Situation geht auf einmal nix mehr. Sirenen heulen im Ohr, zusammenzucken, Demos machen Angst? Shit, mir ist doch selbst nichts passiert, ich stand doch nur daneben … Hätte ich was tun können, die Frau rausziehen? Ich war zu feige, ich bin echt scheiße … Nicht aufstehen wollen. Ein Bier nach dem nächsten. Alpträume, immer dieselbe Szene. Bullen, dazwischen mein prügelnder Vater … Wegdrängen, weitermachen. Bloß nicht drüber reden. Die Fragen der GenossInnen, „was ist denn mit dir los“. Alles zu viel, lasst mich in Ruhe … Keine Lust mehr auf diese ganze Politszene … Keine Lust auf Labern. „Au Mann, du bist echt schräg drauf, krieg dich mal wieder ein“. Hass, unkontrollierbarer Hass. Scheiß-Bullen, ich dreh durch, ich schlag die weg, egal wie, ist mir doch egal, wenn ich einfahre. „Du gefährdest uns alle, spinnst du“. Die können mich mal … „Mit dem/der will ich nichts mehr zu tun haben, das ist mir zu anstrengend“ … Ist ja egal, macht ja eh alles keinen Sinn, was bringt denn der ganze Widerstand noch? Wäre ich da nicht hingegangen, wäre das ja auch nicht passiert.
Mit einem solchen Prozess geht die psychologische Strategie der Polizei auf. Die direkt Betroffenen leiden unter den psychischen Folgen, Bezugsgruppen sind möglicherweise überfordert und zerstreiten sich. Charakteristisch für die Folgen von Traumatisierung durch Gewalt ist, dass es zu Schuldzuweisungen sich selbst gegenüber oder untereinander kommt. „Hättest du das nicht gemacht, dann hätten uns die Bullen nicht angegriffen …“ Weil die TäterInnen nicht unter Kontrolle zu bringen sind, disziplinieren wir uns gegenseitig. Dies ist eine typische Verarbeitung der Ohnmacht, da so wieder der Eindruck von Kontrolle entstehen kann. Entsolidarisierung und Angst vor aktivem Widerstand machen sich breit.
Wie wir mit Traumatisierung umgehen können Traumatische Erfahrungen können zwar nicht verhindert werden, wir können uns aber dagegen wappnen, dass diese uns als Bewegung lähmen. Der beste Schutz vor langfristigen Folgen einer Traumatisierung ist ein soziales Klima, in dem selbstverständlich über Gefühle und Erlebtes gesprochen und im Zusammenhang politischer Aktionen kein HeldInnentum propagiert wird. Angst ist eine normale und verständliche Reaktion auf die Gewalt und Brutalität, mit der wir konfrontiert sind. In der Linken gilt häufig das Bild des/der unerschütterlichen Aktivisten/in. Ängste werden negiert oder den anderen nicht gezeigt. Reden über Gefühle, über Furcht, Trauer, Ohnmacht findet nicht statt – was dazu führen kann, traumatische Erlebnisse nicht aufarbeiten zu können. Langfristig leiden viele Betroffene von Polizeigewalt mehr unter den emotionalen Folgen als unter körperlichen Verletzungen. Eine sekundäre Traumatisierung kann wirken, wenn die Betroffenen mit ihren Gefühlen alleine gelassen werden, das Umfeld kein Verständnis hat und keine Unterstützung leistet.
Dies kann eine emotional noch größere Erschütterung sein als die Gewalterfahrung durch die Polizei, die uns als AktivistInnen ja per se nicht überrascht. Wenn wir aber von unseren GenossInnen keine Solidarität erfahren, wankt das Weltbild. Ganz praktisch hilft die Bildung von Bezugsgruppen, in denen bereits vor einer Aktion ehrlich besprochen wird, wie es den Einzelnen in der Gruppe geht und wo die Grenzen liegen. Die Gruppe sollte absichern, dass niemand alleine von einer Aktion weggeht und nach einer Aktion gemeinsam besprochen wird, was alle erlebt und wie sie sich dabei gefühlt haben. Oftmals kann schon das Austauschen über die Gefühle nach heftigen Erlebnissen verhindern, dass die Gefühle abgespalten werden und damit Traumafolgen entstehen. Für die Bewältigung von Traumafolgen ist wichtig, mit Unterstützung anderer die Traumatisierung als „Verletzung der Seele“ anzuerkennen und zu akzeptieren, dass die Psyche nun die Möglichkeit zum Heilen braucht. Das erfordert Zeit und Geduld und ist kein gradliniger Prozess.
Für manche Betroffenen ist es wichtig, unzählige Male das Erlebte zu berichten, so lange, bis es verarbeitet ist. Sport und Bewegung können helfen, ein Ventil für die im Körper gespeicherte Übererregung oder Spannungszustände zu finden. In der Linken werden Entspannungsübungen wie Yoga oder progressive Muskelentspannung als Eso- oder Wellnesskram belächelt. Diese können aber wichtige Unterstützung dafür sein, überhaupt wieder zur Ruhe zu kommen und schlafen zu können. Manchen helfen kreative Formen des Ausdruckes wie Malen oder Schreiben, um die inneren Bilder zu verarbeiten. Der Bezugsgruppe und FreundInnen kommt eine hohe Verantwortung zu. Für die Verarbeitung von Ohnmachtserfahrungen durch (Polizei-)Gewalt ist es wesentlich, das soziale Umfeld als solidarisch, schützend und unterstützend zu erleben. Für die Betroffenen ist es sehr wichtig, ohne Leistungsdruck von außen mit vertrauten Menschen sprechen und sich anlehnen zu können. Kontrollverlust und Ohnmacht sind Bestandteil von Traumatisierungen.
Deshalb muss die Selbstbestimmung der Betroffenen unbedingt im Vordergrund stehen. Sie sollten auf ihr Gefühl hören, selbst entscheiden und mitteilen, was sie aktuell wollen und was nicht. Dieser Freiraum sollte ihnen von ihrem Umfeld unbedingt eingeräumt werden. Es ist von zentraler Bedeutung, immer wieder Abstand zu gewinnen, sich eine Tagesstruktur zu geben, Alltag zu leben und zu versuchen, „normale“ Dinge zu tun, um aus der Opferposition herauszukommen. Die Begleitung eines Menschen bei der Bewältigung eines Traumas ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel Kraft von den UnterstützerInnen erfordert. Die Konfrontation mit den Themen und der dem Trauma immanenten Energie birgt die Gefahr, selbst auszubrennen und an Traumafolgen zu leiden. Oft ist es auch für UnterstützerInnen gut, sich professionelle Hilfe zu holen oder zumindest mit anderen zu sprechen. Vor allem in der Begleitung schwer traumatisierter Menschen ist es unerlässlich, für das Gehörte und „Mitertragene“ Ventile zu suchen und gut für sich zu sorgen.
How to act with Profis?
Es kann nach einer Traumatisierung erforderlich sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nach einem Beinbruch geht man/frau ja auch zum Arzt. Psychotherapie ist eine Leistung der Krankenkasse. Es werden nur tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Verhaltenstherapie und Psychoanalyse finanziert. Viele TherapeutInnen haben Zusatzausbildungen in traumatherapeutischen Methoden. Um den/die TherapeutIn als Menschen und das eigene Gefühl im Kontakt prüfen zu können, bezahlen die Kassen fünf Erstgespräche pro aufgesuchter/m TherapeutIn. Erst dann muss ein Antrag auf Finanzierung der Behandlung gestellt werden. Diese Zeit sollte genutzt werden, dem/der TherapeutIn Löcher in den Bauch zu fragen über Arbeitsweise, Einstellungen und was immer für eine/n selbst relevant ist. Nur dann, wenn man sich mit allem Eingebrachten wahr- und ernst genommen fühlt, sollte man sich bei dem Menschen für eine Behandlung entscheiden. Das Allerwichtigste bei der Psychotherapie ist nicht die Methode, sondern eine gute Beziehung zum behandelnden Menschen. Der Mensch, dem man/frau sich anvertraut, sollte mit der Machtsituation und dem Erzählten verantwortungs- und respektvoll umgehen, eine professionelle Distanz wahren und nicht in eine Richtung drängen. Die TherapeutInnen sollten aufgeschlossen und akzeptierend gegenüber der gewählten Form politischer Aktivität sein und diese nicht als Form der Autoaggressivität oder ungeklärter Autoritätskonflikte werten. Eine solche Interpretation von politischem Widerstand und Militanz birgt die Gefahr von Schuldzuweisungen für das Erlebte. Deshalb sollte man sich bei der Suche nach einem/r TherapeutIn Zeit lassen und trotz der Notsituation nicht bei dem/der Erstbesten bleiben.
Joanna Rivas
Literatur
Huber, Michaela (2005): Trauma und die Folgen. Jungfermann-Verlag.
Judith Hermann (2003): Die Narben der Gewalt. Traumatische Erfahrungen verstehen und überwinden. Jungfermann-Verlag.
* http://outofaction.net
* http://avtivist-trauma.net
[37. arranca!]
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Who is a Threat to Whom? G8 Summits and Increasing State Repression
By Jason Kirkpatrick
The heightening and virtual militarisation of domestic policing efforts against many US activists has clearly been stepped up since 911. Homeland Security is linked up in a “new and improved” information networking and cooperation system with a vast array of both foreign and domestic intelligence gathering agencies within the USA, and increasingly so, on an international level.
After September 11, 2001, the Bush Administration has been superseding not only the US Constitution, but also the Geneva Conventions and other international laws in its so far unsuccessful pursuit of Al Queda and whatever else it deems to be a threat to the American way of life. In the run-up to the Iraq War and during 2003 many continental European politicians were strongly critical of American strategies and efforts to combat its percieved threats, publicly stated as the threat of radical Islamic fundamentalism.
However, in contrast during subsequent years European nations have been following the lead of the Bush Administration at a drastically increasing level, copying many of the USA’s most repressive internal “anti-terrorist” legislation and increasing security powers. To follow suit, European politicians are often stretching the truth and even telling outright liesi about “new threats to national security” to justify fresh legislation and to redefine or twist interpretations of existing laws governing policing authority. For citizen activists, the worst of this news is that Al Queda is rarely the focus of such excess, but progressives, broad spectrums of the left and anarchists are becoming the targets of repression like never before. Large-scale public protests in general, and G8 Summits in particular, seem to be the most loved opportunities for national governments to try out new repression methodologies and tactics.
G8 Summits as Security Experimentation Labs
In 2005 the UK G8 Summit was the first time that police forces had worked together with the British military inside the nation, with military transport helicopters used to fly in riot police during a legal protest outside the Summit hotel. Police also used and abused an obscure law entitled “Section 60” of the Criminal Justice & Public Order Act of 1994ii, which was originally intended to be used against football hooligans. During the G8, police widely overstepped their legal authority by massively encircling and detaining crowds even before they had left march staging areas. They illegally searched people, taking names and photographs in clear violation of their alloted powers under Section 60. Furthermore, they often detained people for up to four days on mere suspicion, with charges mostly suspended and jail release coincidentally being timed with the end of the G8 Summit and its concurrent protests.
The German G8 summit of June 2007 proved not only to be the largest mobilization in years for left and radical activists, but it was also a high point in the use of repression by German security forces.iii Some early evidence of this began in Spring 2006 when activists noticed one odd person at meetings who seemed rather poorly informed, but insisted that he wanted to be on every e-mail list relating to protest activities. Not long after he was asked not to return due to suspicion he was an informant, it became public that police had offered a number of activists money in order to infiltrate the activist group Dissent!, giving instructions to try to get passwords for e-mail lists, and to collect information on the most militant anti-G8 and anti-fascist activists. One activist “double agent” went on to write a detailed account of his recruitment by the police.
Intimidation and Information Gathering
On May 9, 2007 the German Polizei and the other regional and national special police agencies (the LKA and BKA, respectively) raided 40 homes and other activist projects across the North of Germany.iv Citing the anti-terrorist “Paragraph 129a” which makes it illegal to be a “Member of a Terrorist Organisation” (which is quite handily defined in a very loose fashion), the police confiscated computers, made arrests, and took DNA materials as well as clothing “scent samples.”v It was made public soon after that the police actually had not even so little as a single arrest warrant for any of their targeted suspects.
The raids prompted comparisons in the press with the old hated East German “Stasi” Secret Police, quite a strongly unfavorable analogy in modern Germany.vi Activists reacted to the unprecedented searches by taking to the streets spontaneously in protest. Over 3,000 marched in Hamburg and 5,000 in Berlin in very powerful demonstrations on the very same night to show solidarity against state repression. The largen numbers of protestors were seen as a very strong backlash against the police raids, however the security forces kept up the pressure over the following weeks.
Such misuse of “anti-terrorist” legislation is becoming more and more rampant in Germany to intimidate activists and to garner information on them. Some intimidation targets include young anti-fascist activists who are already worried enough about trying to keep ultra-violent German Nazi skinheads from owning the streets of their economically depressed neighborhoods in East Germany. Even worse, police openly admit that such searches help them to find out more about activist networks, and how they function. One officer used a bird hunting analogy to comment on the May 9th searches, “We’ve shot into the bush, just to see what moves.”vii
Political Legitimization of Unconstitutional Repression
During the final preparations up to the Summit itself the entire state apparatus from local police up to Chancellor Angela Merkel herself did their best in the mainstream media to invoke fear of violent protest and possible terrorist attacks. After months of expensive well coordinated propaganda (paid by the taxpayers), the groundwork was laid for the implementation of never-before seen state repression led by Interior Minister Wolfgang Schaeuble.
Since the end of World War II, the German constitution has forbidden the use of its Military within national borders. The constitution was broken clearly in this regard multiple times during the G8 protests. One time was through the use of the German military on civilian roads and highways to lookout for activists who publicly announced they would blockade roads at the nearby Rostock Laage Airport as President Bush and other G8 leaders arrived. There is a very well-known internet video interview on No-G8 TVviii with activists repeatedly asking soldiers which directive they are operating under that superseds the German constitution forbidding their deployment within national borders. Repeatedly, the answerless soldiers give blank looks to the video journalist and can do nothing but uselessly shrug their shoulders in despair.
Just prior to the massive blockades of the G8 Summit on June 6, 7, and 8th, a military Tornado fighter planeix flew at a height of 500 feet over an activist camp on June 5th, well below the legal height of 1,600 feet. The military admitted later that this was done to take high-resolution photographs of activists, again breaking the German Constitution by using the military against civilians within Germany. This event brought special critique as the first journalist questions asking who gave the order for this flight received the reply that the special anti-G8 police force “Kavala” had given orders to do so.
To publicly admit that the military had broken the constitution was bad enough, but to go even further and say that the police were the ones ordering the military what to do was totally over the top, as this is not only unconstitutional but also wildly beyond all limits of normal separation of policing powers and military authority since the end of WWII. The military later retracted the statement and claimed responsibility, but the issue has continued to be a hotly debated topic in both the German press as well as in the Parliament. Strangely, even the ruling SPD party proclaimed the flight to be unconstitutional in the largest German news weekly.x
Policing efforts during the massive anti-G8 protests saw nearly 1,500 activists rounded up and thrown into small temporary prisons. According to a popular leftist newspaper called simply “The Daily Paper” (die Tageszeitung), the bulk of the protestors were released immediately after the G8 Summit was over, with charges generally being dropped completely or suspended for the vast majority due to “insufficient evidence”. However, the entire exercise was a well planned out experiment for the government and security forces in how to round up and imprison an undesireable population (in this case G8 protestors), and to largely get away with it.
Repression continues even after World Leaders go home Sadly, the repression has not ended alongside the closure of the G8 Summit on June 8. Soon afterwards there were more arrests of individuals suspected of “militant” actions, some of which had previously included such innocuous actions as throwing paint balloons at buildings. The July 31st arrest of Sociologist Andrej Holm bordered on the surreal. One legal ground for his arrest was that in his academic writings he had used the word “gentrification,” and apparently this exact same word had been used previously in communiques written by militants over previous years. Another reason listed in government files for his arrest was that he had access to libraries where one could research the kinds of issues discussed in militant communiques.
Luckily for Holm a massive international campaign organized largely by academics as well as local support within Germany stepped up the pressure and he was released from prison within three weeks.xi Other activists are not so lucky and many sit in German prisons on similar scant evidence, often via twisted use of the supposedly anti-terrorist Paragraph 129a legislation.
What does the Future Hold?
What is next for German progressives, activists and leftists? More radical elements are kicking off a large scale campaign against repression, most notably against the coming 11th European Police Congress of January 29-30, 2008, in Berlin.xii Activists are raising awareness about Europe-wide security efforts to undermine human rights and increase observation and repression against citizens. US policing agencies and the FBI are often mentioned as keynote participants at such conferences, and were mentioned clearly in German press as participating in policing conferences leading up to the German G8 Summit.
In Asia, the Japanese G8 Summit is coming up July 7-9, 2008. Both Japanese and German activists there have already reported heavy harrassment including being followed across the entire country by as many as six plain clothes police during an Anti-G8 Infotour in October 2007.xiii The German BKA has publicly made two visits to Japan in recent months since the German G8, and the German police are training a new Pan-Asia police force called “Asiapol” which includes security forces from every nation in Asia, including Burma. With the Japanese police already having the powers to detain suspects without evidence up to four weeks merely for questioning, one wonders what difficulties anti-G8 activists in Japan will face before G8 2008. Regardless, they are intensely organising for large scale protests with their own Anti-G8 Infotours across Asia, in Europe, and in the USA in Spring 2008.
The agents of repression are no longer operating within the borders of single nation states. They are also clearly not interested in heeding either international or national laws governing either civil rights, or their own operations. A necessary tactic is to go on the offensive, and to clearly and firmly make it known that such repression will not be tolerated, not in Burma, not in Germany, not in Japan, and not anywhere.
1 Interview with Ulla Jelpke, Member of German Parliament (Die Linke), November 9, 2007
2 http://www.wombles.org.uk/article20060324.php
3 Neue Rheinische Zeitung, http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10825, May 2, 2007
4 Die Tageszeitung newspaper, November 12, 2007
5 http://www.rote-hilfe.de/themen/themenarchiv/g8_latest_news
6 Frankfurter Rundschau, www.fr-online.de, November 14, 2007
7 Zeck, Das Krawallblatt aus der Roten Flora, page 7, Sept./Okt. 2007
8 http://g8-tv.org/index.php?play_id=1721
9 German Parliament ”Answers of the Federal Government”, page 10, Nov. 7, 2007
10 Der Spiegel, Spiegel Online, June 19, 2007
11 Die Tageszeitung, November 12, 2007
12 https://gipfelsoli.org/Multilanguage/English
13 Interview with Anti-G8 Infotour member, Nov 20, 2007
Further graphics are available to accompany this article with reproduction. For requests regarding reproduction of this article, contact the author at: jfkeuro@gmx.net
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Kampagne gegen "Europäischen Polizeikongreß" gestartet
[Demonstrations-Bündnis | Gipfelsoli Infogruppe]
* Sicherheitsindustrie, Politiker und Polizei wollen neue Überwachungsmaßnahmen abstimmen
* Demonstration am 29. Januar in Berlin
Pressemitteilung 15. Januar 2008
[Berlin] Polizeikritische Gruppen und Organisationen haben eine Kampagne gegen den “Europäischen Polizeikongreß” gestartet. Für den 29. Januar hat das Bündnis eine Demonstration angemeldet. Der Aufzug beginnt am Kaufhaus Dussmann und führt über die Bertelsmann AG, das “Haus der deutschen Wirtschaft” zum Kongreßzentrum am Alexanderplatz. Dort will Innenminister Wolfgang Schäuble zu Grenzüberwachung, “Migrationsabwehr” und Kontrolle jugendlicher MigrantInnen in Deutschland sprechen. Die Kampagne kritisiert die Verschärfung europäischer Innenpolitik und Polizeizusammenarbeit. Der Polizeikongreß wird von der Sicherheitsindustrie finanziert.
“Auf dem Kongreß sind alle Bereiche von Repression und Überwachung repräsentiert, gegen die wir seit Jahren kämpfen”, erklärt Hanne Jobst vom Demo-Bündnis. “Schäuble agiert zum Beispiel in der informellen ‘Future Group’, in der sich EU-InnenpolitikerInnen um Gesetzesverschärfungen und mehr technische Überwachung wie die Online-Durchsuchung bemühen”.
In jüngster Zeit sind neue Forschungsprogramme und Institutionen eingerichtet worden, die etwa Migration, aber auch Proteste bei G8-Treffen eindämmen sollen. Hierfür werden Datenbanken erweitert, auf deren Grundlage unliebsamen Personen die Einreise verwehrt wird. Verfolgungsbehörden aller EU-Mitgliedsstaaten sollen zukünftig Zugriff auf die Daten haben. Neue Software soll gezielt in Vorratsdaten, Telefonmitschnitten, Videos, GPS-Daten oder Emails nach Wörtern und sonstigen Auffälligkeiten suchen.
Weiteres Thema des Kongresses ist der Ausbau der von G8-Staaten finanzierten “Europäischen Gendarmerie-Truppe” (EGF) mit Sitz im italienischen Vicenza. Sie soll mit 3.000 Polizeikräften im EU-Ausland “öffentliche Sicherheit herstellen” und “Eigentum schützen”. “Die kenianische Polizei, die kürzlich Hunderte DemonstrantInnen erschoß, ist vom Institut der EGF in Aufstandsbekämpfung ausgebildet worden”, kritisiert die Kampagne.
Zum Bündnis gehört u.a. die Bundeskoordination Internationalismus, die Leipziger Kamera. Initiative gegen Überwachung, die Gipfelsoli Infogruppe, die Informationsstelle Militarisierung e.V., das Seminar für angewandte Unsicherheit und das Komitee für Grundrechte und Demokratie. Auch Gruppen, die sich kritisch mit den § 129a-Verfahren im Kontext des G8 beschäftigen, rufen auf, darunter die Hamburger Antirepressionsgruppe oder die Soligruppe s.y.l.t. (support your local terrorists).
Mehr Informationen auf der Kampagnen-Webseite unter http://euro-police.noblogs.org