- OZ: G8-Gipfel belastet Justiz noch Jahre
- SVZ: "Stein war so groß wie eine Faust"
- Klage wegen Tornado-Aufklärung eingereicht
- "Security during Major Events"
- Handeln und Führen in kritischen Situationen
- Das war der Gipfel - erstes Buch über Heiligendamm erschienen
- Camp-AG: Informationen an alle G8 2007 Protestierenden über euer Geld
- Monty Schädel: Monty Schädel kennt kein Halten mehr
- Anarchist Black Cross Berlin: Freiheit für alle!
- Solidaritätserklärung vom Gegeninformationsbüro
- Report: Media G8way International Press Group 2007
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OZ: G8-Gipfel belastet Justiz noch Jahre
Acht Staatsanwälte und eine Sonderkommission der Polizei sind mit der Aufarbeitung zahlreicher strittiger Fälle beschäftigt.
Rostock (OZ) Zwei Monate nach dem G8-Gipfel in Heiligendamm rollt eine Prozesslawine auf die Justiz in Mecklenburg-Vorpommern zu. Nach Angaben der Rostocker Staatsanwaltschaft sind etwa 1100 Verfahren bei der Polizei und der Staatsanwaltschaft in Bearbeitung. Die meisten richten sich gegen G8-Kritiker. Hauptvorwürfe sind neben Landfriedensbruch und Körperverletzung der Verstoß gegen das Versammlungsgesetz, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung.
43 Verfahren richten sich gegen Beamte. Dabei geht es nach Angaben des Sprechers der Rostocker Staatsanwaltschaft, Peter Lückemann, hauptsächlich um Vorwürfe der Freiheitsberaubung im Zusammenhang mit der Unterbringung in Gefangenensammelstellen und Körperverletzung im Amt sowie das „Entern“ eines Greenpeace-Bootes vor Kühlungsborn.
Wie viele der laufenden Verfahren letztlich vor Gericht landen werden, sei unklar, sagt Lückemann. An der Behörde sind acht Staatsanwälte nur mit der Bearbeitung der G8-Fälle beauftragt.
Parallel dazu ermitteln Polizeibeamte seit dem 1. August in einer Sonderarbeitsgruppe „Folgemaßnahmen“.
Deren Aufgabe ist es, das während der Demonstrationen aufgenommene Video- und Bildmaterial auf strafbare Handlungen auszuwerten.
Mit dem Abschluss dieser Auswertung werde, so Lückemann, nicht vor November gerechnet. Danach könne es noch einmal bis zu 2000 weitere Verfahren geben.
Mit den Aussagen von zwei Zivilpolizisten hat gestern vor dem Rostocker Amtsgericht der jüngste Prozess im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel begonnen. Im Verfahren ist ein 35-jähriger Mann wegen eines Steinwurfs bei der Anti-G8-Demonstration Anfang Juni in Rostock angeklagt.
Ein Bayreuther Polizist sagte aus, er habe den maskierten und mit einer markanten Tarnjacke bekleideten Mann beim Stadthafen beobachtet, wie er zunächst einen Bierbecher und später einen faustgroßen Stein in Richtung einer zehn Meter entfernten Polizeigruppe geworfen habe. Während der Becher einen Polizisten getroffen habe, habe der Stein sein Ziel verfehlt. Der Angeklagte wollte sich nicht zur Sache äußern. Der Prozess wird am Donnerstag mit der Aussage des Polizisten fortgesetzt, der den Angeklagten festgenommen hat.
Im Fall des Bremer Zivilpolizisten, der am 7. Juni bei einer Demo an der Doberaner Rennbahn als sogenannter „Agent Provocateur“ enttarnt wurde, seien die Ermittlungen inzwischen wieder eingestellt worden. Es habe keinen hinreichenden Tatverdacht gegeben, so Lückemann. Demonstranten hatten behauptet, der Zivilpolizist habe zu Steinewürfen aufgerufen.
Auch die umstrittenen Tornado-Einsätze beim Gipfel werden gerichtlich aufgearbeitet. Drei Betroffene, die im Camp Reddelich nahe dem Tagungsort gefilmt worden seien, hätten Klage beim Verwaltungsgericht Schwerin eingereicht, teilte der Berliner Rechtsanwalt Sönke Hilbrans mit. Die Klage stütze sich im Wesentlichen auf das Grundgesetz.
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SVZ: "Stein war so groß wie eine Faust"
Am Rand einer großen Demonstration gegen den G8-Gipfel war es zu einer Straßenschlacht zwischen rund 2000 militanten Autonomen und der Polizei gekommen.
ROSTOCK - Den Bayreuther Zivilfahndern Oliver M. (35) und Christian L. (32) fiel ein Mann bei den G8-Krawallen am 2.Juni besonders auf: grüne Armeejacke, schwarze Sonnenbrille, die Kapuze weit ins Gesicht gezogen - laut Staatsanwaltschaft war es Klaus A. (35) aus Rostock. "Er lief auf die Fischer straße, immer wieder vor und zurück, gestikulierte wild und stellte sich den anrückenden Hundertschaften mit ausgebreiteten Armen entgegen", sagt Polizist Christian L.
Vor dem Amtsgericht Rostock begann gestern der Prozess gegen den mutmaßlichen Randalierer, der seit dem 3. Juni in Untersuchungshaft sitzt. Die Anklage: versuchte gefährliche Körperverletzung. Zivilfahnder Oliver M. hatte beobachtet, wie Klaus A. zunächst einen Bierbecher auf einen Beamten warf. Kurz darauf soll er einen Pflasterstein genommen und auf Polizisten geschleudert haben, die zehn Meter neben ihm standen. Das Geschoss habe sein Ziel verfehlt. "Der Stein war so groß wie eine Faust", sagt Oliver M.
Bislang verweigert A. die Aussage. Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Anklage auf die Aussagen der beiden Zivilpolizisten. Die erkannten gestern im Gerichtssaal die grün-braun gefleckte Kapuzenjacke von Klaus A. wieder, konnten sich aber an Details wie Löcher in seiner Armeehose nicht erinnern. Zudem sei sein Gesicht vermummt gewesen.
Nach der Attacke in der Fischer straße, die um 16.23 Uhr passierte, verloren die Bayreuther Fahnder Klaus A. im Demonstrationszug mit mehreren zehntausend Teilnehmern zunächst aus den Augen. "Aber wir machten ab: Okay, da bleiben wir dran", sagt Oliver M. In der Einkaufsstraße hätten sie Klaus A. nachmittags wiederentdeckt, ihn später noch einmal bei Ausschreitungen in der Schnickmannstraße gesehen, wo er sich in einer Hecke versteckt haben soll. Gegen 19 Uhr machten die beiden Zivilfahnder ihre Kollegen einer Bayreuther Hundertschaft auf den mutmaßlichen Randalierer aufmerksam. Die nahmen Klaus A. vor einem Supermarkt fest.
Das Gericht vertagte die Verhandlung gestern auf den 30.August. Dann soll der Polizist, der Klaus A. verhaftete, als Zeuge aussagen. Laut Verteidigerin Caroline Brandt sei es immerhin möglich, dass die Beamten mit Klaus A. den Falschen erwischten - denn die Zeugen Oliver M. und Christian L. waren selbst bei der Verhaftung nicht dabei. Im Fall einer Verurteilung drohen dem 35 Jahre alten Angeklagten zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Haft.
[http://www.svz.de/artikel/article/160/stein-war-s.html?no_cache=1]
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G8 Heiligendamm: Klage wegen Tornado-Aufklärung eingereicht
Gegen Militarisierung im In- und Ausland
[Gipfelsoli Infogruppe] Pressemitteilung 23. August 2007
Rechtsanwalt Sönke Hilbrans reicht heute beim Verwaltungsgericht in Schwerin eine Klage wegen der Tornado-Einsätze während des G8-Gipfels ein. Die Tornado-Überflüge hatten im Juni weltweit für Aufsehen gesorgt. Mit dem Einsatz sollte die Verwendung der Bundeswehr in Innern weiter normalisiert werden. Dem wollen die Kläger Einhalt gebieten.
Die drei Betroffenen wurden am 5. Juni von Aufklärungskameras der „RECCE-Tornados“ des Bundeswehr- Aufklärungsgeschwaders 51 “Immelmann” über dem Camp Reddelich gefilmt. Ein Kläger gehörte zu den Pächtern des Camp-Geländes. Die Bundesregierung hat die „optische und Infrarotaufklärung im tiefen und mittleren Höhenbereich“ bereits zugegeben.
Neben umfangreichen Flügen im Norden Mecklenburg-Vorpommerns wurde auch ein linkes Festival-Gelände auf dem Flughafen Lärz bei Neuruppin überflogen. Laut dem Bericht des Innenministers Caffier (CDU) vor dem Innenausschuß des Landtags wurde dort der Standort einer 8 Meter langen Skulptur eines Gürteltiers kontrolliert.
Die Klage stützt sich wesentlich auf das Grundgesetz. Dort wird der Einsatz der Bundeswehr zur Wahrnehmung von Polizeiaufgaben im Innern lediglich für Hilfeleistung in schweren Notfällen oder zur Aufstandsbekämpfung legitimiert.
In Reddelich hingegen wurde mit militärischen Mitteln polizeiliche Aufklärung betrieben. Dabei wurde massiv in Bürgerrechte und informationelle Selbstbestimmung eingegriffen. „Neben dem Eingriff in Persönlichkeitsrechte wollte die Bundeswehr VersammlungsteilnehmerInnen einschüchtern“, kritisiert Hanne Jobst von der Gipfelsoli Infogruppe.
“Der Einsatz der Bundeswehr im Innern an Stelle der Polizei überschreitet eine bis dahin sicher geglaubte verfassungsrechtliche Grenze“, kommentiert Rechtsanwalt Hilbrans als Verfahrensbevollmächtigter. „Während des G8- Gipfels haben die Sicherheitskräfte mit einigen Tabubrüchen experimentiert, aber dieser ist einer der augenfälligsten. Bundeswehr und Polizei sind eindeutig zu weit gegangen”.
„Der Protest in Heiligendamm richtete sich explizit gegen die zunehmende Militarisierung im In- und Ausland“, erläutert Hanne Jobst von der Gipfelsoli Infogruppe. „Damit kommt auch der Klage eine besondere Bedeutung zu“.
Neben den Protesten am Flughafen Laage hat es im Rahmen der G8-Proteste verschiedene Blockaden, Kundgebungen und Demonstrationen, aber auch „Direkte Aktionen“ gegen Militäreinrichtungen gegeben.
Indes bleiben 3 Beschuldigte im Verfahren wegen angeblicher Mitgliedschaft in der „militanten gruppe“ weiter in Haft. Die drei werden beschuldigt, Militärfahrzeuge der Bundeswehr in Brand gesetzt zu haben.
Kontakt:
RA Sönke Hilbrans: +49 30 446792 16 | www.diefirma.net | kanzlei@diefirma.net
| www.gipfelsoli.org
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"Security during Major Events"
Crowd Management
IPO: International Permanent Observatory on Security during Major Events/ UNICRI. Services at no cost to governmental entities. IPO involvement: Beijing 2008 Olympics, G8 Japan 2008, G8 Germany 2007, G8 Russia 2006, WB/IMF Singapore 2006, APEC Vietnam 2006. “Sensible, pragmatic advice and realistic security solutions”.
www.unicri-ipo.org
UNICRI: United Nations entity mandated to assist intergovernmental, governmental and non-governmental organizations in formulating and implementing improved policies in the field of crime prevention and criminal justice.
www.unicri.it
EU-SEC: Coordinating National Research Programms on Security during Major Events in Europe, funded by European Commission
www.eu-sec.org
European Police Congress Berlin: Größte internationale Fachkonferenz für Innere Sicherheit (“Gold Sponsor”: EADS, SAP). “Treffpunkt politischer und polizeilicher Entscheidungsträger”, “internationale Prominenz aus den Führungsebenen”. Begleitende Ausstellung der führenden Hersteller von Systemlösungen, “genügend Zeit und Gelegenheit für intensive Kontakte zwischen Besuchern und Ausstellern”.
www.europaeischer-polizeikongress.de
COUNCIL OF THE EUROPEAN UNION
Agreement to the Prüm Convention
Congress on European Defence Berlin
www.euro-defence.eu
CEPOL: European Police College: Courses and Research on Public Order, Crowd Management etc.
www.cepol.net
Mitteleuropäische Polizeiakademie (MEPA)
www.mepa.net
Deutsche Hochschule der Polizei (DHPol)
www.dhpol.de
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Handeln und Führen in kritischen Situationen
Technologien zur Unterstützung eines modernen Polizeieinsatzes
Anwendung am Beispiel Heiligendamm (Szenario). Vortrag beim Europäischen Polizeikongress in Berlin, 14.02.2007
Download pdf: http://gipfelsoli.org/Media/Repression/lang_2007.pdf
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Das war der Gipfel - erstes Buch über Heiligendamm erschienen
Knapp drei Monate nach dem G8-Gipfel erscheint im Kückenshäger SCHEUNEN-VERLAG ein erstes Buch über die Tage um Rostock und Heiligendamm. Der Titel “Das war der Gipfel” läßt eine voluminöse Fülle des behandelten Stoffes vermuten. Dem ist nicht so. In diesem Buch wird weder analysiert noch kommentiert: Augenzeugen der bewegten Tage kommen zu Wort, die aus ihrem individuellen Erleben, aus ihrem Blickwinkel also, schreiben und beschreiben, was sie gesehen, beobachtet und erfahren haben. Zahlreiche Fotografen aus dem gesamten Bundesgebiet hatten dem Verlag insgesamt über 4000 Fotos übergeben, aus denen er an die 200 vorwiegend farbige auswählen konnte.
Der Verleger Andreas Ciesielski, der bei diesem Buch gleichzeitig als Herausgeber fungiert, hat das umfangreiche G8-Tagebuch der Rostocker Studentin Catharina Trost an den Beginn der Beiträge der versammelten Autoren gestellt.
Catharina Trost beschreibt ihre G8- Woche, die sie in der Uni und auf der Straße verbrachte. Sehr informativ, und obwohl sie nicht emotionslos ihre Erlebnisse beschreibt, spürt der Leser eine Distanz, die ihren Aussagen wohl tut und eine unbedingte Glaubwürdigkeit vermittelt.
Wilfried Freier gehörte zur Leitung des Rostocker Camps und beschreibt den Sturm der Polizeikräfte auf das Lager, in dem auch Kinder untergebracht waren. Aus diesem Beitrag erfährt der Leser, was ihm in den offiziellen Medien vorenthalten wurde. Freier beschreibt schonungslos die Strategie von KAVALA, jener für den G8-Gipfel eingerichtete Polizeiführungsstab, der bis heute im Mittelpunkt der Kritik steht.
Hedda Leuchert ist Einwohnerin von Heiligendamm. Sie schreibt über die Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten im eingezäunten Areal und gewährt den Lesern somit einen Einblick in den inneren Kreis.
Rasmus Hoffmann vom Rostocker Max-Planck-Institut, ein junger Wissenschaftler, beteiligte sich an der Blockade der Zufahrtswege von Heiligendamm. Sehr nüchtern, aber dennoch atemberaubend ist seine Schilderung des friedlichen und fantasievollen Widerstandes, der Blockade, die Gipfelgeschichte geschrieben hat. Cornelia Dhanju-Wilborn, eine Mutter von drei Kindern, war Häftling Nummer 499 in der Gefangenensammelstelle in der Industriestraße in Rostock-Schmarl. Sie beteiligte sich an der Blockade und wurde am 7. Juni gegen 8:00 Uhr im Wichmannsdorfer Wald nahe der Funktürme bei Dietrichshagen von der Polizei festgenommen. Mit 21 anderen Frauen verbrachte sie mehrere Stunden in einem an Guantanamo erinnernden Gitterkäfig in der Gefangenensammelstelle in Rostock-Schmarl, bis sie durch Intervention von Rechtsanwälten freigelassen wurde.
Verina Speckin, Rostocker Anwältin, 1. Vorsitzende des Strafverteidigerinnen- und Strafverteidigervereins MV, wählte als Unterzeile ihres Erlebnisberichtes “Neue Erkenntnisse über den Rechtsstaat”. Sie schildert in ihrem Tagebuch die Behinderungen, die sie und ihre Anwaltskolleginnen und -kollegen während der Betreuung der Festgesetzten durch die Polizei erfuhren.
Viviana Uriona, Diplom-Politologin, schildert die Arbeit am “MovinG8 RadioForum”, einem alternativen Sender, der rund um die Uhr in mehreren Sprachen die Gipfelkritiker informierte. Eine andere Kommunikation ist möglich, ist ihre Schlußfolgerung am Ende ihres durchaus informativen Berichtes, der eine für die breite Masse der Medienkonsumenten nahezu unbekannt gebliebene Facette des Widerstandes zeigt.
Der Herausgeber des Buches ist schließlich auch Autor eines Porträts eines Tankstellenbesitzers in Bargeshagen bei Bad Doberan. Eduardo Catalan-Bermudez stellte unmittelbar an der Tankstelle eine großflächige Wiese den Gipfelkritikern zur Verfügung, die dort - direkt an der B 105 – einen Infopunkt errichteten, der die ganzen Tage hindurch von der Polizei argwöhnisch beäugt und auch behindert wurde.
Am Schluß des Buches finden sich Erlebnisberichte Betroffener, die in irgend einer Weise von der Polizei in ihren Bürgerrechten eingeschränkt wurden. Diese Beispiele machen in seiner Gesamtheit Angst, dass die bewährte Demokratie durch polizeistaatliche Strukturen ersetzt werden könnte. Zumindest ist diese Gefahr real, wenn – wie Verina Speckin schreibt – der Anschein besteht, dass Polizeioffiziere Richter unter Druck setzen können.
Aus diesem Grunde heisst der Oder-Titel des Buches auch “Angriff der Regierung auf die Demokratie.” Zu weit hergeholt, diese These? Wer das Buch aufmerksam gelesen hat, wird sie bestätigt finden.
Am 1. September findet um 20.00 Uhr in der Scheune Kückenshagen die Erstpräsentation des Buches statt. Catharina Trost, Verina Speckin, Rasmus Hoffmann, und Wilfried Freier geben an diesem Abend mündlich zu Protokoll, was sie bereits dem Buch anvertraut haben. Neue Erkenntnisse, die seit Drucklegung des Buches gewonnen wurden, werden dem Publikum in der Kulturscheune gewiss nicht vorenthalten.
Andreas Ciesielski (Hrsg.) “Das war der Gipfel oder Angriff der Regierung auf die Demokratie”.
Broschur, 228 Seiten mit etwa 200 vorwiegend farbigen Illustrationen, 19,90 Seiten, ISBN: 978- 3-938398-47-0
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Camp-AG: Informationen an alle G8 2007 Protestierenden über euer Geld
Vorgeschichte
Die Anti-G8-Camps im Grenzschlachthof Rostock, in Reddelich und in Wichmannsdorf sind von etwa 18 000-20 000 G8-GegnerInnen bewohnt worden. Gedacht als Rückzugs- und Versammlungsraum für alle AktivistInnen hatten nicht zuletzt die Camps einen besonderen Anteil am engen Kontakt zwischen dem Anti-G8-Protest und der örtlichen Bevölkerung sowie bei der Bewertung der Bewegung von außen. Von der überwiegenden Zahl der BewohnerInnen wurde die Organisation der Camps und die Atmosphäre auf den Plätzen ausdrücklich als sehr gelungen hervorgehoben – diese Stimmung drückt sich auch in dem Rücklauf der Campbeiträge und allgemeiner Bereitschaft zu Spenden aus. Damit war es der AG Camping 07 vergönnt, einen Überschuß zu erzielen.
Auch dazu beigetragen hat ein kostenkritisches „Erstellen“ der Infrastrukturen – unter zum Teil sehr einfachen Bedingungen (z.B. die WG-„Büros“ in Rostock), ohne bezahlte Kräfte wurde um jede Möglichkeit gerungen, etwas über persönliche Beziehungen oder Eigenleistung im Vorfeld günstiger zu bekommen: Kontakte in Berliner Hausprojekte hinein, zu LKW-Besitzern, zu linken Strukturen in den Gewerkschaften, zu SpezialistInnen z.B. aus Telephon- und Elektronikbranche und nicht zuletzt zu den MacherInnen des Fusion-Festivals haben neben vielen einzelnen Menschen, die sich engagiert haben, erst das finanzielle wie technische Start-„Kapital“ erbracht, auf dem die Camps entstehen konnten.
Überrascht wurde die CampAG jedoch durch den Kassensturz am Ende, als klar wurde, dass so viel Geld aus allen Richtungen und Spektren gespendet worden war, dass es möglich war, den defizitären Modulen auszuhelfen, Geld für Kosten der Repressionsarbeit zur Verfügung zu stellen und am Ende trotzdem noch etwas übrig zu haben.
Wohin mit dem ganzen Geld?
Wir sind uns bewusst, dass der Überschuss aus den G8 Spenden nicht „unser“ Geld ist und haben daher lange über den transparentesten und gerechtesten Weg diskutiert, das Geld „der Bewegung zurückzugeben“ zu lassen. Wir sind übereingekommen, dass wir uns als Kerngruppe der Camping-AG in der Lage sehen, das Geld zu verwalten und an einzelne Projekte zu vergeben und es der falsche Weg wäre, das Geld einer einzigen Gruppe oder einem einzigen Themenschwerpunkt zu übergeben.
Die CampAG hat daher auf ihrem Treffen am 12.08.2007 entschieden, neben einem Großteil des Geldes, das für Antirepressionsarbeit zur Verfügung gestellt wird (Informationen erfolgen gesondert!), einen Teil des Geldes aufgeteilt auf zwei „Töpfe“ der Bewegung zur Verfügung zu stellen
Der erste Topf soll Geld als Anschubfinanzierung für Menschen bzw. Projekte zur Verfügung stellen, die durch eigene Initiative keine Möglichkeit sehen, sich anderweitig zu finanzieren und schnelle bzw. unbürokratische Hilfe benötigen.
Beispiele hierfür wären:
- eine nichtversicherte Vokü, die einen Küchenbrand hatte und nun auch nach einigen Soliveranstaltungen immer noch nicht die finanziellen Möglichkeiten hat, sich ein neues Zelt zu besorgen.
- ein interessantes Projekt, welches eine Aktion plant, die sich nicht durch die üblichen Mittel (Anträge, Soliveranstaltungen,...) finanzieren lässt.
- Situationen, in denen von heute auf morgen praktische Solidarität gezeigt werden muss
Als erstes Projekt wurde das zur Zeit (August 2007) in der Ukraine stattfindende Grenzcamp bezuschusst. Dieses Geld kann ab jetzt bei der CampAG nachgefragt werden, genaueres Vorgehen siehe unten.
Der zweite Topf wird für nächstes Jahr für weitere noch entstehende Rechtshilfekosten und als Anschubfinanzierung für größere Projekte mit Camp/G8-Charakter vorgehalten. Dies erachten wir als sinnvoll, da bereits mehrere Ideen für Camps an uns herangetragen worden sind.
Kriterien für die Geldvergabe an Gruppen/Projekte/Einzelpersonen aus Topf 1:
1. Projekt/ Idee kann nicht durch andere Mittel oder Eigeninitiative finanziert werden
2. Notfall bzw. dringende unbürokratische Hilfe ist erforderlich
3. Die CampAG ist keine Stiftung, daher kommt das Geld nicht wieder rein und wir haben uns entschlossen, um möglichst vielen etwas davon geben zu können, nur Anschubfinanzierungen / Darlehen zu verteilen. „Geldgeschenke“ werden nur in höchst problematischen ernsten persönlichen Situationen vergeben, ansonsten treffen wir Abmachungen, in denen das Geld zumindest zu einem Teil wieder zurückkommt!
4. Email an buero@camping-07.de schreiben mit folgenden Punkten
a. Kurzbeschreibung der Projektidee (drei, vier Sätze)
b. Mindest- und Höchstbedarf,
c. Erklärung, warum Finanzierung auf anderen Wegen nicht möglich ist
d. Hinweis, ob ganz dringend oder bis wann man das Geld benötigt
e. Kurzer Satz, was wir in unserem „Rechenschaftsbericht“ veröffentlichen können (bspw. „800€ für teilweise Vorfinanzierung einer Siebdruckwerkstatt im Oberammergau, mindestens 300 € werden innerhalb eines Jahres zurückgezahlt“ )
f. Ansprechmensch (mit Mail oder Telefonnummer für Rückfragen)
g. Kontoverbindung
P.S. Diejenigen, die lieber verschlüsselt kommunizieren, finden unseren PGP-Schlüssel auf unserer Website www.camping-07.de
Transparenz
Die Entscheidung über Geldvergaben durch die CampAG wird durch folgende Struktur gewährleistet: InteressentInnen für CampAG Geld schreiben eine Mail (s.o.) an buero@camping-07.de. Diese Mail wird über unsere Liste verteilt und benötigt dort innerhalb von 7 Tagen mindestens 3 Zustimmungen. Sollte Kritik geäußert werden, werden neue Infos von den GeldinteressentInnen angefordert und ein neuer Abstimmungsprozess (wieder 7 Tage) in Gang gesetzt. Sollte immer noch Kritik bestehen, muss telefoniert oder die Geldausgabe abgesagt werden. Ein Notfall sollte bereits in der Frage nach Hilfe kenntlich gemacht werden. Dann kann auch wesentlich schneller eine Entscheidung, bei mindestens 3 Zustimmungen, getroffen werden. Alle Geldvergaben werden einmal im Monat über die Liste camping07, auf der momentan ca. 250 Personen aus allen möglichen politischen Spektren sind, gesammelt gepostet. Die CampAG ist immer noch sehr spektrenübergreifend und besteht aus Leuten die sich zu folgenden Gruppen oder Adjektiven zugehörig fühlen: attac, anarchistisch, autonome, dissent, Hedonistische Internationale, IL, linkspartei, unabhhängige Individuen…Is ja auch egal, auf jeden Fall nicht einseitig!
Wir freuen uns, wenn wir euch und euren Ideen auf diesem Weg weiterhelfen können!
Eure Camp AG
PS: Wer was dafür spenden mag, was nach diesen Kriterien verteilt wird, möge dies gerne tun! Unsere Bankverbindung ist:
Verein Kuckuk
BLZ: 10010010
Postbank Berlin
Kontonr. 454880103
BIC: PBN KDE FF
IBAN: DE 49 100 100 10 045 488 010 3
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Monty Schädel: Monty Schädel kennt kein Halten mehr
Natürlich ist es unter politischer Bewertung falsch, von gleichen Bildern zu sprechen!
- Warum Menschen aus der Bewegung, die nicht aus Rostock / Mecklenburg-Vorpommern kommen, eine Aussage nicht verstehen (konnten)
Die Globalisierungskritische Bewegung ist vielfältig und bunt – und das ist gut so. Viele Stunden in der Vorbereitung der G8-Proteste wurde diskutiert, Meinungen und Standpunkte ausgetauscht, Meinungen und Standpunkte gefestigte und/oder revidiert – gegenüber Personen, Organisationen, Strukturen, Arbeitsweisen, Vorurteilen, … . Vielfältig wie die Bewegung, sind auch die Einschätzungen der Protesttage und seiner einzelnen Teile im Vorfeld und während der Tage im Juni gewesen und werden sie auch in der Auswertung und der Zukunft sein. Sie sind beeinflusst durch das persönlich Erlebte, das durch andere Erzählte, das in den Medien gefärbte, die Erwartungen und Hoffnungen aus dem Vorfeld, dem geografischen und politischen Standpunkt zur Zeit einer Beobachtung, … . Meine Sache ist es nicht, seitenlange Analysen zu Vorgängen und Entwicklungen zu verfassen oder Kommentare zu den Handlungen unterschiedlicher, mir teilweise unbekannter Strukturen, Organisationen oder Ansichten zu schreiben.
Download pdf: http://www.montys.de/dateien/themen/heiligendamm07/bilder_erwiderung.pdf
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Anarchist Black Cross Berlin: Freiheit für alle!
Redebeitrag des Anarchist Black Cross Berlin auf der Knastkundgebung in Berlin-Moabit am 22.08.2007:
Wiedereinmal innerhalb von wenigen Monaten werden wir gezwungen Zeugen der schmutzigen Bewegungen der Bundesanwaltschaft zu sein: am 31. Juli wurden drei unserer Freunde in der Nähe von Berlin festgenommen, nachdem sie angeblich Brandsätze unter Fahrzeuge der Bundeswehr gelegt haben sollen. Eine vierte Person wurde in seiner Wohnung festgenommen, beschuldigt wird er die Erklärungen der Gruppe geschrieben zu haben. Drei weitere Personen befinden sich im Moment auf freiem Fuß, aber es laufen Ermittlungen gegen sie. Wofür genau? Paragraf 129a, terroristische Vereinigung: sie alle sollen der Militanten Gruppe, eine seit 2001 aktive klandestine Gruppe, angehören. Wir wollen nicht weiter darauf eingehen, es wurde bereits genug darüber von allen Seiten geschrieben.
Was uns viel mehr interessiert, ist ein paar Worte zur Solidarität zu äußern. Es ist eine Tatsache, dass vier Freunde im Gefängnis sitzen unter den üblichen schweren Bedingungen.
Vom allerersten Augenblick an wurde viel Solidarität ausgedrückt, speziell für einen der Gefangenen. Er wurde nicht im Rahmen einer angeblichen Brandstiftung festgenommen und er arbeitet an der Universität, so hat er einen bestimmten Status in den Augen von vielen Menschen. Es scheint kein Problem für viele Menschen zu sein, Solidarität mit einem kriminalisiertem Lehrer und Opfer eines zwielichten und abgekarteten Spiels der Polizei zu zeigen. Und wir, selbstverständlich, geben ihm natürlich auch unsere ganze Solidarität!
Auf der anderen Seite scheint es für eine Vielzahl von Leuten, wie etwa normale BürgerInnen, UniversitätslehrerInnen und Möchtegern-PolitikerInnen innerhalb unserer Bewegung, eine Unmöglichkeit zu sein, Unterstützung für diejenigen zu zeigen, welche möglicherweise einen Brandanschlag gegen die Todesmaschinerie der deutschen Armee unternommen haben.
Viele Menschen fürchten sich davor vom Staat als MG-UnterstützerInnen oder einfach als „gewaltbereit“ eingestuft zu werden. Andere verurteilen absolut jede Form der Gewalt, sogar diejenige gegen Sachen.
Allgemein nehmen es einige in Kauf nicht zu viel über die drei „Anderen“ zu sprechen, weil daraus resultieren würde, dass es schwierig wäre alle oben erwähnten verschiedenen UnterstützerInnen in dasselbe Boot zu holen.
Wir wollen uns den Stimmen aus dem Chor anschließen und das Bedürfnis zurückfordern, offene Unterstützung auch für diejenigen zu zeigen, welche für „schuldig“ erklärt werden etwas Ungesetzliches getan zu haben.
Für uns gibt es keine Unterscheidung zwischen „Unschuldig“ und „Schuldig“: diese Kategorisierungen gehört nicht in unseren anarchistischen Background, ferner sollten diese bei keinem aufrichtigen linken Radikalen und dergleichen zu hören sein.
Wir müssen fähig dazu sein unsere volle Unterstützung für diejenigen auszudrücken, die mit ihren favoritisierenden Mitteln gegen die gegenwärtige Gesellschaft kämpfen. Sie müssen fühlen, dass sie nicht alleine sind und dass wir für sie und für ihre möglichen Handlungen eintreten. Natürlich darf diese Solidarität eine dauerhafte und kritische Debatte mit unseren Freunden nicht ausschließen.
Deshalb ist es äußerst wichtig, dass wir uns nicht aufspalten lassen zwischen “gut” und “böse”, dies ist das normale Spiel des Staates und des Kapitals. Es ist wichtig, eine entschlossene Unterstützung für alle unsere eingesperrten Weggefährten ohne jedwige Unterscheidungen zu zeigen .
Und wir sind glücklich darüber zu sehen, dass es mehrere Stimmen gibt, die auch unserer Meinung sind, wie viele Solidaritätsbekundungen innerhalb der letzten Tage zeigen, von wütenden Kundgebungen vor dem Knast bis zu direkten Aktionen. Wir lassen uns nicht einschüchtern.
Der Kampf für die Abschaffung der Paragrafen 129a und b ist sehr wichtig. Der fortdauernde Gebrauch dieses Paragrafen dient zur Kriminalisierung unseres Widerstands. In Ländern wie Spanien und im besonderen in Italien, wo er eigentlich alle zwei Monate verwendet wird, ist dies bereits zu einer erschreckenden Normalität geworden. Bewegen wir uns in dieselbe Richtung?
Wir wiederholen es gerne noch einmal, für uns gibt es nur eine Terroristenorganisation und dies ist der Staat. Deshalb ist es ein großer Widerspruch Menschen, welche sich aktiv einer der Hauptorganisation des Todes und des Terrorismus, wie der Armee, entgegensetzen, jetzt als Terroristen zu benennen! Dies ist etwas worüber jeder selbst nachdenken sollte.
Wir dürfen nicht vergessen zu erwähnen, dass das Problem nicht nur die Inhaftierung von jemanden aus unserem Umfeld ist, sondern noch mehr sogar durch die Existenz des Gefängnisses vertreten wird.
Die Existenz dieser grauen Wände ist eine Bedrohung für uns alle und wir müssen tagtäglich für deren Zerstörung kämpfen.
Freiheit für Axel, Florian, Oli und Andrej!
Freiheit für alle!
Zerstört alle Gefängnisse!
[Anarchist Black Cross Berlin, 22.08.2007]
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Solidaritätserklärung vom Gegeninformationsbüro
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
Solidarität mit allen politischen Gefangenen, die für eine ausbeutungsfreie Welt kämpfen. Solidarität mit Axel, Florian, Oliver und Andrej.
Alle vier Genossen wurden am 31. Juli verhaftet. Ihnen werden Brandanschläge auf Bundeswehrfahrzeuge und die Herstellung ideologischer Munition in Form von kritischer Wissenschaftstätigkeit und Öffentlichkeitsarbeit vorgeworfen. Kurz: sie werden beschuldigt, Mitglieder einer „terroristischen Vereinigung“ nach Paragraph 129a zu sein.
In diesem Zusammenhang wurden neun Wohnungen durchsucht, Freunde und Freundinnen, Kollegen und Kolleginnen sowie die Familienangehörigen ausgehorcht, die Telefone abgehört, die E-Mails überwacht, die gesamte Internet-Nutzung protokolliert, die Wohnungen beobachtet, die Bewegungen anhand der Handy-Daten aufgezeichnet.
Dies ist die dritte Repressionswelle in diesem Jahr, in der linke Aktivistlnnen mit dem Konstrukt „terroristische Vereinigung“ verfolgt und schikaniert werden mit dem Ziel der Einschüchterung. Seit Jahren jagt das BKA unter andrem eine zur „terroristischen Vereinigung“ erklärte „militante Gruppe“. Es ist scharf darauf, eine Mitgliedschaft der vier jetzt gefangenen Genossen und drei Mitbeschuldigter zu konstruieren. Die massive Repression des Staates ist die Folge seiner Verbrechen, die von der Mehrheit der Bevölkerung nicht akzeptiert sind: die Bundeswehr agiert schon lange wieder als Angriffs- und Eroberungsarmee und steht ohne jeden Zweifel unverändert in der Kontinuität des deutschen Militarismus zur Durchsetzung der Interessen der machtgierigen herrschenden Klasse. Heute ist sie Teil der Nato, an zehn Militäreinsätzen im Ausland beteiligt und verantwortlich für die Bombenabwürfe 1999 auf die Bevölkerung in Jugoslawien und jetzt in Afghanistan. Allein in Afghanistan gehen bereits Tausende Tote, Verstümmelte, Vergewaltigte, Gefolterte, Obdachlose und Fliehende auf das Konto dieser sogenannten Friedensstifter.
Ist die Sabotage gegen die Kriegsarmee Terrorismus? Der aggressiven deutschen Außenpolitik entspricht die Verschärfung der sozialen Bedingungen im Inneren. Aufrüstung und Kriege kosten nicht nur Menschenleben sondern auch Milliardenbeträge, die bei der Bevölkerung abkassiert werden: Lohnraub durch Lohnsenkung und Arbeitszeitverlängerung, Entlassung von Arbeitskräften, Kürzung der Renten, Reduzierung der Gesundheitsversorgung durch die sogenannte Gesundheitsreform, Reduzierung der Bildung auf die Kinder der Elite, enorme Preiserhöhungen, Armut, Obdachlosigkeit. Eine immer weiter zunehmende Verarmung immer größerer Teile der Bevölkerung ist eine erwiesene Tatsache.
In dem Maße, wie unser Widerstand gegen die Verschärfung des Angriffs auf uns wächst, erhöht der Staat den Terror gegen uns:
Desinformation in Form von Unterschlagung von Information, Verbreitung von Lügen durch die Medien sollen die Bevölkerung irreleiten und spalten.
Kritische Meinungsbildung durch Aufklärung wird kriminalisiert.
Das Streikrecht wird ausgehebelt mit der Begründung, dass es der „Volkswirtschaft“ schade.
Arbeitslose werden durch Zwangsarbeit an die Kandare genommen.
Demonstrationen werden zunehmend ins Abseits gedrängt oder ganz verboten.
Überwachung öffentlicher Räume bis hin in private Telefone und Computer.
In Wohnungen und Autos werden Wanzen gesetzt.
Der Widerstand wird mit Spitzeln durchsetzt.
Der Polizeiapparat wird massiv aufgerüstet.
Die Zusammenarbeit von Verfassungsschutz und Polizei wird verstärkt, auch europaweit.
Folter zur Erpressung von Aussagen und Zerstörung der Persönlichkeit sind inzwischen auch ohne Gesetz legitimiert.
„Finale Todesschüsse“ stehen zur Debatte.
Die Bundeswehr wird im Innern eingesetzt, um – wie in faschistischen Diktaturen – den Widerstand hier zu zerschlagen.
Wenn die herrschende Klasse ihre Interessen gefährdet sieht, setzt sie alle Mittel ein, sie durchzusetzen.
Es ist sehr wohl notwendig, die Methoden der staatlichen Repression öffentlich zu machen: die Kluft zwischen behaupteter Demokratie und polizeistaatlicher Realität. Aber wir wollen hier nicht über die anschwellende staatliche Repression lamentieren. Sie ist der logische Ausdruck eines profitorientierten und aggressiven Systems, das den vielfältig wachsenden Widerstand unter Kontrolle kriegen bzw. bereits im Keim ersticken will. Die Linke muss Antworten finden auf die Frage, welche adäquaten Widerstandsstrategien gegen die militärische und ökonomische Gewalt des Kapitalismus entwickelt werden müssen, denn wie unsere revolutionären Urmütter und Urväter schon sagten: „Das Reaktionäre fällt nicht um, wenn es nicht zu Boden gestürzt wird.“
Dass Proteste nicht ausreichen, um die menschenverachtende Politik der kapitalistischen Elite zu stoppen, haben wir millionenfach in einer langen Geschichte erfahren. Wir müssen den Schritt vom Protest zum Widerstand organisieren und das geht nicht ohne Infragestellung des bürgerlichen Legalismus. Ohne organisierten massenhaften Widerstand wird die brutale staatliche Repression jeden revolutionären Kampf ersticken.
Wir sind praktisch alle 129a, b, c, d!
Solidarische Grüße an alle Genossinnen und Genossen im Knast.
Revolutionäre Organisationen aufbauen!
Die Kriegsarmee sabotieren!
Den Kapitalismus abschaffen!
Gegeninformationsbüro
[www.gegeninformationsbuero.de]
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Report: Media G8way International Press Group 2007
This report of our experiences as an international press group during the 2007 G8 protests is intended to inspire more people to do press work in the future, to try to counter the spin of the press industry of corporate capitalism to utilise the press. Just like summits, streets, neighbourhoods and workplaces, the press is a site of struggle. When blockading, our aim is to disrupt the summit, in the same way, we can understand press work as disrupting the story-telling of the powerful about how the world functions. Those with power constantly construct discourses to legitimise their power and their actions. One way they do this is to use the press. One way (of many others) we can challenge this is by doing so too. But of course the press is not a neutral arbiter in this struggle over meaning. Our intention was to embrace this discursive struggle to battle out the story through the press, rather than let it simply report the story of the battle on its own terms. Of course ‘the’ press is not a homogeneous entity and represents differentiated interests despite perhaps some common tendencies, at least within the corporate realm. This is why Indymedia and other activist press projects remain a core element of our movements. Our starting point was a recognition that we had to understand the interests press outlets have and how they function. These we aimed to challenge. Not simply to ‘bring the press on our side’ and influence them to report more ‘favourably’ about us, but to engage with, and enable others to engage with the challenge of productively using the press for our political aims. In this spirit we offer the below as a contribution to the ongoing debates about mediation, representation and press work that take place within our movements.
Phase 1: Getting things started
As part of the G8 2007 mobilisation, there were two press groups associated with the radical left, Gipfelsoli Infogroup (literally ‘summit solidarity Infogroup’) and Campinski. Gipfelsoli is a solidarity and antirepression infogroup that has existed for a number of years now, which, already in the run up to the summit, disseminated press releases regarding particular groups’ actions, state repression and police plans, either on behalf of other groups or under its own name. The other press group, Campinski, was formed during the preparatory anti-G8 camp with the same name in August 2006, and decided to rekindle their activities in early 2007. Campinski also distributed press releases of various groups within the radical left mobilisation and increasingly issued their own press releases too. Both groups also made themselves available for interviews.
Our plan was to complement this work with an international dimension. Only three weeks before the G8 summit was due to start a few companer@s from different countries and radical left contexts decided to set up an international press group that would act as an international portal or press service to groups of the radical and autonomous left who wished to have press releases about their positions and actions disseminated and/or who were willing to give interviews to foreign language press. For this, we needed to build a database of (reliable) international press contacts. Our database at this point was an amalgamation of existing contacts we and the groups around us had collected whilst doing press work on other campaigns or summit mobilisations and the contacts we obtained from companer@s all over the world.
It took more than a week until a first meeting with a bigger group of interested people took place (fortunately there were experienced folk from the G8 2005 Counterspin Collective willing to be involved again). Language was a problem. We wanted our press releases, and those we translated from Gipfelsoli, Campinski and any other groups, to be sent out in as many languages as possible and to be made politically relevant to as many different national and regional contexts as possible. This meant having at least one person responsible for each language. Besides, we needed enough people willing and able to translate from German into English (from which most people were going to translate into all other languages). We made some basic plans.
First we set up an email account and a wiki page. We knew we had to get more people involved in this project, both people who would join the group, but also people who would be up for giving interviews during the protest events. Experience of the Counter Spin Collective showed that such a list of interviewees was gold dust and needed to be worked on as early as possible. As an outreach tool and to provide basic skills to people, we organised an interview training workshop at the Convergence Centre in Berlin. We made bilingual handouts on how to give good interviews which we disseminated on lists and put up on websites. We hoped to attract more people with the workshops, yet as these things go, not many people had time to attend. Nonetheless, the handouts proved useful for many people and we also offered more workshops at the Reddelich camp in the days before the protests. Beyond techniques for interviews, the training also involved a good deal of role play with set questions that we thought were particularly difficult for people to answer: the problem of representation and being quoted as a spokesperson by journalists, the question of so-called ‘violence’ at protest events and the problem of solidarity across action forms and political perspectives, the latter two which would haunt us most throughout our work in the following weeks.
Our second big problem was becoming evident: we had too little time left. Particularly it became clear to us that we were running out of time to discuss in any meaningful way whether it would be possible to have a specific (political) press strategy beyond being an (albeit important) channel for communication between protesters and the mainstream press.
Phase 2: When things became a complex operation
To our delight, more people wanted to get involved. This was great, but as yet there was still a lack of structure for people to access. It was great to see people coming on board and deciding to create specific task areas, either taking on specific regions, countries or languages, or taking on technical tasks like setting up e-lists. It was beginning to look like real international outreach was within the realm of our possibilities.
Our unexpected success in collecting press contacts complicated the entire operation (we had 4,400 on our database in the end). After painful nights of manual insertion of mail contacts (no, there had not yet been any csv files, and yes, there are now!) we decided to work with one general English mailing list with all contacts, and fourteen further lists according to the different languages could offer and contacts we had across the globe. The Convergence Center in Rostock may remember the sweat of our working nights!
The raids on houses and projects in Germany on May 9th was our entry point. From then we started translating German press releases and sending them out internationally. This was also when international press interest in the G8 Summit protests started to heighten as time drew closer to the events. It was at this point that we also set up a press phone number, which journalists immediately began calling for information and for interviews.
But for the action week itself things had to work differently. We knew the requests would become more numerous and our group would be spread over several locations. The plan was the following: To have ready in advance daily advisories of what was due to happen each day (and was public information). Our intention for the morning was to guide the press in the right direction of actions. In the afternoon, we planned to send out another press release which would be more of a commentary of the day based on the German press releases.
In terms of division of labour, we decided that some of us had to stay in the press office at the Convergence Center in Rostock, where the Campinski group sat as well. From here, the e-lists were managed and the twice daily reports sent out. Others would go to Camp Reddelich to receive and deal with international press showing up at the camp together with Carlos Kemper of the Campinski press group who was reponsible for the German press.
Phase 3: Muddling through at Reddelich
And what an interest there was! The first two days before most other campers arrived, Camp Reddelich held an open day for local people and journalists. Many locals visited and journalists literally ran us over! From dawn to dusk (and the sun rises early and sets late at this time of year!), three of us walked at least twenty rounds over the large campsite, each time with a different press team, showing and explaining to them the playground, the barrio structure, the food kitchens, and finding them interview partners. Although it felt a bit like being in a zoo, the open day provided a good opportunity to sort out the more amenable from hostile journalists, and make contacts with activists who were willing and able to speak to the press. It also showed activists arriving at the camp that there was a committed group of people trying to keep a tab on the many and often irritating film crews and photographers and would take care of them. It gave our work over the next week quite some legitimacy. But legitimacy can also turn out to be a burden: everyone started to approach us whenever anyone anywhere got a camera out, be they friend or foe. We realized we had to draw some more visible boundaries and began to be much more explicit about the fact that we were not a ‘camera watch dog’ but the group dealing with mainstream/corporate press. People taking personal photos, activists wanting to make documentaries and people doing art projects would have to self-organise.
As decided at the camp plenary meeting, from Saturday on no camera crews or photographers would be able to be shown around the camp anymore. This was done to prevent the camp being overrun with journalists and camera teams and enable people to organise in peace and rest from actions without having a camera in their faces all the time. Press would be allowed to film and take photographs at the entrance area of the camp, where the info-point and concierge were. Someone from the press group would stay with them and ensure that people were aware that there was filming of photography going on. We would also either give interviews ourselves or find activists to give interviews. Whilst we were clear that we were not spokespersons or press officers and that people were obviously free to tell the press whatever they wanted to, our aim was to stay within a consensus that neither we, nor others who were interviewed would distance ourselves from any actions or activists so as not to play into the hands of those forces bent on dividing the movement.
Our days began at 7am and ended around midnight. We spent all day every day dealing with the press. A useful contribution to our existing database and that of the future was that we made sure we noted the contact details of all of the press representatives that came to the camp. To ensure ongoing communication with people living in the camp, one of us would always attend the plenary/spokes council meetings in the evening.
Press presence remained a constant source of antagonism at the camp. Naturally, attitudes amongst camp dwellers towards journalists ranged from hostile to welcoming. As go-betweens of these two positions, we didn’t always have an easy ride. We tried to remain flexible to the mood fluctuations in the camp. At times, it became necessary to keep the press at bay and we worked closely with the camp protection group to assess whether at particular moments it may be inappropriate to have too much press around. For example when people needed to chill after protest actions, or if the cops were being particularly aggressive towards the camp at certain times. In these cases or when we felt that there were simply too many journalists and it was getting too much, two of us would move outside the camp to receive and talk to the press there. At the same time, we knew that the press would be a form of protection for the camp too, for example if the cops tried to raid. Thus, we put together a list of journalists to contact at any time day or night, if such an event were to occur.
A final example of the kind of work we did was that, together with Campinski, we were also able to assist the camp in translating and publishing its press release regarding camp security. When after a camp meeting, people decided that they wanted to send out a message to the public regarding their position on what they would do if the camp was attacked by cops (not to attack, yet to defend the camp infrastructure and its participants), we were able to provide a supporting hand. At the same time, this incident was also a good example of how, as an international press group, we had to sometimes judge whether certain information or actions were relevant for an international audience. After much nocturnal discussion, we decided that the camp statement did not need to go out to international press because it was too specific to a less immediate audience.
Phase 4: What we leave behind
We know you all just want our cvs file with all those press contacts…
Before we tell you how to get it, a few reflections on our work. We strongly felt that trying to build a structure for communicating our message, or explaining our actions also through the mainstream press, is an attempt to create cracks in their superficial storylines. This has some really great potential. Having said this, what was not clear to us was how to use this potential most effectively. Our vision of being a bridge between journalists and radical activists and establishing trustworthy contacts worked out rather well. However, in being mainly “facilitators” we might not have had the space to work to make more strategic interventions into the press discourse. Often, our efforts remained merely at the level of getting a good quote in. Therefore, a more established network based perhaps on some political principles for press work might be just as, if not more useful.
Phase 5: After the summit is before the summit
A lot of discussions about the G8, the police operations and the
repression are taking place right now, at least in Germany. Political trials are going to come, others of previous summits are still ongoing. The next G8 Summit will take place in Japan in only one year. Lots of reasons to go on with press work with a transnational perspective. If you want to get involved in strategising, translating, building up more contacts, please contact: g8-press-int@nadir.org