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2006-01-05

5.1.2006 Hong Kong -- Davos

- WTO in Hongkong: 12 Leute im Hungerstreik

- Warum die Welt auch nächsten Januar wieder ein "Dance out WEF" nötig hat:

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WTO in Hongkong: 12 Leute im Hungerstreik

Vom 13. bis 18. Dezember 2005 tagte die Welthandelsorganisation (WTO) in Hongkong. Die Konferenz wurde von laustarken Protesten begleitet. Die Polizei ging mit massiver Repression gegen die AktivistInnen vor, mit Tränengas, Pfefferspray, Knüppeln und (erstmals in Hongkong) Gummigeschossen. Kurz nach Mitternacht am 18. Dezember wurden Protestierende eingekesselt und 1300 Menschen verhaftet. Nun bitten südkoreanische Organisationen, Gewerkschaften in Hongkong und die weltweite KleinbäuerInnenorganisation Via Campesina um Unterstützung für die verbliebenen 14 Gefangenen.

Den Gefangenen, die zur Zeit auf Kaution frei sind, wird "ungenehmigte Versammlung" vorgeworfen. Sie werden als angebliche "AnstifterInnen" betrachtet und für Sachschäden sowie verletzte PolizistInnen verantwortlich gemacht. Neun von ihnen sind südkoreanische BäuerInnen, zwei sind Mitglied des koreanischen Gewerkschaftsverbandes KCTU, einer ist aus Japan und setzt sich für Obdachlose ein, eine/r studiert in Taiwan und eine/r ist vom chinesischen Festland. Zwölf von ihnen leben zur Zeit in einer Kirche in Hongkong und warten auf ihre Gerichtsverhandlung. Sie haben sich dazu entschlossen, am 5. Januar 2006 in einen unbefristeten Hungerstreik zu treten um auf die Gründe für ihren Protest gegen die WTO aufmerksam zu machen.

Feature: Stoppt die WTO in Hongkong: http://de.indymedia.org/2005/12/134721.shtml
indy.org Feature zu Hong Kong (engl.): http://www.indymedia.org/de/2005/12/829714.shtml

[indymedia.de, von Kong Yee Sai Mau - 04.01.2006 18:02]

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Warum die Welt auch nächsten Januar wieder ein "Dance out WEF" nötig hat:

Am 14. Januar 2006 führen wir zum vierten Mal die Tanzparade "Dance out WEF" durch. Wir wollen so unseren Unmut darüber kundtun, dass am World Economic Forum in Davos einmal mehr hinter Verschlossenen Türen über die Zukunft von uns allen entschieden wird. Wir akzeptieren nicht, dass einige wenige ohne Rücksicht auf soziale und ökologische Aspekte und jenseits von nachhaltigen, zukunftsorientierten Grundsätzen nur immer weiter ihre eigenen Taschen füllen. Mit einer beängstigenden Gleichgültigkeit wird der Spalt zwischen Arm und Reich ständig vergrössert - vielleicht nicht einmal gewollt, aber doch bewusst in Kauf genommen.

Jedes Jahr hören wir wieder die gleichen schönen Worte am Open Forum: Zusammen mit pressewirksam in die Kamera lächelnden VIPs aus Musik- und Showbusiness erzählen uns die Hohen, wie wichtig es ist, Afrika zu helfen. Fakt ist jedoch, dass keine Hilfe kommt, solange nicht klar ist, wer wie viel an diesen Hilfsaktionen verdient.

Wir fordern eine sozial verträgliche, ökologisch nachhaltige Wirtschaft: Eine Wirtschaft für Menschen und nicht Menschen für die Wirtschaft. Eine Wirtschaft, welche die Menschen ernährt, ihnen Arbeit gibt und nicht aus Profitgier Arbeitsplätze wegrationalisiert und die verarmten Menschen ohne Zukunftsperspektiven am liebsten gerade mit verschwinden lassen würde. Wir wollen eine Politik, die es nicht nötig hat, den wenigen Reichen endgültig alle ethischen Schranken im Wirtschaftssystem weg zu liberalisieren und ihnen die letzten Steuern zu erlassen, um dann zwecks Stabilisierung des Staatshaushalts bei Schulen, Spitälern, Fürsorge und anderen für die Allgemeinheit geschaffenen Institutionen den Sparhebel anzusetzen.

Denn wenn diese Entwicklung so weiter geht, wenn sich einmal der grösste Teil der Bevölkerung als Verlierer dieser politisch unkontrollierbar gewordenen Entwicklung sieht, wird sich die Angst und - dadurch ausgelöst - der Egoismus und die Gleichgültigkeit in der Gesellschaft so weit zuspitzen, dass nicht nur ein paar Autos angezündet werden, sondern sich der Flächenbrand ausweitet und nur noch durch totalitäre, gewaltsame Massnahmen ("Big Brother", Polizei-/ Militäreinsatz) oder einem riesigen Aufgebot an Psychiatern im Griff gehalten werden kann, und unser Wirtschaftssystem wird endgültig an der ruinierten Gesellschaft erliegen.

Betroffene zu Wort kommen lassen!
Wir wollen ein WEF, das es nicht nötig hat, sich hinter diesem millionenteuren Schutz zu verbergen und nur jene sprechen zu lassen, welche mehrere 10'000 Fr. zahlen können - aus Angst, es könnte genau diese Kritik angebracht werden. Wir wollen ein WEF, bei dem die direkt Betroffenen zu Wort kommen: Versklavte Kinder, Naturvölker, deren Lebensraum durch wirtschaftliche Interessen zerstört und geplündert wird, Bauern, deren Existenzgrundlage zugunsten der Weltmarktliberalisierung vernichtet wird, Opfer von Umweltkatastrophen und Kriegen und vor Allem von Experten, welche nicht von Eigeninteressen der Wirtschaftsmächte abhängig sind.

Wir alle können etwas ändern!
Wir können Begehren und Konsumdenken nicht einfach abschaffen. Sehr wohl aber können wir die Menschen sensibilisieren und ein neues Bewusstsein schaffen, das Fair-Trade und lokale Produktion fördert und Güter der internationalen Grosskonzerne soweit als möglich boykottiert. Wir versuchen dies mit Musik und Tanz, mit einem kollektiven Erlebnis, das mit wenigen Mitteln vielen Leuten Freude bereiten soll, ohne anderen zu schaden. Eine Strassenparty, bei der nicht sinnlos konsumiert wird, sondern bei der politische Inhalte und soziale, nachhaltige Grundsätze vermittelt werden.

Bis jetzt sind unsere Anlässe immer friedlich und ohne Vandalismus verlaufen. Da wir unser Parade auch diesmal wieder mit dem gleichen Demoschutzkonzept planen und da die Gespräche mit der Polizei sehr konstruktiv verlaufen sind, sind wir überzeugt, auch diesmal wieder eine friedliche und vielseitige Parade durchführen zu können.

Kontakt:
www.danceoutwef.org
E-Mail: danceoutwef@paradisli.ch
Tel: 077 409 91 21
22.12.2005