- Vereint gegen den Weltwirtschaftsgipfel
- Rund 300 Gegner des Gipfels in Heiligendamm trafen sich am Wochenende in Rostock. Sie planen "kraftvolle und massive Aktionen".
- 250 Gegner des G8-Gipfels in Heiligendamm bei Konferenz in Rostock
- Mehr als 100.000 Teilnehmer zu Protesten gegen G8-Gipfel erwartet
- Ungereimtheiten und Fragen - In Rostock tagten die G8 Gipfel-Gegner
- Weltgipfel im Ostseebad
- Weitere Artikel von NDR 1
- G8 Aktionskonferenz in Rostock
- "Am Ende kann sich auch der DGB nicht entziehen"
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Vereint gegen den Weltwirtschaftsgipfel
Linke planen Aktionen zur Konferenz der G-8-Regierungen, die ins Ostseebad Heiligendamm kommen
ROSTOCK taz Die Lokalpresse in Rostock glaubte schon im Voraus zu wissen, wer sich am Wochenende in der Hansestadt treffen sollte. Nicht genug, dass angeblich Chaoten dort Aktionen gegen das für den Frühsommer 2007 geplante G-8-Treffen in Heiligendamm planen wollten. Mit der Linkspartei würde sogar ein Teil der Regierung von Mecklenburg-Vorpommern mit ihnen gemeinsame Sache machen.
Beim so genannten Weltwirtschaftsgipfel im Ostseebad Heiligendamm treffen sich 2007 die Regierungen der alten Industriestaaten, darunter der USA, Russlands und Deutschlands. China, Indien und Brasilien gehören nicht zu dem exklusiven Klub. Bei den alljährlichen G-8-Treffen versuchen Kritiker, die Ungerechtigkeit der Globalisierung zu thematisieren.
Statt der angekündigten Chaoten kamen jedoch rund 300 VertreterInnen von christlichen Gruppen, Mitglieder von Nichtregierungsorganisationen, Delegierte der Gewerkschaftsjugend und Angehörige von Linkspartei und Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit ins Rostocker Goethe-Gymnasium. Es ging um das Abstecken eines Protestrahmens, in dem sich sowohl die VertreterInnen eines Konzepts von Aufklärung und die BefürworterInnen direkter Aktionen wie Blockaden wieder finden können.
So bereitet das NGO-Netzwerk "Gerechtigkeit jetzt" eine Kampagne unter dem Titel "WTO - weltweit taube Ohren" vor, die vor allem umwelt- und entwicklungspolitische Themen zum Mittelpunkt haben soll. Die Gewerkschaftsjugend will unter dem Motto "Her mit dem schönen Leben" im Vorfeld des G-8-Treffens vor allem soziale Themen ansprechen.
MigrantInnen- und Antirassismusgruppen präsentierten einen Aufruf für eine große Demonstration für Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte. Mit Tribunalen und einem Gegengipfel soll die Kritik an der Politik der G-8-Staaten popularisiert werden. Die Interventionistische Linke, ein Zusammenschluss autonomer, antifaschistischer und globalisierungskritischer Gruppen, will mit Blockaden gegen das G-8-Treffen vorgehen. Von einer neuen innerlinken Diskussionskultur, die Hoffnung für die weitere Arbeit mache, sprach Attac-Sprecher Peter Wahl. Allerdings wiesen zahlreiche Flugblätter und Aufrufe auf weitere linke Bündnisse für die G8-Proteste hin. So treffen sich im Dissent-Netzwerk zusammengeschlossene anarchistische und autonome Gruppen am kommenden Wochenende in Leipzig zu ihren separaten Koordinierungstreffen. In Rostock wurde allerdings die Bereitschaft zur Zusammenarbeit deutlich.
[taz vom 27.3.2006]
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Rund 300 Gegner des Gipfels in Heiligendamm trafen sich am Wochenende in Rostock. Sie planen "kraftvolle und massive Aktionen".
Rostock (OZ) Von wegen Anarchie und Umsturz. An der Wand stehen Kochrezepte und der Stundenplan der 9b. Am Fenster blühen Primeln und an der Tafel hängt ein kreatives Etwas aus dem Kunstunterricht.
Mittendrin rund 300 Globalisierungsgegner mit bunten Schals und Trainingsjacken. Sie sind in einer Rostocker Schule zusammengekommen, um ihre Aktionen für den 2007 geplanten Gipfel der acht führenden Industrienationen (G 8) in Heiligendamm, zu beraten.
Zu den Teilnehmern gehören neben Umweltbewegungen und Gewerkschaftern, kirchlichen Gruppen und verschiedenen Friedensaktivisten auch linke Netzwerke sowie die PDS und die Antiglobalisierungsinitiative Attac. Deren Vertreter, Pedram Shayhar, erklärt: "Die Politik der G 8 steht für immer mehr Armut, Verschuldung und Umweltzerstörung. Darum wird dieser Gipfel auf Kritik und massiven Widerstand stoßen."
Wie der aussehen kann, darüber beraten Arbeitsgruppen, in denen Standpunkte analysiert und Rednerlisten abgearbeitet werden. Es geht um die Frage, ob blockiert werden soll und wer eine entsprechende Choreografie erarbeitet. Jemand fordert, dass der Umgang mit der Polizei trainiert werden muss, ein anderer mahnt, die Kreativität der Einzelnen nicht zu sehr einzuschränken. Auch konkrete Vorschläge gibt es. "Man könnte den Gipfel schauspielerisch nachstellen". Oder "mobile Musikgruppen springen aus einem Kleintransporter, machen ein Fünfminutenkonzert und verschwinden wieder". Ganz Mutige könnten eine "Erschrecktaktik" anwenden. Heißt: "auf Polizistinnen zurennen - stehen bleiben - und eine Blume geben".
Die Frage möglicher Randale beim Gipfel spielt hingegen kaum eine Rolle. "Von uns wird keine Gewalt ausgehen", versichert Peter Wahl von Attac. Monty Schädel vom Rostocker Bündnis gegen den G 8-Gipfel wirbt sogar für eine Partnerschaft. "Proteste müssen in einer Demokratie erlaubt sein." Um die Demonstranten dabei zu unterstützen, könnten die Verwaltungen von Rostock und Bad Doberan während der Gipfeltage Unterkünfte und Verpflegung beisteuern. Immerhin werden mehr als 100 000 Leute zu den Protesten in Heiligendamm erwartet. Das Koordinierungsbüro plant unter anderem einen Gegengipfel zu sozialen und friedenspolitischen Themen, eine Großkundgebung, ein Zeltlager und Kulturevents. "Dabei geht es uns nicht in erster Linie darum, ,Nein' zum Weltwirtschaftsgipfel zu sagen", meint Wahl. "Wir wollen sichtbar machen, dass wir Alternativen haben."
Szenarien, wie brennende Autos, zerstörte Geschäfte und aufgerissene Straßen seien reine Panikmache und unbegründet. Im Gegenteil: "Die Demonstranten sind auch ein Wirtschaftsfaktor für die Region. Die essen, trinken, fahren Taxi und übernachten in Hotels. Weil die Gegend hier sehr schön ist, überlegen sie sich auch, ob sie vielleicht hier Urlaub machen", erklärt Wahl. So gesehen . . .
[dpa/mv]
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250 Gegner des G8-Gipfels in Heiligendamm bei Konferenz in Rostock
Rostock - In Rostock hat am Samstag eine zweitägige Konferenz von Gegnern des im nächsten Jahr geplanten G8-Gipfels in Heiligendamm begonnen. Ziel des Treffens mit über 250 Teilnehmern sei es, dass die verschiedenen Organisationen sich kennen lernen, sagte Peter Wahl, Sprecher der globalisierungskritischen Organisation Attac. Grundsätzlich gehe es nur um friedliche Proteste, die Konferenz-Teilnehmer lehnten Gewalt als Form des Protestes ab.
[dpa/mv]
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Mehr als 100.000 Teilnehmer zu Protesten gegen G8-Gipfel erwartet
Pressekonferenz der G8-Gegner in Rostock, 26.03.2006
Zu den Protesten am Rande des Weltwirtschaftsgipfels im kommenden Jahr in Heiligendamm werden mehr als 100.000 Demonstranten erwartet. Geplant seinen Aktionen wie eine Großdemonstration, ein Alternativgipfel und ein Zeltlager. Auch Straßenblockaden rund um den Versammlungsort der G8-Teilnehmer würden vorbereitet. Gewalt dagegen stelle "keine Planungsgröße" dar, hieß es am Sonntag in Rostock nach einer zweitätigen Konferenz mit mehr als 300 Teilnehmern verschiedener Organisationen.
Die Vertreter von Kirchen-, Umwelt- und Friedensinitiativen, von der Linkspartei und der Gewerkschaftsjugend hatten sich getroffen, um die Gegenveranstaltungen zum G8-Gipfel im Frühsommer 2007 im Seebad Heiligendamm zu koordinieren. Ein zweites Aktivistentreffen mit internationaler Beteiligung sei im Frühherbst in Rostock geplant.
Ausschließlich friedliche Proteste
Den Teilnehmern gehe es ausschließlich um friedliche Proteste, sagte der Sprecher der Organisation von Globalisierungsgegnern "Attac", Peter Wahl. Die Teilnehmer der vorbereitenden Konferenz wie die Friedensaktivisten lehnten Gewalt als Form des Protestes ab. Der Sprecher des Rostocker Bündnisses gegen den G8-Gipfel, Monty Schädel, appellierte an die Verwaltungen Rostocks und des Kreises Bad Doberan, während des Gipfels die Demonstranten mit Unterkünften oder Verpflegung zu unterstützen. Attac-Sprecher Wahl wies darauf hin, die Anwesenheit tausender Aktivisten sei auch ein Wirtschaftfaktor. Einzelhandel und Tourismus sollten sich positiv auf die Demonstranten einstellen.
Wirbel um Haltung der Linkspartei
Peter Ritter, Linkspartei
Schon vor dem Treffen in Rostock hatte es Unstimmigkeiten über die Teilnahme des Linkspartei gegeben. Deren Landesvorsitzender Peter Ritter hatte erklärt, es gebe genügend Gründe, sich mit der Politik der G8-Staaten kritisch auseinander zu setzen. Die CDU in Mecklenburg-Vorpommern warf der kleinen Regierungspartei vor, mit ihrer Haltung dem Image des Landes zu schaden.
[NDR 1 Stand: 26.03.2006 15:27]
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Ungereimtheiten und Fragen - In Rostock tagten die G8 Gipfel-Gegner
26.03.2006: Rostock/MVr Es ist schon ein bunter Haufen von G8 Gegnern, die am Wochenende (25/26-03-06) im Rostocker Goethe-Gymnasium der Frage nachgingen, wie und mit welchen Mitteln man am besten den Protest gegen den G8 Gipfel 2007 in Heiligendamm gestaltet.
Auffällig immer wieder die ausdrückliche Betonung auf friedlichen Protest. Auch seltsam - bei aller Friedlichkeit - warum dann ein quasi Fotoverbot für die Presse ausgesprochen wurde? Und sehr befremdlich ist auch, dass die Presse zwar bei den Rahmenveranstaltungen dabei sein durfte, aber nicht bei den so genannten "AG's ", den Arbeitsgruppen.
Sehr viele eher vermummte Personen rannten durch die Flure, und man merkte, sowie ein Journalist oder eine Kamera auftaucht, wurde man eher feindlich angeguckt und in einem Fall auch schon mal mit aggressivem Unterton gebeten "sich vom Acker zumachen". Wenn das die Propaganda für Friedlichkeit der G8 Gegner sein sollte, dann möchte manch einer gar nicht erst wissen, wie denn die Extremisten innerhalb der G8 Gegner sind.
Einige Gruppen innerhalb der G8 Gegner-Szene haben ja schon angekündigt, dass sich mit "kraftvollen Protesten reagieren wollen". Was das genau heißt, hat auch die Tagung der G8 Gegner in Rostock nicht aufgehellt. Ebenfalls unbeantwortet blieb die Frage, welche Rolle die Linkspartei.PDS und deren zweiter Landesvorsitzende Steffen Bockhahn spielen. Es zweifelt niemand daran, dass Bockhahn friedliche Proteste will, aber wie weit ist der Abstand der Partei und dessen zweiter Landesvorsitzender zu den gewaltbereiten Gruppen innerhalb der G8 Gegner? Immerhin ist die Linkspartei.PDS eine der Regierungsparteien im Lande.
Viele Fragen und Ungereimtheiten scheinen sich da aufzutun: Wird die Tagung wohl eventuell dazu genutzt, auch Gewalthandlungen mit eindeutig kriminellem Hintergrund gegen den G8 Gipfel zu planen? Wenn dies der Fall war, hätte die zuständige Senatorin der Hansestadt Rostock Ida Schillen (parteilos, aber L.PDS nah) ein Problem. Sie hatte die Genehmigung erteilt, dass die G8 Gegner in einem öffentlichen Gebäude der Hansestadt Rostock tagen durften.
Zum geplanten G8-Gipfel im Ostseebad Heiligendamm im Frühsommer 2007 erwarten globalisierungskritische Organisationen mehr als 100 000 Demonstranten. Protestaktionen wie eine Großdemonstration, ein Alternativgipfel oder ein Zeltlager würden sich auf die Region Rostock/Heiligendamm beschränken, so das abschließende Ergebenis der zweitägigen Tagung mit mehr als 300 Teilnehmern verschiedener Organisationen von G8 Gegnern. Ein klarer und eindeutiger Gewaltverzicht war auf der zweitägigen Tagung nicht klar und deutlich fromuliert worden.
Die geplanten Protestaktionen lösen jedenfalls jetzt schon bei den Sicherheitskräften Horrorvisionen aus. Insgesamt sollen während des G8 Gipfels 15.000 Polizisten zum Einsatz kommen, hieß es. Kostenpunkt: 45 Millionen Euro. Die Vorbereitungen der Landespolizei liefen intensiv, teilte das Schweriner Innenministerium mit. Schon zu Jahresbeginn hatte das Land eigens den Leiter der Polizeidirektion Rostock, den Leitenden Polizeidirektor Knut Abramowski, mit der Führung aller Aufgaben, die im Zusammenhang mit dem Weltwirtschaftsgipfel stehen, betraut.
[MVregio Rostock hro/cb]
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Weltgipfel im Ostseebad
Vorbereitungen gegen G-8-Treffen in Heiligendamm laufen an.
Die Boulevard-Presse wird enttäuscht gewesen sein: "Gewaltbereite Chaoten" waren am Wochenende in Rostock weit und breit nicht in Sicht. Dafür aber 300 Menschen aus der ganzen Bundesrepublik, die zur ersten Aktionskonferenz für die Vorbereitung der Proteste gegen den G-8-Gipfel kamen. G8 ist die Gruppe der acht mächtigsten Industriestaaten, deren Staats- und Regierungschefs sich im Juli 2007 in Heiligendamm bei Rostock treffen wollen.
Seit dem Wochenende ist endgültig klar, daß dieses Treffen der Mächtigen auch in Deutschland auf massiven Protest stoßen wird. "Dieser Gipfel ist illegitim", so Christoph Kleine von der Interventionistischen Linken, der zu den Einladern der Rostocker Konferenz gehörte. "Diese Damen und Herren haben kein Recht, sich zu den Führern der Welt aufzuschwingen". Darin war sich das weite Spektrum, das von verschiedenen linken Gruppen über die Linkspartei.PDS und einigen entwicklungspolitischen Organisationen bis zum globalisierungskritschen Netzwerk ATTAC reichte, einig.
Entsprechend wurde in Rostock begonnen, diverse Protestaktionen vorzubereiten. Geplant sind unter anderem ein Gegengipfel, eine Großdemonstration, ein Protestcamp, Kulturveranstaltungen, eine weitere Demonstration für die Rechte von Einwanderern und Flüchtlingen und Blockade-Aktionen. Angesichts der auch für die Organisatoren überraschend hohen Teilnehmerzahl des Vorbereitungstreffens herrschte Optimismus vor: Eine "sechsstellige Zahl, das heißt, mindestens 100.000 Menschen", wurde von verschiedenen Sprechern als Meßlatte genannt. Monty Schädel vom Rostocker G-8-Bündnis gesteht ein, daß dies für die Region eine Belastung sein wird, hofft aber, daß sich die lokalen Behörden in Rostock und Umgebung kooperativ zeigen. Erste Querschüsse gibt es allerdings schon. Nachdem die örtlichen Medien die Konferenz ausgiebig als "Chaoten-Treffen" diffamiert hatte, waren den Organisatoren die Räume in der Universität gekündigt worden. Mit Unterstützung einer Linkspartei-Senatorin konnte jedoch kurzfristig Ersatz beschafft werden.
Die Demokratischen Sozialisten befinden sich angesichts der geplanten Proteste in einer besonders schwierigen Situation. Zum einen sind sie als Schweriner Regierungspartei sozusagen Gastgeber des G-8-Gipfels und haben mit der SPD gerade das Polizeigesetz verschärft. Zum anderen unterstützen sie den Protest. Torsten Koplin, der für die Linkspartei.PDS im Schweriner Landtag sitzt, erklärte auf der Rostocker Konferenz, daß seine Partei "machtvolle und friedliche Proteste" wolle. "Diese kapitalistische Globalisierung wollen wir nicht", erklärte er.
Das Rostocker Treffen soll im Herbst fortgesetzt werden, dann wahrscheinlich als internationale Konferenz. Wie zu anderen G-8--Protesten erwartet man auch in Rostock und Heiligendamm viele Teilnehmer aus aller Welt. Entsprechend waren in Rostock am Wochenende auch Vertreter der letztjährigen Proteste in Schottland anwesend. Zum Abschluß lud Simon Shaworonkow vom Vorbereitungskomitee für die Proteste gegen den diesjährigen G8-Gipfel in St. Petersburg, Rußland, ein. Geplant ist unter anderem ein Marsch von Petersburg nach Kronstadt, sozusagen auf den Spuren der Oktoberrevolution.
[junge Welt]
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Weitere Artikel von NDR 1
http://www1.ndr.de/ndr_pages_std/0,2570,OID1729540,00.html
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G8 Aktionskonferenz in Rostock
Mehr als 300 AktivistInnen aus unterschiedlichsten Spektren von Umwelt- und Friedensinitiativen bis zur radikalen Linken haben auf der Aktionskonferenz den Grundstein für gemeinsame Aktivitäten gegen den G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm gelegt. Prägend für die Konferenz war der überall spürbare Wille zur solidarischen Zusammenarbeit und die Entschlossenheit, sich auch durch unterschiedliche Vorstellungen über Inhalte oder Aktionsformen nicht spalten zu lassen.
Der Protest gegen den G8 ist in der Region angekommen und wird sich nicht mehr an den Rand schieben lassen.
Es wurden auf der Konferenz kaum formale Beschlüsse gefasst, schließlich ging es vor allem darum, AktistInnen miteinander zu vernetzen, Standpunkte auszutauschen und kennen zu lernen und praktische Arbeitsstrukturen zu schaffen. Es kristallisierten sich in den Plenumsaussprachen und Arbeitsgruppen jedoch erste Eckpunkte heraus.
- Es soll eine gemeinsame Großdemonstration geben. Die Zielmarke der TeilnehmerInnenzahl liegt bei mindestens 100.000.
- Es wird eine internationale Mobilisierung geben. Für die Unterbringung der AktivistInnen werden Camps vorbereitet.
- Ein Gegengipfel soll inhaltliche Alternativen zur kapitalistischen Globalisierung diskutieren und öffentlich darlegen.
- Ein großes Kulturevent soll in enger Abstimmung mit der politischen Bewegung organisiert werden
- Die Mobilisierung gegen den G8-Gipfel wird einen klaren Trennungsstrich zu allen faschistischen und extrem rechten Gruppen und Positionen ziehen, die unter dem Deckmantel von Globalisierungskritik Nationalismus und Rassismus verbreiten wollen.
- Es gibt Planungen für einen Aktionstag für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen im Rahmen der Gipfelproteste.
- Es wird massenhafte Blockadeaktionen mit dem Ziel geben, die Infrastruktur des G8-Gipfels spürbar zu behindern.
In einer gemeinsamen Erklärung wandte sich die Konferenz gegen die Diffamierung der G8-Proteste durch die CDU und die Boulevardpresse.
Es gab auf der Konferenz Grußworte von Jill Hubbart (G8 Alternatives, Schottland), die von den Aktivitäten gegen den G8 2005 in Gleneagles berichtete, und Simon Zhavoronkov (Russisches Sozialforum), der Aktionen gegen den G8 2006 in St. Petersburg vorstellte. Informationen hierzu gibt es hier: http://www.aglob.ru/en
Die praktischen Arbeitsgruppen sollen nach der Konferenz weiterarbeiten. Mit Fragen, Vorschlägen oder bei Interesse an einer Mitarbeit bitte an die unten angegeben Kontakt-Mailadressen wenden. Der Verlauf und die Ergebnisse der Aktionskonferenz werden in den nächsten Tagen schrittweise auf http://www.heiligendamm2007.de dokumentiert werden.
Die nächste Aktionskonferenz ist - wahrscheinlich als internationale Konferenz - für den Herbst 2006 geplant.
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen sollen auch in das linksradikale G8-Treffen ("dissent") hineingetragen werden, das am nächsten Wochenende in Leipzig stattfindet, damit eine Dopplung von Strukturen vermieden wird. Ein breites Bündnis - auch das ein Beitrag auf Rostocker Konferenz, der viel Zustimmung fand - bedeutet nicht nur, Gewerkschaften und NGOs zu umwerben, sondern ebenso offen auf die radikaleren Teile der Bewegung zuzugehen.
Homepage:: http://www.heiligendamm2007.de
[de.indymedia.org, von teilnehmer - 27.03.2006 16:31]
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"Am Ende kann sich auch der DGB nicht entziehen"
Zu Protesten gegen G-8-Gipfel 2007 breite Beteiligung erwartet. Ein Gespräch mit Christoph Kleine
Christoph Kleine ist aktiv in der Interventionistischen Linken und gehörte am Wochenende in Rostock zu den Einladern der ersten Vorbereitungskonferenz für Proteste gegen den Gipfel 2007 in Heiligendamm
F: Haben Sie sich schon bei der Bild-Zeitung beschwert, daß sie Ihr Netzwerk aus ehemals autonomen und anderen Gruppen nur als "zum Teil radikal" bezeichnet hat?
Was die Etikettierung angeht, sind wir nicht besonders eitel. Aber die Interventionistische Linke versteht sich in der Tat als Teil der radikalen Linken. Wir suchen neue Ansätze, um in gesellschaftliche Auseinandersetzungen einzugreifen. Das heißt, wir öffnen uns, verstecken uns nicht in kleinen Zirkeln und gehören gleichzeitig zu jenen, die an der Überwindung des Kapitalismus arbeiten.
F: Sie gehören zu den Vorbereitern der Proteste gegen den G-8-Gipfel 2007 in Heiligendamm. Werden diese alljährlichen Proteste nicht langsam zum Ritual?
Der letzte G-8-Gipfel in Deutschland war 1999 in Köln. Schon deshalb ist es für uns kein alljährliches Ritual. Dennoch handelt es sich natürlich um symbolische Veranstaltungen. Der Gipfel ist ein Symbol der Macht, und unsere Proteste sind ein Symbol der Gegenmacht. Es geht aber nicht nur um einige Tage des Protestes, sondern um die politische Bewegung vor und nach dem Gipfel. Schon die Vorbereitungen werden neue Konstellationen schaffen und Perspektiven öffnen.
F: Die G-8-Gipfel bieten die Gelegenheit, die katastrophalen Folgen der neoliberalen Globalisierung in einer breiteren Öffentlichkeit anzusprechen. Welches sind für Sie in diesem Zusammenhang die wichtigsten Themen?
Auf dem Gipfel trifft sich die selbsternannte Weltelite, die ihren Anspruch, die internationalen Verhältnisse zu regeln, allein aus ihrer wirtschaftlichen und militärischen Macht ableitet. Das ist illegitim, und das wollen wir inhaltlich und mit Aktionen deutlich machen. Es geht um Krieg und Frieden, um soziale Gerechtigkeit, sowohl auf lokaler, nationaler, europäischer als auch globaler Ebene, um Fragen von Migration und Rassismus, das heißt, um den Kampf für Bewegungsfreiheit und ein Bleiberecht für alle, die hier leben. Das sind alles Facetten der kapitalistischen Globalisierung, die am Konferenztisch in Heiligendamm verhandelt werden. Alle Bewegungen, die sich mit diesen Themen beschäftigen, werden mobilisieren, und daher wird es ein großes Zusammentreffen aller werden, die mit dem Zustand der Welt nicht einverstanden sind, die eine andere Welt erträumen und erkämpfen wollen.
F: Mindestens 100 000 Teilnehmer wurden auf der Vorbereitungskonferenz in Rostock halboffiziell für die Proteste anvisiert. Ist das nicht ein bißchen hochgegriffen?
Ich denke nicht. Wir haben mehr als ein Jahr Zeit, und das Thema G 8 spielt schon jetzt für viele sehr verschiedene politische Akteure eine große Rolle. Außerdem wird es eine internationale Mobilisierung geben, das heißt, es werden aus aller Welt Menschen kommen, um sich an den Protesten zu beteiligen. Ich kann mir auch vorstellen, daß es deutlich mehr als 100 000 Menschen werden.
F: In Rostock haben ganz unterschiedliche Gruppen sehr konstruktiv miteinander diskutiert. Verschiedene linke Gruppen, Leute von Attac, NGO-Vertreter und auch ein paar Gewerkschafter waren da. Wie kommt das? Für deutsche Verhältnisse ist so viel Kooperation ja eher ungewöhnlich.
Ich glaube, daß sich eine neue politische Kultur der Kooperation entwickelt. Das Bedürfnis nach Zusammenarbeit, das heißt, das Verbindende in den Vordergrund zu stellen, statt nach Abgrenzung zu suchen, findet sich im ganzen linken Spektrum. Deshalb bin ich auch so optimistisch, daß es einen wirklich massiven Protest geben wird.
F: Einige, wie die Gewerkschaftsapparate und die eher etablierten NGOs, sind allerdings noch nicht an Bord.
Wir haben in Rostock wenig konkrete Beschlüsse gefaßt. Der Prozeß ist also offen für andere, die sich anschließen wollen. Und ich denke, daß er eine derartige Dynamik entwickeln wird, der sich der DGB und andere nicht entziehen können.
Interview: Wolfgang Pomrehn
Infos: www.g8-2007.de
[http://www.jungewelt.de/2006/03-28/075.php]