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2006-07-13

13.7.2006 St. Petersburg

- Declaration by legal team

- Mehrere hundert Menschen demonstrieren friedlich gegen Bush-Besuch

- Kundgebungen und Demonstrationen gegen G8-Gipfel in St. Petersburg auch in der BRD geplant

- "Großdemonstration wurde an den Stadtrand verlegt"

- Putin räumt auf

- More detentions and repressions on the way to SPb

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Declaration by legal team
13 Jul 2006

Declaration of the group for legal security for activists "Legal Team"

In connection to the systematic cases of repression against participants of the Russian Social Forum (RSF), but also simple citizens travelling to Saint Petersburg in July, which have happened in the last days, we express our concern and hold it necessary to address directly the participants of these events, that is the police officers, that issue and carry out illegal orders, but also railway workers and the management of mobile phone companies, which contribute to the violations of human rights

All repressive activities by police officers - forcing regional activists to sign declarations of non-leaving their cities, demands to write explanatory letters about the objectives of their trip to Saint Petersburg, removing activists from trains, arrests and detentions - are unfounded and illegal. These are no single cases, but enforced by the inner-departmental "instructions" of the operations "Highway Interception" and "Shield"

A characteristic feature of the repressions against activists is the operation of law enforcement authorities in cooperation with companies providing services to the population, for example, OAO "Russian Railways" and mobile phone providers. A passenger of the Russian Railways must know that every single of his movement is closely controlled, and a mobile phone user must be aware that every single one of his words will be intercepted and provided for surveillance.

In the very same year when Russia is chairing the "G8" and the Council of Europe, our citizens are faced with the fact that their right to freedom of movement, to participation in peaceful meetings, to expression of their opinion is arbitrarily limited by state representatives in cooperation with commercial structures.

Therefore,

We turn to the leadership of OAO "Russian Railways" and to the management of mobile phone companies doing business on the Russian market, with a demand to respect Human Rights (the sanctity of private life, the freedom of movement, the the protection of privacy of telephone calls and others).
We also call on those companies that have not yet become participants in the violations of human rights to refrain from participation in illegal repressive activities. And we remind you, that a reputation that in one day has been stained by spying out citizens, is practically impossible to restore.

We turn to the heads of the law enforcement department and to their rank and file officers.
Being guided by the motivation to protect the security of participants of the G8 summit and to protect "state interests", take as your foundation of your operations the principle of lawfulness and respect for human rights. Remember, that - so far - you are law enforcement authorities, not "powers", and even less "repression and control bodies".

We turn to the activists and to all not indifferent citizens with a call to be vigilant and to wage complaints immediately against all illegal activities of employees of the law enforcement bodies, and also to report facts of pressure to the "hot line":

Legal Team: Tel. 8-911-762-92-38, 8-911-762-92-47, legalteam (at) googlegroups.com

2006-07-12

[http://int.ru.indymedia.org/newswire/display/55/index.php]

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Mehrere hundert Menschen demonstrieren friedlich gegen Bush-Besuch

13.07.2006: Stralsund/MVr Mehrere hundert Menschen haben am Donnerstag am Rande der Stralsunder Altstadt gegen den Besuch des US-Präsidenten George W. Bush und dessen Politik demonstriert.

"Wir sagen Ihnen deutlich: Sie sind weder in Europa noch in Deutschland willkommen", sagte der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Christian Ströbele, bei einer Kundgebung. Auf Transparenten und Flugblättern forderten die Demonstranten Bush auf, seine "kriegerische Politik" einzustellen.
Ströbele warf Bush vor, "in Guantanamo jeden Tag die Menschenrechte mit Füßen zu treten." Kritik am Umgang mit den Insassen des US-Gefangenenlagers übte auch der stellvertretende Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns, Wolfgang Methling (Linkspartei).
Die Proteste hatten am Vormittag nur sehr verhalten begonnen. Ein Großaufgebot der Polizei sicherte die Versammlungsorte und kontrollierte die Demonstranten intensiv. In Bushs Nähe gelangten die Teilnehmer nicht. Die friedliche Kundgebung, zu der ursprünglich rund 5000 Demonstranten erwartet worden waren, begann schließlich mit nur etwa 350 Teilnehmern. Zum anschließenden Demonstrationszug versammelten sich laut Polizei rund 500 Menschen.
Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace entrollten am Morgen vom Turm der Nikolaikirche in Stralsund ein Banner mit der Aufschrift "No Nukes - No War - No Bush", um gegen die Atom- und Außenpolitik der US-Regierung zu protestieren. Insgesamt 13 Personen wurden vorübergehend festgenommen.
MVregio red/hst

[http://www.mvregio.de/nachrichten_mv/13776.html]

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Kundgebungen und Demonstrationen gegen G8-Gipfel in St. Petersburg auch in der BRD geplant

Presseerklärung #5
G8 2006 Info and Press Group
13/07/06

Bevor am Samstag Nachmittag die acht Regierungschefs der sieben mächtigsten Industriestaaten sich mit dem russischen Präsident Putin treffen, werden in den kommenden Tagen auch in der Bundesrepublik Deutschland Aktionen anlässlich des Gipfel-Treffens stattfinden.
Kundgebungen und Demonstrationen sind anlässlich des Global Action Day in Hamburg, Bremen, Frankfurt Main, Berlin und Heidelberg geplant. Im Zentrum dieser Aktionen steht entlang der Themenliste der G8 die Forderung nach Bildung für Alle, freier Gesundheitsversorgung und die Abschaffung aller Atomanlagen.

Kimmie Kliff aus der "g8 2006 Info und Presse Gruppe" erklärt: "Es ist wichtig zu zeigen, dass es Widerstand gegen die G8 und die Welt, die sie repräsentieren gibt, wohin sie auch gehen. Und auch, dass internationale Solidarität mit den Demonstranten gezeigt wird. Das ist der Grund, warum wir heute auch gegen das Treffen von Bush und Merkel hier in Deutschland demonstrieren und an dem Global Action Day teilnehmen."
Mit den Kundgebungen und Aktionen soll auf die Politik der G8-Staaten aufmerksam gemacht werden. Die Eintrittskarte in diesen Club der Reichen ist die Kapitalkraft und die aus der Wirtschaftsmacht abgeleitete politische und militärische Stärke. Eine andere Legitimierung besitzen die G8 nicht. Die G8 stehen symbolisch für Armut, Verschuldung und Krieg, Umweltzerstörung.

Die Kundgebungen werden aber auch die aktuelle Situation in Russland zum Thema haben. Dort werden Andersdenkende derzeit im Vorfeld des G8-Gipfels an der Anreise nach St. Petersburg gehindert, Festgenommen oder durch andere polizeiliche Maßnahmen eingeschüchtert.
Trotz der Demonstrationsverbote und der zunehmenden Repression gegen Personen, die in Russland gegen die Politik der G8 demonstrieren wollen, haben Aktivisten dennoch am Dienstag Abend erfolgreich in der Moskauer Innenstadt demonstriert. In einer von Moskaus Hauptstraßen haben die Demonstranten ihre Ablehnung der G8-Politik mit Liedern und Sprechchören kundgetan. Im Anschluss an die Aktion haben Personen von "Food not Bombs" (Essen statt Bomben) kostenlos Essen ausgegeben.

Übersicht über Solidaritäts- Veranstaltungen anlässlich des G8-Gipfels 2006:
1) Das russische Netzwerk "Network Against G8" (NAG8) ruft am 14. Juli 2006 zu einem globalen Aktionstag gegen den diesjährigen G8-Gipfel auf. Ein Zitat aus dem Aufruf: "Während weltweit die gesamte Aufmerksamkeit auf das Spektakel der G8 gerichtet ist, müssen wir zeigen, dass die G8 überall wo sie tagen, auf Protest treffen. Wir sind überall." Der vollständige Aufruf ist online unter: http://spb8.net/en/global_action_day/
2) Unter den anlässlich des globalen Aktionstags geplanten Aktionen planen Aktivisten in Deutschland für den 14. Juli eine "Reclaim the Streets"- Party in Hamburg, eine Kundgebung in Frankfurt am Main sowie Aktionen in Berlin. Info: http://www.reclaimthestreets-hh.tk
3) Ebenfalls anlässlich des diesjährigen G8-Gipfels und um Solidarität mit den Demonstrierenden in St. Petersburg auszudrücken wird in Berlin am 16 Juli 2006 eine Demonstration stattfinden. Weitere Informationen unter: http://www.kapitalismus-abschalten.de.vu/
4) Frankfurt am Main: Freitag, 14. Juli 2006 - 16 Uhr: Kundgebung
Kreditanstalt für Wiederaufbau Bockenheimer Lanstr./Zeppelinallee
5) 15.7. 11 Uhr Mahnwache von Amnesty International wegen Guantanamo, 12 Uhr Kundgebung und Aktion des G8-Plenums in Kooperation mit dem Friedensforum anlässlich des G8-Gipfels
6) 9.45 Uhr: Treffen am Hauptbahnhof zur Fahrt nach Mannheim - Protest gegen Bauxitabbau in Indien (www.kashipur.info); Ab 14.00 Uhr: Infostände zum Selbstgestalten am Bismarckplatz, 16.00 Kundgebung
7) Gruppen aus dem friedenspolitischen Spektrum, der Interventionistischen Linken und anderen Zusammenhängen demonstrieren am 13. Juli anlässlich des Bush-Besuchs in Stralsund gegen den G8-Gipfel in St. Petersburg. Aus Berlin werden ebenfalls viele Teilnehmende erwartet.
http://www.bush-in-stralsund.de/
http://www.g8-2007.de/200606/bush.php
5) In den USA werden vom 9. bis 16. Juli 2006 "Acht Tage des Widerstands gegen die G8" stattfinden. Weitere Informationen finden sich unter: http://rtc.revolt.org/node/210
6) Rising Tide North America have called for an "International Day of Direct Action against Climate Change and the G8". Entire call: http://spb8.net/en/uncategorized/24

Für weitere Informationen:
G8 2006 Info and Press Group
Tel: Adam Jones, ++49 (0)162 350 8948 (Englisch)
Tel.: Kimmie Kliff, ++49 (0)174 3759291
Email: presse@gipfelsoli.org // spb8media@riseup.net
Web: http://presse.gipfelsoli.org

Adressen für die weitere Recherche:

o Deutsche Botschaft: Petersburg, Furshtadtskaya street 39, Telefon +7 (812), 3202400 Fax +7 (812) 5793242

o Polizeistation #36: +7 (812) 553 3602, fax +7 (812)293 57 02,
Addresse: Esenina street 2.

Presse-Kontakt für aktuelle Informationen in Russland:
+7-916-992 25 50 (russisch + englisch)
Email-Kontakt Russland: spb8media@riseup.net
russia.indymedia.org/

Kontakt zu einer Person, die über die Veranstaltung berichten kann: fnb-russia@yandex.ru

Ab Freitag ist ein Berliner Aktivist ebenfalls für Presse-Fragen in St. Petersburg ansprechbar, einen Email-Kontakt können wir im Vorfeld herstellen.

Mit freundlichen Grüßen,
für die Berliner "G8 2006 info- and media-group",
Kimmie Kliff und Adam Jones (Englisch)

[G8 2006 info- and media-group]

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"Großdemonstration wurde an den Stadtrand verlegt"
Russisches Sozialforum tagt während G-8-Gipfel in St. Petersburg. Repression gegen Globalisierungsgegner. Ein Gespräch mit Berit Schröder

Berit Schröder ist aktiv in der Interventionistischen Linken und arbeitet derzeit in der Berliner G-8-Info- und Pressegruppe
Im russischen St. Petersburg findet am Wochenende der diesjährige G-8-Gipfel statt. Was ist an Protesten gegen das Treffen geplant?
Vieles wird sich auf das russische Sozialforum konzentrieren, das außerhalb der Stadt in einem Stadion stattfindet. Die Organisatoren hatten lange darum ringen müssen, für diese Versammlung eine Erlaubnis zu bekommen. Auf dem Forum treffen sich die unterschiedlichsten Kreise. Schwerpunkt werden weniger die globalen Bezüge und der Gipfel sein, sondern Themen wie Sozialabbau, Rentenkürzungen, Mieterprobleme oder die Privatisierung von Teilen der Bildung und vor allem der kommunalen Dienstleistungen.

Neben dem Sozialforum gibt es derzeit in Moskau ein dreitägiges libertäres Forum. Dort trifft sich das anarchistische Spektrum. Während man jetzt im Zusammenhang mit dem G-8-Gipfel aus dem ganzen Land von zahlreichen Festnahmen hört, gab es aus Moskau am Dienstag die ersten positiven Nachrichten. Eine bunte Truppe - eine "Clowns Army", wie sie bereits bei den letzten G-8-Protesten 2005 im schottischen Gleneagles aufgetreten war - zog durch die Moskauer Innenstadt und machte vor einem McDonald's-Imbiß eine Aktion unter dem Motto "Food not Bombs", also Essen statt Bomben.
Wird es in St. Petersburg auch eine Demonstration gegen den G-8-Gipfel geben?
Es sollte eigentlich eine große Demonstration am Rande der Altstadt geben. Die war bereits genehmigt, doch jetzt wurde sie an den Stadtrand verlegt. Die Polizei meint, sie könne einmal um das Stadion führen, indem das Sozialforum tagt. Aus unserer Sicht kommt das einem Demonstrationsverbot gleich, denn dort wird der Protest praktisch unsichtbar sein.
Welche Ausmaße haben die Festnahmen, von denen Sie sprachen?
Teil der Strategie ist es, die sozialen Proteste - die sich natürlich nicht nur gegen den G-8-Gipfel, sondern auch gegen Präsident Putin richten - unsichtbar zu machen. Die Anreise nach St. Petersburg wird für die Aktivisten erschwert. Wer auffällt, wird festgenommen. Schon letzte Woche sind sechs Mitglieder der Gruppe "Für die Entwicklung der Region von Nachodka" - das ist an der Pazifikküste nördlich von Wladiwostok - aus der Transsibirischen Eisenbahn heraus verhaftet worden. Ähnlich erging es Roman Burlak, vom Komsomol in Krasnojarsk (Mittelsibirien), der ebenfalls im Zug verhaftet wurde. Wie uns erzählt wurde, hat man ihm offenbar Dynamit untergeschoben. Auf den Bahnhöfen gibt es Kontrollen der Züge. Die Polizei sucht nach Aktivisten, die an der Weiterfahrt gehindert und zum Teil auch verhaftet werden. Von einigen Leuten ist seit Tagen unbekannt, wo sie geblieben sind.

In Moskau und St. Petersburg wurden in den letzten Wochen bei Antifaschisten und Anarchisten Hausdurchsuchungen durchgeführt. In vielen Orten wurden Aktivisten von der Polizei zu Hause oder am Arbeitsplatz aufgesucht und gewarnt. In St. Petersburg wurden auch zwei Deutsche festgenommen. Eigentlich wollten sie über die Proteste eine Fotodokumentation erstellen. Jetzt hat man sie zu zehn Tagen Haft verurteilt, weil sie angeblich in einen Vorgarten gepinkelt haben. Ebenfalls dort wurden am Montag zwei Personen allein wegen des Verteilens von Flugblättern verhaftet. Das alles reiht sich in die immer weitere Einschränkung der Demonstrationsfreiheit am Rande der G-8-Gipfel ein, die wir in den letzten Jahren erlebt haben. Auch in Mecklenburg-Vorpommern hat man für den dortigen Gipfel im nächsten Jahr schon jetzt das Polizeigesetz geändert, um weiträumige Kontrollen durchführen zu können.
Sind hierzulande Solidaritätsaktionen geplant?
Ja. Der Freitag ist schon vor längerer Zeit zum globalen Aktionstag erklärt worden. In Deutschland sind Aktionen unter anderem in Frankfurt am Main, in Thüringen, im Ruhrgebiet, in Hamburg und natürlich in Stralsund geplant. Dabei geht es auch um die Solidarität mit den Protesten in Rußland. Die Forderungen, auf die man sich für diese weltweit stattfindenden Aktionen geeinigt hat, sind: freie Bildung und Gesundheitsversorgung für alle, keine Patente auf AIDS-Medikamente, gegen Atomkraft.

Interview: Wolfgang Pomrehn

[http://www.jungewelt.de/2006/07-13/033.php]

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Putin räumt auf

Wolfgang Pomrehn 13.07.2006
Vor dem G-8-Gipfel am Wochenende in St. Petersburg werden im ganzen Land Aktivisten festgenommen und eingeschüchtert
Wenn sich die Mächtigen der Welt treffen, dann am liebsten ungestört von lästigen Protesten. Den allgemeinen Sicherheitswahn lässt man sich nicht nur einiges kosten, auf der Strecke bleiben auch Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht. Während im mecklenburgischen Trinwillershagen selbst Briefkästen an den Wohnhäusern versiegelt werden, damit US-Präsident Bush ungefährdet von heimtückischen Heckenschützen sein Spanferkel verzehren kann, lässt man sich in Russland allerlei einfallen, um Proteste gegen das Treffen der Gruppe der Acht (Frankreich, Japan, USA, Russland, Kanada, Deutschland und Italien) am kommenden Wochenende klein und unsichtbar zu halten.

Am Dienstagabend haben die Organisatoren der Proteste einen Hilferuf gestartet. Im ganzen Land werden Aktivisten an der Fahrt nach St. Petersburg (ehemals Leningrad) gehindert, wo sie an Gegengipfel und Protesten teilnehmen wollen. Selbst die Zahl der Züge zwischen Moskau und St. Petersburg wurde eingeschränkt. Bereits in der Nacht von Donnerstag auf Freitag letzter Woche war eine Gruppe von sechs Aktivisten der Gruppe "Für die Entwicklung der Region von Nachodka" aus der Transsibirischen Eisenbahn heraus verhaftet worden, heißt es in einem Bericht der Berliner G-8-Presse- und Informationsgruppe. Nachodka liegt an der russischen Küste in Fernost, etwas nördlich von Wladiwostock. Seit der Festnahme fehlt von den sechs jede Spur. Ähnliches gilt für eine ganze Reihe anderer, die sich aus Fernost oder Sibirien auf den langen Weg in die Hafenstadt am Finnischen Meerbusen gemacht haben. Zum Beispiel Roman Burlak, der in Krasnojarsk in Zentralsibirien in der Jugendorganisation Komsomol aktiv ist. Angeblich hat die Polizei in seinem Zugabteil Dynamit gefunden und ihn daraufhin am Bahnhof Atchinsk (Region Krasnojarsk) zum Verhör aus dem Zug geholt.
In der sibirischen Millionenstadt Nowosibirsk wird Wladim Iwanow, ein anderer junger Aktivist, seit Donnerstag vergangener Woche vermisst. Gemeinsam mit Freunden wollte er den Zug gen Westen besteigen, kam aber nicht zum Treffpunkt. Sein Handy antwortet nicht, berichtet die Berliner Infogruppe, die mit den Organisatoren der Proteste in St. Petersburg im engen Kontakt steht. Selbst im fernen Altaigebirge noch, an der Grenze zu China, werden junge Aktive von der Polizei zum Verhör vorgeladen und die Eltern von Polizisten angerufen, die sich angeblich Sorgen um den Verbleib ihrer Kinder machen. Ähnliche Vorkommnisse gebe es im ganzen Land, berichtet Berit Schröder von der Berliner Infogruppe gegenüber Telepolis. In St. Petersburg seien am Montag zwei Personen allein wegen des Verteilens von Flugblättern verhaftet worden. Dort und in Moskau seien in den letzten Wochen zahlreiche Wohnungen von Personen aus der regen anarchistischen und antifaschistischen Szene durchsucht worden. Trifft die Polizei die Gesuchten nicht zuhause an, werden auch schon mal deren Eltern an ihren Arbeitsplätzen aufgesucht. Das ganze sei eine einzige Einschüchterungskampagne.
Verhaftet wurden auch zwei Deutsche auf dem Weg zu ihrer Unterkunft, wie der deutsche Zweig des globalisierungskritischen Netzwerks ATTAC mitteilt. Die beiden Bielefelder hatten sich an einer Fahrradkarawane von Berlin nach St. Petersburg beteiligt und wollten diese sowie die Proteste vor Ort fotografisch dokumentieren. Jetzt sitzen sich für zehn Tage in Haft, weil sie, wie ein Schnellrichter befand, in einen Vorgarten gepinkelt haben sollen.
Unterdessen ist die am Rande der St. Petersburger Altstadt geplante Demonstration von der Polizei an den Stadtrand verlegt worden. "Sie wollen den Protest unsichtbar machen", so Schröder. Die Demo soll nun unmittelbar am Kirow-Stadion stattfinden. Dort, fernab des Medienrampenlichts, trifft sich das zweite russische Sozialforum. Erwartet werden neben Umweltgruppen und unabhängigen Gewerkschaften auch die neuen Mieter- und Rentnerkomitees, die sich im Winter 2004/2005 gebildet haben, als die Regierung die meisten Vergünstigungen für Invalide und Rentner strich. Gleichzeitig wurde auch ein Gesetzespaket verabschiedet, dass die Privatisierung der kommunalen Versorgungsunternehmen eingeleitet hat. Gegen beides gibt es in der russischen Bevölkerung erheblichen Widerstand. Anders als bei vorherigen G-8-Gipfeln, so Berit Schröder, werden die Proteste in St. Petersburg vor allem von nationalen Fragen geprägt sein. Man habe das Sozialforum aber bewusst mit den Protesten gegen den G-8-Gipfel verknüpft, denn schließlich gebe es eine enge Verbindung zwischen diesen sozialen Fragen, die auf der lokalen oder nationalen Ebene umkämpft sind, zu den globalen Entwicklungen.

[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23088/1.html]

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More detentions and repressions on the way to SPb

In the night of July 12/13, more activists were stopped from travelling to Saint Petersburg
Journalist Vlad Tupikin and his comrades were harassed by police officers when entering a train in Saint Petersburg. One activist happenened to see a list of names the police was using to identify people to survery and eventually arrest, including Tupikins and other activists names.
In the morning, the above mentioned managed to leave the train station although all exits are controlled by the police.
However, at least for other activists travelling on that train were arrested.
Also, in the night four activists (two women from Ufa and Irkutsk, two men unknown where from) were forced to leave an electrichka (regional) train, were threatened with fabricated criminal charges and forces to buy tickets in backwards direction.

[http://int.ru.indymedia.org/newswire/display/56/index.php]