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2006-09-13

13.9.2006 Heiligendamm

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- Bezugsgruppen

- Demosanis/ Streetmedics

- Stand der Diskussion

- Anmeldung und Info

- A Call for Worldwide Actions against Global Agri-Business during the G8 Summit in June 2007

- Kneipenabend des Cafe AntiSistema mit Infos und Soli-Cocktails

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Bezugsgruppen

aus Dissent, der freien Wissensdatenbank

Hier eine Übersetzung eines Textes über Bezugsgruppen der gewaltfreien Direkte-Aktion Bewegung in den USA.

Bezugsgruppen und Unterstützung
von Nancy Alach (US gewaltfreie Aktion)

Bezugsgruppen sind autonome Unterstützungssysteme mit 5 bis 15 Leuten. Mehrere Bezugsgruppen können bei einer grösseren Aktion zusammenarbeiten, oder eine Bezugsgruppe plant eine Aktion und führt sie allein durch. Manchmal bleiben Bezugsgruppen über einen längeren Zeitraum zusammen, z.B. als politische Gruppe und nehmen nur gelegentlich an Aktionen teil.
Wenn ihr plant, zivilen Ungehorsam zu leisten, ist es eine gute Idee, eine Bezugsgruppe zu gründen oder einer schon existierenden beizutreten. Bezugsgruppen dienen der Unterstützung und Solidarität ihrer Mitglieder. Das Gefühl isoliert oder von der Bewegung, der Szene oder der Welt allgemein entfremdet zu sein, kann aufgefangen werden durch die Vertrautheit und das Vertrauen, das entsteht, wenn eine Bezugsgruppe gemeinsam arbeitet und agiert. Aufgrund dieser Vertrautheit ist in Zusammenhängen mit Bezugsgruppen die Gefahr der Unterwanderung durch aussenstehende Provokateure geringer. Dennoch sollten die Teilnehmenden an einer Aktion darauf vorbereitet sein, von ihrer Bezugsgruppe getrennt zu werden.
Bezugsgruppen sind die grundlegenden Entscheidungs-Orte bei Massenaktionen. So lange sie sich an die Übereinkunft der Gewaltfreiheit halten, werden Bezugsgruppen ermutigt, jede Form der Teilnahme zu entwickeln, die sie sich aussuchen. Jede Bezugsgruppe muss für sich selbst entscheiden, wie sie Entscheidungen trifft und was sie tun will. Dieser Prozess beginnt, wenn sich eine Bezugsgruppe bildet. Wenn eine neue Person der Bezugsgruppe beitreten möchte, sollte er/sie herausfinden, woran die Gruppe glaubt und was sie vorhaben und dann entscheiden, ob sie/er dies teilen kann. Einige Gruppen verlangen von allen Mitgliedern eine feministische Grundhaltung, andere eine Grundhaltung der Gewaltfreiheit. Andere, die sich zusammengetan haben, um eine bestimmte Aktion durchzuführen haben vielleicht weniger dramatische Vereinbarungen.
Eine Gruppe kann in Entscheidungen keinen Konsens finden, ohne eine grundsätzliche Basis. Wenn sich auf diese Basis geeinigt wurde, ist es nicht so schwierig, die Einzelheiten für spezifische Themen und Aktionen auszuarbeiten, vorausgesetzt dass es eine Bereitschaft gibt, eine gute Idee weiter zu verfolgen, auch wenn sie von einem/einer anderen stammt. Wenn du das Gefühl hast, dass du in deiner Gruppe nicht effektiv arbeiten kannst, könnte es besser sein, eine neue zu finden.
Bezugsgruppen für Massenaktionen werden oft während Trainings in Gewaltfreiheit gebildet. Es ist eine gute Idee, dich vor einer Aktion ein paar Mal mit deiner Bezugsgruppe zu treffen, um sie besser kennen zu lernen wenn ihr nicht schon befreundet seid, und Themen wie Aussageverweigerung und Beziehung zum Justizapparat, die Rolle die eure Gruppe (in einer grösseren Aktion) spielen wird, etc. zu diskutieren. Nach einer Aktion ist es auch hilfreich dich noch mal mit deiner Gruppe zu treffen um eure Erfahrungen zu teilen und auszuwerten.

Unterstützer/in
Die Rolle der/des Unterstützer/in in einer Aktion des zivilen Ungehorsams ist wesentlich. UnterstützerInnen übernehmen die Verantwortung, nach aussen ein sichtbare, engagierte Kontaktperson zu sein, wenn eine/r aus der Bezugsgruppe verhaftet wird. Sie sind eine persönliche Erweiterung der Unterstützung und Fürsorge, die eine Bezugsgruppe ihren Mitgliedern bietet, eine Erweiterung der Notwendigkeit die alle Teilnehmenden eine Gewaltfreien direkten Aktion einschliesst, durch ihre politische Überzeugung nicht isoliert, vernachlässigt oder übermässig belastet zu werden.
Es kann für dich schwierig sein zu entscheiden, ob du zivilen Ungehorsam oder Unterstützung leisten willst. Diejenigen, die Unterstützung leisten wollen sollten auf jeden Fall auch ein Gewaltfreiheits-Training machen. Wenn du dich entscheidest, sollest du berücksichtigen, wie jeder der Rollen deine Familie, deine Arbeitsstelle, andere Verpflichtungen und auch deinen rechtlichen Status (z.B. auf Bewährung sein; kein/e US-Bürger/in sein, etc.) beeinflussen werden. Während und nach einer Massenaktion solltest du mit UnterstützerInnen anderer Bezugsgruppen in Kontakt bleiben, um Informationen auszutauschen und emotionale Unterstützung zu erhalten.

Vor einer Aktion:
Hilf der Bezugsgruppe sich für eine Aktion zu entscheiden, biete praktische und moralische Unterstützung und teile die Begeisterung und die Entschlossenheit.
* Kenne die Namen und Beschreibungen der Leute deiner Bezugsgruppe.
* Erkundige dich, wo Gefangene wahrscheinlich hingebracht werden.
Macht eine vertrauliche Liste mit den folgenden Informationen:
* Name der/des Verhafteten
* Ob und wann der/diejenige auf Kaution raus möchte.
* Wen die/der Verhaftete informiert haben möchte und unter welchen Umständen.
* Spezielle medizinische Informationen oder Infos über andere spezielle Bedürfnisse.
* Ob und wie der/diejenige kooperieren will.
* Ob die Person minderjährig ist.
* Ob die Person eine/n Anwält/in möchte.
Für eine Massenaktion:
* Kenne die Unterstützungs-KoordinatorInnen.
* Kenne die Telefonnummer des Aktionsbüros.
* Füllt als Bezugsgruppe eine Check-in Liste aus.
* Versichere dich, dass dein Name, Telefonnummer und wie lange du für Unterstützung zur Verfügung stehst auf die Liste deiner Bezugsgruppe geschrieben werden.

Während der Aktion:
* Halte dich aus der direkten Aktion heraus.
* Gib einer anderen Unterstützenden Person Infos über dich selbst für den Notfall.
* Denk an Papier und Stifte und viel Essen für dich selbst und für die Leute auf der Aktion.
* Verwahre Perso, Geld, Schlüssel und andere Gegenstände für die Leute auf der Aktion.
* Bleib so lange wie möglich in Kontakt mit den Leuten auf der Aktion, beobachte, ob es Veränderungen in Verhaftungsstrategien etc. gibt.
* Wenn die Verhaftungen beginnen, schreibe die Namen jeder/s Einzelnen auf, den Zeitpunkt und die Art der Verhaftung, die Aktivität der/des Verhafteten, die Behandlung des/der verhaftenden Beamten (möglichst mit Dienstnummer).
* Mindestens eine unterstützende Person eurer Bezugsgruppe sollte am Platz der Aktion bleiben, bis alle Mitglieder eurer Gruppe verhaftet sind, und mindestens eine Person sollte dorthin gehen, wohin die Verhafteten gebracht werden, sobald das erste Mitglied eurer Gruppe verhaftet ist.

Vor der/dem Haftrichter/in: (wenn die Verhafteten dorthin gebracht werden)
Sei anwesend während der Vorführung vor dem Haftrichter, und versuche die folgenden Infos für jedes Mitglied deiner Gruppe zu erhalten. Während einer Massenaktion, gib diese Infos an das Aktionsbüro weiter.
* Name der/des Richer/in.
* Name der/des Verhafteten.
* Anklage
* Antwort der/des Angeklagten (nicht schuldig, kreative Antwort, schuldig, etc.).
* Wenn schuldig gesprochen, Art und Dauer der Strafe.
* Wenn nicht schuldig:
* Kautionssumme, wenn möglich.
* Ob die Person eine Kaution bezahlt oder nicht.
* Datum, Zeit und Ort des Prozesses.
* Wenn ein/e Anwält/in vor Ort ist, frag nach ihrem/seinem Namen.
* Jede andere Information, die relevant erscheint.
Nach der Aktion:
* Ruft die Menschen an, die informiert werden sollten, wenn die Leute verhaftet werden.
* Geht zu den Prozessterminen; bietet Mitfahrmöglichkeiten.
* Helft Informationen zusammen zu tragen für diejenigen, die sich selbst vor Gericht vertreten.
* n einer Massenaktion: informiert das Büro wenn ihr die Stadt verlasst und gebt ihnen alle relevanten Infos über die Leute, die ihr unterstützt.
* Wenn Leute im Knast sitzen ist es wichtig, dass jemand in der Nähe eines Telefons bleibt, damit ein Anruf aus dem Knast entgegengenommen werden kann. Evtl. werdet ihr auch die Kontaktpersonen für die Mitglieder der Bezugsgruppe, die nicht im gleichen Knast sitzen.
* Sagt im Büro Bescheid (bei einer Massenaktion) wie viele Leute im Knast sitzen und wo sie festgehalten werden.
* Bringt Medikamente in den Knast für diejenigen, die welche benötigen und kümmere dich darum, ob die Leute sie erhalten oder nicht.
* Besucht eure Leute im Knast, und überbringt Nachrichten.
* Kümmert Euch um Haustiere, Pflanzen, Autos etc. der Verhafteten.
* Schreibt Briefe an die Leute im Knast; organisiert eine Mahnwache vor dem Knast.
* Holt die Leute vom Knast ab, wenn sie freigelassen werden.
* Unterstützt andere UnterstützerInnen - Zusammenarbeit wird die Belastung verringern.

[http://dissentnetzwerk.org/wiki/index.php?title=Bezugsgruppen]

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Demosanis/ Streetmedics

aus Dissent, der freien Wissensdatenbank

Hallo !

Wir sind die Autonome Sanität aus verschiedenen Städten und verstehen uns als Teil des linksradikalen Widerstandes. Wir arbeiten zusammen mit den legalteams/EA�s und anderen selbstorganisierten Antirepressionsgruppen. Wir kümmern uns vor, während und nach Aktionen um verletzte GenossInnen.
Wir finden es existenziell wichtig, das die Linke sich um diejenigen kümmert, die die physischen und psychischen Konsequenzen von Repression erfahren haben. Saniarbeit in unserem Sinne soll unter anderem dazu beitragen, dass ihr, wenn ihr bei Aktionen verletzt worden seid, nicht auch noch strafrechtlich verfolgt werdet. Oft haben wir erlebt, dass Verletzte an die Bullen ausgeliefert worden sind oder ihre Personalien von Rettungsdiensten und Krankenhäusern bereitwillig an diese weitergeleitet wurden. Deshalb haben wir eine eigene Struktur aufgebaut. Saniarbeit ist für uns also in erster Linie Anti-Repressionsabeit und notwendige Selbsthilfe. Wir finden es auch wichtig, dass ihr euch Gedanken darüber macht, welche Konsequenzen euer Handeln für euch und andere haben kann. ("Wer sich mit dem Tiger anlegt, soll hinterher nicht sagen er wollte doch nur mit der Katze spielen")
Um den Selbstschutz zu befördern, bieten wir Erste Hilfe Kurse an, damit Menschen sich selbst, bzw. ihren FreundInnen helfen können. Dabei geht es weniger um ausgeprägtes medizinisches Fachwissen, als vielmehr um die Bereitschaft sich Wissen anzueignen und auseinander zusetzen, wie ihr mit den erfahrungsgemäß häufigsten Demoverletzungen umgehen könnt, bzw. wie Mensch sich im Vorfeld davor schützen kann.
Während der Zeit des Anti-G8-Widerstand im Juni 2007 in Mecklenburg Vorpommern werden wir unsere Struktur -in Zusammenarbeit mit internationalen Sanigruppen- einbringen, um eure medizinische Versorgung zu gewährleisten und euch in stressbedingten psychischen Ausnahmesituationen zu unterstützen.
Sehr erfreut sind wir über die neu entstandene Gruppe "Out of Aktion", deren Schwerpunkt eher die emotionale Erste Hilfe ist.
Kontakt zu den Berliner Sanis bekommt ihr unter folgender Adresse: sanis [at] so36.net
Hier erreicht ihr alle internationalen bisher beteiligten Sanigruppen: g8-2007-medics [at] puscii.de

[http://dissentnetzwerk.org/wiki/index.php?title=Demosanis/streetmedics]

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Stand der Diskussion

aus Dissent, der freien Wissensdatenbank
G8 & Globale Landwirtschaft: Erste Annäherungen

Zu behaupten, der Themenkomplex �globale Landwirtschaft' sei innerhalb der überwiegend städtisch geprägten Bewegungslinken (wieder) im Kommen, wäre wohl etwas voreilig. Und doch: die Dinge sind in Bewegung geraten - so viel darf festgehalten werden: Bereits auf der BUKO-Konferenz Ende Mai in Berlin haben sich zu einem von der Biopiraterie-Kampagne und dem attac-Agrarnetz initiierten Workshop unter dem Titel "Weltweiter Kampf um Nahrung, Land und Würde - ohne die deutsche Linke? Perspektiven für eine Wiederentdeckung des Themas globale Landwirtschaft" ca. 60 Leute mit z.T. sehr unterschiedlichen Hintergründen eingefunden. Ziel des Workshops war es, überhaupt ins Gespräch in Sachen Landwirtschaft zu kommen - ausgehend von einer gemeinsamen Bestandsaufnahme, weshalb das Thema innerhalb der Bewegungslinken als weitgehend �out' gilt bzw. noch nie wirklich �in' gewesen ist (auch nicht in den internationalistisch gesonnenen 1980er Jahren, wie ein Teilnehmer bissig anmerkte). Ein Protokoll dieses Workshops soll alsbald zur Verfügung stehen. Einige Wochen später fand ein erneutes Treffen statt - diesmal auf einem Bauernhof in Norddeutschland. Ca. 25 AktivistInnen waren gekommen, etwa die Hälfte von ihnen ist derzeit in der Landwirtschaft tätig. Auch hier ging es darum, sich zunächst einmal grundsätzlich zu verständigen. Dies ist jedoch mit der konkreten Frage verknüpft gewesen, ob und auf welche Weise im Rahmen des G8-Gipfels 2007 in Heiligedamm Aktionen rund um den Themenkomplex �globale Landwirtschaft' an den Start gebracht werden könnten bzw. sollten. Während der Diskussionen wurde zwar deutlich, dass viele der Anwesenden Gipfelmobilisierungen reichlich reserviert gegenüberstehen. Trotzdem konnte sich auf einen ersten Aktionsvorschlag verständigt werden. Denn Einmütigkeit bestand zumindest darüber, dass es schon lange überfällig ist, auch hier zu Lande die landwirtschatlichen Verhältnisse (von einem globalen Standpunkt aus) zum Tanzen zu bringen. Wir möchten Euch in diesem Text wissen lassen, was es mit diesem Aktionsvorschlag auf sich hat und wie bzw. weshalb wir bei ihm gelandet sind. Denn natürlich ist uns daran gelegen, dass wir mehr werden. Nicht nur grundsätzlich, sondern auch deshalb, weil unser Vorschlag darauf angewiesen ist, dass sich noch viele weitere Gruppen und Personen miteinbringen - einschließlich Feedback und eigener Ideen.

1. Einstiege
Im Laufe des Wochenendes gab es drei thematische Inputs, aus denen sich jeweils längere Diskussionen ergaben:
a) Eingestiegen sind wir mit einem Input zu den Umstrukturierungsprozessen, welche in den vergangenen ca. 25 Jahren in der globalen Landwirtschaft erfolgt sind. Zum einen ging es um die Rolle zentraler Akteure wie IWF, Weltbank, die Regierungen der EU und der USA, WTO, Konzerne etc. Zum anderen wurden die Konsequenzen eben jener Umstrukturierungen skizziert, insbesondere: Hunger und Unterernährung, weltweite Zerstörung kleinbäuerlicher Existenzgrundlagen (zugunsten industrialisierter Großlandwirtschaft), vermehrte Lebensmittelimportabhängigkeit der Länder des globalen Südens (bei gleichzeitigem Sinken der Devisen-Einnahmen aus cash-crop-Exporten), negative Zuspitzungen innerhalb der patriarchalen Geschlechterverhältnisse, Landflucht sowie ökologische Zerstörungen allergrößten Ausmaßes. Bezugspunkt war ein in der ak 502 erschienenes Diskussionspapier von Gregor Samsa unter dem Titel "Über die Notwendigkeit einer Wiederentdeckung", welches auch am Anfang des BUKO-Workshops gestanden hat. Das Diskussionspapier kann unter http://www.akweb.de abgerufen werden. b) Ein weiterer Input hat sich mit der aktuellen Situation in der Schweiz beschäftigt. In der Schweiz sollen (anlässlich der WTO-Verhandlungen) ca. 35.000 Bauern zur Aufgabe ihrer Betriebe gebracht und somit große Teile des Bodens erstmalig zu Spekulationszwecken frei gegeben werden. Im Gegenzug sollen den Schweizer Banken zukünftig noch weiterreichende Möglichkeiten eingeräumt werden, weltweit ihren Geschäften nachzugehen. Das Vorhaben der Schweizer Regierung stößt mittlerweile auf massive öffentliche Proteste, nicht zuletzt dank einer kleinen Broschüre, welche die Europäische Kooperative Longo Mai unter dem Titel "Das Essen kommt nicht aus dem Supermarkt. Stoppt die Landflucht" veröffentlicht hat. Die Broschüre argumentiert überwiegend realpolitisch und richtet sich in erster Linie an ein städtisches Publikum, d.h. sie will keine gewerkschaftliche Interessenvertretung für die betroffenen Bauern sein. Die Broschüre ist ebenfalls im Internet abrufbar unter: http://stoppt-die-landflucht.org/ c) Ein dritter Input war vorrangig praktischer Natur: Ein Aktivist des Barnimer Aktionsbündnisses gegen Gentechnik stellte die Idee vor, anlässlich des G8-Gipfels 2007 einerseits in Mecklenburg-Vorpommern ein Feld mit genmanipuliertem Saatgut öffentlich aufzusuchen und dies andererseits mit einem weltweiten Aktionstag gegen Saatgutkonzerne zu verbinden. Hintergrund ist, dass Saatgutkonzerne nichts unversucht lassen, in möglichst großem Maßstab die Kontrolle über Saatgut und somit die Produktion landwirtschaftlicher Rohstoffe zu erringen. Wie das mit genmanipuliertem und somit auch patentiertem Saatgut zusammenhängt und welche Gefahren außerdem drohen, kann z.B. auf der Website des Barnimer Aktionsbündnisses nachgelesen werden: http://www.dosto.de/gengruppe/

2. Fragen über Fragen
Aus diesen Inputs hat sich im Zuge des Wochenendes ein zunehmend breiterer Debattenstrom ergeben. Einige Schlaglichter mögen einen groben Eindruck von den Diskussionen vermitteln:
a) In welchem Verhältnis stehen Analyse auf der einen und eigene Positionierungen, ja utopische Gegenentwürfe auf der anderen Seite? Ein Teil der Anwesenden sprach sich für die Notwendigkeit präziser(er) Analysen der gegenwärtigen Situation aus: Es gebe zwar viele Spezialstudien, es würden aber umfassende Analysen der hochgradig widersprüchlichen EU-Agrarpolitik fehlen: So würde die EU einerseits die Verlagerung auf Energielandwirtschaft fördern und die Lebensmittelproduktion durch die Streichung von Subventionen dem Preisniveau und den Produktionsbedingungen auf dem Weltmarkt anpassen; andererseits würden die Exportsubventionen für Agrarprodukte beibehalten werden, nicht zuletzt um europäischen Lebensmittel- und Agrokonzernen die Beherrschung des Weltmarktes zu erleichtern. Damit nicht nur in den armen Ländern die selbständige Lebensmittelversorgung zerstört würde, fördere die EU des weiteren durch Flächenprämien die Konzentration des Bodens in der Hand von immer weniger Agrargroßbetrieben und plane außerdem - zumindest sieht es danach aus - die Förderungen für den biologischen Anbau zu streichen, mit der Konsequenz, dass auch die letzten Klein- und Mittelbetriebe liquidiert würden. Demgegenüber hat zwar niemand die Notwendigkeit weitergehender Analysen bestritten, dennoch sprachen sich viele dafür aus, die utopischen Ansätze (die es bereits bei so mancher landwirtschaftlichen Kooperative gebe) möglichst offensiv sichtbar zu machen. Die Schärfe der Alternativen müsse sichtbar werden, nicht zuletzt im Hinblick auf viele NGOs. Konkret ging es um verschiedene Fragen, etwa wie regionale Wirtschaftskreisläufe etabliert werden könnten, ja wie eine nicht-kapitalistische, d.h. eine nicht-marktvermittelte Landwirtschaft praktisch aussehen könnte. Auch dieses Ansinnen stieß nicht auf unmittelbaren Widerspruch, es wurde aber darauf hingewiesen, dass etwaige Utopien der Realität nicht abstrakt übergestülpt werden dürften. Vielmehr gelte es, auch die Zwischenschritte auf dem Weg dorthin zu diskutieren, z.B. die Frage, wie mensch es mit Subventionen halten würde. Last but not least: Wir waren uns einig, dass jede Beschäftigung mit globaler Landwirtschaft stets aus einer Perspektive globaler Solidarität erfolgen müsse. Die Unheimlichkeit, die viele Menschen z.B. aus dem grün-alternativen Bioladen-Mileu ob der Auswüchse industrialiserter Nahrungsmittelproduktion empfinden würden, sei zwar legitim. Politisch müsse allerdings weitergegangen werden, die globalen Macht- und Herrschaftsverhältnisse dürften auf keinen Fall aus dem Blick geraten (vgl. Input 1).
b) Verhältnis Stadt-Land: Viele der Anwesenden erklärten, dass sie die (ökologisch und sozial verträgliche) Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln als zentrales Anliegen ihrer eigenen Landwirtschaft begreifen würden. Das warf die Frage auf, wie das Verhältnis zu denen gestaltet werden kann, die nicht in der Landwirtschaft tätig sind und überwiegend in Städten leben. Letztlich ging es auch hier um die Frage nach Alternativen, unter anderem danach, wie die gesellschaftlich notwendige Arbeit unter nicht-kapitalistischen Bedingungen verteilt werden soll. Oder dahingehend, ob und in welchem Sinne die Auseinandersetzung mit (globaler) Landwirtschaft auch als "Infragestellung globalisierter, neoliberaler, �städtischer Lebenskultur' aufzufassen ist - mit New York und Shanghai als Leuchttürmen", wie es ein Teilnehmer in einer Mail nach dem Treffen formulierte.
c) Die Frage, wie Aktionen gegen Gentechnik und Saatgutkonzerne in den ländlichen Gebieten aufgenommen werden, wurde ebenfalls angesprochen. Sie muss in jedem Einzelfall neu überlegt werden.

3. Aktionstag zu globaler Landwirtschaft: Ein erster Vorschlag
Weil wir uns einig waren, dass sich der Themenkomplex �globale Landwirtschaft' nicht auf genmanipuliertes Saatgut einschmelzen lässt (als demjenigern Bereich, wozu es in Deutschland derzeit die ausgefeilteste linke Bewegungspraxis in Sachen globaler Landwirtschaft gibt), landeten wir in unseren praktischen Diskussionen bei dem Vorschlag, uns im Rahmen des G8-Gipfels mit unterschiedlichen Facetten der so genannten Agrarwertschöpfungskette auseinandersetzen zu wollen. Die Idee lautet, im Zuge der G8-Gipfeltage (angekündigt oder nicht - das müsste diskutiert werden), erstens ein Feld, zweitens einen Supermarkt, z.B. Lidl (Supermärkte sind diejenigen Akteure, die derzeit am stärksten die ProduzentInnenpreise nach unten treiben), drittens eine Tierfabrik (Schweine, Puten etc.), viertens einen Saatguthersteller und fünftens eine staatliche Institution aufzusuchen. Welche Orte das konkret sein können - und ob nicht weitere dazukommen sollen, was wir dort tatsächlich tun, ob dies gleichzeitig oder über mehrere Tage verteilt stattfindet (und außerdem mit weiteren Aktionen an ganz anderen Orten verknüpft ist - Stichwort: globaler Aktionstag), wie die Aktionen im Vorfeld bzw. anschließend begründet werden etc. etc., all dies sind Dinge, die erst noch diskutiert werden müssten. Klar ist einzig, dass der von uns angedachte Aktionsreigen nur unter der Bedingung Erfolg haben dürfte, dass wir ab sofort in eine breite, vor allem inhaltlich fundierte Mobilisierung einsteigen. Denn, wie oben schon angedeutet: Es geht nicht darum, eine aktionistische Eintagsfliege zu produzieren. Stattdessen ist geplant, die kritische Auseinandersetzung mit globaler Landwirtschaft zukünftig wieder stärker auf die (linke) Tagesordnung zu setzen. Der G8-Gipfel spielt in diesem Sinne in erster Linie eine wichtige Rolle als bewegungspolitischer Katalysator, und bietet sich darüber hinaus deshalb an, weil zahlreiche der auf G8-Gipfeln gemeinhin verhandelten Themen direkt oder indirekt mit globaler Landwirtschaft zu tun haben. Was unter inhaltlich fundierter Mobilisierung tatsächlich zu verstehen ist, müsste ebenfalls noch diskutiert werden: Während des Wochenendes haben wir an Workshops, Veranstaltungstouren oder Aktionszeitungen genauso gedacht wie an eine direkte Beteiligung am G8-Alternativgipfel (wobei letzteres bei vielen auf nicht all zu große Gegenliebe gestoßen ist). Last but not least: Die Aussage, wonach es sich um einen bloßen Vorschlag handelt, ist durchaus ernst gemeint. Inwieweit sich mehr oder weniger viel von dem hier Skizzierten in die Tat umsetzten lässt, hängt letztlich davon ab, wieviele MitstreiterInnen noch dazustoßen und ob es uns gelingt, einen gemeinsamen, sowohl politischen als auch aktionistischen Nenner zu finden. Und doch - eine Ausnahme sei ebenfalls erwähnt: Selbst wenn aus unseren hochfliegenden Plänen nichts werden sollte, ein genmanipuliertes Feld wird im Rahmen des G8-Gipfels auf jeden Fall besucht werden, ganz gleich, ob mit 2000 oder 200 Leuten; darüber haben einschlägig interessierte AktivistInnen aus unserer Runde bereits verbindliche Absprachen getroffen!

4. Wie es weitergeht
a) Im Rahmen des Anti-G8-Camps im Sommer (4.-13. August) gab es am Mittwoch, den 9. August inhaltliche Veranstaltungen und am 10.8. einen Ausflug rund um das Thema globale Landwirtschaft geben (Protokoll hier). b) Am 2./3. Oktober (der 3. Oktober ist ein Feiertag) möchten wir uns an einem halbwegs zentral gelegenen Ort treffen: Das Treffen soll am Montag, den 2. Oktober um 20 Uhr beginnen. Geplant ist, mit einem längeren Inputreferat zur WTO einzusteigen - mit anschließender Diskussion. Der 3. Oktober soll ausschließlich der Diskussion des skizzierten Aktionsvorschlags gewidmet sein. Der Termin ist nicht zufällig gewählt. Am 11./12. November wird eine weitere, wahrscheinlich auch international besuchte G8-Aktionskonferenz in Rostock stattfinden. Vor diesem Hintergrund erschien es uns sinnvoll, unseren eigenen Meinungsbildungsprozess bereits vor Rostock II etwas präzisiert zu haben, nicht zuletzt deshalb, um ggf. bereits während der Aktionskonferenz mit einem ersten Vorschlag an die breitere Öffentlichkeit treten zu können. c) Vom 1.-3. Dezember möchten wir uns abermals treffen - vorausgesetzt, es sollte sich tatsächlich eine größere Runde zusammengefunden haben, die in Sachen globale Landwirtschaft aktiv werden möchten (was wir natürlich sehr hoffen). d) Wir haben am Ende des Treffens eine längere Liste von Leuten und Gruppen erstellt, die wir auf jeden Fall ansprechen und für das Treffen Anfang Oktober gewinnen möchten. Prinzipiell gilt, dass alle willkommen sind, so denn sie es spannend finden, zusammen mit uns an den bereits begonnenen Fäden weiterzuspinnen.

[http://dissentnetzwerk.org/wiki/index.php?title=Stand_der_Diskussion]

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Anmeldung und Info

aus Dissent, der freien Wissensdatenbank

Wenn Ihr bei dem Treffen am 2./3. 10. dabeisein wollt, meldet Euch bitte an bei roulotte [at] gmx.net - oder telefonisch unter 030 49781701
Das Treffen richtet sich an Menschen, die Interesse haben, konkret was auf die Beine zu stellen! das heisst nicht, dass Ihr schon totale ExpertInnen sein müsst, um teilzunehmen. allerdings sollte Euer Engagement ernstgemeint sein, da wir nur begrenzt Leute unterbringen können. Also, zum reinschnuppern gibts es bestimmt in Rostock wieder Workshops, dieses Treffen ist dafür nicht geeignet.
If you want to participate in the preparation meeting on the 2nd and 3rd of october, please contact roulotte [at] gmx.net - or phone 0049 30 49781701
please note that this is a meeting for people who actually want to get involved. that does not mean that you need to be an expert to take part, but you should be serious!!

[http://dissentnetzwerk.org/wiki/index.php?title=Anmeldung_und_Info]

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A Call for Worldwide Actions against Global Agri-Business during the G8 Summit in June 2007

In June 2007, the political elite of the world's strongest economies (the group of G8 states) will meet in Germany at Heiligendamm near Rostock to coordinate their politics. A basic tenet of this is the creation and widening of better conditions for profit making by transnational companies from the North. At the same time, thousands of people will gather to demonstrate global resistance to exploitation, oppression and capitalism. One topic will be the global politics of agriculture, and in particular genetic technology.

The Companies of the North - Hand in Hand with the IMF, World Bank and WTO =46or years, multinational companies such as Monsanto, Syngenta, DuPont, Bayer and BASF have been trying to impose agricultural technology worldwide. This has been nothing less than an attempt at the total control of agricultural production. With biopiracy, patenting, the buying up of land, the Protection of Species Agreement, WTO rulings and terminator technology an attempt has been made to take the freedom to decide what they grow on their fields away from farmers. The globalisation of agriculture has brought a worldwide standardisation of food habits and in particular the methods of industrialised growing and cultivation. Genetic technology has accelerated this process through monoculture farming and a total dependence on the fertiliser and seed industries. Furthermore, it has involved the systematic destruction of the means of subsistence for small scale and indigenous communities with catastrophic consequences, especially in the global South. The context in which all this has taken place are the structural adjustment programmes of the IMF, the free trade agreements of the WTO and the agricultural subsidies of the United States and EU governments.
The consequences of agriculture politics are visible globally. More than half of humanity, be it small scale farmers or agricultural labourers, live from agriculture.

Resistance in the South The farmers' movements in the South are the force for resistance against the politics of agricultural industrialisation. There are reports - even if they are limited - of diverse forms of resistance. Over the last few years, in India, thousands of cotton farmers have, again and again, stormed local branches of Monsanto. In South Brazil, in March 2006, 1500 farmers destroyed 5million eucalyptus trees which were sucking up groundwater. In Brazil, Ghana, Malawi and Zimbabwe, land occupations have been a part of everyday political life.
The right, in particular, to "food sovereignty" is demanded, amongst others, by Via Campesina, a worldwide association of small scale farmers, agricultural labourers and landless people with more than 200million members. Food sovereignty means more than just the right to free access to enough healthy, wholesome and culturally typical food. Moreover, it means the right to agricultural - which means non-industrialised - food production, and therefore the right to control the means of production, especially land, water and seeds. Answers to fundamental questions concerning property and distribution need to be rethought in the context of food sovereignty.

Resistance in the North? In Europe and the industrialised North, the issue plays a smaller role, only coming to the surface in extreme circumstances. One example was the articulation of support for mistreated, hyper-exploited migrant agricultural workers on vegetable plantations in southern Spain. Another is the activities against the planting of genetically modified food. For example, in 2004, 2500 "Voluntary Mowers" destroyed genetically modified fields in the south of France.
Now, some activists involved with the mobilisation against the G8 Summit also want to support the resistance in the North. The aim is not only to make the worldwide resistance to globalised agriculture and genetic technology visible, but also to help it grow. This is no small task as problems manifest themselves in very different ways.

In the "South": through hunger; displacement; incredibly fast-growing slum cities; exploitation in the countryside; the worldwide worsening of the social situation of women in particular; catastrophic environmental destruction.
In the "North": through the widespread closure of farms; the erosion of villages and their replacement by advanced capitalist agro-export monocultures; growing alienation in cities and the countryside. Everywhere, the tendency is visible: more and more land is being controlled by fewer and fewer actors, namely, landlords and transnational companies.
The First Successes in Cooperation There has already been successful cooperation between the South and the North in resistance to genetic agriculture. Worldwide protests and actions have severely limited its development. Again and again, genetic engineering companies have been forced to withdraw from various regions and countries. Of course, they are always looking for ways to return. The genetic companies are global actors and their politics are a part of capitalist globalisation. For this reason, successful resistance needs to be globally networked and part of the worldwide movement against neoliberalism!

Hopefully, a broad coalition of farmers, consumers, trade unionists and opponents to economic globalisation will take action against the global agri-business, gaining publicity around the G8 Summit in spring 2007. The objective is to carry out actions at various points within the agricultural production chain. For example: to blockade the sowing of genetically modified crops; to address the outrageous working conditions of employees and the ruinous prices paid by the head buyers at the multinational supermarket, Lidl; to criticise the agricultural policies of the European Union and the collaboration between different departments at the University of Rostock and agri-business in front of a pig-fattening factory. With a diversity of actions, it should be possible to show who are the winners and losers in globalised agriculture. We will demonstrate to the world media gathered in Rostock that we won't accept this insanity without resistance. Also in agriculture: another world - without profit, exploitation and environmental destruction - is possible!
We hope that lots of people from different parts of Europe will take part.
Beyond this, we want to appeal to the movements in the South to support our project. We hope that there will be coordinated actions during the 2007 G8 Summit, for example, against seed multinationals. Not only in Europe and North America, and not only in India or Brazil, but rather, in every country throughout the whole world resistance needs to demonstrate that they are responsible for hunger, exploitation and displacement. They simply have to go - worldwide!

This proposal has been discussed in Germany and amongst some other European movements.
We request that you make this proposal known globally, that you discuss it, and that you modify it. We also request that, if you decide not to support this Call, you tell us wh= y.
Contact: herhan [at] gmx.net and g8_landwirtschaft [at] yahoo.de
23rd July 2006.

[http://dissentnetzwerk.org/wiki/index.php?title=A_Call_for_Worldwide_Actions_against_Global_AgriBusiness_during_the_G8_Summit_in_June_2007]

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Kneipenabend des Cafe AntiSistema mit Infos und Soli-Cocktails zur Vorbereitung der alternativen Karawane zum G8 2007 und den Protesten in Heiligendamm.
Veranstaltet durch: Cafe AntiSistema

13. September 2006, 20:00 Uhr Exzess
Leipziger Str. 91, 60487 Frankfurt/Main (Bockenheim)
Tel.: 069- 774670
Weitere Infos zur Karawane: http://projekte.free.de/bankrott/karawane.html

[cafeantisistema@hotmail.com]