- Abschlusserklärung G8-Aktionskonferenz Rostock, 15. April
- MIT SACK und PACK
- Die Aktionen gegen die überflüssige und riskante
- Aggro-Gentechnologie geht weiter!!!
- Einladung zum bundesweiten Vorbereitungstreffen
- Hamburger Polizei bereitet sich auf G8-Demonstrationen vor
- Gewerkschaften rufen nicht zum Protest gegen G8-Gipfel auf
- Der Gipfel und die Militanz
- Proben für den "Zaunspaziergang"
- Anschlag an der Elbe - wegen G8?
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Abschlusserklärung G8-Aktionskonferenz Rostock, 15. April
Noch 50 Tage bis zum Gipfel - wir bleiben dabei: Die G8 sind nicht willkommen, in Heiligendamm nicht und nirgendwo sonst!
In nur noch 50 Tagen treffen sich die politischen Führungen der 7 mächtigsten Staaten des Westens und Russlands im Ostseebad Heiligendamm. Wie seit Seattle üblich, werden sie ihre Geschäfte hinter kilometerlangen Sperrzäunen und abgeschirmt von Tausenden sogenannter Sicherheitskräfte zu verrichten haben. Die 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der dritten Aktionskonferenz der sozialen Bewegungen bekräftigen noch einmal, dass sie den G8-Regierungen jede Legitimität absprechen. Der stacheldrahtbewehrte Graben zwischen uns und ihnen ist nicht mehr zu überbrücken.
Die G8 wissen, dass ihnen immer weniger Menschen glauben. Deshalb greifen sie geschickt auf, was sie ohnehin nicht mehr leugnen können: die drohende Klimakatastrophe, die Verelendug Afrikas, der weltweite Krieg, die gewaltsame Verwüstung des Sozialen.
Wir kennen heute schon die leeren Floskeln, mit denen sich die G8 als Retter der Welt präsentieren werden. Der Entwurf des Abschlussdokuments ist durchgesickert. Die Draft-Summit-Declaration von Heiligendamm 2007 "Growth and Responsibility in the World Economy" wimmelt von nichtssagender Gipfel-Rhetorik, allgemeinen Worthülsen und Ignoranz gegenüber den Problemen und ihren Ursachen, die uns an diesem Wochenende beschäftigt haben.
Wir bitten die G8 um nichts. Wir kommen zusammen, um uns über die andere Welt zu verständigen, für die wir in Heiligendamm demonstrieren. Für die wir mit unserem zivilen Ungehorsam einstehen.
Diese andere Welt, das wissen wir heute schon, wird eine Welt ohne G8, wird die Welt nach dem G8 sein. Während wir durch unsere unübersehbare und unüberhörbare Anwesenheit auf der anderen Seite des Grabens demonstrieren, dass ihre Zeit abläuft, werden wir unseren Dialog, unsere Dialoge eröffnen. Dialoge zwischen den verschiedenen Kräften der globalen Zivilgesellschaft und den sozialen Bewegungen in diesem Land und zahllosen anderen Ländern. Wir werden nicht in allen Fragen Einigkeit erzielen, es ist auch gar nicht nötig, dass wir das tun. Denn während ihre Zeit abläuft, fängt unsere gerade erst an. Unsere Dialoge dienen der Verständigung über die nächsten Schritte, unsere nächsten Schritte, die nächsten Schritte einer kommenden Demokratie. Einer Demokratie, der wir in Heiligendamm eine erste Ankunft bereiten. Und während die G8 sich vor der Welt abschirmen, vor der Welt verschanzen, öffnen wir uns der Welt. Deshalb ist diese Erklärung eine Abschiedserklärung und eine Einladung. Eine Abschiedserklärung an die G8: "Geht! Ihr seid nicht willkommen!" Eine Einladung an alle, die sagen: "Ya basta! Es reicht! Eine andere Welt ist möglich!" Eine Welt der sozialen und ökologischen Gerechtigkeit, der gleichen Rechte aller, des Friedens. Heiligendamm wird ein Anfang sein. Unser Anfang.
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MIT SACK und PACK
Campstrukturen UND Selbstversorgung
Liebe Paula,
dein Manifest im Gipfelsoli-Newsletter vom 31.3.07 finden wir ausgezeichnet und möchten daran anknüpfen mit dem Slogan:
Autonom mit (Ruck-)Sack gegen das (G8-)Pack !!!
Damit meinen wir, daß alle (-die es ermöglichen können!-) alles Notwendige selber mitbringen und das ab jetzt allen gesagt wird:
- Alles was du wirklich für zwei, drei oder mehr Aktionstage brauchst, ist in deinem Rucksack! (etwa 5 bis 6 kg)
- Alles was die Aktionsgruppe braucht, wird auf alle Rucksäcke verteilt! (plus 2 bis 3 kg)
- Alle Aktionsgruppen sollen sich so unabhängig wie möglich von der Großcamp- Versorgung machen.
Das schafft viel Frei-Raum und Zeit!
Jede Aktionsgruppe (10 bis 20 Menschen) kann sich somit rund um die Uhr überall hin bewegen, hier rasten, dort übernachten, sich mit anderen Gruppen (mal 5, mal 50 Gruppen) neu verbinden oder selbständig agieren. Jede Nacht gibt es unzählige kleine Camps, mal hier auf der Straße, mal dort im Wald und überall. Und was glaubst du, was man des Nachts mit Trillerpfeifen, Trommeln und Flüstertüten für einen Lärm machen kann, der auch noch kilometerweit zu hören ist ?!?!
Großcampversorgung bindet und bietet Gelegenheit zur Kontrolle und Kanalisierung. Die Hinhaltetaktik im Vorfeld hat dazu bereits einen Vorgeschmack gegeben. Eine starke Fixierung auf die Genehmigung und die Lage der Großcamps verstellt den Blick für andere Konzepte.
Also Paula, wir denken, daß nicht die Aktionsgruppen ständig die Wege zum oder vom Camp bewältigen müssen ( - Denn das kostet sehr viel Kraft und Zeit in dieser weiträumigen und unübersichtlichen Gegend. - ), sondern vielmehr zusätzliche Versorgungsstrukturen für die Region vom Großcamp aus gebildet werden könnten. ( - Eine mobile Versorgung mit Wasser, Brot und Suppe, Decken und Planen, Informationen usw. - )
Wir denken da an das Wendland, wo auch noch zur entlegendsten nächtlichen Blockade eine warme Suppe gelangt.
Nicht zuletzt bedeutet eine stärkere rundum Selbstversorgung von gut organisierten und vorbereiteten Aktionsgruppen eine physische und psychische Entlastung der Camp-Arbeitsgruppen.
Wir denken weiterhin, daß wir die uns gewogeneren Anteile in der örtlichen Bevölkerung mehr in die Versorgungsstrukturen einbinden sollten. ( - Neben den kleinen Lebensmittelläden, öffentlichen Toiletten und Wasserhähnen usw. - )
Gelbe Tücher am Gartenzaun oder am Fenster signalisiert Unterstützungsbereitschaft in Form von Trinkwasser, Toilettennutzung, Waschgelegeheit, Möglichkeit zum Zelten im Vorgarten usw. Was immer sich die einzelnen BewohnerInnen zutrauen oder zu geben bereit sind.
Auch das haben wir im Wendland gelernt: Wenn BewohnerInnen freundlich angesprochen werden, ist die praktische Unterstützung oft kein Problem und ein gutes Gespräch schließt sich fast selbstverständlich daran an.
Auch wir, liebe Paula, wollen nicht mißverstanden werden. Wir unterstützen natürlich den Aufbau und die Organisation der Großcamps. Die sind aus vielen Gründen, die wir hier nicht alle aufzählen wollen, unentbehrlich.
Doch wir denken, daß zur größeren Mobilität und Flexibilität des Widerstands in einer weitläufigen Region zur Selbstorganisation eine vorausschauende Selbstversorgung gehört, die praktische Einbindung symphatisierender BewohnerInnen möglich ist und eine weiträumige mobile Versorgung durch die Großcamps bedacht sein sollte.
Wir sehen uns
Paul and some grassroots-friends
Ach übrigens: Wir probieren das Ganze schon am 1.6.2007 aus, beim Aktionstag gegen das Bombodrom und Neubesiedlung der FREIen HEIDe!
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Die Aktionen gegen die überflüssige und riskante Aggro-Gentechnologie geht weiter!!!
Wir, verhinderte FeldbesetzerInnen der Donnerstagnacht, laden zu weiteren Aktionen ein und freuen uns über viele Menschen, die sich informieren, mit uns diskutieren wollen oder auch selbst ihren Protest gegen die Gentechnik auf den Äckern der Umgebung zeigen können. Die Termine:
Sonntag, 15.4., 15-18 Uhr, Straße vor dem AggroBioTechnikum Basteln von Schildern für Vorgärten und Hauswänden mit Kritik an der Gentechnik: Wir kommen mit Material vorbei - von schon fertigen Plakatvorlagen bis zu leeren Plakaten für eigene Ideen. Hilfreich ist, wenn Menschen Hammer, Nägel, Sägen, Holzpflöcke und Bretter/Karton mitbringen, wo die Plakate aufgeklebt werden können (leider haben die grün uniformierten Gentechnik-Beschützer uns unser Material fast komplett geklaut in der Donnerstagnacht ...). Die ganze Geschichte wird als Demonstration angemeldet, d.h. das Mitmachen ist völlig legal - und ein bisschen sichtbaren Protest kann der Ort mit seinem High-Tech-Zentrum in der Mitte durchaus gut vertragen!
Montag, 16.4., 14-16 Uhr auf dem Demnächst-Genfeld - die letzte Chance noch vor der Aussaat (wo die Besetzung leider scheiterte) Fußballspielen mit der sog. "Ackerbande" und allen Freiwilligen. Wer spielt mit auf der noch nicht eingesäten Fläche - das ist weder Hausfriedensbruch noch Sachbeschädigung! Symbolisch kann so gezeigt werden, dass das Land für das Leben da ist und nicht für den Profit weniger und riskante Technologien im Interesse von Konzernen. Bringt Bälle mit!
Ortsbeschreibung: Von Groß Lüsewitz zur B 110, dort nach links (Richtung Sagerheide) und nach einem kurzen Stück rechts in den Feldweg. Das Feld liegt nach wenigen hundert Metern links von der Straße. Wir warten auf Menschen, die mit uns kicken wollen.
Dienstag, 17.4., 10-12 Uhr vor dem Edeka-Markt in Sanitz (an der B 110) Flugblattverteilen und Informationsstände zum Thema Genversuchsfelder im Raum Sanitz/Groß Lüsewitz (mit Überraschungsaktion)
Soweit im kurzen Überblick die Einladung zu unseren nächsten Aktionen. Wir freuen uns über jeden und jede, die kommen - auch um mit uns zu streiten, wenn andere Meinungen bestehen. Wer sonst Kontakt mit uns aufnehmen will, kann das zu diesen Gelegenheiten auch tun.
Mehr Infos im Internet: www.gentech-weg.de.vu
Kontakttelefon: 0173-1791262
P.S. Wir haben etliche Flugblätter verteilt, auf denen über die Feldbesetzung berichtet wird. Das Flugblatt hatten wir vorher geschrieben und wir fanden, die "Argumente gegen Gentechnik" stimmen immer noch. Leider hat die Feldbesetzung ja nicht geklappt - aber das Flugblatt ist so auch eine Dokumentation, was hätte klappen können. Wir würden uns wünschen, dass es jetzt zu vielen anderen Aktionen kommt - und nicht nur von uns! Wer Lust hat, mit uns gemeinsam Aktionen zu machen, kann uns gerne ansprechen.
Informationen für die Presse:
Wir freuen uns, wenn Sie die obigen Termine in einer Pressemeldung ankündigen. Kontakt zur Runde der verhinderten FeldbesetzerInnen gelingt am besten über unser Pressehandy mit der Nummer 0163/9233618.
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Einladung zum bundesweiten Vorbereitungstreffen in Berlin, Mariannenplatz 2, Bethanien Südflügel, 1. Stock, Rosa Raum.
Am 21.04. von 12.00 bis 17.30 Uhr trifft sich der bundesweite Vorbereitungskreis zum Aktionstag Rostock-Laage (5.6.). Alle Interessierten sind herzlich eingeladen zu kommen und sich zu beteiligen.
Nachfolgend ein Tagesordnungsvorschlag mit Bitte um Ergänzungen.
1. Finden einer/s Protokollant/in
2. Vorstellungsrunde
3. Allgemeine Berichte
4. Stand der Anmeldungen und Versammlungsleiterinnen
5. Stand und Austausch zu den Kundgebungsvorbereitungen
6. Stand und Austausch zu Kulturprogramm / Technik
7. Stand und Austausch zu RednerInnen (NEMA zu Militärstützpunkte, Pflüger zu Militarisierung EU, GIB zu Steinhoff, ...)
8. Logistik (Kommunikation unter den Orten, Lautis, VoKü, Getränke, Dixi-Klos, Sani-Gruppe, Transport, Finanzierung)
9. Bewegung reinbringen. Vorschlag: Demos zwischen den Kundgebungen
10. Stand und Austausch zu Plakat und Flugblätter
11. Mobilisierung und "wir müssen mehr werden"
12. Termin nächstes und letztes bundesweites Treffen vor dem Gipfel
Infos:
Protokoll vom letzten bundesweiten Treffen zu Rostock-Laage:
http://dissentnetzwerk.org/files/protokoll_laage200703.pdf
AUFRUFE
gelayoutet in deutsch:
http://www.g8andwar.de/rostocklaage/download/rostock-Laage_deutsch.pdf
gelayoutet in englisch:
http://dissentnetzwerk.org/files/en_Rostock_laage_calltoaction.pdf
aufrufe gibt es noch auf italienisch
http://dissentnetzwerk.org/node/1115
und türkisch
http://dissentnetzwerk.org/node/1528
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Hamburger Polizei bereitet sich auf G8-Demonstrationen vor
Einen Tag nach dem Innenminister-Treffen der Küstenländer in Heiligendamm hat Hamburgs Polizeipräsident Werner Jantosch vor Demonstrationen im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel im Juni in der Hansestadt gewarnt. Die Polizei bereite sich schon jetzt darauf vor und werde konsequent gegen Gewalttäter vorgehen, sagte Jantosch im Gespräch mit NDR 90,3. Eine Woche vor Beginn des Gipfels in Heiligendamm gebe es in Hamburg mehrere Großereignisse, die G8-Gegner auf den Plan rufen könnten, erklärte Jantosch.
Polizei will Präsenz zeigen
Besonders gefährdet seien zwei Fußballspiele in der Regionalliga, der Asiengipfel und die Eröffnung des umstrittenen Wasserturmhotels im Schanzenpark. Der Polizeichef befürchtet, dass gewaltbereite G8-Gegner diese Veranstaltungen zu Ausschreitungen nutzen könnten. Die Polizei werde jedoch volle Präsenz zeigen und konsequent gegen gewalttätige Demonstranten vorgehen, sagte er. Dafür werde auch das neue Polizeirecht genutzt, das einen 14-tägigen Aufenthalt im Untersuchungsgefängnis erlaube. Unterstützuung aus den anderen Bundesländern brauche Hamburg nicht. Sollte sich an dieser Einschätzung jedoch etwas ändern, könnten Hilfskräfte in einer halben Stunde per Hubschrauber in der Hansestadt sein, sagte Jantosch.
[http://www1.ndr.de/ndr_pages_std/0,2570,OID3906026_REF_SPC1729540,00.html]
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Gewerkschaften rufen nicht zum Protest gegen G8-Gipfel auf
Die Gewerkschaften beteiligen sich nicht an den Protestaufrufen gegen den G8-Gipfel Anfang Juni in Heiligendamm bei Rostock.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund setze vielmehr auf direkte Kontakte zur politischen Ebene, um seine Positionen zu vertreten, sagte der DGB-Abteilungsleiter Internationales, Wolfgang Lutterbach, der dpa in Berlin. So würden die Chefs der Gewerkschaftsdachverbände der G8-Staaten, darunter DGB-Chef Michael Sommer, noch vor dem Gipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammenkommen. Die globalisierungskritische Organisation Attac kritisierte die ablehnende Haltung.
Das eineinhalbstündige Treffen mit der Kanzlerin am 7. Mai sei "eine gute Gelegenheit, um unsere Themen einzubringen", sagte Lutterbach. "Es wäre zwiespältig, das Gespräch mit ihr zu suchen und dann als Totalverweigerer in Rostock zu marschieren." Die Mitglieder und Unterorganisationen würden andererseits aber auch nicht davon abgehalten.
Allerdings beteiligen sich die IG Metall und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) offiziell an einer der zahlreichen Veranstaltungen, dem parallelen Gegengipfel in Rostock, auf dem die Gipfelkritiker "lebenswerte Alternativen zur Politik der G8" diskutieren wollen. Dort will auch das DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sprechen.
Der Attac-Vertreter in der Koordinierungsgruppe für die G8- Proteste, Peter Wahl, nannte es "schade, dass der DGB diese Haltung hat". Seit die Gewerkschaften von Schwarz-Rot besser behandelt und eingebunden würden als von Rot-Grün unter dem damaligen Kanzler Gerhard Schröder (SPD), "gehen sie wieder auf größere Distanz zu den sozialen Bewegungen", erklärte er.
Zum G8-Gipfel der sieben führenden Industrienationen und Russlands ist vom 6. bis 8. Juni im Ostseebad Heiligendamm.
[http://www.mvregio.de/mvr/32802.html]
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Der Gipfel und die Militanz
Die Gewaltfrage führt, eine linke Tradition, auch in der Protestbewegung gegen den G-8-Gipfel zu Streit: Wie "entschlossen" sollen die Aktionen sein?
Eigentlich könnte alles bestens sein. An diesem Wochenende treffen sich etwa 500 Vertreter von Nichtregierungsorganisationen - Kirchen, Umweltverbände, Globalisierungskritiker, Autonome - in Rostock. Sie besprechen die letzten Details der großen Proteste gegen den G-8-Gipfel Anfang Juni in Heiligendamm. Und es sieht gut aus: Die Pläne für Demonstrationen, Blockaden und den Gegenkongress stehen. In seltener Eintracht haben die unterschiedlichen linken Spektren alte Fehden beendet und einen gemeinsamen Protestfahrplan aufgestellt. Doch ein klitzekleiner Makel überschattet die Bewegung: Die ewige Gewaltfrage.
Seit Wochen wird in Internetforen über militante Aktionsformen gestritten. Im Zentrum der Kritik: die Globalisierungskritiker von Attac. Führende Vertreter hatten Aktionen wie Brandanschläge im Zusammenhang mit dem G-8-Gipfel als schädlich für den Mobilisierungsprozess bezeichnet und sich von Gewalt distanziert.
Die Empörung in der radikalen Linken ist groß. Von "vorauseilendem Gehorsam" schreibt die Antifaschistische Linke Berlin in einem offenen Brief. Organisationen wie Attac müssten selbst nur zu gut wissen, "dass sie ohne die militanten Auseinandersetzungen anlässlich der Gipfel der vergangenen Jahre in Seattle, Prag, Göteborg und Genua nicht in ihrer jetzigen Form existieren würden, geschweige denn die mediale Aufmerksamkeit bekommen hätten, in der sie sich so gerne sonnen".
68 Prozent der weltweiten Militär-Ausgaben entfielen auf die G-8-Staaten, heißt es weiter. "Wer Gewaltfreiheit einfordern will, soll sie dort einfordern, wo die Gewalt ihren Ursprung nimmt: Bei den Verantwortlichen der G-8-Staaten und ihrem Polizei- und Militärapparat."
Dieser Kritik schließt sich die Gruppe "NoLager" aus Bremen an. Der Gewaltbegriff zeichne sich dadurch aus, dass er extrem breit angelegt sei. Wer propagiere, dass von ihm keine Gewalt ausgehe, laufe stets Gefahr, "von der herrschenden Gewaltdefinition in die Ecke gedrängt und in seinem Aktionsspielraum massiv beschnitten zu werden". Selbst harmlose Gesetzesüberschreitungen wie Farbbeutelwürfe würden mit massenhaftem Einsatz von Pflastersteinen gleichgesetzt. Dies habe Kalkül, heißt es weiter in ihrem Schreiben. Der Zwang zur Distanzierung falle umso umfassender aus, je diffuser der Gewaltbegriff ist. In dem Brief plädiert die Bremer Gruppe dafür, pauschale Distanzierungen von Gewalt grundsätzlich zu unterlassen und stattdessen selbst zu präzisieren, wie weit man gehen möchte.
Die Debatte um Militanz und Gewalt ist in der außerparlamentarischen Linken keineswegs neu. Die RAF hatte es einfach: Für sie war Gewalt kein Problem, sie anzuwenden war Konsens. Anders vor den Zäunen Brokdorfs, bei den Friedensdemonstrationen in Mutlangen Anfang der 80er-Jahre oder bei den Castor-Transporten ins Wendland ein Jahrzehnt später - die Gewaltfrage hat schon zu manchem innerlinken Zerwürfnis geführt. Vielleicht ist genau das der Grund, warum die linken Reflexe bei der Gewaltfrage besonders heftig zucken: Es ist die Angst, die Bewegung in "gute" und "schlechte" Aktivisten zu spalten und auf diese Weise systematisch zu schwächen.
Denn in der Tat wissen die Strategen im Bundeskriminalamt um den wunden Punkt und betreiben mit Gewaltstatistiken gezielt Politik. Die Entscheidung, mit der Zahl der Brandanschläge Anfang März und damit ausgerechnet in der Hochphase der Mobilisierung an die Öffentlichkeit zu gehen, war ganz sicher kein Zufall.
Anschläge, die allein auf Sachbeschädigungen aus waren, hatte es in den vergangenen Jahren zu unterschiedlichen Anlässen immer wieder gegeben. Bisher waren die Sicherheitsbehörden trotz mehrfacher Anfragen stets darum bemüht, die Aktionen kleinzureden. Nun werden sie in einem Atemzug mit Terrorismus genannt.
Dass das Kalkül des Bundeskriminalamts aufgeht, ist jedoch eher unwahrscheinlich. "Wenn man die Aktionen konkret bespricht und die Gewaltfrage nicht ideologisch aufbauscht, sind sich die Beteiligten sehr oft einig", bestätigt Attac-Sprecher Pedram Shahyar. Sein taz-Interview zum Thema hatte die Debatte vor einem Monat noch einmal in Schwung gebracht.
Dass eine Latschdemo allein - und sei sie zahlenmäßig noch so beeindruckend - während des G-8-Gipfels nur bedingt beachtet würde, können die meisten Bewegungsaktivisten unterschreiben, die schon einmal auf einem Gipfelprotest waren. Auch der Reflex der Medien, erst dann zu berichten, wenn die Demonstranten mit ihren Pappschildern nicht nur über leere Wiesen laufen, sondern auch mal am Sicherheitszaun rütteln, ist den Aktivisten bekannt.
Umgekehrt wissen radikale Vertreter der linken Szene, dass Massenmilitanz nicht zum Selbstzweck verkommen darf. Es müsse immer abgewogen werden, ob die anschließende Repressionswelle in einem sinnvollen Verhältnis zur erzielten Wirkung der Aktion stehe und ob die Aktionen vermittelbar seien, sagt ein Aktivist der linken Szene in Berlin, der namentlich nicht erwähnt werden möchte.
Längst haben sich die Protestgruppen auf Aktionen geeinigt, in denen sich alle wiederfinden können: Im Rahmen der Kampagne "Block G 8? wird am Tag, an dem die Staatschefs in Heiligendamm anreisen, zu "massenhaften Blockaden" mit "Mitteln des zivilen Ungehorsams" aufgerufen.
Bei Aktionen dieser Art übertreten die Demonstranten gezielt Gesetze und nehmen gemeinsam die rechtlichen Konsequenzen in Kauf. An Entschlossenheit - was der Militanzbegriff ja auch ausdrückt - fehlt es bei dieser Aktionsform nicht. Zugleich wissen sie es geschickt zu vermeiden, von der Gegenseite als "Gewalttäter" oder gar als "Chaoten" diffamiert zu werden.
Die Protestgeschichte lehrt: Es wäre nicht das erste Mal, dass diese Strategie aufgeht.
[http://www.taz.de/dx/2007/04/14/a0202.1/text]
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Proben für den "Zaunspaziergang"
Die Vorbereitung für die Protestaktionen rund um den G-8-Gipfel im Juni in Heiligendamm gehen in die "heiße Phase". Am Wochenende diskutierten rund 400 Gipfelkritiker die Feinplanung für das Konzept des Gegengipfels.
Rostock - Mit einer provisorischen Straßenblockade und einem "Zaunspaziergang" lieferten sie einen Vorgeschmack auf das geplante Programm in der ersten Juniwoche. Die Aktivitäten wurden von einem Großaufgebot der Polizei begleitet, es kam jedoch zu keinen Auseinandersetzungen. Rund 300 Demonstranten liefen am Sonntag einen Teil des kilometerlangen Sicherheitszaunes bis zur Ostseeküste ab. Schon bei der Vorbereitung der angemeldeten Demonstration hatte es Konflikte zwischen Polizei und Aktivisten gegeben, die in mehreren Platzverweisen für die Gipfelkritiker endeten. Zum Zug der "Zaunspaziergänger" gehörten unter anderem Stelzenläufer in der Verkleidung von Bolzenschneidern, es blieb jedoch bei der Anspielung, den Zaun zu beschädigen, wie die Polizei mitteilte. Es seien weder Platzverweise ausgesprochen oder Personen festgenommen worden, hieß es aus dem Lagezentrum.
Zuvor hatten einige Demonstranten die Zufahrtsstraße blockiert, während andere Aktivisten in die Rolle von Polizisten schlüpften und sich in der Räumung der Straße versuchten. Das Rollenspiel habe nur wenige Minuten gedauert, sagte ein Polizeisprecher, es sei für beide Seiten sehr lehrreich gewesen. Strategien des "zivilen Ungehorsams" zu testen, die nicht zur Eskalation führten, war auch eines der erklärten Ziele der Aktivisten, wie zuvor auf der dritten internationalen Aktionskonferenz in Rostock betont wurde. Die Zusammenarbeit zumindest mit den Kommunen sei inzwischen gut und fast freundschaftlich, sagte Monty Schädel vom Rostocker Aktionsbündnis. Jedoch fehle es noch an finanzieller Unterstützung des Protestes.
Planungen dauern bereits zwei Jahre an
Die Aktionen würden in ehrenamtlicher Arbeit tausender Mitstreiter vorbereitet, betonten die Veranstalter. Bundesweit seien bereits 600 Veranstaltungen organisiert worden, um den Protest gegen die Politik der G-8-Staaten ins Land zu tragen und um Unterstützung zu werben. Allein die Durchführung der Großdemonstration am 2. Juni in Rostock werde rund 200.000 Euro kosten, jedes der drei geplanten Camps schlage mit 130.000 Euro zu Buche.
Nach rund zweijähriger Planung stehe das Programm der Protestaktionen rund um den Gipfel in Heiligendamm, sagte Christoph Kleine von den Veranstaltern der Aktionskonferenz. Jetzt gehe es um die Feinplanung und um Details der Camps, der Großdemonstration, der kirchlichen Veranstaltungen wie der Gebetskette, der Blockade des Veranstaltungsortes in Heiligendamm sowie des Flughafens Rostock-Laage. "Wir werden großartige, breite, bunte, aber auch entschlossene Proteste im Juni erleben", sagte Kleine. Gerechnet wird mit insgesamt rund 100.000 Teilnehmern, allein für die Camps haben sich bereits bis zu 20.000 Demonstranten angemeldet.
[http://www.tagesspiegel.de/politik/nachrichten/g-8-gipfel/99469.asp]
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Anschlag an der Elbe - wegen G8?
In der Straße Neumühlen brannten Reifen, Scheiben gingen zu Bruch - Nach drei Minuten war alles vorbei - 20 bis 30 vermummte Täter flüchteten
Die Gäste des "Indochine" an der Straße Neumühlen (Ottensen) genossen die laue Frühlingsnacht zu Sonntag. Viele von ihnen saßen draußen, amüsierten sich. Gegen Mitternacht war für sie der Spaß vorbei. Plötzlich tauchten 20 bis 30 Vermummte auf, zündeten mitgebrachte Autoreifen an und zerstörten die Scheiben des daneben liegenden Bürohauses. Offenbar war dies ein erneuter Anschlag von Gegnern des G-8-Gipfels im Juni in Heiligendamm.
Die Unbekannten stürmten aus allen Richtungen auf das "Hanse-Gate"-Haus an der Elbe zu. Dort befinden sich Büros von Reedereien, Rechtsanwälten sowie das Honorarkonsulat von Luxemburg. Mit lautem Knall landeten Steine und Flaschen voller roter und brauner Farbe in den Tür- und Fensterscheiben des Gebäudes. Glas zersplitterte. Einige der Angreifer warfen so genannte Krähenfüße auf die Straße. Diese Drahtnägel sollten offenbar die Reifen von Peterwagen zerstören. Nach drei Minuten war der Spuk vorbei, die Vermummten verschwanden wieder.
"Die Gäste dachten erst, es handle sich um ein Feuerwerk", berichtet "Indochine"-Geschäftsführer Tung Truong (29). "Als dann aber die dumpfen Schläge und der Qualm der brennenden Reifen aufstieg, haben sie begriffen, dass es sich um einen Anschlag handelt." Obwohl das Ganze nicht dem Lokal galt, hatte das "Indochine" doch unmittelbar darunter zu leiden. "Wir hatten etwa 300 Gäste. Als die Straße dann gesperrt wurde, mochte keiner mehr bleiben. Innerhalb von einer halben Stunde war der Laden fast leergefegt."
Rund 40 Beamte fahndeten anschließend nach den Tätern. Zwar überprüften sie einige junge Leute, doch die Suche blieb erfolglos. Bislang hat sich noch niemand zu der Tat bekannt. "Wir können aber nicht ausschließen, dass es sich um G-8-Gegner handelt", so Polizeisprecher Ralf Meyer.
Der G-8-Gipfel findet vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm (Mecklenburg-Vorpommern) statt. Dort treffen sich die acht wichtigsten Staats- und Regierungschefs der Welt.
Zitat:
"Wir können einen G-8-Hintergrund nicht ausschließen"
[http://www.mopo.de/2007/20070416/hamburg/politik/anschlag_an_der_elbe_wegen_g8.html]