Wird Basel abgehängt, wenn im April 2009 die Nato in Straßburg tagt? Die Schweizerische Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft fürchtet, dass der Rhein für mehrere Tage gesperrt wird. Dann käme kein Schiff mehr durch bis in die Schweiz.
Und auch nicht zurück, was das größere Problem wäre. Denn am 2. April endet die Basler Uhren- und Schmuckmesse. Wäre der Rhein dann dicht, kämen die bis zu 20 Hotelschiffe, die zur Baselworld 2000 zusätzliche Betten in die Stadt bringen, nicht mehr weg. Das könnte teuer werden – weil die Schiffe andernorts gebucht sind.
André Auderset, Geschäftsführer der Schweizer Schifffahrtsvereinigung (SVS), hat eher zufällig bei einer trinationalen Sitzung von Schleusenbetreibern und Behördenvertretern im elsässischen Plobsheim davon erfahren, dass der Rhein während des Nato-Gipfels für fünf Tage gesperrt werden soll. Im Mitteilungsblatt der SVS hat er deshalb Alarm geschlagen, obwohl die Rheinsperrung offiziell nicht bestätigt ist. Doch neben der abgehängten Güterschifffahrt wären laut Auderset eben auch die als Hotelersatz gecharterten Schiffe betroffen, weil sie nach der Baselworld nicht rechtzeitig zum nächsten Einsatzort kämen. "Das gefährdet die Anschlussverträge", sagt Auderset. Dies könne Schadensersatzforderungen zur Folge haben, die "in die Hunderttausende gehen" – wenn Rheinreisen zum Beispiel zur Loreley deshalb storniert werden müssten.
Güterschiffe stehen nicht so sehr unter Zeitdruck
Die Güterschifffahrt ließe sich dagegen eher umorganisieren, sofern die Sperrung rechtzeitig bekannt sei. Denn die per Schiff transportierten Massengüter müssen nicht ganz so schnell ankommen wie frische Lebensmittel. Außerdem wird die Rheinschifffahrt immer mal wieder durch Niedrig- oder Hochwasser ausgebremst.
Bernhard Keller, Pressesprecher der Baselworld, sieht dem Nato-Gipfel bislang noch gelassen entgegen. Er hält die von Auderset angesprochenen Folgen zwar für denkbar. Doch sei man "noch weit weg von einer Problemsituation". Er hofft darauf, dass sich die Organisatoren des Nato-Gipfels darauf verständigen werden, den Rhein bei Straßburg nur zeitweise zu sperren und die Schiffe phasenweise passieren zu lassen.
Die Hotelschiffe jedenfalls seien für die Baselworld "sehr, sehr wichtig", weil in Stadt und Umland nicht genügend Zimmer für die Besucher und Aussteller der Uhren- und Schmuckmesse zur Verfügung stehen. 2008 hatten während der Messe 19 Schiffe angelegt.
Während das baden-württembergische Innenministerium in Stuttgart zum Thema Nato-Gipfel schweigt, kann zumindest Kriminaloberrat Matthias Zeiser von dem in der Freiburger Landespolizeidirektion angesiedelten Planungsstab beruhigen. Zwar stehe das Programm überhaupt noch nicht fest, die Planung laufe aber. Doch sei es kaum vorstellbar, dass der Rhein mehrere Tage lang gesperrt werde. Auch er geht von Zeitfenstern aus, in denen die Schiffe Straßburg und Kehl passieren dürfen. Mit Beeinträchtigungen im Verkehr, also auch auf den Straßen, sei allerdings bei einem Nato-Gipfel immer zu rechnen.
Source: http://www.badische-zeitung.de/gefaehrdet-der-natogipfel-die-rheinschifffahrt