Gut drei Monate ist es her, dass die letzten beiden, uns bekannten Menschen, die im Zuge der Repression nach dem NATO-Gipfel 2009 in Strasbourg inhaftiert wurden, aus dem Gefängnis freigelassen wurden.
Am 10.09.2010 kam Tom aus der Haft frei. Zehn Tage später, am 20.09.2010, folgte ihm dann auch Nikita. Die beiden Rostocker wurden der Brandstiftung an einer alten Zollstation während des NATO-Gipfels 2009 in Strasbourg für schuldig befunden. Das Tribunal de Grande Instance in Strasbourg verurteilte die beiden zu jeweils vier Jahren Haft, davon ein Jahr auf Bewährung.
Der Grund für die vorzeitige Freilassung ist die in Frankreich angewandte Halbstrafenregelung.
Mit der Veröffentlichung ihres letzten „Communiques“ wollen wir die Freilassung nun auch endlich offiziell bekanntgeben. Grund für die verzögerte Information war eine eingeschlafene Öffentlichkeitsarbeit sowie ein, im Nachhinein übertrieben erscheinender, Persönlichkeitsschutz hinsichtlich Bekanntgabe der Freilassung der beiden Betroffenen. Auch in anderen Punkten waren wir in unseren Veröffentlichungen so manches mal übertrieben vorsichtig, was an der einen oder anderen Stelle zu sehr Praxis wurde.
Communiquè
Nach 17 Monaten erbitterten Kämpfens mit dem Knastalltag, treten wir letztendlich den geordneten Rückzug an.
In diesen letzten schweren Augenblicken gelten unsere Gedanken den Schwestern und Brüdern im Geiste, die weiterhin in den Zwischenlagern der Gesellschaft festgehalten werden. Allzuleicht verliert mensch diejenigen aus den Augen, die unter die Repression geraten sind. Wir hatten das Glück, nicht aus den Augen verloren zu werden. Unser Glück bestand darin, dass engagierte Menschen, unseretwegen, ihre freie Zeit beschnitten, Spenden sammelten, Aktionen starteten und Solipartys für uns geschmissen haben.
Darüber hinaus gab und gibt es Menschen, die den persönlichen Kontakt mittels Briefen, zu uns gesucht haben, um damit eine Brücke zwischen uns und der Außenwelt zu etablieren. Wir hatten jederzeit die Möglichkeit, uns mit unseren Problemen und Bedürfnissen an unseren UnterstützerInnenkreis zu wenden. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die uns persönlich mit ihren Mitteln unterstützt haben!
Wir mussten erkennen, dass die finanzielle Unterstützung einen maßgeblichen Faktor des Soli-Engagements für uns darstellt. Dadurch wurde uns die Möglichkeit gegeben, nicht für den Knast arbeiten zu müssen und uns von unseren Eltern ein Stück weit finanziell unabhängig zu wissen. Nur durch das finanzielle Engagement vieler ist es möglich, dass Solidarität ihre volle Wirkung entfalten kann. An dieser Stelle vielen Dank an all die Menschen, die gespendet haben, diejenigen, die mit der Realisierung der Soli-CDs zu unserem Support beigetragen haben und an jene, die diese letztenendes kauften!
Wir haben hier erfahren, dass Solidarität funktioniert und das hat unseren Glauben an eine bessere Zukunft bestärkt. Wir hoffen, dass alle, die von staatlichen Repressionen getroffen werden, die selbe Solidarität erfahren wie wir! Es sind viele kleine Schritte in eine bessere Zukunft und einer davon ist, seine Gefangenen nicht zu vergessen.
Mit kommunistischem Gruß
Tom und Nikita
Solidarische Grüße, Strasbourg-Solidaritätsgruppen
Kontakt: Strasbourgsoli[at]riseup.net