Nichts wird aus der großen Sause. Die Nato feiert ihren 60. Geburtstag lieber in Straßburg und Baden-Baden als in Straßburg und Kehl.
So jedenfalls hat es der Kehler Oberbürgermeister leicht säuerlich mitgeteilt. Zwar wiegelten die Pressesprecher von Nato und Auswärtigen Amt gestern erst einmal ab. Wohl aus Furcht vor dem geballten Unmut der 35 000 Einwohner Kehls sprachen sie davon, dass "in der Gipfellogistik" neben Straßburg und Kehl nun "die grenznahe Region eingebunden" werden solle "mit Baden-Baden als Schwerpunkt".
Als geübte Interpreten worthülsenlastiger Politschwafelrhetorik steht für uns nach diesem Statement aber fest: Den Damen und Herren Jubiläumsgästen soll es bei Festmahl und Arbeitsessen an nichts mangeln. Womit rein kulinarisch und ambientemäßig der Wechsel in die elegante Kurstadt hinreichend begründet wäre. Weder begründet noch erklärt ist damit allerdings die Nonchalance, mit der den Kehlern der (Teil-)Gipfel erst vor die Nase gesetzt und nun wieder weggenommen worden ist. Um ihre Meinung ist die Stadt nie gefragt worden. Gehört hätte sich das. Übrigens schon deshalb, weil das Beherbergen eines Nato-Gipfels nicht automatisch Freude und Sonnenschein verheißt. Auch wenn das Bündnis selbstverständlich standesgemäß feiern dürfen soll; zum Jubiläum werden wohl heftige Proteste zu erwarten sein. Vielleicht sind die Kehler dann ja für die Demonstranten auf der Rheinbrücke zuständig. Danke Nato!
Source: http://werkstatt.badische-zeitung.de/meinung/kommentare/tagesspiegel-danke-nato