Home » L Aquila 2009  

 Recent

Watch also...



print
2009-07-11

Demonstranten richten Schäden in Freiburg an

Polizeihubschrauber über Freiburg, Randale in der Innenstadt: Die Demonstration der Antifa Freiburg ist am Samstagabend kurzzeitig außer Kontrolle geraten. Mittlerweile hat sich die Szenerie jedoch wieder beruhigt.

Nach einem weitgehend friedlichen Verlauf der Demonstration hatte sich der Protestzug wie geplant im Stadtteil “Im Grün” seiner Auflösung genähert. Die Demonstration hatte sich schließlich nach Polizeiangaben auch an der Wilhelmstraße / Adlerstraße aufgelöst, ehe ein Teil der Demonstranten plötzlich in Richtung Werthmannstraße stürmte. Die Schätzungen von Augenzeugen über die Anzahl der Demonstranten gehen dabei weit auseinander, von 50 bis zu 200 war die Rede. Nach Angaben von Augenzeugen seien die schwarz gekleideten Demonstranten teilweise mit Steinen in der Hand bewaffnet gewesen.

Pic: Freiburg

Bei ihrem Zug in Richtung Rotteckring hätten sie, so Augenzeugen, die Absperrung für die Freiburger Laufnacht überschritten, seien jedoch von der Polizei aufgehalten und auf die Bertoldstraße in Richtung Hauptbahnhof abgedrängt worden. Im Bereich zwischen Stadttheater und Stadtbahnbrücke kam es schließlich zur Randale.

Am Regierungspräsidium wurde eine Frontscheibe zerstört und das Polizeischild beschädigt. Bei einer Bank wurde eine Scheibe eingeschlagen, in einem Lokal wurden nicht nur Sonnenschirme zerstört, sondern auch Steinplatten beschädigt. Ein Ladenbesitzer äußerte gegenüber der Badischen Zeitung, dass die Randale etwa fünf Minuten gedauert habe. Dabei hätten die Randalierer auch dort Zerstörungen angerichtet, wo sich noch Gäste befunden hätten.

Die Polizei vergrößerte ihr Aufgebot nach den Ereignissen in der Bertoldstraße, über der Innenstadt kreiste ein Polizeihubschrauber. An der Ecke Belfortstraße / Wilhelmstraße standen sich beide Seiten gegenüber, inzwischen jedoch wieder friedlich. Zu Auseinandersetzungen ist es nicht gekommen. Die Polizeikräfte, mit Einsatzanzügen ausgestattet, beobachteten die verbliebenen Demonstranten. Der Bereich war für den Verkehr abgesperrt worden.

Wie Polizeisprecher Karl-Heinz Schmid der Badischen Zeitung auf Nachfrage mitteilte, ist die Lage am späten Abend wieder ruhig. Allerdings sei eine starke Polizeipräsenz noch weiterhin notwendig, auch wenn die Situation unter Kontrolle sei. Nach ersten Schätzungen, so Schmid, sei durch die Randale ein Schaden im vierstelligen Bereich verursacht worden ist. Zuvor war die Demonstration friedlich verlaufen und die Polizei vermerkte lediglich einen kleinen Zwischenfall, sprach insgesamt sogar von einer sehr guten Kooperation.

Weil Demonstranten in der Bertoldstraße Schäden anrichteten… Foto: Christoph Ries

Die Antifa Freiburg hatte die unangemeldete Demonstration gegen den Kapitalismus und den G8-Gipfel im italienischen L’Aquila veranstaltet. Sie zog vom Schwabentor Richtung Innenstadt. Trotz angekündigten “Kontrollverlusts” blieb die Lage zunächst ruhig. Die Demonstration, an der sich rund 250 Menschen beteiligten, trug den Titel “Kapitalismus überwinden, die falsche Freiheit auf der Strecke lassen”. Sie setzte sich gegen 17:30 Uhr am Schwabentor in Gang, verlief nach einer Kundgebung am Bertoldsbrunnen weiter in Richtung Basler Straße. Unter den mehrheitlich schwarz gekleideten Demonstranten befanden sich auch einige Vermummte.

Über das Internet hatte die Antifa zuvor zum “Kontrollverlust” aufgerufen. Der Plan der Autonomen: Mit vielen kleinen Aktionen in der Innenstadt Aufmerksamkeit auf sich ziehen und sich am Ende zu einer unangemeldeten Demonstration zusammen finden. Auch eine Wasserbomben-Schlacht am Augustiner-Platz war angekündigt. Der Platz blieb jedoch von 17 Uhr an größtenteils leer.

“Da haben sich zehn Leute mit Wasser bespritzt, das war kein Fall für uns”, sagte Polizeisprecher Karl-Heinz Schmid, der gleichzeitig das Vorgehen der Autonomen kritisierte: “Es ist zur schlechten Tradition geworden, dass Demonstrationen in Freiburg nicht mehr angemeldet werden.” Dem setzte Jonas Spanier, Mitorganisator der Demonstration, entgegen: “Wir haben die Demonstration bewusst nicht angemeldet, weil wir in der Vergangenheit Repressalien der Polizei gegen die Verantwortlichen der Demonstration erfahren haben.”

Ein kleiner Zwischenfall ereignete sich, als der Zug am Bertoldsbrunnen Station machte. Die Polizei entdeckte an der Spitze des Zuges Demonstranten mit Schlagstöcken. “Es waren rund sechs Personen”, sagte Polizeisprecher Schmid. “Wir haben sie aufgefordert, die Schlagwaffen herauszugeben.” Nachdem die Demonstranten die Stöcke beiseite geschafft hatten, setzte sich der Zug Richtung B31 und Johanneskirche fort.

Die Polizei verzichtete auf ein Spalier, was die Demonstranten per Lautsprecher begrüßten. “Das ist das erste Mal seit Jahren, dass wir in Freiburg ohne Spalier laufen können.” Polizei-Einsatzleiter Harry Hochuli sagte während des laufenden Protestzuges, dass die Kooperation mit den Demonstranten sehr gut geklappt habe. Diese Aussage wird Hochuli nach den jüngsten Ereignissen wohl revidieren.

Autor: Christoph Ries, Karl Heidegger, Dominic Rock und Matthias Konzok

Source: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/demonstration-in-der-freiburger-innenstadt--17022527.html

Images:

Pic: Freiburg
/