Fünf Studenten vom Netzwerk der Kollektive wurden 12 Stunden lang auf dem Polizeipräsidium fest gehalten; Fünf, die Durchsuchungen, die in ihren Privatwohnungen auf der Suche nach "Waffen und Sprengstoffen" durchgeführt wurden, (für die es keine richterliche Anordnung gab, weshalb auf den Artikel 41 t.u.l.p.s. zurück gegriffen wurde) und ein avviso orale (1) für einen von ihnen (der aus einer restriktiven präventiven Maßnahme besteht, die ohne die gerichtliche Auseinandersetzung, aus der eine Auferlegung der Sonderüberwachung hervorgeht, willkürlich vom Polizeipräsidium festgelegt wurde), während es für die anderen die ankündigung mündlicher Bescheide gab. Das ist die Schlussbilanz der polizeilichen Operation, die gestern früh von den "Männern" der florentinischen Digos durchgeführt wurde. Die, wie das Polizeipräsidium selbst sie den heutigen Zeitungsberichten zufolge bezeichnete "geplante Aktion" hatte mit der Festnahme der fünf compagni auf der Piazza Dalmazia begonnen. Während sie unterwegs zum Bahnhof waren, um zur Demonstration gegen den G8 in Rom zu fahren, wurden sie von einer unverhältnismäßig hohen Zahl von Beamten verfolgt und dann umstellt.
Anlass der ganzen Operation soll die "Suche nach Waffen und Sprengstoffen" gewesen sein, die die Stundenten, dem lächerlichen und fadenscheinigen Konstrukt des Polizepräsidiums nach nicht bloß in ihrem Besitz gehabt, sondern für einen Anschlag, den sie sich anschickten auf den Präsidenten der Republik, der anlässlich des Staatsbegräbnisses (2) in Viareggio war auszuüben, zu nutzen gedacht hätten.
Angesichts des negativen Ergebnisses bei sämtlichen Duchsuchungen hat sich die Digos damit zufrieden gegeben, Helme, Sturmhauben, Bücher, "82 selbstklebende Etiketten", eine "Gewinderöhre für Kerzen", "zur Gewalt aufrufende Flugnlätter", einge bekritzelten Blätter und... "einen blauen Kapuzenpullover" zu beschlagnahmen.
Während der 12 von den compagni im Polizeipräsidium verbrachten Stunden hat die Digos nicht gezögert, gegen einige der Festgenommenen handgreiflich zu werden, während den Eltern der Minderjährigen, die gezwungen waren, sich zum Polizeipräsidium zu begeben, damit ihre Kinder entlassen werden können, die üblichen, gemeinen und niederträchtigen Strategien der Terrorisierung und Einschüchterung nicht erspart blieben. Es ist offensichtlich, dass es sich bei dem, was in Florenz geschehen ist, um etwas handelt, das im nationalen Kontext betrachtet gehört, in dem vor nur wenigen Tagen es landesweit zu 21 Verhaftungen und Durchsuchungen gegen ebensoviele Studenten im ganzen Land kam, deren Schuld darin liegt, dass sie an der Demonstration gegen den G8 der Universitäten Teil genommen haben, während gestern, zur gleichen Zeit, 36 Personen, die in Rom bei einer Demonstration waren, festgenommen wurden, von denen 8 dann in Haft kamen.
Jeden realen Dissens eliminieren. Jeden Keim von Revolte ersticken. Das sind die Code-Wörter eines Systems in der "Krise", das sich immer stärker durch die sozialen Konflikte bedroht sieht, über deren unmittelbar bevorstehenden Zuwachs es sich nur zu bewusst zu sein scheint. Es ist in diesem Zusammenhang, dass die Schüler und Studenten zu den ersten zu treffenden Zielscheiben werden, nach dem sie sich im vergangenen Jahr zu Protagonisten von einer Reihe von Mobilisierungen gemacht hatten, die oft radikal waren, Wurzeln hatten und sowohl inhaltlich als auch von den Praktiken her wirksam, die mit den Besetzungen an Schulen und Universitäten im vergangenen Herbst eingeläutet wurden.
Nach den Polizeiangriffen, dem Anzeigenhagel, den Räumungen und den Einschüchterungen, die die florentinischen Studenten am eigenen Leibe kennengelernt haben, kennzeichen die gestrigen Ereignise einen "qualitativen Sprung" der Repression, die, wie ublich, die letzte Karte, die des "Terrorismus" ausspielt, um die zu treffen, die an Schulen, Universitäten und in den Straßen, ohne Angst weiter kämpfen (...in den Straßen, die immer stärker durch de Stiefel der Soldaten der Armee verweigert werden, die in der Stadt in Stellung gebracht ist, wie es im Programm NATO Urban Operation 2020 vorgesehen ist, das in jenem Jahr die Explosion des sozialen Konfliktes ansiedelt)
EURE KRISE IST IRREVERSIBEL
UNSERE REVOLTE IST UNAUFHALTSAM!
SOLIDARITÄT MIT DEN COMPAGNI VON ÜBERALL HER
FREIHEIT FÜR ALLE GEFANGENEN
Die Studenten und die Studentinnen des Netzwerks der Kollektive
Florenz, 8. Juli 2009
A.d.Ü.:
(1) Der "Avviso Orale" kann als die italienische Variante der so genannten Gefährderansprache bezeichnet werden. Momentan hat die Maßnahme offenbar Hochkonjunktur. Auch in Neapel gab es am 8.7. auch "mündliche Bescheide" der Polizei, die die Aufforderung beinhalteten, nicht nach l' Aquila zu fahren. Betroffen sind angehörige einer Gruppe von organisierten Arbeitslosen. Siehe: http://g8.italy.indymedia.org/node/558 . Die "mündlichen Bescheide" wurden auch auf einer Pressekonferenz in Rom zur Situation der sich noch in Haft befindlichen, am 7. Juli in Rom verhafteten Personen mit Befremden thematisiert. Informationen auf Italienisch zum "Avviso orale" hier: http://scheggia.noblogs.org/post/2008/10/16/avviso-orale-e-sorveglianza-speciale
(2) Begräbnis der Opfer des Zugunglücks in Viareggio
Source: http://retecollettivi.noblogs.org/post/2009/07/09/operazione-poliziesca-contro-gli-studenti-fiorentini-fermi-perquisizioni-e-avvisi-orali