Die G8-Staaten, verfolgen als Zusammenschluss der führenden Wirtschaftsnationen eine Politik, die den herrschenden Eliten in den jeweiligen Ländern nützt. So ist es selbstverständlich, dass sie eine neoliberale Umstrukturierung aller Lebensbereiche propagieren, die alles den Gesetzen des Marktes unterwirft. Die Rede von Standortvorteilen kenn wir alle zur genüge.
Der Bildungsmarkt birgt, Schätzungen zu Folge ein Potential von über zwei Billionen US-Dollar jährlich. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch die Bildungs- und Wissenschaftspolitik der G8 sich an der kapitalistischen Marktlogik orientiert und nicht am Menschen.
Im Rahmen der GATS-Verhandlungen der WTO, welche die Privatisierung von öffentlichen Gütern und Dienstleistungen zum Ziel haben, geht es auch um die Umstrukturierung von Bildungseinrichtungen. Vor allem „sonstige Bildungsdienstleistungen“, wie Testverfahren, E-Learningsoftware oder Zertifizierungen könnten sich gut vermarkten lassen. Aber auch die klassischen Bildungsangebote werden im Rahmen der GATS einem radikalen Wandel unterzogen.
Dass die G8 auch in der internationalen Bildungspolitik federführend sind ergibt sich nicht zuletzt aus ihrer exponierten Position innerhalb von WTO, IWF und Weltbank, sowie Europa. Beim G8-Gipfel in Leningrad (auch bekannt als Sankt-Petersburg) war Bildung eines der Schwerpunktthemen. Die G8 waren sich dort darin einig, dass die Zukunft der Bildung in weiterer Privatisierung selbiger liegt. Was das bedeutet lässt sich überall ablesen: Unterfinanzierte Schulen und Universitäten, Drittmittelabhängigkeit, Stiftungsprofessuren, Gebäude die nach großen Kapitalgesellschaften und nicht mehr nach großen Denkerinnen und Denkern benannt sind, das Verschwinden von Inhalten, die nicht direkt dem Markt beziehungsweise dem Standort dienlich sind, eine Umstrukturierung von Studienordnungen, die den Studierenden kaum noch zum schlafen Zeit lässt – vom selber denken ganz zu schweigen... Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Im Bezug auf Entwicklungsländer und hoch verschuldete Länder rühmen sich die G8 in den letzten Jahren verstärkt, die Erreichung der sog. Milleniumsziele anzustreben. Darin ist zum Beispiel festgehalten, dass jedem Kind der Besuch einer Grundschule ermöglicht werden soll. Herbert Grönemeyer sagte in Heiligendamm: „Angela halt dein Wort!“ Wir sagen: „Angela halt dein Maul!“
Die Armutsbekämpfung die sich die G8 vorstellen, besteht vor allem in der Reduzierung der Saatsausgaben. Natürlich zuerst bei der Bildung und nicht beim Militär.
Alles wogegen also Studierende erst vor kurzem wieder auf die Straßen gegangen sind, war implizit auch eine Kritik an der Bildungspolitik der G8. Wer das deutsche Bildungssystem kritisiert, kritisiert die G8. Leider verstehen das in Deutschland nur die wenigsten.
Anders in Italien. Als sich 40 Hochschulrektoren, vorwiegend aus G8-Staaten im offiziellen Vorfeld des Gipfels trafen um ihre widerwärtigen Vorhaben für die Zukunft zu koordinieren hatten sie auch noch die Dreistigkeit sich als Sprachrohr der Studierenden darzustellen. Dort haben Studierende erkannt, dass es nicht ihre Vertretung ist, die sich im Mai in Turin getroffen hat. Über 2000 demonstrierten kraftvoll und versuchten in den hermetisch abgeschirmten Tagungsort vorzudringen. Die Studierenden ließen sich den Ausschluss und die Gewalt der Staatsmacht nicht gefallen und zeigte, was ihnen die Bildung wert ist. Am Ende ging einiges kaputt und über 20 Bullen waren verletzt.
Aber was sollte uns die Bildung eigentlich wert sein? Wenn über Umstrukturierungen und Ökonomisierung gesprochen wird, ist die Message meist früher war alles besser. Besser vielleicht – aber gut auf keinen Fall. Die Bildung im Kapitalismus war noch nie frei. Es geht und ging stets um Disziplinierung und die Vermittlung und Generierung von ökonomisch verwertbarem Wissen. Wir kommen in die Schule, um zu lernen 45 Minuten still zu sitzen, Autoritäten zu akzeptieren und uns im Kampf um Noten in der Konkurrenz zu üben. In der Uni sollen wir was lernen, was den Standort voran bringt und nicht etwa kritische Fragen zu stellen. Das sich daran auch unter den, zweifelsohne hässlicher werdenden Umständen nichts ändert zeigt ein Blick auf die offizielle Website des diesjährigen G8-Gipfels. Dort ist zu lesen, dass der Ethos der Legalität, also eine positive Haltung zur herrschenden Klassenjustiz, für den Frieden in der Welt und damit für die Erziehung der künftigen Generationen von äußerster Relevanz ist.
Keine Bildung für den Standort!
Keine Frieden im Kapitalismus!
G8 angreifen!