Heute, Mittwoch, den 8. Juli hat das Komitee NoG8 Siena eine Protestaktion auf der Fortezza Medicea während des üblichen Wochenmarktes ins Leben gerufen. Wir wählten diesen Zeitpunkt an so bezeichnendem Ort, wo sich die Schwierigkeiten der Menschen offenbaren, die den Konsequenzen der Weltwirtschaftskrise gegenüberstehen: Verlust der Kaufkraft, Lohnausgleichskasse (Kurzarbeitergeld), Arbeitslosigkeit, Verteuerung der lebensnotwendigen Güter, Spekulationen usw. usw. Die Aktion unterteilte sich in zwei Momente: während eine Riesenschlange im Stil des Cacerolazo (Aktionsform während der letzten großen Wirtschaftskrise in Argentinien, von Cacerola (span. Topf), Demonstranten machen Lärm auf mitgebrachten Töpfen und Pfannen zum Zeichen, dass “die Töpfe leer” sind, d.h. es nichts mehr zu Essen gibt Anm.d.Übers.) lautstark den Markt durchzog und ihren Ärger über den G8 herausschrie, entrollte eine Gruppe von GenossInnen von der Festung Fortezza ein riesiges Spruchband herunter auf dem stand: „Kommst du nicht durch bis zum 28., ist es die Schuld der G8“
Hier der Text auf dem Flugblatt, das verteilt wurde:
Ein G8 Gipfel vor den Augen der Erdbebengeschädigten und der Bevölkerung in der Krise
In diesen Tagen treffen sich die acht Präsidenten der reichsten Länder der Erde, die sogenannten G8, in L´Aquila. Während die aquilanische Bevölkerung das Drama eines lediglich versprochenen Wiederaufbaus durchmacht, werden die acht zwischen einem Bankett, einer Feier und einem Galaabend (ratet mal, von wem bezahlt? aus den Taschen der Stadtbewohner offensichtlich) diskutieren und über unsere Leben entscheiden. Sie werden über die Weltwirtschaftskrise sprechen, die sie selbst durch ihre frevelhafte Politik geschaffen haben. Über Jahrzehnte bestand ihr Reichtum aus immer demselben: die lebensnotwendigen Dienstleistungen wie das Wasser privatisieren; jegliche Regel aus dem Arbeitsmarkt entfernen mit der totalen Freiheit für die Bosse, einzustellen, zu entlassen und unterzubezahlen; jede Möglichkeit der Einflussnahme auf die Preise der lebenswichtigen Güter zu eliminieren. Die ganze Welt hat sich an die Wunder des (vorgetäuschten) freien Marktes anzupassen. Diese Politik wird zurückgeworfen auf das gewöhnliche Leben aller. Wenn das für uns im Westen bedeutet, dass es schwierig ist, bis zum Monatsende durchzukommen, Kurzarbeitergeld, Verlust aller Gewerkschaften; dann bedeutet das für den Großteil der Menschheit, die in ärmeren Ländern lebt, eine wirkliche Katastrophe, Kriege, Hungersnöte, Epidemien. Eine winzige Minderheit der Geschäftemacher, Politiker und Potentaten bereichern sich immer mehr, heute in der Krise sogar wie nie zuvor, und lassen für die Bewohnerinnen und Bewohner der Welt die Krümel übrig. Das Fernsehen spricht niemals darüber, sondern zieht es vor, uns zu zeigen, was im Bett des Präsidenten des Rates passiert, oder uns mit der Jagd auf das Fremde, auf „den Zigeuner“, zu verdummen, mit der gewohnten Paranoia über die Sicherheit, um uns arm zu machen und uns nicht an wirkliche Probleme denken zu lassen. Auf diejenigen, die mit dieser Politik nicht einverstanden sind, antwortet man mit Repression, denn die G8-GegnerInnen sind gefährlich und werden verhaftet wie einige GenossInnen in Turin, schuldig allein, weil sie der Polizeigewalt während des G8 der Universität widerstanden. Unser Protest gegen die neoliberale Globalisierung kommt aus einer Realität die allen vor Augen ist: dieses ökonomische System ist unerträglich und besteht aus Ausbeutung, Schädlichkeit, Egoismus und Unterdrückung. Die acht Großen sind dafür die führenden Verantwortlichen. Am Freitag, den 10. Juli werden wir in L´Aquila sein, um ihnen unseren ganzen Ekel entgegen zu schreien. Sie sind die Mächtigen, die Unterdrücker, die diese Krise bezahlen müssen, weil sie es sind, die sie verursacht haben, nicht die Bewohnerinnen und Bewohner, die jeden Tag Entscheidungen erleiden müssen, über die sie nie nach ihrer Meinung gefragt worden sind.
NO G8 SIENA
Source: http://g8.italy.indymedia.org/newswire