Im Laufe des gestrigen Tages wurde von der Digos in halb Italien eine Antiterror-Operation durchgeführt. Eine Antiterror-Operation, die zur Verhaftung von sechs Personen geführt hat, denen vorgeworfen wird, dass sie Anschläge gegen den G8 planten, der im Juli auf La Maddalena hätte stattfinden sollen. Die Verhaftungen wurden in Rom, Genua und Mailand durchgeführt - die Ermittler sollen über 2007 begonnene Abhörmaßnahmen auf die sechs gekommen sein.
Die Nachrichten der Agenturen und Nachrichtensendungen sind untereinander recht unterschiedlich und bemüht, einge Details zu unterdrücken, die ziemlich interesssant sind. Es ist von einem ganzen aus Bomben, Pistolen und MPs die Rede; einge Nachrichenagenturen sprechen nur von MPs, andere wiederum von nichts. Es gibt aber noch mehr. Unter den Verhafteten ist eine Leitperson der politischen Direktion von a Manca pro s'Indipendetzia**, die schon 2007 im Zuge der traurig-berühmten Operation "Arcadia" verhaftet worden war.
Diese zielte darauf ab, mit 10 Verhaftungen und ungefähr 50 Durchsuchungen, die independentistische Organisation zu enthaupten. Bruno wurde inhaftiert, um wenige Tage später wieder frei gelassen zu werden, weil sein Pass den Nachweis lieferte, dass er sich zur Zeit der Anschläge in Marokko befand. Die Operation Arcadia hat sich überhaupt als totaler Fehlschlag entpuppt. Stille Abhörmitschnitte und unumstößliche Beweise, die sich unter der ersten Augustsonne verflüchtigt haben.
Es sind fast drei Jahre vergangen, ohne das man über jenes Verfahren etwas wüsste. Was man weiß, ist, dass die 10 compagni den Knast über sich ergehen lassen mussten - 8 von diesen wegen Wiederholungsgefahr haben 10 Monate ihres Lebens im Knast verloren. Während dieser drei Jahre ist die italienische Polizei nicht müde geworden, zu suchen, zu kontrollieren und den Independentisten im Nacken zu hängen. Permanent wurden Wanzen in den Autos und in den Wohnungen der inidependentistischen Aktivisten gefunden, aber auch in den Niederlassungen der Organisation. Raffinierteste Geräte, die von den Ermittlern jedoch nie zurück verlangt wurden. Bruno wusste daher sehr gut, dass er unter Kontrolle stand und dass man ihn bei jeder Bewegung unter Beobachtung hielt.
Und es gibt noch etwas. Seit der Zeit, die auf die Verhaftungen folgte, hat die Organisation es verstanden, zu reagieren und zu wachsen. An ihrer Seite sind hunderttausende Sarden auf die Straße gegangen und tausende von ihnen haben ihr bei den letzten Regionalwahlen ihre Stimme gegeben, und viele mehr haben die Empfehlung der independentistischen Parteien zu den letzten Europawahlen beherzigt und nicht gewählt. Sardinien ist das Land mit der höchsten Wahlenthaltung: nur 40% der Wahlbeechtigten haben die Wahllokale aufgesucht.
Heute Bruno angreifen bedeutet auch, tausende Menschen zu treffen, die um den sardischen Independentismus kreisen.
A.d.Ü.:
* Auch als "politische Polizei" bekannte, im Zuge der Reorganisation der Terror- und Extremismusbekämpfung unter Innenminister Cossiga in den 70er Jahren gegründete, formal territorial gebundene Polizeisparte. Aktionsfelder: Terror- und Extremismusbekämpfung, Hooliganismus, aber auch Mafia
** "Nach links für die Unabhängigkeit", Organisation sardischer Independentisten
Source: http://lombardia.indymedia.org/node/18828