Wir sind gegen den G8 und wir sind besonders gegen einen G8 in L’ Aquila.
Unser Territorium schickt sich an, der dramatischsten Phase der Zeit nach dem Erbeben entgegen zu sehen, in der die Militarisierung den Evakuierten immer mehr zu schaffen macht, in der die Entscheidungen bezüglich des Wiederafbaus durch den kommissarischen Beauftragten Bertolaso von oben herab aufgestülpt werden, so dass jeder Versuch der Beteiligung zunichte gemacht wird, in der freie Versammlungen in den Zeltlagern verboten werden, in der die Tragödie zur Chance fur den Bauspekulationsplan wird, den die Regierung Berlusconi schon in der Schublade hatte. Dieser uns betreffende Ausnahmezustand schließt aber niemanden aus: die durch das Dekret 39/2009 umgesetzte autoritäre Praxis stellt ein Alarmsignal im Sinne der Gefährdung der Demokratie dar, das die Zukunft unseres gesamten Landes betrifft.
Unter diesen Bedingungen wird die Abhaltung des G8 untragbar sein: wir denken an die Aufbietung von Ordnungskräften (es ist bereits von der präventiven Schließung der wichtigsten Verbindungswege zur Außenwelt bereits ab der Woche im Vorfeld des Gipfels die Rede), wir denken an die Auferlegung eines Zustands von Freiheit unter Polizeiaufsicht, den tausende Menschen, die in den Zeltstädten leben gezwungen sein werden, zu ertragen.
Genau dann werden unsere Leute die harte Quittung für die unter Beteiligung der Medien geschaffenen Lüge bekommen, die glauben machen wollte, dass der G8 in L’ Aquila ähnlich einem Schaufenster die Aufmerksamkeit für die Region fokussierend, der Heimat der vom Erdbeben getroffenen Menschen auf positive Weise dienen könne – ein wahrer Geniestreich Berlusconis. Es werden Tage des Zorns sein, aber auch Tage immer größeren Leids für Menschen, die schon alles bzw. sehr viel verloren haben.
Als Organisationen, die im Alltag in unserem Territorium aktiv sind, stehen wir ganz vordergründig für den Antrieb des Kampfes um Demokratie bei dem uns unter Missachtung selbst der elementarsten Formen demokratischer Repräsentanz derzeit von oben herab aufgezwungenen Wiederaufbau ein. Wir benötigen unsere gesamte Kraft, um zu gewinnen und nicht, um durch die Spekulation mit der Krisenwirtschaft erdrückt zu werden, aber auch, um zu versuchen, aus den Trümmern neue soziale Beziehungen wieder aufzubauen.
Der Vorschlag, den wir an die landesweite Vollversammlung heran tragen ist die Zur Kenntnisnahme der Ausnahmesituation, die derzeit im abruzzischen und aquilanischen Territorium herrscht, wegen der wir, angesichts der auch organisatorischen Komplexität der Angelegenheit, die Durchführung eines Gegengipfels und einer internationalen Demonstration, die unsere Bevölkerung nur schwer verstehen würde, für nicht tragbar halten. Sollten Leute die Realisierung eines Anti-G8 Gegengipfels und die Durchführung einer Demonstration im klassischen Sinne für denkbar und angebracht halten, werden wir natürlich unseren Beitrag leisten.
Wir denken aber, dass diese Situation eine Gelegenheit bieten könnte, neue Formen der Antwort auf die globalen Politiken zu denken: wir glauben, dass die zahlreichen Initiativen, die beginnend mit dem Tag der Unabhängigkeit, den die No Dal Molin am 4. Juli in Vicenza veranstalten werden im Rest des Landes in Vorbereitung sind, zum Aufbau eines sich über das ganze Land erstreckenden, “diffusen” Gegengipfels beitragen könnten, in dessen Rahmen die aquilanischen G8-Tage (die wir in den Tagen, die auf den Gipfel folgen oder ihm vorausgehen durchführen werden) aus einem Forum und aus Initiativen bestehen könnten, bei dem man auf die Alternativen zu den globalen Krisen bezogene Themen behandeln und praktisch angehen wird – stets aber vom Thema des sozialen Wiederaufbaus ausgehend. Jeder Initiative, die im ganzen Land im Begriff ist, zu entstehen und noch entstehen wird, würde eine die lokalen Wirklichkeiten am stärksten charakterisierende Thematik vorbehalten sein, vom Kampf gegen die Zerstörung der Umwelt bis hin zum Kampf gegen die globalen Präventionskriege und von der Verteidigung des Laizismus bis hin zum sozialen Wiederaufbau im aquilanischen Territorium.
Um so vielen Zusammenhängen wie möglich die Teilnahme zu ermöglichen, wird die angekündigte landesweite Vollversammlung zum Thema G8 wird am 1. Juni von 11 bis 17 Uhr (Unicef-Park, Via Strinella) mit der folgenden Tagesordnung stattfinden:
1: Das natürliche Erdbeben und das soziale: der aquilanische und abruzzische Kontext im Spiegel der sozialen Aktivitäten der Netzwerke, die auf dem Territorium aktiv sind
2: Territoriale uns soziale Kämpfe: wie sich dem G8 widersetzen und heute die Alternativen auf die globale Krise aufbauen”
Source: http://www.epicentrosolidale.org/?author=13