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2009-05-23

Wiederaufbau: eine Farce

19.05.2009

von Pietro Orsatti

Gesellschaft/Abruzzen - Knappe Geldmittel und weitere Konfrontationen zwischen Zivilschutz und Lokalverwaltungen. Die neuen Bauten, die in 7 Tagen fertig sein könnten, wurden gestoppt. Die Folgen gehen zur Last der Evakuierten.

In L' Aquila und im Aterno-Tal, dem Epizentrum des Erdbebens, scheint die Atmosphäre eingefroren. Zwangsweise wird das Leben in den Camps geregelt. Im Besondere in der Altsdtat stehen die Arbeiten still. Von Wiederaufbau - besser gesagt, von Vor-Wiederaufbau - keine Spur. Die Militarisierung des Territoriums bleibt jedoch auf jeden Fall unverändert.

Bild: l'Aquila

"Wir sind zahlreich, wir sind zuviele und wir sind unnütz", erzählt ein Polizeibeamter an eine Kontrollposten entlang der Straße 17, die sich durch das zwischen dem Gran Sasso, Sirente und La Maiella eingebettete Tal zieht. "Wir haben Befehl, pro Tag eine gewisse Anzahl von Kontrollen durchzuführen, ob sie was bringen oder nicht. Zwischen uns und den anderen Ordnungskräften gibt es überhaupt keine Koordination. Gestern haben wir einen Einheimischen angehalten, und es war das vierte Mal in einer halben Stunde. Er war berechtigterweise entnervt. Nach dem G8 werden sie unsere Zahl mit Sicherheit reduzieren. Jetzt lautet der Befehl, dass wir uns sehen lassen".

Stimt es denn, dass sie die Camps demontieren und dass die Leute i Begriff sind, in ihre Häuser zurück zu kehren? "Ach wo denn?". Ja, wo? Zu verstehen, wo und wie für die betroffene Bevölkerung in den Gemeinden mit Einstürzen und Beschädigungen ein Minimum an Möglichkeit besteht, ins eigene Heim zurück zu kehren, wäre nämlich interessant. Und es wäre interessant, zu verstehen, wie es kam, dass TG5* am vergangenen Sonntag einem Bericht über die Rückkehr "in die Altstadt" einer Gemende, die praktisch nicht vom Beben betroffen war, wenn man von eine Einsturz im Inneren eines Kirchturms und von einigen Schäden an bereits verlassenen und baufälligen Häusern absieht, über 5 Minuten Sendezeit widmete.

Wer aus diesem Dorf im vergangenen Monat im Zelt wohnte, tat es aus Angst, nicht weil er keine Wohnung mehr hatte. Wie es ja in der Hälfte der Abruzzen überhaupt der Fall war. Aber ein schließendes Mini-Camp des Zivilschutzes hat Nachrichtenwert, selbst wenn es von zweifelhaftem Nutzen war. Er hat besonders dann Nachrichtenwert, wenn versucht wird, den Stillstand zu vertuschen, der sich durch das vom Erdbeben vom 6. April betroffene Gebiet zieht.Nichts hat sich geändert, wir sind in Italien und im Belpaese** ist die Negation des Offensichtlichen heutzutage eine künstlerische Leistung.

Das offensichtliche ist, dass es kein Geld gibt, dass das wenige vorhandene Geld zum Streitapfel zwischen Zivilschutz und Lokalverwaltungen und -institutionen wird und dass der Wiederaufbau de facto lahmgelegt ist. Die Lähmung ist in diesen Wochen i Begriff, sich in eine Farce umzuwandeln. Eine bittere Farce, aber eben eine solche.

Ein Beispiel: Die Provinz Trento hatte unmittelbar nach dem Beben ein Wettbewerb über den Bau von 170, für Paganica - einem ehemaligen, großen Dorf vor den Toren der Hauptstadt der Abruzzen, das heute als Ortsteil L'Aquilas resorbiert wurde - bestimmten Wohnmodulen ausgeschrieben und verabschiedet. Nachdem der Beschluss und die Ausschreibung vollendet waren und der Standort ausgemacht war, war man bereits im Begriff, den Bau der Betonplattformen zu dürchführen, auf denen nach biologischen Architekturkriterien gebaute, moderne und zweckmäßige Häuser mit 80 bzw. 120 Quadratmetern (nicht Baracken oder Container) gestellt werden sollten.

Leider war die Bestimung des Standortes durch den Zivilschutz ohne jede Konsultation mit der Gemeinde aufgezwungen worden. Daher die Konfrontation und der daraus folgende Baustopp. Die bereits fertig gestellten Plattformen sollen mangels Einigung sogar wieder verschüttet und die Häuser anderen Gemeinden zugewiesen worden sein. Wo doch die Übergabe selbiger an die ersten 170 Familien aus Paganica vor 20 Tagen vorgesehen war.

Dieser Häusertyp hat nämlich eine Besonderheit: er lässt sich innerhalb von 5 bzw. höchstens 7 Tagen bauen und fertigstellen. Wie es so schön heißt: Dinge forcieren zahlt sich nicht aus und Protagonismus auch nicht. Die Folgen gehen auf Kosten der Evakuierten. Nur eine von diesen nach biologischen Architekturkriterien gebauten Konstruktionen wird in Paganica zustande kommen - vielleicht. Aber innerhalb einer Sportanlage des örtlichen Rugby-Vereins.

Ein Team von genuesischen Camalli*** wird sie zusammen mit örtlichen Vereinen und mit Unterstützung einer kleinen Gruppe von Unternehern auf die Beine stellen. Eine Konderbibliothek, die man, sofern niemand eingreifen wird, um das Projekt zu stoppen oder um zu versuchen, ihm seinen "Hut" aufzusetzen, noch vor der G8-Kirmes gebaut, eingeweiht und übergeben wird. Eine der vielen seltsamen, magischen und effektiven Allianzen, die in diesen Wochen von der Zivilgesellschaft geschaffen werden.

A. d. Ü.:

* Nachrichtensendung

** "Im schönen Land" - ironische Bezeichnung für die Bananenrepublik

*** Nicht zuletzt politisch legendäre Hafenarbeiter von Genua

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Source: http://www.terranews.it/news/2009/05/ricostruzione-una-farsa