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2007-06-06

Randale in Rostock weit übertrieben?

Florian Rötzer 06.06.2007

Offenbar muss von den über 150 verletzten Berliner Polizisten nach der "Orgie der Gewalt" am 2. Juni nur einer stationär behandelt werden, die Zahl von tausend Verletzten, mit denen Politik gemacht wird, sind vermutlich weit übertrieben

In all der Aufregung kommen manche Nachrichten nicht so gut durch. Immerhin hatte aber der Focus, nicht gerade eine Medium der Linksextremen, berichtet, dass die Zahl der bei den Ausschreitungen am 2. Juni in Rostock Verletzten "zweifelhaft" bzw. "völlig aus der Luft gegriffen" sei. Die Nachricht ging durch alle Medien, dass es bis zu 1000 Verletzte, darunter mehr als 400 Polizisten gegeben habe, was dann dazu Anlass bot, die Organisatoren der Demonstrationen dafür verantwortlich zu machen und von Gummigeschossen über mehr Härte bis zum Einsatz der Antiterror-Einheit GSG9 alles Mögliche zu fordern, um die "potenziellen Mörder" des "Schwarzen Blocks" zu bekämpfen, die eine "Orgie der Gewalt" veranstaltet hätten. Drei Autos wurden angezündet, im Vergleich zu französischen Verhältnissen, ist auch das keine große Orgie der Gewalt.

Eigentlich sollten sich Medien und Politiker über die Zahlen stürzen, die der Focus verbreitet und die linke Zeitung Junge Welt bestätigt hat, auch wenn man dieser in den Mainstreamedien wenig Beachtung und Glauben schenken würde. Wenn manche wie Wolfgang Speck, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, nicht nur von bislang unbekannten "Gewaltexzessen" sprechen, sondern auch davon, dass die "Chaoten den Krieg wollen", wäre es höchste Zeit für eine rhetorische Deeskalation auf allen Seiten.
Makaber auch schon, dass gar schon Gerüchte umgehen, Demonstranten hätten Polizisten mit einer unbekannten Säure angegriffen. Damit wäre man schon beim "chemischen Anschlag" gelandet. Das zeigt aber wohl vor allem, wie aufgeregt und aufgeputscht die Stimmung ist, gut angetrieben durch die Medien, die gerne alles aufgreifen und weitertragen, was Sensation verspricht. Immerhin hat der Spiegel, der zuerst ebenfalls in der geforderten "objektiven" Manier die Verlautbarungen der Polizei weitergab, in der Sache nachgebohrt. Die Angehörigen der verkleideten "Clown's Army", die Polizisten mit Wasserpistolen besprüht hatten, haben wohl tatsächlich nur Wasser geladen gehabt.
Zuvor hatte Kavala-Sprecher Axel Falkenberg gesagt: "Acht Polizisten mussten zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden." Und er erklärte überdies, dass mehrere Polizisten schon am Samstag mit schmerzhaften Hautreizungen medizinisch behandelt worden seien: "Es ist inzwischen bekannt, dass diese Clowns gar nicht so friedlich sind." Nach Auskunft von Spiegel ließ sich in den Krankenhäusern der Vorwurf nicht bestätigen. Es seien nur zwei Polizeibeamte untersucht worden, die aber nicht mit einer ätzenden Flüssigkeit besprüht worden waren und gleich wieder entlassen werden konnten.
Das war offenbar auch der Fall bei den meisten der Verletzten vom 2. Juni. Sie wurden wegen kleinerer Blessuren behandelt und konnten gleich wieder gehen, berichtet Focus aufgrund von Mitteilungen der Krankenhäuser: "Von den insgesamt registrierten 518 Patienten wurden zwischenzeitlich alle aus den Kliniken und Krankenhäusern entlassen." Die Junge Welt berichtet von den über 150 verletzten Berliner Polizisten.

[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25447/1.html]