2007-06-09
kritischer bericht zur G8 abschlusskundgebung
während der abschlusskundgebung zum g8-widerstand im rostocker stadthafen passierten einige dinge, die uns entsetzen und bei denen wir uns fragen, wie es in einer allem anschein nach linken, globalisierungskritischen organisationsgruppe innerhalb einer linken
koordinationsstruktur zu so etwas kommen kann.
währed der abschlusskundgebung am rostocker stadthafen wurde die hinter
uns liegende woche des g8-widerstandes beschrieben und durch verschiedene
redner_innen ein bild des protestes und der infrastruktur der
globalisierungsgegner_innen gegeben.
die stimmung sollte bunt und fröhlich sein, der presse sollte ein
friedliches, gewaltfreies bild der proteste vermittelt werden.
2. Juni Rostock /
während der kundgebung passierten einige dinge, die uns entsetzen und bei
denen wir uns fragen, wie es in einer allem anschein nach linken,
globalisierungskritischen organisationsgruppe innerhalb einer linken
koordinationsstruktur zu so etwas kommen kann.
dazu hier ein bericht einiger geschehnisse:
- der polizei wurde mehrfach von der bühne aus von der moderatorin sabine eine gute fahrt
“wohlverdientes wochenende” gewünscht. dies geschah während die polizei am
rand der veranstaltung
menschen intensiv durchsuchten und sie an der teilnahme der kundgebung
hinderten. die moderatorin ging auf beschwerden von menschen im publikum
darüber nicht ein.
fakt ist, dass die polizei während der gipfelproteste massive, köperliche
und oft wahrlose gewalt gegen menschen eingesetzt hat. wasserwerfer,
tränengas, schlagstöcke, fausthiebe, beschimpfungeb, misshandlungen in der
gefangenensammelstelle forderten viele verletzungen, zum teil so schwer,
dass menschen
ins krankenhaus gebracht werden mussten. die erfolgreichen bockaden an
denen sich insgesamt weit über
10.000 Menschen beteiligten, wurden
zum teil von der polizei brutal auseinander getrieben.zahlreiche Menschen
wurden durch Schläge und
Tritte sowie Tränengaseinsatz der Polizei teils schwer verletzt.
die soviel zitierte gewalt, die auf ein paar aktionen entstand, ging
also nur zu einem geringen teil von den teilnehmenden aus – vielmehr ist
es immer wieder die polizei, die provoziert und bewusst falsche auskünfte
in die medien bringt.
auch von nicht körperliche massnahmen der repression wurde während der
letzen wochen häufig
gebrauch gemacht. es gab wahllose durchsuchungen von menschen und orten
und sogenannte “verdachtsunabhängige verkehrskontrollen”.
der ermittlungsausschuss meldet als bisherigen stand der dinge über 1000
festnahmen, von denen 95%
illegal sind (so die person, die auf der abschlusskundgebung für den ea
sprach)
wir sind entsetzt darüber, dass daraufhin der polizei ein
“wohlverdientes wochenende” gewünscht wird! damit wird jegliche
polizeigewalt und repression gelobt und bestätigt.
- ein weiterer punkt ist die fehlende übersetzung und das direkte
intervenieren, wenn redner_innen ihre beiträge zwei sprachig halten
wollten.
zu den gipfelprotesten kamen viele menschen aus anderen ländern, die durch
ihre präsenz den gipfel massgeblich mitgetragen haben. daraus resultierend
waren so gut
wie alle formen der vernetzung und des protestes mindestens zweisprachig.
auf der bühne wurde allerdings nicht übersetzt, was mit der knappen
zeitplanung begründet wurde. auch nach dem die moderatorin trotz
suggestiver frage
aus dem publikum per sprechchor “wir haben zeit” übermittelt bekam, ging
sie darauf nicht ein und entzog menschen, die ihre beiträge übersetzen
wollten, das wort.
hiermit wird folgendes bild der abschlusskundgebung vermittelt: menschen,
die nicht deutsch sprechen sind hier willkommen – aber nur solange sie
nicht extra aufwand bringen und den geregelten verlauf der veranstaltung
nicht stören. eine gute übersetzung, die eigentliche eine
selbstverständlichkeit sein sollte, wird zu einer störenden,
zeitverschwendenden und nicht so wichtigen nebensache.
das ist – einfach gesagt – rassistische ausgrenzung von menschen, die kein
deutsch verstehen.
- schließlich wurde sprecher_innen, die eine andere position als die
moderation vertraten, ins wort gefallen und ihre aussagen revidiert.
ein redner, der aus den aussagen von michael kronawitter zitierte, wurde
unterbrochen als er die andere seite der proteste skizierte und damit das
heile, bunte bild, dass die moderatoring krampfhaft aufrecht erhalten
wollte, in frage stellte.
auch der hinweis auf eine spontane solidaritätsdemo zur
gefangenensammelstelle, in der noch viele menschen festgehalten werden,
wurde erst über mikro veröffentlicht, als einige menschen aus dem publikum
sich den zugang zur bühne verschaffen wollten.
dadurch – und durch das bewusste weglassen von tatsachen – distanzierten
sich die organisatior_innen von menschen, die für die selben ziele kämpfen
- das es mehr als eine art von protest
gibt, geben kann und muss, wurde absolut negiert und so eine bewusste
spaltung der bewegung, wie sie in den medien schon passiert, voran getrieben.
Nur durch die vielen gemeinsame Aktion und die Vielfältigkeit des
Widerstandes von bunt bis schwarz
waren die Proteste so erfolgreich und eine tatsächliche Störung des
G8-Treffens möglich!
[http://de.indymedia.org/2007/06/183455.shtml]