Was friedlich begann, endete in einer Orgie der Gewalt. Mehrere tausend Autonome lieferten sich brutale Straßenschlachten mit der Polizei. Barrikaden, Wasserwerfer und brennende Autos, die schlimmsten Befürchtungen – sie sind eingetreten.
Bei schweren Krawallen am Rande einer Demonstration gegen den anstehenden G-8-Gipfel sind am Samstag in Rostock über 430 Polizisten teils schwer verletzt worden. Insgesamt wurden knapp 1000 Menschen verletzt. Unter den G-8-Gegner gab es rund 520 Verletzte, 20 von ihnen wurden schwer verletzt. Mindestens 165 Randalierer wurden festgenommen.
Mehrere tausend Autonome lieferten sich bis in die frühen Abendstunden hinein heftige Straßenschlachten mit der Polizei. Die Autonomen errichteten Straßenbarrikaden, zündeten ein Auto an und stürzten Mülltonnen um. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Zuvor hatten zehntausende Globalisierungskritiker friedlich demonstriert.
Die Lage eskalierte am Rande der Großkundgebung mit laut Polizei rund 25 000 und laut Veranstaltern rund 80 000 Teilnehmern am Rostocker Hafen, wo gegen 16 Uhr auch eine große Abschlusskundgebung startete. Laut Polizei kam es wiederholt zu „massiven Angriffen“ aus einer Gruppe von insgesamt bis zu 3000 teils vermummten und schwarz gekleideten Autonomen. Die Demonstranten seien grundlos auf Polizisten losgegangen, hätten ein Polizeiauto zerstört und mehrere Beamte verletzt, sagte eine Sprecherin. Es spielten sich tumultartige Szenen ab, Rettungsfahrzeuge fuhren heran.
Gegen 17.30 Uhr eskalierte die Lage. „Die Autonomen schlagen alles kurz und klein, was sich ihnen in den Weg stellt“, sagte ein Polizeisprecher. Gehwegplatten wurden herausgerissen, Parkscheinautomaten zerstört. Schwarzer Rauch zog durch die Straßen. Die Polizei versuchte mit Tränengas und Wasserwerfern, die Demonstranten in Schach zu halten.
Bereits kurz nach Beginn der Demonstration hatte es erste Angriffe gegeben, wie die Polizei berichtete. Ein Demonstrant verletzte einen Polizisten mit einem Messer. Farbbeutel, Flaschen und Steine flogen auf Polizisten, auch ein Hotel, wo dem Vernehmen nach eine Delegation US-Gesandter wohnen soll, war Ziel der Attacke. Mehrere Schaufensterscheiben in der Stadt gingen zu Bruch.
Die Veranstalter distanzierten sich von den autonomen Gewalttätern. „Es gibt keinerlei Rechtfertigung für den Angriff auf Personen“, sagte Attac-Aktivist Werner Rätz. Der Protestmarsch unter dem Motto „Eine andere Welt ist möglich“ war von zahlreichen Gruppen aus dem In- und Ausland organisiert worden. Mit Transparenten und überlebensgroßen Puppen von US-Präsident George W. Bush und Bundeskanzlerin Angela Merkel wandten sich die Demonstranten unter anderem gegen die Existenz von Atomwaffen und die Irak-Politik der USA. Zudem warfen sie den Industriestaaten Ausbeutung der Dritten Welt vor und forderten Maßnahmen gegen den Klimawandel.
Um Ausschreitungen zu verhindern, war die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort und hatte strenge Sicherheitsauflagen erlassen. Insgesamt sollen bei den Protesten und zum Schutz des G-8-Gipfels vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm 16 000 Polizisten eingesetzt werden.
In Schwerin war eine Kundgebung der rechtsextremistischen NPD verboten worden, auch die geplante Gegendemonstration wurde untersagt. Am Bahnhof wurden am Mittag rund 200 Autonome in Gewahrsam genommen. Vor dem Brandenburger Tor in Berlin demonstrierten rund 100 NPD-Anhänger, laut Polizei kam es zu 13 Festnahmen. In Lüneburg demonstrierten 350 NPD-Anhänger, rund 130 wurden in Gewahrsam genommen.
ap, rtr