Nach den schweren Krawallen während der Großdemonstration gegen den G-8-Gipfel von Heiligendamm hat im norddeutschen Rostock in der Nacht gespannte Ruhe geherrscht. In der Stadt sei es friedlich gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Bis nach Mitternacht kreisten allerdings noch Hubschrauber.
Starke Einsatzkräfte.
Ein Großteil der gewaltbereiten Demonstranten sei in der Stadt geblieben, hieß es. Die Polizei habe dementsprechend “starke” Einsatzkräfte aufgestellt. Genaue Zahlen wurden nicht genannt. Es habe aber keine Zwischenfälle gegeben. Auch in der Früh sei die Lage ruhig gewesen.
500 Verletzte.
Bei den Ausschreitungen am Rande der friedlichen Demonstration zehntausender Menschen gegen den bevorstehenden Gipfel waren am Samstag in Rostock nach neuesten Angaben von Sonntag früh rund 500 Menschen verletzt worden. Den Angaben zufolge wurden 433 Polizisten verletzt, 30 von ihnen schwer. Bei den schwersten Verletzungen habe es sich um offene Knochenbrüche gehandelt, sagte ein Polizeisprecher.
Genaue Zahl.
Die genaue Zahl der verletzten Demonstranten war dagegen weiterhin unklar. Rund 60 Personen hätten sich zur Behandlung in Krankenhäuser begeben oder bei Versorgungsstationen gemeldet. Die Veranstalter der Demonstration wollten am Vormittag eine Pressekonferenz abhalten.
Auslöser.
Vertreter der Demonstrations-Veranstalter und die Polizei nannten übereinstimmend die Attacke von Autonomen auf ein Polizeifahrzeug als Auslöser der Krawalle. Schädel dagegen kritisierte die Polizei scharf. “Die Polizei hat nicht zur Deeskalation beigetragen”, sagte er am Abend gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der Polizei sei kein Vorwurf zu machen, meinte hingegen der Geschäftsführer des Netzwerks Friedenskooperative, Manfred Stenner. “Die Polizei hat sich an ihren deeskalierenden Kurs gehalten.”
Bild zunichte gemacht.
Der Innenminister des deutschen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), verurteilte die gewalttätigen Ausschreitungen: “Das Bild tausender friedlicher Demonstranten wurde von 2.000 brutalen Schlägern der gewaltbereiten autonomen Szene zunichte gemacht.” Die auf Konfrontation ausgerichteten Chaoten hätten das berechtigte Ansinnen der friedlichen Demonstranten konterkariert. Auch Rostocks parteiloser Oberbürgermeister Roland Methling zeigte sich entsetzt über den gewalttätigen Verlauf der Demonstration.
Schadenssumme.
Zur Höhe der Schäden durch die Krawalle gab es bis zum frühen Morgen keine detaillierten Angaben. Ein Sprecher der Stadt Rostock sagte, die Schäden an öffentlichen Einrichtungen lägen vermutlich unter einer Million Euro. Eine genaue Bestandsaufnahme werde erst am Sonntag vorgenommen. In der Rostocker Innenstadt waren zahlreiche Fensterscheiben eingeschlagen, die Straßen waren mit herausgerissenen Pflastersteinen übersät, Autos waren umgeworfen oder in Brand gesetzt worden.
Brutalität.
Nach Darstellung der Polizei waren die Einsatzkräfte mit Stöcken, Steinen und zerbrochenen Gehwegplatten “in bisher nicht gekannter Brutalität” attackiert worden. Diese Angriffe hätten erst durch den Einsatz von Wasserwerfern abgewehrt werden können. Der Chef der G-8-Polizeieinheit Kavala, Knut Abramowski, kritisierte, dass trotz der “offensichtlichen massiven Angriffe durch Gewalttäter Sprecher der (Demonstrations-)Veranstalter auf der Bühne der Abschlusskundgebung noch während der Auseinandersetzungen der Polizei Gewalt provozierendes Verhalten vorgeworfen haben”. Am Sonntag sollte der Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft im Mittelpunkt der in Rostock weiter geplanten Protestaktionen stehen.
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