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2007-06-01

Noch drei Tage: Was man als Journalist in Heiligendamm so braucht

Dr. Claudia Kramer-Santel ist als Reporterin der Westfälischen Nachrichten beim G8-Gipfel in Heiligendamm.

Was packe ich bloß mit in den Koffer für meine Reise nach Heiligendamm, den Ort, auf den seit Tagen die ganze Welt schaut? Diese ganz profane Frage treibt mich am Wochenende um. Denn Dienstagmorgen geht es zum G8-Gipfel. Die Bilder von den Demonstrationen erwecken den Eindruck, eine Art Kampfanzug sei nötig.

Die Windjacke kommt auf jeden Fall mit ins Gepäck, denn neben Sonne sind auch Schauer angekündigt worden. Doch der Outdoor-Look, mit dem sich auch Fernseh-Reporter gerne präsentieren, um ihre Nähe zum Geschehen zu demonstrieren, ist nicht ausreichend. Mich erwartet am Dienstagabend ein prominent besetzter Journalistenabend. Deshalb und wegen anderer offizieller Termine müssen auf jeden Fall auch einige Hosenanzüge mit ins Gepäck.

Bequeme Schuhe sind aber besser als hochhackige, denn Schlange stehen und warten gehören bis Freitag bestimmt zum normalen Alltag: Besser noch einige Pflaster für mögliche Blasen mitnehmen. 4.000 Journalisten sind mit mir vor Ort, und alle wollen mit der Bäderbahn Molli regelmäßig zu den Pressekonferenzen in den Sicherherheitstrakt fahren.

Natürlich brauche ich Laptop, Fotoapparat, Handy, Aufnahmegerät und einen Bettbezug, denn der Unterkunftsservice für Journalisten hat mir ein kleines Appartement in Kühlungsborn zugeteilt, in dem normalerweise Touristen wohnen. Ach, Ohrstöpsel muss ich mir noch kaufen, denn ich wohne direkt neben einer Bäckerei in der Hauptgeschäftsstraße des rappelvollen Badeorts. Ich rechne mit nächtlichem Lärm von Bäcker oder von der Straße – hoffentlich nicht von randalierenden Demonstranten.

Aber halt! Ich darf nicht verschlafen und muss einen Wecker mitnehmen. Gerne trabe ich bei solchen Massenveranstaltungen schon morgens um sechs durch die Straßen, um etwas Ruhe zu finden. Kann ich mit Ohrstöpseln den Wecker hören?

Natürlich muss ich aufpassen, dass ich die ganzen passenden Dokumente mit dabei habe. Ohne Nachweis der Akkreditierung, Presseausweis, Personalausweis komme ich erst gar nicht ins Pressezentrum hinein. Und das Bahn-Sparticket liegt schon parat. Bis Bad Doberan fahre ich mit dem Zug, danach sollen Shuttle-Busse pausenlos Journalisten nach Kühlungsborn bringen. Ach ja, ein paar Schmerztabletten wären nicht schlecht. Denn Kopfweh könnte stören. Ein dicker Haufen Unterlagen über Afrika, Klimaschutz und eine Karte runden meine Ausstattung ab. Werde ich zum Lesen kommen? Besser ich mach das schon jetzt. Aber vorher noch mal nachdenken: Was könnte ich vergessen haben?

VON CLAUDIA KRAMER-SANTEL, MÜNSTER