In den vergangenen Jahren konnte kaum ein Gipfeltreffen ungestört durchgeführt werden. Ob gegen die G8 in Genua und Evian, gegen IWF/ Weltbank in Prag und schon 1988 in Berlin oder gegen die WTO in Seattle: die Gipfel wurden immer wieder zum Kristallisationspunkt für Protest und Widerstand.
Zugleich hat es in den letzten Jahren vermehrt Kritik am sogenannten Summit-Hopping gegeben. Im Grunde werde sich zuviel auf große Events konzentriert, die politische Arbeit im Alltag werde mit vergleichsweise weniger Elan angegangen und Projekte auf lokaler Ebene fielen hinten runter. Obwohl wir diese Kritik in Teilen für berechtigt halten, finden wir die Gipfel als Kristallisationspunkte nach wie vor wichtig. Gerade eine breite Mobilisierung gegen das G8-Treffen in Heiligendamm 2007 hat das Potential - wie augenblicklich kein anderes Ereignis - eine Plattform für intensivierten Austausch und Zusammenarbeit aller möglichen linksradikalen Gruppen mit unterschiedlichsten Schwerpunkten zu werden. Darüber hinaus bieten die Gipfelmobilisierungen immer auch die Möglichkeit sichtbar zu werden - die mediale Aufmerksamkeit ist ohne viel Aufwand sicher. Und nicht zuletzt wird das Hineinwirken in andere gesellschaftliche Kreise auf der Hand liegen. Mit welchen Inhalten dabei Wirbel gemacht werden wird, wieviel davon in gemeinsamer Fokussierung oder zumindest mit gegenseitiger Bezugnahme - das muss sich in den kommenden eineinhalb Jahren entwickeln.
Ein erstes großes linksradikales Treffen hat es im Oktober in Hamburg gegeben - im folgenden der Versuch eines Resümees und der Vorschlag einer Tagesordnung für das nächste Treffen. Dazu sind alle willkommen, die Interesse an Austausch und Organisierung haben!
Das Treffen wird vom 6.-8.Januar 2006 im Mehringhof, Gneisenaustraße 2a in Berlin stattfinden (U-Bahnhof Mehringdamm).
Wäre schön wenn ihr unter g8-2007@riseup.net Bescheid sagt mit wieviel Personen ihr kommt und ob ihr einen Schlafplatz braucht..
See you!
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Anfang Oktober 2005 hatte es in Hamburg ein erstes bundesweites Vorbereitungstreffen für die Gegenmobilisierung zum G8 2007 in Heiligendamm gegeben. Mit 200 Leuten war dieses Treffen überraschend gut besucht - und es entspannen sich dementsprechend einige Kontroversen. Auch zum zweiten Treffen im Januar bleibt es wünschenswert, dass weitere Gruppen und auch einzelne dazukommen. Im folgenden versuchen wir daher auch, einiges vom letzten Mal zu resümieren.
Der Hauptschwerpunkt dieses Treffens lag auf den Inhalten, die wir gegen den G8 in Anschlag bringen wollen. So war der ganze Samstag Vormittag einer inhaltlichen Debatte vorbehalten, für die schon im Vorfeld verschiedene Inputs kursierten. Kontroversen gab es v.a. an der Frage der Schwerpunkte: brauchen wir 1-2 klare Themenschwerpunkte (wie z.B. die Schuldenthematik beim Gipfel in Schottland) oder eher einen Rahmen in dem sich unterschiedliche Kämpfe aufeinander beziehen lassen? Und kontrovers wurde es auch entlang von Begriffen: So kam es - um ein Beispiel zu nennen - zwischen den Stichworten "Globalisierung von unten" und "Internationalismus" zur Polarisierung. Wir hoffen, dass entlang der darin enthaltenen Fragen Debatten entstehen, die sich möglichst durch die gesamte Vorbereitungs- und Mobilisierungsphase ziehen. In ihnen liegt allemal das Potential für spannende Auseinandersetzungen. Mehrere Gruppen haben sich am Ende des Treffens mit dem Gedanken getragen, eigene Positionen aufzuschreiben.
Beim letzten Treffen mischte sich diese Diskussion (zumindest in einigen der Kleingruppen am Samstag) mit der Frage möglicher Slogans. Einige der damals genannten Beispiele:
* Die Beherrschung verlieren
* Globalisierung von unten
* Unser schönes Leben gegen euer kaltes Geld
* Globale (soziale) Rechte
* Existenzsicherung weltweit
* Make property history
* Eine andere Welt ist möglich
* Internationalismus statt Globalisierung
* Kapital Macht Krieg
* Grenzenloser Widerstand
Nach wie vor erscheint uns die Frage der inhaltlichen Ausrichtung als zentral. Wobei ja auch die Debatte um mögliche Slogans in diesem Sinne eine um "Profilierung" über bestimmte Inhalte ist.
Und weiterer Aspekt einer solchen Profilsuche ist auch die Auseinandersetzung um den Namen. Dabei wurden (unter Zeitdruck am Ende des Treffens) drei unterschiedliche Vorschläge "bewedelt": "dissent!", "Linksradikales Plenum" oder "Linksradikaler Ratschlag". "dissent!" war dabei sicherlich Favorit. Aber vielleicht gibt es ja mittlerweile andere Vorschläge, die ähnlich wie dissent! eigenes Profil haben, aber die Breite besser einfangen?
Neben der Diskussion rund um "Internationalismus/ Bezug auf Befreiungsbewegungen" hat auch dazu in der Zwischenzeit ein ausführlicher Austausch auf der bundesweiten Mailingliste stattgefunden. Das ist erstmal erfreulich, wird ja sonst auf Mailinglisten eher wenig diskutiert. Jedoch bewegten sich allzuviele der Beiträge im Rahmen von Abgrenzung und Hinknallen "ideologisierter" Positionen - manchmal war unser Eindruck direkt in der Indymedia-Kommentarleiste gelandet zu sein. Es gab wenig Bemühen, Fragen herauszukristallisieren, die eine gemeinsame Auseinandersetzung voranbringen könnten. Das lässt uns befürchten eine reine Namens- und Slogandebatte könnte eben genau dorthin führen, wo wir nicht hinwollen: die Claims wären danach abgesteckt, die Ansätze für produktiven Streit um die unterschiedlichen Positionen eher zugeschüttet als aufgebrochen.
Daher der Vorschlag beim Januar-Treffen am Samstag Vormittag "umfassender" in die Debatte einzusteigen: ohne vorherige Festlegung auf zu erzielende Ergebnisse und im Versuch offen zu bleiben und gleichzeitig eben trotzdem auf Profilsuche zu gehen. Das funktioniert unseres Erachtens allerdings nur, wenn nicht gleich die übliche Abgrenzungsnummern laufen.
Wir (aus Rhein-Main) würden in der ersten Stunde zwei kurze Inputs geben, die zu den verschiedenen Bereichen versuchen sollten, die offenen Fragen bzw. Widersprüche zusammenzufassen. Als Versuch den bisherigen Diskussions-Prozess zu beschreiben, polarisierte Positionen einzufangen und erneut diskutierbar zu machen.
Im ersten Input würde es dabei um die verschiedenen inhaltlichen Fragen gehen. Im zweiten Input eher um die Frage des "Selbstverständnisses" im weiteren Sinne, sprich um die Bedeutung von Name, Slogan, Bündnissen etc..
Im Anschluss würde in Kleingruppen - hoffentlich unter Einbeziehung dieser bisherigen Erfahrungen - über diesen kompletten Komplex diskutiert. Wir hoffen, das funktioniert, da diese Fragen eng miteinander verwoben sind.
Das letzte Mal bot der Samstag Nachmittag Zeit, sich in verschiedenen Arbeitsgruppen im kleineren Rahmen einerseits weiteren Raum für die inhaltlichen Debatten zu nehmen und sich andererseits den eher praktischen Fragen zu widmen. Das sollten wir beibehalten. Zu den einzelnen AGs mehr in unserem Vorschlag zur Tagesordnung. Weitere Vorschläge sind dringendst erwünscht!
Vor allem rund um Struktur/ Kommunikation/ Prozess nach aussen und innen bleibt uns unklar, wie sich AGs zusammenfinden könnten. Vorschläge wären dazu m orfeld schärfstens erwünscht. Ansonsten wird sich das vor Ort klären müssen.
Mit der Struktur des Treffens bleibt es wie gehabt: Wir bringen den Vorschlag zur Tagesordnung mit und moderieren den Freitag Abend. Freitags muss sich dann eine neue Strukturgruppe für den Samstag finden und die Freitag Abends gefällten Änderungsvorschläge in die Strukturierung des Samstags einfliessen lassen. Wenn es gravierendere Änderungsvorschläge gibt, würden wir euch bitten, die schon vorab über die Mailingliste (g8-2007@riseup.net) anzukündigen. Das erspart uns allen möglicherweise ermüdende Strukturdebatten im großen Plenum.
Soweit erstmal, wir freuen uns auf eine spannende zweite Runde,
Libertad Frankfurt, G8-Plenum Mannheim/ Heidelberg und glocal group Hanau
Agenda-Vorschlag
Freitag, 6. Januar
18 Uhr - Wir bringen uns auf einen gemeinsamen Stand.
Vorgestellt werden Ergebnisse von Zwischentreffen der verschiedenen AGs (welche haben sich denn in der Zwischenzeit getroffen?), von regionalen Entwicklungen in der Zwischenzeit und die verschiedenen Diskussionspapiere.
Samstag, 7.1.2006
9 Uhr - Frühstück
10 Uhr - großes Plenum, Thema des Vormittags: "Inhalte und Selbstverständnis"
zwei (kurze) Inputs als Versuch den Stand der bisherigen Diskussion einzufangen, Widersprüche und Fragen zusammenzufassen und diskutierbar zu machen.
Aufteilung in Kleingruppen (max. 20-30 Leute)
11-12:30 Uhr - Kleingruppen diskutieren über "Inhalte und Selbstverständnis"
12:45 Uhr - großes Plenum - sind schon Entscheidungen bezüglich Namen oder Slogan möglich? (Wir stehen nicht unter Druck - wenn nicht werden wir einfach den Stand der Diskussion erneut kurz zusammenfassen.)
13:30-15:00 Uhr - Mittagspause
15:00 Uhr - (kurzes) großes Plenum zwecks Vorstellung der unterschiedlichen AGs am Nachmittag
15:30 - 17:00 Uhr - AGs Teil1
17:15 - 19:00 Uhr - AGs Teil 2
Manche zeitintensiven Themen finden in beiden AG-Phasen statt.
Folgende AGs stehen schon fest und wurden zum größten Teil auch schon in Zwischentreffen oder eigenen Mailinglisten weitergeführt:
1. Fortsetzung der Inhaltsdebatte
- St.Petersburg 2006
- Camp 2006
- Homepage
- Lokale Mobilisierung
- Internationale Mobilisierung
- Infotour
Anknüpfend an AGs beim letzten Treffen wären zudem weitere AGs möglich und nötig:
* Vermittlung/ Kommunikation nach außen ("Außenwelt") oder als Unter-AGs:
- Pressearbeit
- Bündnisse
* Struktur/ Kommunikation/ Prozess (innen) oder gesplittet in:
- Breites Bündnis vs. explizit linksradikales Netzwerk
- Hallmarks/Eckpunkte/Selbstverständnis
- Umgang untereinander und mit Hierarchien und Dominanzen
19 Uhr - Abendessen
Allen die dann noch nicht genug haben, steht es natürlich frei "open end" weiterzumachen. Einzelne AGs werden möglicherweise mehr Zeit brauchen.
Sonntag. 8.1.2006
9.00 Uhr - Frühstück
10.00 - 13.00 Uhr Großes Plenum - Entscheidungen treffen bezüglich Namen und Slogan (falls möglich). Ansonsten kurze Ergebnisprotokolle von AG�s und wie geht's in den AG�s weiter.
Am Ende erneute Verabredungsphase für die Zwischentreffen der AGs.
g8-2007@riseup.net