Aufruf
zu einer internationalen antikapitalistischen, antistaatlichen, antirassistischen, antipatriachalen, antifaschistischen, undogmatischen Vorbereitung über den G8 2007 in Heiligendamm hinaus.
Bei Licht besehen und erst recht im Schutze unserer lieben Freundin Dunkelheit lassen die herrschenden Verhältnisse nur einen Schluss zu: Den widerwärtig großbuchstabigen Bündeleien der Reichen und Mächtigen in EU, NATO, WTO, G8 gilt es noch viel grenzenloser gegenüber zu treten als bisher.
Wenn nationale Regierungen sich in ihrem Handeln immer mehr internationalisieren und die politische Verantwortung zunehmend von sich weisen - wahlweise Brüssel oder Weltmarkt stammeln - dürfte sich diese Einsicht künftig auch im nicht-anarchistischen Lager leichter vermitteln lassen. Das ist ein Grund zur Freude, der uns aber nicht schläfrig werden lassen sollte. Schließlich geben sich die Staaten Europas mit Militarisierung, Armenbespitzelung und Repression dieser Tage wirklich Mühe, sich zum Feind all jener Menschen zu machen, die nicht über Leichen gehen wollen.
Es ist gar nicht so leicht, uns international zu organisieren und zu vernetzen. Dem Mitdenken der Welt in unserem Handeln steht oft ganz schlicht entgegen, dass auch wir es nicht gewohnt sind, grenzenlos d.h. nicht immer ab- und ausgrenzend zu denken. Unsere Widerstandstraditionen bleiben oft weit mehr im Rahmen, als uns lieb ist, woanders lernen können wir´s aber nicht. Damit kommen wir endlich zu den praktischen Fragen.
Wie können wir sie organisieren, die heiß ersehnte "Undogmatische Internationale“?
Der bewährte Aktions-Diskussions-Mix scheint uns der beste Weg und CampInski 06 - das Camp zur Organisierung gegen die G8 und für globale soziale Rechte und ein ganz anderes Ganzes vom 4.-13. August - der richtige Ort dafür zu sein. Radikale Linke, AnarchistInnen, Autonome und Antiautoritäre aus hoffentlich vielen Ländern, Städten und Regionen werden dort zusammenkommen, um gemeinsam eine Strategie gegen das Treffen der Herrschenden 2007 in Heiligendamm auszubaldowern.
Der Vorschlag ist:
1.] ein grosses abendliches Treffen (KEINE Podiumsdiskussion) relativ zu Beginn des Camps zu machen, auf dem es um die Arbeitsweise und konkrete Aufgaben einer internationalen Vorbereitung geht. Wir haben uns schon mal ein paar konzeptuelle Gedanken gemacht, die Euch in wenigen Zeilen vorgestellt werden. Auf dem Treffen sollen diese Ideen diskutiert werden, nicht zuletzt damit sich ein oder zwei Tage später eine Gruppe konstituieren kann, die sich der Umsetzung der Ergebnisse der Diskussion in der Zeit vor und während des Gipfels widmet. Weitere Kritiken, Anregungen und Verbesserungen sind beim abendlichen Treffen ebenso willkomen wie GenossInnen, die Lust haben sich an dieser Arbeitsgruppe zu beteiligen. Inwieweit diese Gruppe auf CampInski schon konkrete Aufgaben übernehmen kann, muss sich zeigen.
2.] können wir uns auf dem Treffen für eine Aktion verabreden. In der gemeinsamen Planung und Durchführung dieser (z.B. antirassistischen oder antifaschistischen) Aktion könnte deutlich werden, worin wir den qualitativen Unterschied zwischen internationaler Vorbereitung und Mobilisierung sehen. Alle sollten dabei Zeit genug haben, die Ziele und Mittel der Aktion zu diskutieren, ihre Erfahrungen einfliessen zu lassen und last but not least die spezifischen Bedingungen für AktivistInnen in einem modernen Polizeistaat noch vor der Konfrontation kennenzulernen. Genau an diesem Punkt ist eine ganz konkrete Kooperation mit der bereits existierenden Antirepressionsarbeitsgruppe notwendig, um nicht alle Arbeit doppelt zu machen.
3.] soll sich also die frischgebackene InternationalAG mit dieser Gruppe koordinieren. Die AntirepressionsAG wird die unterschiedlichen Bedingungen in den einzelnen Ländern thematisieren und ein Briefing auf die Situation in der BRD vorbereiten. Auf keinen Fall soll die Diskussion über die Repressionsbedingungen in der BRD dazu führen, dass wir zusammen handlungsunfähig werden. Antirepressionsaufklärung und Erfahrungsaustausch soll und muss uns dazu befähigen, trotz ungewohnter und schwieriger Bedingungen offensiv und praktisch militant gegen den G8 vorzugehen, und aus den unterschiedlichen Erfahrungshintergründen von einander zu lernen.
Konzeptuelles zu einer Internationalen Arbeitsgruppe
"Internationals" sind für uns erstmal alle, die an den Gipfelprotesten teilnehmen und sich nicht als Deutsche fühlen. Juchu! Das sind ja wir! Ja doch, richtig - aufbauend auf diesem Konsens wird es praktisch viel um Technix wie Übersetzungen und Reisekosten gehen. Dann darum, unser Wissen und unsere Erfahrungen mit deutschen Bullen und Justiz denjenigen in schriftlicher und mündlicher form zu vermitteln, die das so nicht kennen. Das ist natürlich viel mehr als eine Arbeitsgruppe leisten kann. Deshalb ist Bewusstseinsbildung ein wichtiger Punkt der Arbeitsgruppe: Uns selbst und unseren GenossInnen bei den Protesten wie im Vorfeld immer wieder in Erinnerung zu rufen, möglichst viel mit den Internationals zu teilen - seien es Diskussionsbeiträge in mehreren Sprachen, Angriffsziele in mehreren Ländern oder auch nur ein verstehbarer Hinweis im richtigen Moment, dass die Betriebsamkeit dort hinten bedeutet, dass ein Greiftrupp der Bullen sich bereit macht. Das machen schon viele für und mit ihren engeren GenossInnen und wir fänden es prima, diese Dinge mehr zu vergesellschaften. Je weiter wir die Grenzen in unseren Köpfen und in unserem Handeln überwinden können, um so besser - auch wenn wir vermutlich dann doch recht kleine Brötchen backen werden. Runtergebrochen stellen wir uns die Umsetzung bei den Gipfelprotesten folgendermaßen vor - und wenn das ein oder andere davon schon auf Campinski umgesetzt werden kann, ist das gut und nicht schlecht.
Übersetzungen in Wort...
Soweit nicht mit Übersetzungsanlage versorgt finden alle großen Plena und Diskussionsveranstaltungen standardmäßig auf deutsch und englisch statt. Dies gibt rein zeitlich auch in kleineren Übersetzungsecken die Gelegenheit, nicht nur dem Gesagten hinterher zuhecheln, sondern sich aktiv an der Debatte zu beteiligen. Die VeranstalterInnen komplexer theoretischer Veranstaltungen sollten darüber hinaus erwägen, die Beiträge in schriftlicher Form schon vorher zumindest auf englisch zugänglich zu machen. Wir müssen uns auf dem oben genannten Treffen darüber verständigen, inwieweit wir es leisten können die nötigen ÜbersetzerInnen zu besorgen bzw. für Koordinierung und Finanzierung derselben verantwortlich zu sein.
...und Schrift
Vor Ort sollten alle Informationen mindestens zweisprachig sein, u.U. nach dem kanadischen Publikationsmodell [aus beiden Richtungen in je anderer Sprache zu lesen]. Schon jetzt sollten ausgewählte Diskussionsbeiträge aus der Vorbereitung in andere Sprachen übersetzt werden, um nicht deutsch sprechenden Leuten die Möglichkeit zu geben, sich an der Vorbereitung zu beteiligen. Dabei sollten wir im engeren Sinne von Vorbereitung nicht nur an unsere GenossInnen sonstwo auf der Welt denken, mit deren Beteiligung wir 2007 rechnen, sondern auch die Zusammenarbeit mit denjenigen forcieren, die aus selbst bestimmten oder erzwungenen Gründen hier leben. Mit den weiter entfernt lebenden AktivistInnen besteht diese gemeinsame Vorbereitung natürlich nicht in der Organisierung der Infrastruktur sondern vor allem in der möglichst grenzüberschreitenden Diskussion und Bezugnahme, wozu es unerlässlich ist, ihnen eben nicht nur die verschiedenen Mobilisierungsaufrufe zukommen zu lassen. In diesem Sinne fordern wir Euch alle auf, zu übersetzen was das Zeug hält und all Eure FreundInnen auch dafür zu begeistern. Klinkt Euch über die Listen ein oder meldet Euch bei uns.
Webseite
Angedacht ist eine zumindest zweisprachige Webseite - und nach Möglichkeit auch noch in anderen Sprachen, wobei wir auch da wieder auf breite Unterstützung in Bezug auf die Übersetzungen angewiesen sind. Hier werden alle wesentlichen Texte für die Mobilisierung und Organisierung nachzulesen sein. Die Seite soll einen organisatorischen Rahmen für die internationale Vorbereitung gewährleisten, für Diskussionen gegen den G8 in allen Städten und Regionen Europas und darüber hinaus. In unserer Vorstellung sieht das so aus, dass die verschiedenen Arbeitsgruppen die Übersetzung ihrer Texte zumindest ins Englische gewährleisten; sich überlegen welche Papiere und Diskussionen über den deutschen Tellerrand hinaus interessant sind. So könnte es gelingen, mit Gruppen in anderen Ländern und nicht-deutschsprachigen Gruppen in der BRD die an den gleichen Themen dran sind eine etwas öffentlichere Diskussion zu organisieren. Die Web-Seite kann die öffentliche Plattform für diese erhofften Debatten sein. Weiterhin soll sie alle wesentlichen Informationen über die Repressionsbedingungen in der BRD bereithalten: Informationen über Bullenstrategien, was passiert bei Verhaftungen, wie sind die Ermittlungsausschüsse organisiert? Was kostet was, wenn Mensch doch trotz aller Vorbereitungen erwischt wird und wie kann die Zusammenarbeit mit RechtsanwältInnen aus den anderen Ländern aussehen. Wie das konkret zu organisieren ist, ist noch nicht klar. Noch sind wir dafür zu wenige, auf den Camp muss sich dazu noch ein Gruppe bilden.
Sprachinfoplena
Einen weiteren Punkt stellt die direkte Kommunikation jenseits der Plena dar. Da es für nicht-deutschsprachige Leute um einiges schwieriger ist, brauchbare Informationen von Gerüchten zu unterscheiden - und von denen gibt es bei solchen Großereignissen erfahrungsgemäß jede Menge - schlagen wir täglich stattfindende kurze Infolplena in den entsprechenden Sprachen vor, um alle jenseits bevorzugter Aktionsformen auf einen gleichen, möglichst aktuellen Stand zu bringen. Bei diesen Treffen sollte es AnsprechpartnerInnen aus unserer AG geben, die auch weitere Kontakte vermitteln können.
A Guide to Activists – Händchen halten
Neben einem Heftchen, in dem alles das zusammengefasst ist, was für unsere GenossInnen, denen die deutschen Zustände noch fremd sind nützlich und wissenswert ist, schlagen wir vor, einzelnen Demonstrations- und Aktionsgruppen Leute zur Seite zu stellen, die diesen in verschiedenster Hinsicht mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das kann von Ortskundigkeit bis zu gemeinsam vorbereiteten Aktionen reichen; über Art und Umfang dessen, was wir gewährleisten wollen und können müssen wir uns in der Arbeitsgruppe verständigen. Wir haben bisher so was wie eine organisiertere Betreuung der GenossInnen aus den anderen Ländern angedacht, kein „Händchen halten“, sondern das Übernehmen von konkreter Verantwortung in eskalierten Situationen. Vieles kann sich sicherlich über die persönlichen Freundschaften und Kontakte herstellen, aber wir können nicht davon ausgehen, dass alle Menschen aus anderen Ländern in organisierten Gruppen anreisen. Sich um all diese Leute zu kümmern kann aber nicht ausschließlich von unserer Arbeitsgruppe alleine gewährleistet werden. Von daher ist es die Aufgabe der gesamten Mobilisierung die Betreuung unserer GenossInnen aus dem privaten in den politischen Raum zu transformieren.
Dazu gehört natürlich im Vorfeld die gemeinsame Diskussion, Herauszufinden was grenzenübergreifende Themen für die radikale und anarchistische Linke sind und wie sie in gemeinsamen Aktionen praktisch umzusetzen sind.
This is not the end, this is the beginning of a beautiful dream Wir rufen zur Gründung einer international organisierten Arbeitsgruppe auf und bitten Euch die Information über all Eure Kanäle an all Eure Kontakte zu verbreiten - auf dass möglichst viele Internationals mit uns schon in diesem Sommer zelten.
Für eine internationale Mobilisierung und Organisierung gegen den G8 und darüber hinaus – kommt zum Camp - Venceremos! We will win! Break kaputt what breakes you down!