First call!
Camp Inski - Anti-G8-Camping direkt an der Ostsee:
Für globale soziale Rechte und ein ganz anderes Ganzes!
4. bis 13. August 2006
Im Sommer 2007 treffen sich im Kempinski Grand Hotel im Ostseebad Heiligendamm bei Rostock die VertreterInnen der wirtschaftlich und militärisch führenden Staaten des Nordens. Aus guten Gründen ist schon viel gegen die G8 geschrieben worden und auch dieser Aufruf kommt nicht umhin, sich für ihre Abschaffung auszusprechen. Schließlich sind sie in einer Welt der Ausbeutung, Armut und Unterdrückung, der Globalisierung des Krieges, des sozialen Angriffs und der Migrationsbekämpfung zentrale Knotenpunkte im institutionellen Apparat der herrschenden Weltordnung.
In der politischen Geographie des Protestes und des Widerstandes sind Gipfel zugleich symbolische Orte eines kollektiven und viel- stimmigen, die neoliberale Illusion vom Ende der Geschichte erschütternden – YA BASTA! – „Es reicht!“ geworden. Was sich in den Protesten neu entwickelte war die gemeinsame Fähigkeit, sich das Ganze als etwas vorzustellen, das ganz anders sein könnte, und das global.
words...
Die Gipfelproteste in den 1990ern, im neuen Jahrtausend in Prag, Göteborg und Genua bis hin zu den Protesten in Gleneagles und St. Petersburg stehen für vielschichtige jüngere Bewegungserfahrungen im alten Themenfeld des Internationalismus. Wenn wir in unserer Mobilisierung an eine Analyse vorangegangener Kämpfe anknüpfen wollen, so lohnt es sich, in unserem sympathischen aktionsorientierten Milieu auch mal Denkpausen als bewusste Zwischenetappe einzulegen. Gefragt sind theoretische Überlegungen, die versuchen, die neoliberale Umstrukturierung der Welt zu erfassen, genauso wie der neugierige Austausch über Widerstandspraxen, die sich lokal und global entwickeln.
Schon bei den Protesten in Gleneagles, beim BUKO in Hamburg, bei mehreren Treffen der linksradikalen Netzwerke ‚Dissent!’ und ‚Interventionistische Linke’ und zuletzt bei der breit besuchten Aktionskonferenz in Rostock ist deutlich geworden, dass BasisaktivistInnen aus so unterschiedlichen Milieus wie der gewerkschaftlichen Linken, antirassistischen Initiativen, der Graswurzel-Bewegung, Flüchtlingsselbstorganisierungen, Leute bei attac und aus der autonomen Linken schon aus den Startlöchern für eine Mobilisierung für das Jahr 2007 heraus sind. Und AktivistInnen aus unterschiedlichen Zusammenhängen aus ganz Europa fragen jetzt schon nach, wie es um die Gipfelmobilisierung in Deutschland steht, um eine inhaltliche und praktische Kontinuität der Proteste zu gewährleisten.
In allen diesen Spektren möchten wir für die Idee eines Camps schon in diesem Jahr werben. Wir wollen kein ausschließendes Spektrumlabel für das Camp, denn der Kampf um globale Rechte ist nur als Kampf und Auseinandersetzung um unterschiedliche Gesellschafts- und Emanzipationsvorstellungen denkbar. Stattdessen halten wir es für entscheidend, politische Formen zu finden, in denen Positionen formuliert und Konflikte offen und öffentlich ausgetragen werden können.
Das Camp 2006 soll ein solcher Ort der Begegnung, des Austausches und selbstverständlich auch des Streites unterschiedlicher Spektren der heterogenen Bewegungslinken werden. Wir wollen den verschiedenen europäischen und internationalen Konzepten von Bewegung, Protest und Widerstand nachspüren, um „Unterschiede zu erkennen und Ähnlichkeiten anzuerkennen.“ Natürlich mit dem Ziel, die Energie und die Erfahrungen aus dem Gipfel 2006 in St. Petersburg aufzugreifen und bis zum Sommer 2007 einen breiten, entschlossenen und wirkungsvollen internationalen Widerstand zu organisieren.
... and action
Neben gutem Leben an der schönen Ostsee (in anstrengender Selbstorganisation) mit ausreichend Raum für Diskussionen und Veranstaltungen, Workshops und AG’s wird Camp Inski, das Anti-G8-Camp an der Ostsee, selbstverständlich mit Protesten und – wo es angebracht ist – auch mit sozialem Ungehorsam in Aktion treten und in der Region Präsenz zeigen:
* Unter dem Motto „Das globale Lagersystem lokal bekämpfen“ wollen wir an die Erfahrungen der no-lager-kampagne in Mecklenburg-Vorpommern anknüpfen. Lager für Flüchtlinge und MigrantInnen, diese Orte, die auf keiner Landkarte eingezeichnet sind, lassen sich mittlerweile überall in Europa finden. Sie produzieren eine Hierarchisierung von Rechten und sind damit zentraler Bestandteil eines globalen Ausgrenzungssystems. Wir hingegen sagen: Die Möglichkeit, sich frei zu bewegen, ist ein Recht, welches es global zu teilen gilt!
* „Hanse Sail Rostock 2006 – 10. bis 13. August – dieses Datum hat sich die Marine im Kalender besonders dick unterstrichen. Auf dieser maritimen Großveranstaltung feiert die Marine ihr 50-jähriges Jubiläum. Daher wird es in diesem Jahr ein Aufgebot der ganz besonderen Art geben.“ (www.hansesail.com) Erwartet wird auch die im Rahmen von „enduring freedom“ im "Anti-Terroreinsatz" erfahrene Fregatte MECKLENBURG-VORPOMMERN sowie Marineeinheiten anderer Länder. Lasst uns gemeinsam antesten, wie viel antimilitaristischen Widerspruch die verspielte „volksnahe“ Zurschaustellung globalisierter Kriegsbereitschaft der Industrienationen Rostock aushält!
* Der Flughafen in Rostock/Laage wird sowohl von der zivilen Luftfahrt als auch militärisch von der Bundeswehr genutzt und spielt somit auch eine zentrale Rolle für die NATO. Von hier aus starten die Eurofighter, die ab Sommer 2006 auf dem sogenannten Bombodrom-Gelände nahe dem brandenburgischen Wittstock den kombinierten Einsatz von Luft- und Bodentruppen üben wollen. Rostock/Laage bietet als ein Ort der Modernisierung der weltweiten NATO-Kriegsführung reichlich theoretische und praktische Ansatzpunkte für das Camp Inski.
* Im September finden in Mecklenburg-Vorpommern Landtagswahlen statt. Die NPD rechnet sich gute Chancen aus, in den neuen Landtag einzuziehen. Ein inhaltlicher Schwerpunkt ist der Kampf gegen die „Globalisierung“. Das Angebot der extremen Rechten heißt Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus. Ein Grund von vielen, dass wir uns auch in den NPD-Wahlkampf einmischen.
Migration, Antifaschismus und der Widerstand gegen Militarismus und Krieg sind nur einige Themen, die beim Camp Inski 2006 eine Rolle spielen werden. Doch wir wollen mehr, denn die neoliberale Umstrukturierung der Welt ist vielfältig - unser Widerstand und unsere Widerstandsformen auch. Daher rufen wir international auf, sich aktiv mit Workshops, Aktionen und Diskussionen am Camp Inski zu beteiligen.
Organisiert Euch - Bringt Euch ein
Für ein ganz anderes Ganzes!
v.i.S.d.P.: S. Kemper, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin