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2009-06-22

Der G8

Der G8 in L' Aquila ist ein Problem. Ein Problem von enormer Tragweite. Eine weitere Last auf unsere vor Erschöpfung ohnehin so gebeugten Schultern. Je näher der Termin rückt, desto mehr wird es uns bewusst. Und wir erfassen die Tragweite. Die von der Regierung umgesetzte Strategie entrollt sich vor unseren Augen. Manöver eines Regimes. Verdeckte Manöver, Manöver, die auf Erdrückung ausgerichtet sind. Darauf, einen an die Wand zu drücken.

Heute hat sich hier in L' Aquila die landesweite Vollversammlung zum G8 eingefunden. Wir waren eine ganze Menge Leute, unter dem Großzelt im Unicef-Park. Viele, viele Stunden unter strömendem Regen und dar Hagel ließ die Lanschaft winterlich weiß werden. Strömendes Wasser unter unseren Füßen. Und durch das Getöse des Gewitters übertönte Stimmen. Extreme Bedingungen in einer extremen Situation. Versucht euch, die Verschränkung der Erdbebenopfer, die Trotz der Katastrophe und den Zwangsmitteln die der Militärstaat verhängt versuchen, sich wieder zu erheben, um ihre Rechte zu behaupten und es auch, Stück für Stüch hinkriegen und der Vertreter der Bewegungen vorzustellen, die zu Recht un um jeden Preis gewillt sind, ihr Recht auf Demonstration in L' aquila einzufordern. Versucht euch die Angst der ersteren vorzustellen, dass sie instrumentalisiert werden könnten oder zumindest auf eine solche Weise wirken könnten und die Absichten derer, die sowieso und überall ihre Anwesenheit beim Ereignis sicher gestellt hätten.

Bild: l'Aquila

Diese Regierung hat die Dinge in großem Stil durchdacht: die Bürger, die versuchen zu rebellieren und, unter Mühen versuchen, sich Sichtbarkeit zu verschaffen und sich zu koordinieren und das was ihnen zusteht, weil es ihr gutes Recht ist, lautstark einzufordern und die Demonstranten gegen den G8, ihre seit jeher formulierten Anliegen einbringen. Die Anliegen, die auf der Seite der Schwachen und gegen die Supermächte sind. Und wir wissen das sehr gut, dass sie auf unserer Seite sind: die no global waren von der ersten Stunde an auf diesem Territorium* präsent. Sie sind es, die die campi autogestiti** in Tempera, San Biagio, Camarda eingerichtet haben. Sie sind die Leute, die lange vor vielen anderen mit Hilfslieferungen gekommen sind. Die, die unermüdlich gearbeitet haben und weiter bleiben, im Territorium. An unserer Seite. Und sie haben Räume der Erholung und Regeneration geschaffen, und Feldküchen, und Vorratsspeicher. Sie sind die einzigen, die die Evakuierten versorgen, die nicht in den Camps untergekommen sind und stattdessen im Territorium verbleiben. Die, die der Zivilschutz im Stich gelassen hat, weil sie nicht der extrem strikten Kontrolle*** unterliegen. Es sind die, die einem zuhören und helfen. Es sind die, die nach dem G8 nicht gehen werden. Und dann die sozialen Foren, die Cobas**** und die unendlich zahlreichen linken Bewegeungen. Alle gemeinsam. Alle in dieser Stadt. Bemüht, sich nicht gegenseitig im Weg zu stehen. Die aquilanischen Bürger bekräftigen ihren Willen, in der kollektiven Wahrnehmung nicht mit den Randalierern assoziiert zu werden. Die anderen, die Randalerer nicht sind, bekräftigen ihre Absicht, zu kämpfen. Auch für uns.

Man hat beschlossen, dass man demonstrieren wird und dass jeder dabei sich für die Formen entscheiden wird, die er für die angemesseneren halten wird. Bemüht, sich nicht gegenseitig zu behindern. Der oberste Minister hatte gedacht, uns so festnageln zu können. Wir aber machen weiter. Obwohl die Medien ihre dreckige Arbeit verrichten werden. Der Apparat wird wie der sein, der im Krieg agiert. Man sagt, dass man die Evakuierten hemmen wird, die Camps zu verlassen und das die Arbeit, das bischen Arbeit, die es noch gibt, wird zum Stillstand kommen. Mobiltelefone und Computer werden unter Überwachung stehen. Das Regime wird seinen Auftrag erfüllen, hier, in einem Landstrich, der zu seinem Exerzierplatz geworden ist. Wir werden es versuchen, nicht für immer durch dieses zusätzliche Erdbeben verdunkelt zu werden. Und die Feuerwehrleute werden an unserer Seite demonstrieren. Es wurde bekräftigt und zugesagt, dass keinerlei Gewalt angewendet werden wird. Und die Gewalttätigen werden nur reinkommen, wenn die Lenker des Regimes, wie es schon immer gewesen ist, es so wollen werden, dass sie hereingelassen werden.

A.d.Ü.:

* "Territorio" wird gängigerweise, aber unkritisch, mit "Gebiet" oder "Land" überetzt. Weil diese Lösung die wichtige mit dem Gedanken der sozialen Selbstbestimmung in einem angestammten und sedimentierte Lebensraum verknüpfte Bedutungskomponente völlig ausblendet, wird hier der Begriff "Territorium" vorgezogen.

** "selbstverwaltet", aber auch: "selbstbestimmt" und "autonom", hier nicht im Sinne von "linksradikal", sondern von "auf autonome", also selbständige und selbst organisierte, Weise etwas betreibend bzw. agierend - alles nicht einerlei - vielmehr, alles in einem...

*** Es ist hier die Kontrolle in den Camps gemeint. Sehr wohl existiert neben dieser auch die straffe Kontrolle im Territorium

**** Starke unabhängige Basisgewerkschaft

Source: http://miskappa.blogspot.com/2009/06/il-g8.html