Widerstand gegen das Europa der Herrschenden!
Köln '99: Sturm auf die EU- und Weltwirtschaftsgipfel
Normalität herrscht
Kapitalismus heißt heutzutage Neoliberalismus und nachhaltige Entwicklung. Ausbeutung heißt Sachzwang. Imperialismus und Militarismus firmieren als Kontinuität in der Außenpolitik. Und der Ökoimperialismus tarnt sich hinter der Mülltrennungsromantik der Agenda 21.
Vom Patriarchat spricht niemand mehr. Nationalismus kommt als Standortsicherung daher. Staatlicher Rassismus nennt sich Innere Sicherheit. Als Kriminalitätsbekämpfung getarnt werden politische Repression und Überwachung perfektioniert. Der Antisemitismus heißt Gesundes Selbstbewußtsein oder Notwendige Debatte.
Wenn das normal ist, sind wir es nicht
Wenn sich die staatlichen Vollstrecker der kapitalistischen Weltordnung im Juni in Köln treffen, werden wir Widerstand leisten. Widerstand gegen die Organisation von Unterdrückung und Ausbeutung, Widerstand gegen die feiste Zurschaustellung von blutiger Macht, Widerstand gegen die Lobhudeleien über die BRD.
Vom 3. bis 4. Juni 1999 werden im Kölner Gürzenich unter deutschem Vorsitz die führenden Staats- und Wirtschaftseliten der EU-Staaten tagen. Vom 18. bis 20. Juni findet der sogenannte Weltwirtschaftsgipfel statt, das Treffen der G-7-Staatschefs, der Direktoren von Internationalem Währungsfonds (IWF), der Welthandelsorganisation WTO usw.
Der EU-Gipfel steht im Zeichen
? des geplanten Ausverkauf Osteuropas an die Interessen des westeuropäischen Kapitals;
? einer ökologisch zerstörerischen und kapitalintensiven Agrarpolitik, der Kürzung der Zahlungen für abgekoppelte Regionen und der Konzentration in der Landwirtschaft (Agenda 2000);
? einer zunehmenden Verschlechterung der Lebensbedingungen Lohnabhängiger und erwerbsloser Menschen z. B. durch die Ausweitung ungesicherter Arbeitsverhältnisse auf europäischer Ebene;
? des Ausbaus von EUROPOL, ohne parlamentarische Kontrolle, mit Datensammlungen, Überwachungsnetzen und Immunität für Polizeibeamte und -institutionen;
? der immer perfekteren Abschottung der Festung Europa gegen Flüchtlinge und MigrantInnen;
? und des Aufbaus eines militärischen Arms der EU, möglicherweise der Westeuropäischen Union (WEU).
Seit ca. 40 Jahren gibt es das Vorhaben der europäischen
Einigung unter kapitalistischem und imperialistischem Vorzeichen. Mit der Ratifizierung des Maastricht II-Vertrages und der offiziellen Einführung des Euro zum 1.1.1999 wurden die bislang letzten Schritte zur ökonomischen und politischen Vereinheitlichung der westeuropäischen Staaten getan. Westeuropa formiert sich als wirtschaftlicher Block und verbessert sowohl seine Kampfbedingungen in der imperialistischen Konkurrenz gegenüber den anderen Metropolen als auch seine Möglichkeiten zur Ausbeutung des Trikont. Gleichzeitig wetteifern verschiedene Staaten um die Vorherrschaft in der EU.
Die BRD erlangt durch die EU neue Absatzmärkte und verbesserte Möglichkeiten, anderen Staaten ihre Bedingungen zu diktieren. Ein Mittel dazu ist die Währungspolitik der Europäischen Zentralbank in Frankfurt, die nach dem Modell der ehemaligen Bundesbank für einen "harten" Euro sorgt, also u. a. für die Minimierung staatlicher Sozialausgaben und für die Erleichterung des Niederkonkurrierens schwächerer kapitalistischer Ökonomien, z. B. im Mittelmeerraum.
Auf den Weltwirtschaftgipfeln regeln die imperialistischen Hauptländer ihre gegenseitige Konkurrenz und sprechen sich ab über die Aufteilung der Absatzmärkte, Wechselkurse, Rüstung und das Niederhalten von Opposition. Der Club des internationalen Kapitals, die Konzerne und Banken aus den G-7 - Ländern und der EU beherrschen die Weltwirtschaft und bilden eine Front gegen die Menschen im Trikont und gegen revolutionäre Bewegungen. In Köln wird es um die kapitalistische Regulierung der "nachhaltigen" Ausbeutung der randständigen Länder gehen; die G-7 planen einen sogenannten "Teilschuldenerlaß" im Gegenzug für eine intensivierte Ausplünderung der Ressourcen der Empfängerländer.
Die Bundesregierung will die Gipfel dazu nutzen, die BRD als technisch moderne, normale zivilisierte kapitalistische Großmacht darzustellen, die ihre faschistische Vergangenheit nun endgültig hinter sich gelassen haben.
Die Stadt Köln will die Gipfel für ihre Propaganda für die Wirtschaftsmetropole Köln verwenden. Dabei stören Menschen mit bestimmten sozialen "Auffälligkeiten" (den zugeschriebenen Merkmalen von Armut und Dissidenz), die sich in der Innenstadt aufhalten. Und für den Sommer '99 ist der Ausnahmezustand in der Stadt zu erwarten, mit Bannmeilen, Sicherheitszonen, gesperrten Brücken und dem Weg"säubern" von Unangepassten durch 10.000 Bullen.
Diese Suppe werden wir ihnen versalzen!
Was wir wollen? Die Beherrschung verlieren!
Das fünfhundertjährige Reich...
Die Entwicklung des Kapitalismus beruht auf mehr als 500 Jahren Ausbeutung, Naturzerstörung und Terror in Asien, Afrika und Lateinamerika. Mit der Eroberung Lateinamerikas ab 1492 wurde die vorher in Afrika begonnene Ausplünderung des Trikont auf die ganze Welt ausgedehnt. Die Regionen außerhalb der kapitalistischen Zentren sind heute Lieferanten von Rohstoffen, Lebensmitteln und Billigwaren, Absatzmärkte für Industrieprodukte aus den Metropolen und Reservoir für Arbeitskräfte. Nach dem Zerfall des RGW wird Osteuropa im Rahmen der sogenannten Osterweiterung durch das westeuropäische Kapital kolonialisiert. Die BRD versucht die Region zum Hinterhof auszubauen.
Institutionen wie der IWF und die Weltbank, GATT/WTO und seitens der EU das Lomé-Abkommen erzwangen nach der Entkolonialisierung die Öffnung der Märkte im Trikont für europäisches Kapital und Waren, Privatisierung von Infrastruktur und Böden, Abbau von Sozial- und Gesundheitsausgaben und Lohnkürzungen.
Als Folge davon leben dreiviertel der Menschheit in Armut, Unterernährung, Krankheit und Analphabetismus. Banken und Konzerne, die herrschenden Eliten innerhalb der verelendenden Trikontstaaten sowie ein Teil der Bevölkerung in Westeuropa, Nordamerika und Japan profitieren von diesen Verhältnissen. Doch auch hier nehmen Erwerbslosigkeit, Verelendung und mangelhafte Ernährung zu, wachsen Ghettos, Slums und Obdachlosensiedlungen.
Die Strategie der nachholenden Entwicklung mittels Krediten war von vorneherein zum Scheitern verurteilt, da die Voraussetzungen für eine "normale" kapitalistische Entwicklung dort nicht gegeben war. Ihr Scheitern wurde deutlich, als die dadurch ausgelösten sozialen und Klassenkämpfe (z. B. in Südkorea) die Bedienung der Schulden ins Stocken brachte und zudem stiegen die Zinsen. Hinzu kommt, daß der Austausch zwischen Peripherie und Metropolen ein ungleicher Tausch ist. Denn für eine Arbeitsstunde, die in den Zentren geleistet wird, müssen im Trikont mehrere Arbeitsstunden als Gegenleistung erbracht werden.
... und kein Ende
Gegenwärtig bilden regionale ökonomische Bündnisse (NAFTA, EU, APEC) unter einer oder mehreren konkurrierenden Hegemonialmächten die Grundpfeiler einer neuen Weltordnung. In den Großwirtschaftszonen sollen die Hindernisse für Waren- und Kapitalströme beseitigt werden. Das bringt dem in diesen Zonen jeweils stärksten Kapital maximalen Profit, in der EU also vorwiegend dem BRD-Kapital. Vor allem in den ökonomisch schwächeren Gesellschaften führt es gleichzeitig zu verschärfter Ausbeutung und Armut.
Die Konkurrenz zwischen den kapitalistischen Mächten steigt. Sie wird u. a. durch Handelskriege, durch "unfreundliche Übernahmen" und auch schon durch kriegerische Rivalität ausgetragen - siehe z. B. die entscheidende Beteiligung der BRD bei der Zerstörung Jugoslawiens. Die Herausbildung einer von den USA unabhängig agierenden, atomar bewaffneten Militärmacht EU läuft über verschiedene Optionen: sei es die Aufwertung der WEU, die Bildung von multinationalen "Kriseninterventionskräften" oder die Formulierung einer "Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik" (GASP).
Die Versuche in einzelnen Ländern, dem System der Profitmaximierung zu entrinnen, sind bisher gescheitert: An der erzwungenen Abhängigkeit aller Regionen vom kapitalistischen Weltmarkt und an der Überlegenheit der imperialistischen Staaten: Deren Blutspur zieht sich von Algerien und Vietnam, über Angola und Nicaragua, Chile und Zaire bis hin zu Panama, Kurdistan und die Kriege am Golf.
? Zerschlagung aller herrschaftssichernden Institutionen wie WWG, IWF, Weltbank, NATO
? Sofortige Schuldenstreichung und Reparationszahlungen der kapitalistischen Zentren an die ausgeplünderten Menschen im Trikont
? Keine weltweiten Einsätze der Bundeswehr, weder allein, noch im Rahmen der NATO - für die Auflösung der Bundeswehr
Danke für meine Arbeitsstelle
Der Kapitalismus verweigert auch in den Metropolen den Menschen zunehmend die notwendigsten Mittel für ihr Leben. Das unersättliche Streben nach Profit führt dazu, daß ganze Produktionszweige dereguliert, Arbeitsverhältnisse flexibilisiert und abgekoppelt werden vom System der sozialstaatlichen Absicherung - vom Arbeitslosengeld bis zur Ausbildungsfinanzierung. Prekäre Jobs, d. h. Arbeitsverhältnisse ohne Kündigungsschutz, zu Niedriglöhnen, ohne Streikrecht, ohne Kranken- und Arbeitslosenversicherung, nehmen zu. Dazu kommt die Illegalisierung von zigtausend MigrantInnen, die verstärkte Ausbeutung von Frauen, Verarmung, Obdachlosigkeit. Bioethik- und Euthanasiepropaganda bereiten darauf vor, nicht mehr als ausbeutungsfähig eingestufte Menschen als Ressource zu verwerten: Von der Patentierung von einzelnen lukrativen Genen bis zum Organhandel.
Mit der permanenten Automatisierung und Computerisierung und der Umwälzung der stofflichen Grundlagen kapitalistischer Produktion werden technische Voraussetzungen geschaffen, um die Widerstandspotentiale der verbleibenden Lohnabhängigen, wie z. B. Sabotage, langsames Arbeiten zu unterhöhlen und durch Massenentlassungen den Preis der Ware Arbeitskraft zu drücken.
? Wir brauchen keine körperlich und psychisch kaputtmachende "Arbeit" für alle, um viele sinnlose und menschen- und naturzerstörerische Dinge herzustellen. Wir brauchen die Möglichkeit, ohne Lohnarbeit das zu bekommen, was für ein menschenwürdiges Leben nötig ist: ausreichendes und gesundes Essen, genügend Wohnraum, den Zugang zu Bildung und Kultur, die Möglichkeit zur Fortbewegung, medizinische Versorgung, Pflege für Behinderte, Alte und Kranke, Möglichkeiten zu Kinderbetreuung und noch viel mehr!
Das Patriarchat geht voran
Frauen müssen aufgrund der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung fast überall unbezahlte Reproduktionsarbeit wie Kindererziehung, Hausarbeit, soziale Versorgung, Nahrungsmittelherstellung usw. leisten, die als "Nichtarbeit"
unsichtbar zu machen versucht wird.
Insgesamt verrichten sie 2/3 aller Arbeit und den größten Anteil an ungesicherter Arbeit, erhalten aber nur ein 1/10 des Einkommens und besitzen nur 1% des Eigentums. Sie bekommen im Durchschnitt 40% weniger Lohn als männliche Arbeiter. Frauen werden bei Ernährung, Ausbildung sowie der Gesundheitsversorgung benachteiligt. 70% der Armen weltweit sind Frauen.
Im Trikont zwingen extensive Landvertreibungen und die Intensivierung der Landwirtschaft für die Exportproduktion immer mehr Frauen, sich zu entscheiden: Entweder in den Zulieferbetrieben für die Metropolen zu schuften oder in die kapitalistischen Zentren zu emigrieren. Die Schwemme von Fertigungsbetrieben in den Exportsonderzonen in Mittelamerika, Südostasien/China und z. T. in Osteuropa hat verheerende Folgen: 80% der ArbeiterInnen dort sind Frauen, die mörderischem Arbeitstempo, direkter Gewalt und fehlendem Gesundheits- und Arbeitsschutz ausgesetzt sind.
Die Deregulierung und Umstrukturierung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse geht zu Lasten der Frauen: Die prekarisierte Teilzeitarbeit im Rahmen der europäischen "Bündnisse für Arbeit" sind eine Ausbeutungsform, die mehrheitlich Frauen vorbehalten ist. Frauen stellen einen überproportionalen Anteil an SozialhilfeempfängerInnen. Frauenarbeit soll einhergehend mit dem Abbau von sozialstaatlichen Garantien als "soziales Auffangnetz" herhalten.
Frauen sind vielfältigen Formen patriarchaler, sexistischer Gewalt und Folter ausgesetzt. Ihr Körper wird als Ware gehandelt, u. a. durch den Frauen- und Mädchenhandel aus Südostasien und Osteuropa und den Sextourismus der deutschen Männer auf den Philippinen, in Thailand und Kenia. Frauen leben weltweit in wirtschaftlicher und rechtlicher Abhängigkeit von (Ehe-)Männern. Der Kampf gegen diese Gewaltverhältnisse wird nicht als politischer Widerstand akzeptiert. Frauenspezifische Fluchtgründe werden nicht anerkannt, und Frauen ohne eigenen Paß können in der BRD keinen Asylantrag stellen.
In den kapitalistischen Zentren wie im Trikont sind sie Objekte bevölkerungspolitischer Maßnahmen. Mit Hilfe von Gen- und Reproduktiontechnologien wird Frauen die Kontrolle über ihre Gebärfähigkeit entzogen. Das Ziel ist, genügend "weißen" Nachwuchs zu sichern. Frauen in Afrika, Lateinamerika, Asien und Ozeanien sowie schwarze Frauen, die in den Zentren leben, werden Zwangssterilisierungen, Zwangsabtreibungen (z. B. von weiblichen Embryonen in Indien) und gesundheitsgefährdenden Verhütungsexperimenten ausgesetzt. Auf der anderen Seite wird versucht weiße, nichtbehinderte Frauen durch sogenannte "Lebens"schutzpropaganda und strafbewehrte Abtreibungsverbote zum Gebären zu erpressen.
? Gegen Ausbeutung und patriarchal-kapitalistische Arbeitsteilung.
? Schluß mit der herrschenden Bevölkerungspolitik, mit sexistischer Gewalt und Abtreibungsverboten; Einstellung aller Zwangssterilisierungsprogramme.
Nachhaltiger Ökoimperialismus
Das Kapital der EU- und G7-Staaten ist der Hauptverursacher für die globale Naturzerstörung: Es fördert kapitalintensive Großprojekte (z. B. Hochgeschwindigkeitszüge, Raumfahrt) und Sackgassentechnologien und setzt auf der Suche nach neuen Verwertungsmöglichkeiten bislang relativ unberührte Naturressourcen der Zerstörung aus.
Die Naturzerstörung wird durch die Entwicklung einer neuen Generation von Destruktivkräften (z. B. Atomkraft in ihrer militärischen oder zivilen Variante, Gentechnik) gesteigert, durch den Export von Giftprodukten und Müll, die Ansiedlung lebensgefährlicher Produktionsanlagen in den Ländern des Trikont und durch die Plünderung der Ressourcen bis zur Gefährdung der natürlichen und sozialen Lebensgrundlagen der Menschen. Monokulturen, Abholzen tropischer Wälder, genetisch manipuliertes Saatgut und Chemie in der Landwirtschaft usw. führen zu Bodenerosion, Ausbreitung der Wüsten sowie zu klimatischen Veränderungen.
Ökoimperialistische Politik tritt aktuell unter dem Label der "nachhaltigen Entwicklung" auf: Auf Umwelt- und Klimakonferenzen der UNO wird nach technokratischen Wegen und Reparaturtechnologien gesucht, um die Folgen der Umweltzerstörung der Metropolen auf andere Regionen zu verschieben (z. B. Handel mit CO2-Margen). Durch das Verbreiten von individuellen Schuldzuweisungen und Verzichtsappellen (Agenda 21) soll die Galgenfrist für eine systematisch naturzerstörerische Produktionsweise herausgeschoben werden.
? Gegen Ökoimperialismus, gegen die Ausplünderung und Zerstörung der äußeren Natur; Gegen Gen- und Reproduktionstechnologie und die Manipulation und Selektion von Lebewesen nach Verwertungskriterien.
Rassismus und Nationalismus von oben und unten
Rassistische und sexistische Gewalttätigkeit, staatliche Repression und eine besondere Ausbeutung der (Arbeits-) MigrantInnen gibt es in allen EU- und G7-Staaten. An deren Grenzen werden Flüchtlinge vorsortiert nach Qualifikation, Geschlecht, politischer Gesinnung und Hautfarbe. Wer brauchbar ist, darf herein: Als rechtlose ArbeitssklavInnen ohne soziale Absicherungen in der Landwirtschaft, Gastronomie, am Bau und in der Textilindustrie, als Haushaltshilfen oder für die Prostitution.
Das Schengener Abkommen (1993) sorgt dafür, daß die Außengrenzen der EU mit Schnellbooten an den Küsten und Infrarotgeräten an den Landgrenzen verbarrikadiert sind und die neue High-Tech-Mauer um die Festung Europa immer unüberwindlicher wird. Seit 1990 sind an der BRD-Ostgrenze 90 Menschen getötet worden - auf der Flucht vor dem BGS oder deutschen Bürgerwehren verunglückt oder ertrunken beim Versuch, nachts an gefährlichen Stellen unentdeckt den Grenzfluß zu überqueren. In Griechenland wird die EU-Außengrenze bereits mit Minenfeldern gesichert.
Unerwünschte Flüchtlinge werden schikaniert (z. B. durch Essenspakete), in die Illegalität getrieben oder in Lagern interniert, die mit Mauern und NATO-Draht umzäunt sind, in denen mehrere hundert Menschen auf engstem Raum unter elenden Bedingungen hausen. Sie werden eingesperrt im von der "rotgrünen" Landesregierung errichteten Hochsicherheitstrakt auf dem Frankfurter Flughafen, im größten bundesdeutschen Abschiebeknast in Büren (NRW) oder im Frauenabschiebeknast in Neuss. Gegen diese staatlichen und gesellschaftlichen Zwangsverhältnisse leisten Flüchtlinge und MigrantInnen alltäglichen Widerstand in Form von massenhafter Verweigerung - Zerstörung von Essenspaketen, Knastrevolten, Leben in Illegalität usw.
Mit der europaweiten Zusammenarbeit der Geheimdienste und Polizeien im Rahmen von TREVI und der neuen EU-Polizei EUROPOL sind überstaatliche Koordinierungsstellen entstanden, die die "Flüchtlingsströme" überwachen und den Widerstand gegen die Folgen des kapitalistisch-imperialistischen Herrschaftskomplexes EU kontrollieren sollen.
Kein Europa der Vaterländer, kein Vaterland Europa, überhaupt kein Vaterland!
Ein großer Teil des staatlichen Gewaltapparates wie auch der Bevölkerung paktiert - in Rostock 1992 und anderswo - mit den rassistischen TäterInnen. Billiglöhne, Rohstoffraub und Profite des Kapitals aus Diktaturen verschaffen der Metropolenbevölkerung eine relativ bessere Lebenssituation. Sie hat insofern ein systemimmanentes Interesse am Fortleben rassistischer und imperialistischer Strukturen, das als Leistungs-, Anpassungs- und Aufstiegsdenken, als Wohlstandschauvinismus und Überlegenheitsdenken auftritt. Ihre brutalste Ausprägung hat die Identifikation der "Volksmassen" mit herrschenden Eliten - in Kombination mit auf völlige Verwertung und Vernichtung ausgerichtetem Antisemitismus - im deutschen NS-Faschismus gefunden. Aufgrund der nie substantiell gebrochenen Gemeinschaft von herrschenden Eliten und "Volksmassen" in Deutschland haben der deutsche NS-Faschismus und der Expansionsdrang des deutschen Imperialismus eine besondere Aggressivität.
Eurochauvinismus und Nationalismus widersprechen sich nicht, sondern passen bestens zusammen. Ob DVU und NPD in der BRD, Front National in Frankreich, FPÖ in Österreich oder Alleanza Nazionale in Italien: Die FaschistInnen grölen weiterhin "Deutschland den Deutschen" oder "Frankreich den Franzosen", helfen gleichzeitig mit beim Ausbau der Festung Europa und sind dabei, sich immer stärker europaweit zu vernetzen.
? Die einen fliehen vor Krieg und Folter, andere vor Hunger und Armut oder weil sie wegen ihres Geschlechts, ihrer Homosexualität, ihrer politischen Haltung oder der ihnen zugeschriebenen "Volkszugehörigkeit" verfolgt werden. Viele erhoffen sich auch einfach nur woanders bessere Lebensbedingungen. Egal warum - jeder/m steht es zu, selbst zu entscheiden, wo er/sie leben will. Darum: Weg mit allen Grenzen! Weg mit allen Ausländergesetzen! Gleiche Lebensmöglichkeiten für alle!
? Gegen das Schengen-Abkommen, EUROPOL und TREVI - Weg mit allen Repressionsorganen;
? Freiheit für alle politischen Gefangenen weltweit.
? Gegen die Festung Europa - gegen Menschenjagd, Abschiebung, Polizeistaat und Rassismus!
Die Alternative: Soziale Revolution!
International und solidarisch gegen das Europa der Herrschenden!
Weder von der EU, noch von nationalen Regierungen können wir uns irgendetwas menschenfreundliches erwarten. Auch nicht, wenn SozialdemokratInnen - mit oder ohne grünen oder ex-kommunistischen Ministern - in den staatlichen Führungspositionen sitzen, wie es inzwischen in den meisten EU-Staaten der Fall ist.
Aber es gibt hier und international eine Alternative zu diesem zerstörerischen, verlogenen, in Reichtum für wenige erstickenden System, das auf dem Elend von 90% der Menschen aufbaut: Ein Leben ohne Hunger, Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung für alle ist erreichbar. Allen Menschen muß die umfassende Entwicklung ihrer Fähigkeiten und Bedürfnisse ermöglicht werden, ohne Raubbau an den natürlichen Lebensgrundlagen. Unser Ziel ist eine Gesellschaft, die auf der Grundlage von Solidarität und Gleichheit aufbaut und in der es weltweit keine Ausbeutung und keine Herrschaft von Menschen über Menschen mehr gibt. Eine Gesellschaft, in der es keine Nation und keinen Staat mehr gibt. Eine Gesellschaft, in der die Menschen selbst bestimmen, wie sie leben und was sie produzieren.
Der Weg dorthin beginnt mit dem Widerstand heute: Wehren wir uns gegen den alltäglichen Terror der Lohnarbeit, gegen alltägliche rassistische und sexistische Diskriminierung und Bevormundung! Kämpfen wir hier in den kapitalistischen Zentren gegen diejenigen, die die Ausbeutung der "3. Welt" und ökologische Zerstörung weltweit organisieren! Streuen wir Sand in das Getriebe des militärischen und polizeilichen Sicherheitsapparats des Festung Europa: "Auch Rom ist nicht an einem Tag zerstört worden" ("Blick nach vorn im Zorn", Aufruf linksradikaler Gruppen gegen den WWG 1992 in München).
Zusammen mit allen, die sich - weltweit - befreien wollen, leisten wir gegen diese patriarchal-kapitalistischen Verhältnisse Widerstand: Z. B. indem wir den von einen rassistischen Justizmord bedrohten Mumia Abu-Jamal freikämpfen oder solidarisch sind mit den Menschen in Chiapas gegen die Todesschwadronen der PRI und mit den kurdischen Menschen gegen die türkische Armee und gegen die Repression innerhalb der EU-Staaten. Indem wir uns am Kampf für die Stillegung aller Atomanlagen von Gorleben bis Sellafield beteiligen. Durch die Unterstützung wilder Streiks der Textilarbeiterinnen in den Klitschen der Sonderwirtschaftszonen. Indem wir den Sans-Papiers in Frankreich, den Ansätzen von internationalen Klassenkämpfen z. B. der Renault-ArbeiterInnen in Spanien, Belgien und Frankreich und dem Widerstand indischer BäuerInnen zur Seite stehen, die das Gentech-Saatgut und Felder von MONSANTO und anderen Agro-Konzernen zerstört haben und durch die Vernetzung und Zusammenarbeit und den Aufbau von Strukturen europaweiten Widerstands.
Oder durch den Widerstand gegen EU- und Weltwirtschaftsgipfel. Wir rufen auf:
? zur linksradikalen internationalen Demonstration gegen den EU-Gipfel am 3. Juni
? zum linksradikalen internationalen Anti-EU-Kongreß vom 3. bis 6. Juni
Linksradikales bundesweites Bündnis gegen EU- und Weltwirtschaftsgipfel '99 in Köln
Berlin, Hamburg, Bremen, Göttingen, Bielefeld, Ahaus, Münster, Duisburg, Oberhausen, Gelsenkirchen, Bochum, Wuppertal), Antifa-KoK Düsseldorf, AStA PH Köln, Linksradikales Anti-EU-/WWG-Plenum Köln, Infoladen/MaV-99 (Köln), Antifaschismusreferat AStA Uni Köln & Internationalismusreferat AStA Uni Köln, Anti-Euthanasiegruppe Köln, Alternative Liste Uni Köln, Radikale Linke Köln, Euromarsch Köln, AntiGEN Köln, Ökologische Linke Köln, EA Köln, FSR Sozialarbeit FH Köln, AStA FH Köln, Rotes Büro (Aachen), "Play fair Europe"/AStA RWTH Aachen, NULLNUMMER/Außerparlamentarische Linke/ALB, Bonn, Antifa Rhein/Koblenz, AStA GHS Kassel/Internationalismusreferat, Antifa Marburg, Libertad! (Frankfurt), SDAJ Mannheim, Antifa Augsburg, BUKO (Arbeitsschwerpunkt Weltwirtschaft), FZS, Ökologische Linke - BundessprecherInnenrat, Rote Hilfe - Bundesvorstand, SDAJ - Bundesvorstand, "Peoples Global Action" (PGA), Einzelpersonen aus Trier, Saarbrücken und München
c/o Antifaschismusreferat im AStA Uni Köln, Universitätsstr. 16, 50937 Köln,
Tel.: (0221) 4702992, Fax: (0221) 4705071
Dieser Aufruf wird unterstützt von:
Zu Demonstration und Kongreß rufen darüberhinaus auf:
(Stand: 2. März 1999)
Weitere Aktivitäten:
Linksradikaler Block auf der Demo am 29.5.
Linksradikaler Block auf der Demo am 19.6.