Der G-8-Gipfel findet in diesem Jahr in Japan auf der Halbinsel Hokkaido statt.
Zehntausende Demonstranten werden erwartet. Bei größtmöglicher Abschirmung wird es für die Globalisierungsgegner nicht leicht, sich dem Tagungsort zu nähern. Rund 20.000 Polizisten sind im Einsatz.
Zehntausende Menschen waren Anfang Juni letzten Jahres nach Rostock und Heiligendamm gekommen, um gegen das Gipfeltreffen der acht mächtigsten Politiker der Welt zu protestieren. Rund 120 globalisierungskritische Gruppen beteiligten sich an Aktionen gegen den G-8-Gipfel. Dazu gab es ein Großkonzert mit Bono, Bob Geldof und Herbert Grönemeyer. Vom 7. bis 9. Juli treffen sich die Staats- und Regierungschefs wieder, dieses Mal auf der japanischen Nordinsel Hokkaido. Und wieder werden Proteste erwartet.
„Es wird wie in Heiligendamm Blockaden, eine Großdemonstration, einen noch viel größeren Alternativgipfel, Aktionstage und Camps geben“, sagt Sabine Zimpel von Attac in einem AP-Interview. Mit einer kleinen deutschen Attac-Delegation wird die 37-Jährige nach Japan reisen. Zur Friedensdemonstration am 5. Juli im 100 Kilometer vom Tagungsort Toyako entfernten Sapporo würden Zehntausende Menschen aus aller Welt erwartet. Mobilisiert werde vor allem im ostasiatischen Raum. „Die Menschen da nehmen das sehr ernst.“ Trotz der hohen Reisekosten werde auch mit mehreren hundert Teilnehmern aus Europa gerechnet – für den Flug müssen rund 1.000 Euro hingeblättert werden.
Militante japanische Protestkultur
Ob Zimpel bei den Aktionen und Protesten in der unmittelbaren Nähe des Tagungsortes dabei sein wird, wird sie erst vor Ort entscheiden. „Die Protest-Kultur in Japan hat auch eine militante Tradition“, sagt sie. Sie erwarte auch „sehr heftige Aktionen der Behörden“, die auch vor Deutschen nicht halt machten. „Das muss ich persönlich nicht haben.“
Es sei auch nicht leicht, überhaupt zum Gipfelort vorzudringen. „Das alles ist noch besser abgeschirmt als in Heiligendamm“, erklärt sie. Das Luxushotel „Windsor“, in dem getagt wird, liegt wie eine Festung am Kratersee eines erloschenen Vulkans, dem Toya-See. Vor der Küste Hokkaidos patrouillieren japanische Kriegsschiffe. „Die kreuzen da nicht nur, sondern machen jetzt bereits militärische Übungen“, sagt Zimpel. Darüber hinaus liegt die dünn besiedelte Insel abseits aller Verkehrsströme.
Erwartet werden in Japan auch esperanto-sprechende Globalisierungs-Gegner. Eine Bewegung namens „Esperantoliga für Freiheit auf Hokkaido“ habe sich daran gemacht, Proteste gegen den Gipfel zu planen, berichtete „Spiegel-online“. Besonders nervös seien die japanischen Behörden, weil sie die Sprache nicht verstünden. Den Esperanto-Demonstranten gehe es darum, ein Zeichen gegen die sprachliche Vorherrschaft der G-8-Länder zu setzen.
Alternativgipfel mit 50 Organisationen
Japanische Aktivisten der Gruppe „No G8! Action“ reisen bereits seit einigen Wochen durch Europa und die USA und berichten über die Vorbereitungen gegen das G-8-Treffen. So soll es bereits vom 1. bis 4. Juli in Sapporo Kundgebungen geben, davor in Tokio. Konzerte sind auch geplant. Ob Bono und Bob Geldof wieder auftreten, ist aber noch nicht bestätigt. Und vom 7. bis 9. Juli steht „Blocking G8“ auf dem Programm – direkt am Toya-See sollen die Zufahrtstraßen mit Sitzblockaden dichtgemacht werden. Ein Höhepunkt soll der Alternativgipfel vom 6. bis 8.Juli werden. An ihm nehmen rund 50 Organisationen teil. Themen werden unter anderem Klima, Finanzmärkte und Lebensmittelkrise sein.
Es gibt auch Stimmen, die davon ausgehen, dass die Proteste weniger heftig ausfallen – und das nicht nur wegen der geografischen Lage des Tagungsortes. Ein breites linkes Bündnis gegen den G-8-Gipfel wie in Deutschland gebe es nicht, sagte Go Hirasawa von „No G8! Action“ in einem Interview von „taz.de“. „In Japan sind die Linken untereinander völlig zerstritten. Die Gruppen bekämpfen sich gegenseitig, anstatt gemeinsam für ihre Ziele zu kämpfen.“ Auch habe er den Eindruck, die Menschen in Europa seien viel kritischer. „Die meisten Japaner hegen nicht den geringsten Zweifel an der Legitimität der G-8 oder am kapitalistischen Wirtschaftssystem.“
Yoko Akimoto von Attac Japan geht davon aus, dass trotz horrender Preise und großer Entfernung Europäer und Amerikaner wohl in der Mehrzahl sein werden. „Mit insgesamt 3.000 bis 5.000 Demonstranten wären wir sehr glücklich.“
Akimoto warnte die Besucher zudem, sich auf gewohnte westliche Rechtsstandards zu verlassen. Innerhalb des 50 Kilometer breiten Sicherheitsrings aufgegriffene „Störer“ könnten mehr als drei Wochen lang nahezu willkürlich eingesperrt werden. Japan sei noch weit entfernt von einem demokratischen Rechtsverständnis. Das betreffe auch die Sicherheitsbehörden. „Die sind fantasievolle Protestaktionen nicht gewohnt. Die Gefahr von Überreaktionen ist groß.“ Laut der Plattform Gipfelsoli sollen 20.000 Polizisten beim Gipfel im Einsatz sein.
http://www.g8ngoforum.org/english
http://www.hottokenai.jp/
http://www.janic.org/en/en-index.html
http://www.venro.org/
http://www.gipfelsoli.org/
http://www.attac.de/