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2008-03-08

G8-Aktivist Martin Krämer ist freigelassen

Martin Krämer freigekommen, beschlagnahmte Gegenstände noch in Händen des FSB

Anm.d.Übers.: Dieser Bericht erschien am 6.3. auf www.ikd.ru. Es ist bis dato der neuste Stand über den Fall des deutschen Historikers und politischen Aktivisten Martin Krämer, der am 3.3. im russischen Fernen Osten verhaftet, vom russischen Geheimdienst FSB verhört und geschlagen wurde. Martin Krämer organisiert den Anti-G8-Karawan nach Hokkaido. ( http://gipfelsoli.org/Home/Hokkaido_2008/Hokkaido_2008_deutsch/4742.html)

Zur Vorgeschichte siehe: http://de.indymedia.org/2008/03/209614.shtml

Der linke politische Aktivist, der von der FSB in der Stadt Vanino, Gebiet Charabovsk, festgehalten und, seinen Angaben zufolge, auch geschlagen wurde, ist frei. Am Abend des 5.3. konnte er die Verbindung zu Menschenrechtsaktivisten von der Insel Sachalin, die während der letzten Tage an der Suche nach ihm beteiligt waren, herstellen. Im Folgenden geben wir ihren Lagebericht vom 6.3.2008, 1 Uhr nachts, leicht gekürzt wieder.

"Heute trafen wir uns mit Martin und Jurij (ein Begleiter von Martin und Zeuge seiner Verhaftung in Vanino).

Nach einem Gespräch führen wir mit der Bahn in die regionale Niederlassung des Innenministeriums, um dort seine Sachen abzuholen, die ihm in Vanino abgenommen wurden. Der stellvertretende Leiter der Kriminalabteilung(?) (sic) wusste von unserer Ankunft und war zum Gespräch bereit. Die Sachen waren jedoch noch nicht da - ihm sei mitgeteilt worden, daß die Gegenstände mit dem morgigen Flugzeug aus Chabarovsk um ca. 11 Uhr eintreffen werden. Bereits um 12 müssen wir jedoch aufbrechen... Wir haben mit dem Beamten eine kollektive Vorgehensweise vereinbart, um eine Verspätung auszuschließen. Hoffentlich wird es funkionieren! Es gibt allerdings berechtigte Zweifel, ob die Behörden gutwillig agieren:

Erstens wurden wir in dieser Behörde höchst unfreundlich empfangen, und der Leiter, dem ich ausrichten ließ, daß ich dringend mit ihm über das Schicksal eines ausländischen Staatsbürgers sprechen müßte, ließ mir seinerseits über den Wachmann ausrichten, daß er beschäftigt sei und man sich doch gefälligst an die ausgehängten Sprechstunden halten möge. Ich mußte also meine Bescheinigung, die mich als Hefler eines Duma-Abgeordneten ausweist, vorzeigen, und fast schon herumbrüllen - erst dann erschien der stellvertretende Leiter der "Kriminal"-Abteilung...

Zweitens haben wir diesen Beamten gebeten, bei seinen Chabarovsker Kollegen, die Martins Sachen mit dem (planmäßig) um 8 Uhr morgens startenden Flugzeug hierher schicken sollten, eine LISTE der beschlagnahmten Gegenstände anzufordern, sie mögen sie doch noch heute hierher faxen. Eine solche Liste muß ZWANGSLÄUFIG existieren, schließlich werden die Sachen anhand einer solchen Liste auch wieder herausgegeben, und nicht anders. Wie dem auch sei, haben wir zu dieser Frage keinerlei Antwort erhalten, und ab halb acht abends wurde das Telefon in der Behörde nicht einmal abgenommen.

Wir werden sehen, wie es morgen mit der Herausgabe der Sachen ablaufen wird, wenn wir uns Richtung Hafen sputen müssen...

Martin befindet sich im Büro des örtlichen Menschenrechts-Zentrums. Er hat mit dem deutschen Konsulat in Novosibirsk Verbindung aufgenommen, ihnen ein Fax geschickt etc.

Jurij wird in einigen Tagen den selben Weg zurück nehmen, den er hierher genommen hat - bis Vladivostok-Nachodka."

Gestern konnte Martin nach Moskau telefonieren. Er richtete allen einen Dank aus, die ihn moralisch unterstützt und bei der FSB angerufen hatten, um seine Freilassung zu fordern.

Er sagte, daß es ihm in Vanino gelungen sei, in einem KRankenhaus ein Attest über seine von den Schlägen herrührenden Verletzungen zu erhalten, und bei der Miliz eine entsprechende Anzeige zu erstatten. Er sagte, daß der Anlaß für die Schläge seine Weigerung gewesen sei, auf die Fragen der FSB-Beamten ohne Übersetzer und Anwalt zu antworten, sowie seine Forderung, den deutschen Konsul zu benachrichtigen (dies bestätigte indirekt auch ein FSB-Beamter der Stadt Vanino, der, ohne seinen Namen zu nennen, erklärte, Martin habe sich "höchst herausfordernd" verhalten).

Martin versprach, in der nächsten Zeit einen ausführlichen Bericht darüber zu verfassen, was ihm widerfahren ist. Wir werden unsererseits versuchen, die Leser über die weitere ENtwicklung der Dinge auf dem neusten Stand zu halten.

Nachrichtenagentur der "Initiative Kollektive Aktion" (IA IKD)

Quelle: http://ikd.ru/node/5481

[http://de.indymedia.org/2008/03/209848.shtml]

Source: http://de.indymedia.org