Der Jungle World Mitarbeiter Jesse-Björn Buckler ist am 17.10.2002 aus der Haft entlassen worden. Er war während des Eu-Gipfels in Göteborg von einem Spezialkommando der Polizei festgenommen worden. Das Gericht verurteilte ihn wegen schweren Landfriedensbruchs und versuchter gefährlicher Körperverletzung an einem Polizeibeamten zu zwei Jahren Knast.
Homecomingstory
Dem Chef vom Dienst eine "Bin mal kurz nach Schweden gefahren"-Notiz an den Monitor geheftet, der Inlands-Redaktion eine Pizza geklaut, und dann ging es auf, auf zum Kampf mit der Fahne der Gerechten. Das war am 10. Juni 2001 in Berlin. Und ab ging's auf die Demo. Aus aufrichtiger Empörung über die Schlechtigkeit der Welt und die des Kapitalismus im besonderem vollbrachte ich gute Taten am Rande des EU-Gipfeltreffens in Göteborg.
Nach getaner Arbeit plagte mich auch hier wieder der Pizza-Hunger. In Göteborg gibt es eine hervorragende Pizzeria, aber auch ein unfreundliches MEK, das keine Rücksicht darauf nimmt, ob man schon aufgegessen hat oder nicht.
Das Gericht zeigte sich beeindruckt, als die Polizei eine 22minütige Doku meines sportlichen Aktivismus auf DVD präsentierte. Die Justiz würdigte diese Straßenperformance und ließ mich die nächsten 16 Monate die Vorzüge des sozialdemokratischen Strafvollzugssystems in Schweden genießen. Doch damit war letzte Woche Schluss, da hieß es nämlich Time to say good-bye! Es ging nach Hause! Also, schnell die Hände der anderen Verbrecher geschüttelt und den netten Axtmörder aus der Nachtbarzelle zum Abschied umarmt. Sechs Beamte eskortierten mich zum Flughafen. Als das Flugzeug startet, bin ich vermutlich der glücklichste Abschiebehäftling der Welt.
In Berlin-Tegel wurde ich von der schwedischen Polizei an den deutschen BGS übergeben. Der hatte gleich ein paar blöde Fragen vom Staatschutz für mich parat und brauchte eine Ewigkeit, um vom Staatsanwalt die Erlaubnis zu bekommen, mich laufen zulassen.
In der Flughafenhalle warteten 50 Freunde und Bekannte auf mich, um mich mit Applaus, Blumen, Sekt und einem großen Transparent mit der Aufschrift "hinfahren - einfahren - heimfahren: Willkommen zuhause, Björn" zu begrüßen. Eine Gruppe Antifa-Brachialkomiker war mit einem "Deutsche Täter sind keine Opfer!"-Transparent gekommen.
Die Jungle World-Begrüßungs Delegation war da etwas sensibler, steckte aber mit ihrem "Knastarbeit ist doof! Selbst- statt Fremdausbeutung!" - Spuchband im Stau und kam viel zu spät, um mich noch anzutreffen. Zurück in der Bergmannstraße: Das Feuilleton kürt mich zum Franz Biberkopf des Dschungel.
by.JBB
[jungle world]