Wer seine Lage erkannt hat, wer sollte da aufzuhalten sein :
… Auf nach Evian gegen den G8-Gipfel
Der G8-Gipfel ist eine von vielen Einrichtungen, welche die kapitalistische,
patriarchalische und rassistische Unterdrückung auf globaler Ebene festigen
sollen. Von dieser Erkenntnis geleitet, hat das Völkchen von Seattle und Porto
Alegre immer wieder dafür gesorgt, dass während der Gipfeltreffen der
Staatschefs der reichsten Staaten, die Forderungen von Milliarden Menschen aller
Kontinente in der Welt zu hören waren. Es sind die Forderungen einer großen
Mehrheit der Weltbevölkerung, die hungert, unter Armut, Unterentwicklung und
Kriegen leidet, damit die reichen Staaten, die wirtschaftlich und politisch
Mächtigen, ihr skrupelloses und verbrecherisches System der Ausbeutung , der
Unterdrückung und des Krieges aufrecht erhalten können. Sie nehmen dabei auch
nicht mehr Rücksicht auf ihre eigenen Sklaven, die sie noch in Zeiten des Kalten
Krieges mit Geschenken bedachten. Jetzt wird auch in den Industriestaaten die
Kluft zwischen Arm und reich immer deutlicher. Arbeitslosenzahlen, die Marken zu
Beginn des tausendjährigen Reiches erreicht haben, Obdachlosigkeit, soziale
Ausgrenzung und Armut von Millionen Menschen.
Wer sich wehrt, bekommt die Folgen jahrzehntelangen Abbaus demokratischer Rechte
und der effizienten Repressionsmechanismen des Staates zu spüren. Das letzte
Beispiel Genua und der Mord an Carlo Giuliani zeigte, dass die Reichen auch auf
Methoden aus der Rumpelkammer des Faschismus und Naziterrors zurückgreifen, wenn
es um Unterdrückung von Meinungs- und Versammlungsfreiheit geht. Auf einem
Luxusschiff im Genueser Hafen versammelte sich eine politische Kaste, die längst
schon jegliches Gespür für die Realitäten der Welt verloren hat. An Bord wurde
das System der Ausbeutung gefeiert und draußen wütete, prügelte und schoss ihre
Soldateska wie zu Zeiten der braunen Horden. Grundrechte und Gesetz wurden
gebeugt und der Gerechtigkeit wieder einmal die Totenglocken geläutet.
Doch die Unterdrückten, die Arbeitssklaven und die Verarmten beginnen sich zu
wehren. Jährlich wächst das Heer, das seine Stimme unüberhörbar hat werden
lassen. Das wird auch in Evian so sein und auch nicht durch den paranoiden
Sicherheitswahn und das Polizeistaatsklima von Seiten französischer und
schweizer Staatsorgane verhindert werden können. Die Bewegung ist sich ihrer
Kraft bewusst: Ihr seid 8 wir sind Milliarden.
Das politische Panomara des Gipfels
Seit dem Februar dieses Jahres, haben die schweizer Behörden mit der
Realisierung eines umfangreichen Sicherheitsprogrammes für den Gipfel der
kapitalistischen Feudalherren, die sich ansonsten in den modernen luxuriösen
Burgen der kapitalistischen Metropole verschanzt haben, begonnen. Gezielt
verbreiteten sie, mit Hilfe ihrer Hofpresse, Desinformation und Angst unter der
Bevölkerung, die wie schon im Falle Genua auf eine Gegenmobilisierung hofft und
das ungerechtfertigte Polizeiaufgebot und seine hohen Kosten rechtfertigen soll.
Wie in Genua wurde wieder einmal auf den Ausnahmezustand vorbereitet. Die
Sicherheit lassen sich die europäischen Staatschefs 37,6 Millionen Schweizer
Franken kosten, das sind umgerechnet 27 Millionen Euro, genug Geld, um die
Finanznöte von Eichel, zumindest im Augenblick zu lindern. Genug Geld, um
hunderttausende Menschen in der Welt vor dem drohenden Hungertod zu retten.
Genug Geld, um Arbeitslosen und Armen, Arbeit und Einkommen zu verschaffen.
Letzten Informationen zu Folge werden etwa 5000 Polizisten und 6500 Soldaten der
schweizer Armee im Einsatz sein. Die Teilnahme des Gangsters Bush liefert den
Vorwand, ganze Teile der Stadt Genf abzuriegeln.
Während sich die Regierungen militärisch effektiv auf das Ereignis vorbereiten,
sind sie auf der Verhandlungsebene weniger disponibel. Die Verhandlungen mit
Vertretern der Bewegung verlaufen schleppend und konkrete Ergebnisse bei den
Treffen mit Vertretern von Polizei und staatlichen Institutionen wurden bisher
nicht erreicht. Sie weigern sich über ihren Aktionsplan, u.a. die Grenzen der
Sicherheitszonen zu sprechen. Bisher akzeptieren sie nur die Idee, von beiden
Seiten autorisierte Beobachter zuzulassen (ohne Definition der Örtlichkeiten),
die Errichtung des Village intergallactique und die Demonstrationen sind bis
jetzt noch genehmigt.
In Genf hat das Sozialforum nach der Polizeigewalt am Ende einer Demonstration
gegen die OMC, am 29. März, jegliche Diskussion mit der Polizei unterbrochen.
Das Sozialforum verlangt direkt mit der Stadtregierung von Genf verhandeln zu
können. Der Versuch, die Demonstration am 1. Juni zwischen Genf und Annemasse
wegen der Ankunft von Bush zu verbieten, ist vorerst gescheitert. Jedoch ändert
sich die Situation von Tag zu Tag. Aktuelle Nachrichten darüber bei:
http://www.evian-g8.org/.
Die G8/21 werden vom 1. – 3. Juni in Evian auf der französischen Seite des
Genfer See ihre Versammlung abhalten. Ein Perimeter der Sicherheit von 10 km um
die Stadt Evian verwandelt die Region in eine undurchdringliche, militärische
Zone: allein 150 000 Polizisten sind auf der französischen Seite aufgeboten.
Über 10 000 höhere Kader des Kapitals, werden den inhaltlichen Ablauf des
Gipfels mittragen. Dazu gehören auch Techniker, Hofberichterstatter,
Dolmetscherinnen, Fachberater. Sie sind mit den Ministern der G8-Vasallenstaaten
und ihrem Gefolge in einem Umkreis von 40 km untergebracht. Die großen, feinen
Hotels am Genfer See werden sich sich diese Tage eines Millionenumsatzes
erfreuen. Der größte Teil des G8 Gefolges wird zwischen Lousanne und Evian per
Schiff pendeln und Häfen und Hotels sind hermetisch bewacht. Allein in Genf
wurden 2000 Hotelzimmer in 5 Sternehotels vorbestellt. Die Konstellation dieses
Massenaufgebots an Spitzenkadern bedingt auch die Verteilung des Protests auf
mehrere Städte: Evian, Annemasse, Lousanne, Montreux. In Lousanne beispielsweise
haben sich viele Vertreter des neuen Kolonialismus in Afrika, der NEPAD
angesagt. Dennoch ist gerade die Verteilung des Gefolges eine Chance, den
Protest auf eine wirksame Störung des Gipfels auszurichten.
Widerstand und Aktionen
Da der Widerstand gegen den G8-Gipfel von verschiedenen Regionen und Städten aus
getragen wird, haben sich zu diesem Zwecke zahlreiche lokale Komitees und
Kollektive gebildet, die eine große Anzahl der Bewegungen gegen den G8
repräsentieren. Eine Konferenz zur Koordinierung der verschiedenen europäische
Bewegungen hat am 1. und 2. März 2003 in Genf stattgefunden. Dort wurde auch
eine große und breite Demonstration von Genf nach Annemasse beschlossen.
Vorgesehen ist auch eine Aktion “Feuer am See”, die am Samstagabend, um den
ganzen See herum, eine Lichterkette zustande bringen soll.
Lousanne
In Lousanne wird am 29. Mai die erste Demonstration stattfinden. Sie beginnt um
18 Uhr an der Place Chauderon, wird sich zum Zentrum der Stadt bewegen, und auf
die Art und Weise der sozialen und politischen Bewegungen den G8 ihren
Willkommensgruß ausrichten.
Blockaktionen
Blockaktionen werden in de gesamten lemanischen Region stattfinden. In Lousanne
beteiligen sich verschiedene militante und alternative Gruppen der extremen
Linken und auch einige Politiker der linken Liste. Die Sozialistische Partei hat
sich von den Aktionen durch ein Pressekommuniquè distanziert. Der Plan der
Blockaktionen ist es, die rote Zone zu umkreisen, ohne zu versuchen, in sie
einzudringen. Alternativ soll eine Zone des Lebens und Feierns um diese Räume
der Rechtlosigkeit geschaffen werden. Zur Anwendung kommt die sogenannte
“Schneckenhaustheorie”: zurückweichen, wenn die Polizeikräfte vorrücken und
vorrücken, wenn sie sich zurückziehen. Es soll versucht werden, die Verbindungen
zu unterbrechen oder zumindest die Bewegungsmöglichkeiten der G21-Fürsten zu
behindern.
Die Feuer am See
In der französischen Schweiz, heißt es um den Genfer See herum “Der See brennt
aber noch nicht!”. Es ist ein Sprichwort der Bauern, um auszudrücken, dass keine
Eile geboten ist. Deshalb soll mit den mit den “Feuern am See” deutlich gemacht
werden, dass es nun dringlich ist, den kapitalistischen, sexistischen und
kriegerischen Raubzügen der Fürsten der Welt Einhalt zu gebieten. Am 31. Mai
2003 werden deshalb um 21 Uhr 30 die Feuer der Insurrektion am See angezündet
werden. Die 8 Raubritter und ihr Gefolge sollen die Größe der Bewegung zu sehen
bekommen und feststellen, dass sie bereit ist die Herausforderung anzunehmen
gegen die Welt zu kämpfen, die sie uns aufzwingen wollen. Einige Gruppen werden
Leuchtfeuer innerhalb ihrer Dörfer und Städte entlang des Sees organisieren.
Diese Aktion wird von Picknicks und anderen festlichen Ereignissen begleitet
werden. Die Bewegung ist sichtbar, festlich, bestimmt und verantwortlich und der
See wird zum Spiegel ihrer Forderungen gemacht werden.
PS: In Lousanne wird das Feuer in Vidy stattfinden und von Feiern, Tanzen und
Konzerten begleitet werden.
Kontakte und Informationen
“Le Feu au Lac”
Postfach 772
1000 Lousanne 9
mailto: info@evian-g8.org?subject=
http://www.evian-g8.org
Infrastrukturen
Vorgesehen sind zwei Zentren der Begegnung, eines im antikapitalistischen Dorf,
das andere in der Stadt. Au0erdem werden zahlreiche Informationpunkte
eingerichtet. Eine Antirrepressionsgruppe ( gar@no-log.org) wird juristische
Hilfe und Beistand leisten. Dir ganzen Tage über werden im Dorf und in der Stadt
von 16 bis 22 Uhr zwei juristische Büros geöffnet haben, die von Juristen und
Militanten betreut werden. Huristische Auskunft per Telefon ist 24 Stunden lang
garantiert.
Das antikapitalistische Dorf “Oulala C’Village”
“Oulala C’Village” ist ab 24. Mai geöffnet. Es ist ein Ort des Widerstandes und
des Experiments gegen Kapitalismus, Patriarchat, Rassismus, Integralismus,
Faschismus, gegen Umweltverschmutzung und Hunger in der Welt, für die Befreiung
der Tiere, für ein einfaches Leben im Respekt vor den Wesen auf dem Land und im
Wasser. Es steht für das gerechte Teilen der Ressourcen für alle.
Unter diesem Gesichtspunkt lässt es sich von den hauptsächlichen Prinzipien
Gleichheit, Selbstverwaltung und Partizipation leiten. Das Ziel ist es, die
Relationen Konsument – Verkäufer zu durchbrechen. Es soll Demonstrantinnen und
Demonstranten aufnehmen, beherbergen und informieren. Das Dorf ist um sogenannte
Barrios organisiert, d.h. Einheiten, die mit Küche, sanitären Anlagen,
Mülltrennung und einem Raum für Diskussionen organisiert sind. Diese kollektive
selbstverwaltete Struktur verfügt über ein ständig besetztes Empfangszelt für
die Neuankömmlinge, einen Informationspunkt, eine interaktive Struktur zur
Koordination und Information sowie einen Kinderplatz, dessen Ziel nicht
Baby-Sitting ist, sondern den Kleinsten spezifische Aktivitäten anzubieten, um
sie in die kollektiven Aktivitäten mit einzubinden (Küche, Versammlungen etc.).
Jedes Barrios verfügt über eine Küche, mit Speisen zu freien Preisen, die
selbstverwaltet von der Zubereitung bis zum Saubermachen funktionieren.
Basisprodukte für die Speisen sind Reis, Gemüse, Mehl etc., die im Dorf zur
Verfügung stehen. Für Geschirr und Besteck sollte bei der Anreise selbst gesorgt
werden.
Im Dorf selbst agieren verschiedene Aktionsgruppen: “Bertha” ist eine Gruppe für
Koordination und Konfliktvermeidung. Außerdem steht eine Ärztegruppe zur
Verfügung, sowie ein Zelt für Ratschläge, Informationen, Erste Hilfe. Weiterhin
wird es eine Übersetzergruppe geben.
Kontakte und Informationen: http://www.squat.net/contre-attaque/village
mailto: oulalavillage@younet.ch?subject=,
++41 076/468.66.44
Quelle: Evian G8.org
weitere Informationen und Mitfahrgelegenheiten siehe http://www.attac.de
[von Günter Melle – 22.05.2003 21:03 – Homepage: http://www.melle.at]