Infotour Landwirstschaft global in München

de.indymedia.org 7. März 2007

Gestern, am Mo. den 05.03, hatte die Infotour der Ag “Globale Landwirtschaft” in der G8 Mobilisierung ihren Stop in München, am Stachus. Am Nachmittag fand eine Kundgebung, die durch Theater, eine Ausstellung und das Verschenken von Orangen Aufmerksamkeit auf sich zog statt. Am Abend war noch eine inhaltlich spannende Diskussionsveranstaltung im Kafe Marat. Tourstops in anderen Städten folgen.

Thematischer Schwerpunkt der Kundgebung war die Situation im Orangen-Anbau in Südspanien und Griechenland. Um anhand der vielen sozialen und ökologischen Verwerfungen, die sich dort auftun, grundsätzliche Fragen über die Bedingungen, unter denen Lebensmittel produziert werden aufzuwerfen, war eine aufwändige Kundgebung vorbereitet worden:
AktivistInnen hatten “Orangenbäume” aus Holz aufgestellt, zwischen denen Zwei Fotoausstellungen des Umbruch Bildarchives aufgehängt waren - eine davon ist hier im Netz.

Ausserdem wurden immer wieder kurze Theater-preformances dargeboten, die auf verschiedene Aspekte der Lebens- und Arbeitsbedingungen im Orangenanbau hinwiesen: Etwa die Situation, weit entfernt von Zuhause zu arbeiten, einmal ironisch - “Arbeit und Urlaub zusammen, wie klingt das für Sie?” - aber auch ernsthafter, durch das Vortragen von Kommentaren von ArbeitsmigrantInnen die in Südspanien beschäftigt sind. Viele PassantInnen unterbrachen ihre Einkäufe, um sich die eine oder andere Performance anzuschauen.

Ein weiteres Element, das viel Aufmerksamkeit erregte und zu Fragen anstiess, war das Verschenken von Orangen: Wenn einE ArbeiterIn pro kg gepflückter Orangen 1,6 cent erhält, was ist dann eigentlich ein fairer Preis dafür?

Im Anschluss sollte noch eine Demo gegen die Patentierung und Privatisierung von Lebensgrundlagen zum Europäischem Patentamt ziehen, diese wurde jedoch abgesagt, da kaum Menschen dem Aufruf gefolgt waren. Die für die Demo geplanten Redebeiträge wurden dann am Stachus gehalten: Ein Vertreter des Ökumenischen Büros redete über die Situation in Lateinamerika, über die Auswirkungen von Freihandelsabkommen und Gegenstrategien. Ein weitere Redebeitrag, gehalten von einm Aktivisten von Attac-München, kritisierte die Privatisierung von Wasser sowohl in einem lokalem, als auch in einem internationalem Kontext. Der dritte Redebeitrag beleuchtete die Auswirkungen der Patentierung von Pflanzengenetischem Material auf die Lebensbedingungen von KleinbäuerInnen weltweit.

Bei der Veranstaltung am Abend im Marat waren wieder nur wenige aus der Münchner Linken anwesend - trotzdem wurde es ein sehr interessanter Abend: Nach einem Inputreferat über verschiedene Facetten des Themas “globale Landwirtschaft” entstand noch eine lebhafte Diskussion. Eine der kontroversen Fragen war die, ob die Ablehnung von industrialisierter Landwirtschft, als zentrale Ursche vieler ökologischer Verwerfungen, politisch sinnvoll ist. Eine weitere Frage war die, wie mit dem Themenkomplex globale Landwirtschaft weiter bewegungspolitisch umgegangen werden kann, hier standen einige Ideen nebeneinander - etwa als plastisches Beispiel für absurde Lohnverhältnisse oder als internationalistischer Anknüpfungspunkt für soziale Auseinandersetzungen. Ein weiteres Thema der Diskussion war die Auswertung der Aktion an diesem Tag, und der Mobilisierung. Die meisten waren der Ansicht, dass in der Mobilisierung zuwenig lokale Bezüge hergestellt wurden, die einhellige Meinung war aber auch die dass die Kundgebung eine sehr gute Aussenwirkung hatte und viele Menschen angesprochen hat.

Wer mit dem Themenkomplex bislang wenig anfangen kann, findet hier einen Einstieg: Über die Notwendigkeit einer Wiederaneignung (aus der ak 502)

Für uns waren die Aktionen und Diskussionen mit den AktivistInnen der Tour spannend, und anregend für eine weitere Auseinandersetzung mit den vielfältigen Themenkomplexen, die mit globaler Landwirtschaft zusammenhägen - viele Fragen wurden aufgeworfen, aber auch die Lust geweckt nach Antworten zu suchen. Wir können allen nur empfehlen, die weiteren Tourstopps zu besuchen und zu unterstützen.Weitere Stationen der Tour sind hier:

  • 3. März Graz/Österreich
  • 5. März München
  • 6. März Schorndorf
  • 7. März Heidelberg
  • 8. März Göttingen
  • 9. März Rostock (ohne Vokü/Veranstaltung)
  • 10. März Greifswald
  • 11. März Berlin

Die Inhalte der AG globale Landwirtschaft waren auch Gegenstand eines Schmähartikel in der Jungle World - hier sei noch auf eine polemische, und eine weniger polemische Antwort darauf verwiesen.