G8-Gipfel: Kommen 200 000 Gegner?

Ostsee Zeitung 02. Februar 2007

Unbekannte Größen bei der Vorbereitung zum G8-Gipfel: Wie viele Demonstranten kommen und wo sie bleiben, weiß niemand.

Von THOMAS STERNBERG und JOACHIM MANGLER
Rostock (OZ/dpa) Was kommt mit dem G8-Gipfel auf Rostock und Umgebung zu? So recht weiß das derzeit niemand. Jetzt wird in Rostock sogar von 200 000 Demonstranten gesprochen, die die Globalisierungsgegner mobilisieren könnten. Bisher war stets von 100 000 Demonstranten die Rede.

Die große Frage: Wo sollen die alle bleiben? Darauf gibt es keine Antworten und nur recht hilflos wirkende Versuche, mit dem politischen Besucheransturm fertig zu werden. Gestern wurde in Rostock der Sitz des gemeinsamen Führungsstabes vorgestellt. Dessen Mitglieder, die Landräte aus Güstrow und Bad Doberan sowie Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling, appellierten an die Gipfelgegner, möglichst schnell eine genaue Demonstrantenzahl zu benennen.

Ein Ansinnen, das bei der Sprecherin des globalisierungskritischen Netzwerks Attac, Frauke Distelrath, Kopfschütteln auslöste: „Eine seltsame Vorstellung, wir rufen doch keine Vereinsmitglieder zu einem Ausflug auf.“ Distelrath ließ keinen Zweifel daran, dass sie beim Thema Unterbringung die Kommunen in der Pflicht sieht: „Wir hoffen, dass aus dem rhetorischen Bekenntnis zur Meinungsfreiheit und Legitimität des demokratischen Protestes auch Taten folgen.“ Attac bemüht sich mit anderen Organisationen um einen Platz für etwa 10 000 Leute möglichst nahe bei Rostock.

Der Landrat von Güstrow, Lutz da Cunha (SPD) verweist auf ein fast genehmigtes Camp bei Bützow für 15 000 Leute. In Rostock wird geprüft, ob Unterbringungen im Fischereihafen und im Fischerdorf Evershagen möglich sind. Im Kreis Bad Doberan sind solche Camps nicht geplant. „Alle, die friedlich demonstrieren wollen, sind gut beraten, sich rechtzeitig anzumelden“, sagt da Cunha. Schulen und Sporthallen als Schlafplätze für müde Demonstranten seien tabu, sagt Methling. „Wir können ja den Katastrophenfall ausrufen, dann können wir sicher sein, dass 20 000 Luftmatratzen kommen.“ Und dann könnten auch Schulen geöffnet werden.

Auch die Hotelbranche im Land wurde schon befragt, ob sich Gipfelgegner anmelden. Ein Ansinnen, das Uwe Barsewitz, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), zurückweist: „Wir befragen unsere Gäste nicht, ob sie aus politischen Gründen hier sind. Jeder ist willkommen.“

Methling informierte gestern darüber, dass von Gipfelgegnern Veranstaltungen im IGA-Park und im Rostocker Stadthafen geplant sind. Für den 5. und 6. Juni wurden Blockaden und für den 2. bis 9. Juni ein Protestcamp in Heiligendamm angekündigt.