Dass die Bewegung für ein neues Ungdomshuset in Kopenhagen alles andere als tot ist haben zuletzt eindrucksvoll die Krawalle am 1. September bewiesen. Der Kampf um ein neues Haus geht weiter, bis endlich wieder ein selbstbestimmter Freiraum erkämpft ist. Dabei wird viel Neues erprobt. Eine geplante Hausbesetzung, zu der im Vorfeld mit bekanntem Zielobjekt und Datum öffentlich mobilisiert wird, ist wohl nicht gerade alltäglich. Die Gruppe, die dazu aufruft, nennt sich „AktionG13“ und mobilisiert dazu für den 6. Oktober.
Wie gestern bekannt wurde, hat die Sekte „Faderhuset“ den Ground69, das Grundstück des abgerissenen Ungdomshuset, schon wieder an einen Investor verkauft. Keine sieben Monate nach der Räumung. Die Wut der Jugendlichen allerdings, für die diese Haus 24 Jahre lang einen wichtigen Freiraum dargestellt hat, wird niemand so schnell wieder loswerden. Zuletzt hat sich das am 1. September gezeigt. Brennende Barrikaden, geplünderte Geschäfte, viele Glasscherben und jede Menge fliegende Steine gab es als Geschenk an Polizei und Politik zum halbjährigen Räumungsjubiläum. Die Bewegung für ein neues Ungdomshuset ist nicht schwächer geworden. Noch immer demonstrieren jeden Donnerstag mehrere hundert Leute für ein neues Haus. Am 1. September waren es um die 1000.
Und wie geht es in nächster Zeit weiter?
Am 6.10. wird die Grøndalsvænge Allé 13 besetzt.
Da ist sich zumindest die „Aktion G13“, eine Initiative von Leuten aus der Ungdomshuset-Bewegung, ganz sicher. Sie mobilisieren offen und sehr breit für diesen Tag. Bei der Begründung für dieses unkonventionelle Vorgehen beziehen sie sich unter anderem auf die Kampagne „Block G8“. Sie ziehen die bessere Mobilisierungswirkung und Transparenz einem Überraschungseffekt gegenüber der Polizei vor. Außerdem meinen sie, dass sich die Aktion so schlechter kriminalisieren ließe. In einem Interview vom 13. August gibt die Polizeiführung dazu sinngemäß bekannt: „Das muss ein Fake sein.“ „Die sagen sonst nicht, was sie vorhaben.“ Inzwischen scheint auch die Polizei begriffen zu haben, dass es sich hierbei keinesfalls um einen Scherz handelt. Sie äußert sich allerdings mehreren Quellen zu Folge in die Richtung, dass sie es nicht als ihre Aufgabe ansieht bzw. nicht für realistisch hält, eine Besetzung des Gebäudes zu verhindern. Die Grøndalsvænge Allé 13 ist ein ehemaliges Wasserwerk und befindet sich im Besitz der Stadt Kopenhagen. Es handelt sich dabei um mehrere Gebäude und ein relativ großes Außengelände, wobei es ein großes Hauptgebäude gibt, dass wohl im Zentrum des Interesses stehen wird. Von der Gegend um das alte Ungdomshuset ist das neue Haus nicht allzu weit entfernt, es liegt dierekt an der S-Bahn- Station Fuglebakken. Die Initiative ist sich sicher „einen ganz einzigartigen Ort gefunden zu haben“ (Grundlagenpapier der Aktion G13).
Also, auf nach Kopenhagen zum 6.10.! Oder ihr organisiert eine lokale Soli-Aktion.
Oder ihr macht eine Mobilisierungs-Veranstaltung. Ich habe eine Powerpoint-Präsentation zur Mobilisierung erstellt, diese findet ihr hier:
www.loaditup.de/128303.html
Weitere Informationen zur Aktion G13 und zur Ungdomshuset-Bewegung im Allgemeinen:
www.aktiong13.dk (mit deutscher Übersetzung des Grundlagenpapiers)
www.ungeren.dk (leider fast nur dänisch)
www.modkraft.dk (nur dänisch, dafür sehr aktuell)
http://www.aktiong13.dk
Grundlage der Aktion G13
Aktion Grøndalsvænge Allé 13 (Aktion G13) – ist eine Initiative die ihren Ausgangspunkt in der Bewegung für ein neues Ungdomshus und dessen Umkreis hat. Wir sind mit dem Ziel entstanden, ein neues Ungdomshus zu bekommen. Längere Zeit lang haben wir uns leere Gebäude in Kopenhagen angeguckt und haben zu letzt, von vielen Möglichkeiten, die Grøndalsvænge Allé nr. 13 als unser neues Ungdomshus ausgewählt.
Neues Ungdomshus - Grøndalsvænge Allé 13
Das Ungdomshus - Grøndalsvænge Allé 13, liegt in Kopenhagen Nordwestlich bei der Fuglebakken Station, und bietet grosse Möglichkeiten für die Einrichtung eines neuen Ungdomshusets. Das Haus ist genau so gross wie das alte Haus im Jagtvej 69, und hat darüber hinaus ein großes Aussenareal. Wir haben ja eigentlich damit gerechnet, dass die Stadt Kopenhagen ein neues Haus für die Jugend finden wird, nachdem sie das alte Haus abgerissen haben. Aber da sich die Politiker in der Bürgerrepräsentation nicht zusammen genommen haben und uns ein neues Haus gefunden haben, haben wir selber eins gefunden.
Wir waren bei mehreren Gelegenheiten dort und haben unser neues Ungdomshus angeguckt, und sind uns einig geworden einen ganz einzigartigen Ort gefunden zu haben und wir freuen uns darauf es uns dort einzurichten. Darüber hinaus gehört das Grundstück der Stadt Kopenhagen, also müssen die Politiker nicht einmal eine Finanzierung finden um dass Grundstück für uns zu kaufen.
Wer ist G13?
Aktion Grøndalsvænget ist eine Initiative die aus verschiedenen Leuten, Gruppen und Organisationen in und um der Ungdomshus-Bewegung herum besteht. Wir sind aus der breiten Ungdomshus-Bewegung in all seiner Vielfältigkeit und Diversität entstanden, und genau dass ist der Kern und die Stärke unserer Initiative.
Das, was uns sammelt und vereint, ist der Kampf für Freiräume und der klaren Überzeugung, dass der Kampf den wir Kämpfen unsere Ideale und Ziele widerspiegeln. Das soll heißen, dass unsere Kritik des umliegenden Systems und der Gesellschaft nicht nur auf Worte beschränkt wird, sondern dass sie auch in der Praxis umgesetzt wird. Deshalb versuchen wir aktiv unterdrückende Mechanismen und Strukturen, welche um Klasse, Geschlecht, Herkunft und Sexualität aufgebaut sind zu bekämpfen, sowohl in unseren Freistätten als auch in unserem Kampf für diese. Wir haben keine Führung, alle generellen Beschlüsse werden auf Treffen getroffen, wo alle Teile der Initiative dabei sein werden.
So kriegen wir ein Haus
Seit dem 1. März, wo die Polizei und die Politiker zusammen unser geliebtes Haus am Jagtvej 69 räumten, war Kopenhagen in Aufruhr und Bewegung. Zehntausende junge und alte Leute haben Kopenhagen ans andere Ende für einen Kampf um ein neues Ungdomshus gesetzt. Unsere hat einen nicht ermüden wollenden Kampf geführt, und während wir gekämpft haben, sind wir grösser und stärker geworden. Aber unsere Stärke und unsere Forderungen finden kein Gehör im Rathaus in Kopenhagen.
Wir wissen, dass die Politiker im Rathaus uns nicht wirklich wollen. Wir wissen, dass ihre feinen Gespräche über Bürger Einbeziehung, über lebende Kultur und über das Kreative und vielfältige Kopenhagen nur leere Floskeln sind in einer inhaltslosen Demokratie, wo die Bürger auf Wahlrecht eingeschränkt werden, und die Arbeit der Politiker sich ausschließlich darauf beschränkt die nächsten Wahlen zu gewinnen.
Wir wissen, dass die Politiker in ihrer Machtarroganz sich nicht unmittelbar gedacht haben uns dass zurück zu geben, was sie uns genommen haben. Wir haben ein halbes Jahr gewartet und trotz unzähligen Demonstrationen und Protesten ist nichts passiert.
In diesem Moment fordert es danach etwas neues zu probieren. Wir denken, dass Bedarf nach einer Aktion besteht, die das politische Terrain zurück erobern kann. Eine Aktion die alle die tausenden Menschen, die im letzten halben Jahr auf der Strasse waren sammelt und vereint. Eine Aktion, die uns ein neues Ungdomshus gibt. Aktion Grøndalsvænge 13 ist ein Konzept und eine Initiative die auf dem Hintergrund von Diskussionen und politischen Überlegungen seit der Räumung des Jagtvej 69 geschaffen wurde. Wir werden dabei bleiben immer neue Wege zu finden und wir werden die Dinge auf den Kopf stellen und sie anders machen als wir es vorher getan haben. Wir wollen durch dass Fernsehen, dass Rathaus und die Strassen klingen. Wir werden den Kampf auf allen Ebenen führen und wir wollen dass die Politiker handeln. Wir wollen Kopenhagen für ein neues Ungdomshus in Bewegung setzen.
Wir bestimmen selber wie wir Kämpfen wollen
Alle, die nicht in die Gesellschaftliche Norm passen, erleben in steigendem Grad das politische System, die Gerichte und wie die Polizei ihre Kontrolle und Machtausübung ausweiten. Ob es sich nun um die Einwanderer in Nivå, Tingbjerg und im Mjølnerparken, den Drogenabhängigen in Vesterbro, den Graffity-Sprayern, den Kiffern, den Ravern oder den Strassenpunks handelt, ist die Polizei, Repression und Gewalt, illegale Festnahmen, Überwachung und Schikane ein Teil unseres Alltags geworden. Wir erleben eine extreme Kriminalisierung in den Medien und von den Politikern, welche auch nur im geringen grad die Repression und die Angriffe der Polizei auf die Rechtssicherheit problematisieren. Im letzten halben Jahr sind wir als Bewegung mehr verfolgt worden als vorher. Massenfestnahmen, Einführung des Ausnahmezustands, illegale Hausdurchsuchungen und Angriffe auf unser Recht uns zu versammeln und zu Demonstrieren, sind die Regel für die Ausnahme geworden.
Wir haben genug davon, dass wir jedes Mal wenn wir auf die Strasse gehen unfreiwillige Gesellschaft von blauem Blinklicht und bitteren Polizisten haben. Wir haben genug davon, uns kriminalisiert zu fühlen, nur weil vom Standard und der Normalität abweichen. Wir haben genug davon schuldig zu sein bevor das Gegenteil bewiesen wurde. Wir haben es satt, dass wir von einem Heer von misstrauischen Erwachsenen mit blauen Helmen, Holländerwagen und Gasgranaten begegnet werden, wenn wir die Strassen mit Vielfalt und Leben füllen. Ganz egal ob man gleicher Meinung ist oder nicht, ist der Kampf für ein neues Ungdomshus keine Aufgabe für die Polizei, es ist ein politischer Kampf und wir können nicht auf ein Kriminalitätsproblem reduziert werden.
Wir sind eine vielfältige Bewegung mit vielfältigen Ausdrucksformen und Aktionsformen. Aber obwohl wir verschieden sind, handeln wir zusammen. Heute tun wir es auf einer Art, morgen tun wir es auf einer anderen und übermorgen auf einer dritten.
Mit der Aktion Grøndalsvænget wollen wir zusammen auf die Strasse gehen und eine Massen-Aktion zu starten, in welcher der Stil ungehorsam und nicht gewalttätige Konfrontation ist. Wir wollen konfrontieren, herausfordern, betrügen und kreativ sein, und wir werden es richtig angehen und uns nicht von veralterten Ansichten zurück halten lassen, die einem sagen was man kann oder nicht kann. Wir sind total unberechenbar, unvorhersehbar und wir werden uns immer noch eine Möglichkeit offen halten. Die Bürgerrepräsentation von Kopenhagen schuldet uns ein Ungdomshus, wenn sie es uns nicht geben, müssen wir uns eins nehmen.
Aktion
Wenn wir auf die Strasse gehen, werden wir alles sein von Müttern und Vätern mit Kinderwagen, Großeltern, homosexuellen, old school 90´er Autonome, Clubkids, grauhaarigen Besetzern, Unipunxs, nach hause gehenden cyber Piraten, Hip-hoppern, arbeitslosen bis zum Drop-out studierenden Graffitysprayern. Wir wollen ein neues Ungdomshus einnehmen, entweder von den Politikern oder von uns selbst genommen.