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Über die Delegitimierung der G8 durch autonome AktionChristoph Kleine: Wir nehmen uns unser eigenes Recht Die Interventionistische Linke (IL) hat eine zentrale Rolle bei der Organisierung der Proteste in und um Rostock gespielt. Die IL ist ein Netzwerk aus verschiedenen linken Gruppen und Kleinorganisationen, wie die Antifaschistische Linke und FelS aus Berlin, die Radikale Linke Nürnberg, Libertad oder Avanti, aber auch Einzelpersonen aus Zeitungsredaktionen wie "Analyse & Kritik" und "Fantômas". Es gibt keine feste organisatorische Struktur aber das gemeinsame Bestreben, undogmatische linksradi- kale Politik aus der Marginalisierung herauszuholen und mit ihr gesellschaftlich Die IL war an den meisten Bestandteilen der Gipfelmobilisierung beteiligt: an der Organisierung der Demonstration, am Alternativ- gipfel, am Aktionstag Migration, an Block G8, und auch am Kulturprogramm "Move against G8". 2. Juni Rostock Die IL war eine der tragenden Säulen der Mobilisierungen gegen den G8-Gipfel. Was wolltet ihr erreichen und habt ihr es erreicht? Wir haben alle unsere Ziele ziemlich vollständig erreicht: Wir wollten eine Massenmobilisierung nach Heiligendamm, wir wollten eine Delegitimierung der G8 in der Aktion, und wir wollten eine Bewegung, in der eine undogmatische, linksradikale Position nicht nur sichtbar wird, sondern auch keinen marginalen Platz mehr einnimmt. All das haben wir geschafft. Bei den Blockaden am Schluss, die die gesamte Bewegung als ihren Erfolg feiert, hat Delegitimierung in der Aktion — wie hat sich das hergestellt? Und worin bestand der Sieg? Wir hatten vorher die Auseinandersetzung darüber, ob die G8 ein legitimer Ansprechpartner sind, ob sie Adressat von Forderungen sein können, ob sie nicht vielmehr eine Institution sind, die in Gänze abzulehnen ist, weil sie Der Sieg bestand darin, dass man mit den Aktionen bis zum Zaun vorgedrungen Es ging gar nicht so sehr um den Zaun. Es ging darum, dass trotz der Mobilisierung von 16000—18000 Polizisten, trotz eines unglaublichen Sicherheitswahns, trotz der Einschüchterungen, die in den Tagen davor Euer Block war der vielleicht größte auf der Demonstration am Samstag in Rostock. Die IL hat ihn angeführt. Wer gehörte alles dazu? Der Block war ein offenes Angebot unter einer relativ offenen Überschrift, nämlich "Make capitalism history". Ich vermute, dass die 8000 Leute, die sich da eingereiht haben, nicht alle Wort für Wort die G8-Xtra gelesen haben und jedes Wort unterschreiben würden, das da drin stand. Insofern war der Block erst einmal ein Ausdruck davon, wie stark eine grundsätzlich Aus eurem Block heraus haben die gewaltsamen Auseinandersetzungen begonnen. Was genau geschehen ist, ist immer noch unübersichtlich. Es gibt unterschiedliche Wahrnehmungen, je nachdem wer wo wann was zu erst gesehen hat, es gibt auch unterschiedliche Bewertungen, so dass ich Abschließendes dazu nicht sagen kann. Sicher scheint mir: Es gab Polizeiprovokationen und ein Polizeiverhalten, das sehr stark auf Eskalation angelegt war, aber man wird nicht leugnen können, dass es auch aus den Reihen der Demonstranten Leute gab, die Auseinandersetzungen wollten. Die IL als Ganzes hat im Vorfeld erklärt, dass sie einen Verlauf der Demonstration ohne solche Auseinander- setzungen anstrebt. Das hat letztendlich nicht funktioniert aus Gründen, die wir zu analysieren haben. Habt ihr Hinweise darauf, ob die Polizeiprovokationen der Auslöser waren, Genau das muss im Detail aufgearbeitet werden. Letztendlich ist es für die Bewertung aber gar nicht so entscheidend. Es gab sowohl Polizeieinheiten als auch Demonstranten, die ganz offensichtlich Interesse an solchen Wie meint ihr, dass die Debatte darum jetzt geführt werden soll? Meine persönliche Ansicht dazu ist, dass es jetzt nicht so sehr auf eine exakte Aufarbeitung dessen ankommt, was in Rostock geschehen ist, sondern dass wir eine überfällige Debatte zu führen haben über die Funktionen und Formen von Militanz. Da ist ja exemplarisch etwas aufgebrochen in einer Situation, wo ein Spektrum, das sich von der Polizei nicht alles gefallen lässt, plötzlich wieder in einer aktionsfähigen Stärke versammelt war. Wie würdest du die Polizeitaktik charakterisieren? Sie hatte zwei Gesichter: es gab immer wieder Stellen und Zeiten, wo man zumindest das Gefühl haben konnte, dass tatsächlich Deeskalation Wie setzt ihr euch damit auseinander? Ohne das verherrlichen oder überwerten zu wollen, hat der Mythos der Unbesiegbarkeit dieser Einheiten in Rostock Kratzer bekommen. Die mussten schon manches Mal schnell den Rückzug antreten. Dort wo Menschen Bei den Blockaden scheint das insofern gelungen zu sein, als ihre Zielsetzung — man geht bis zum Zaun, aber nicht darüber — respektiert wurde. Das war mir eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Einheit in der Aktion aufrecht erhalten werden konnte. Bei der Demonstration am Samstag Ich stimme der Beobachtung erst einmal zu. Der große Unterschied zwischen den Ereignissen am Samstag und denen am Mittwoch und Donnerstag war der, dass wir bei den Blockaden ein klares Aktionsziel hatten; das war am Samstag Was hätte denn ein Aktionsziel am Samstag sein können? Ich sehe ein solches an dieser Stelle eben nicht — bis auf den Schutz der Kundgebung vor Polizeiübergriffen. Das war nach einer viel zu langen Zeit der Scharmützel auch das, was die meisten von uns gemacht haben: Durch feste Ketten am Rand dafür zu sorgen, dass die Kundgebung gegen Polizeiübergriffe geschützt wird, aber auch das ständige Nachsetzen [http://www.vsp-vernetzt.de/soz-0707/070705.htm] |
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