indymedia, SMASH! - 08.07.2007
"Betroffen ist eine_r, gemeint sind wir alle!" Und wie schnell jede_r Aktivist_in Ziel staatliche Repression werden kann, mussten zwei Schüler aus Buchholz (südlichen von Hamburg) am eigenen Leib erfahren:
Kurz nach dem G8-Gipfel tauchte die Polizei in der Schule bzw. im elterlichen Haus auf, um "informative Gespräche" zu führen.
27.Juni Mittwochvormittag: Ein Schüler der Realschule II am Kattenberge (RAK) wird aus dem Unterricht zur Schulleiterin gerufen. Im Büro der Schulleitung wird er bereits von Polizisten aus Buchholz und Seevetal-Maschen erwartet, sowie der Buchholzer Vermittlungsbeamte Kaulbarsch. Der Staatsschutz sei bereits wieder gefahren.
Grund des Polizeibesuchs seien die auf dem Schulgelände verklebten Spuckies, im Besonderen die mit der Aufschrift "capitalism TM" (siehe Bild 1). Von Hauptinteresse schien dabei offensichtlich die Bedeutung der Darstellung gewesen zu sein, nach der der Schüler auch befragt wurde. Dem hohen Niveau polizeilicher Bildinterpretation und politischen Verständnisses sei hier nur mit einem kurzen Zitat aus dem Munde Kaulbarschs Rechnung getragen: "Aber Kapitalismus kann man doch gar nicht umbringen..." (Mehr dazu unten).
Die Aufkleber dienten allerdings erwartungsgemäß nur der Einleitung, denn nun folgten Fragen zu politischen Sprays in Buchholz und Maschen. Ein besonderes Augenmerk der Polizei lag auch auf antifaschistischen Kaffeefahrt, die Antifaschist_innen unter Anderem ins nahegelegene Tostedt führte (-> http://www.antifainfo.de/bustour.htm und http://de.indymedia.org/2007/05/177881.shtml ), zu der sie gerne mehr zur Organisation gewusst hätten.
Aber auch diese Frage musste unbeantwortet bleiben und so entschied sich die Polizei von ihm abzulassen. Bevor der Schüler entlassen wurde, stellte Kaulbarsch mit kriminologischem Geschick fest: "da war ja noch 'n anderer dabei" (dieses Wissen resultiert vermutlich aus der Aussage von jüngeren Schüler_innen). Die Schulleiterin deutet daraufhin, dass es sich vermutlich um den anderen Schüler (der später auch noch nähere Bekanntschaft mit dem Staatsschutz machen sollte) handele, der dann ebenfalls geholt werden sollte. Da dieser sich allerdings weigerte mit der Polizei zu sprechen, konnte diese ihn nicht mehr befragen. Später, als die Polizei bereits abgezogen war, wurde der zweite Schüler nochmals ins Büro der Schulleitung einbestellt.
Hier erklärte sie dann beiden Schüler, dass es sich beim Erscheinen der Polizei nur um ein "informatives Gespräch" gehandelt habe, das dazu diene sie vor dem abgleiten auf die "falsche Schiene" zu schützen. Nachdem sie die beiden noch auf die Zweideutigkeit der besagten Aufkleber hinwies ("Wenn kleine Kinder das sehen, könnten sie denken, dass Mord gut ist"), konnten hatten sie endlich ihre Ruhe - vorerst.
Letzten Freitag, also am 6.Juli, tauchten dann zwei Beamte in Zivil während der Schulzeit beim zweiten Schüler, der zufällig zuhause war, auf.
Zunächst stellten sich die zwei Beamten (Ende 30 bzw. Mitte 40) nicht als Polizisten vor, sondern wollten nur den "Herr XXXXX YYYYYY" sprechen, worauf die Mutter sie ins Haus bat. Im Haus, wo sie auf den Schüler letztlich trafen, gaben sich die beiden Polizisten dann als ein Staatsschützer aus Buchholz und ein gewöhnlicher Kriminalpolizist (vermutlich wegen Sachbeschädigung) aus Maschen zuerkennen.
Als Einstieg diente wieder die Frage nach den Aufklebern an Schule und diversen Stellen in Buchholz und Umgebung und deren Bedeutung. Als Neuerung wollten die beiden Herren in Zivil wissen, ob er noch weitere dieser Aufkleber besitzt und vor allem woher er diese habe ("Internet?", "Wer hat sie dir gegeben?".
Es folgte die bereits bekannte Frage nach den politischen Sprays in Buchholz und Maschen.
Nach dem anfänglichen Blablabla wollte der Staatsschutz dann noch gerne Informationen über lokale Zusammenhänge der autonomen bzw. Antifaszene, sowie entsprechende Internetseiten, Foren und deren Betreiber_innen.
Als auch hier der erwünschte Informationsfluss ausblieb, folgte die obligatorische Belehrung, dass es sich hierbei nur um ein "informatives Gespräch" und nichts weiter gehandelt habe. Und auch der Hinweis der Gefahr des Abrutschens in die "linksextreme Szene" ("Hör' auf.", "du rutscht ganz schnell in die linksextreme Szene ab, da kommst du dann nicht mehr so schnell raus!") durfte natürlich nicht fehlen. Zum Abschluss wurde dem Schüler noch eine Telefonnummer gegeben, unter der er sich melden könne, wenn ihm doch noch was einfiele bzw. er Informationen habe. Damit war auch für den zweiten Schüler der Polizeibesuch überstanden...Bleibt abzuwarten, was die Aktivist_innen im Landkreis Harburg in der nächsten Zeit erwartet, aber eins ist klar: KEINE AUSSAGE BEI POLIZEI UND STAATSANWALTSCHAFT! Anna&Arthur halten's Maul!
Ein besonderes Augenmerk unserer Seits ist Herr Kaulbarsch (-> altes Bild (jetzt ist er natürlich in blau und etliche Jahre älter... http://www.polizei.niedersachsen.de/dst/pdlg/harburg/pkbuch/images/kobmk.jpg).
Kaulbarsch ist der Kontaktbeamter in Buchholz, das heißt er ist den ganzen Tag in der Stadt unterwegs, um mit den Bürger_innen zu sprechen und als "Freund und Helfer" Bürger_innennähe zu demonstrieren. Eine "besondere" Nähe gilt dabei jungen Menschen, die er gerne in den Schulen anspricht und je nach subjektiver, böse Zungen würden sagen klischeebeladenen, Gefährdetenlage Gespräche führt, die dann nach dem Schema laufen (rauchende HipHoper_innen -> Drogen, Gewalt, Spray bzw. linke -> Linksextremismus). In diesem Zusammenhang führte Kaulbarsch auch Diskussionen mit den zwei betroffenen Schülern zum Thema G8, welches er mit den Worten "ihr seht auch aus wie autonome Steinewerfer" einleitete. Welche Konsequenzen Gespräche mit Kaulbarsch haben können, sollte jetzt jeder_jedem klar sein. Darum: auch Kaulbarsch ist ein Bulle! Darum: Klappe halten, auch wenn er euch provoziert!
Aber Kaulbarsch ist nicht nur in seiner Funktion als netter Onkel von nebenan, der euch gerne in seine Polizeikarte im Kopf einsortieren will, zu thematisieren, sondern seine Einstellung und Äußerungen, die in Gesprächen mit Schüler_innen fielen.
Bei einer Diskussion über Migration mit Schüler_innen deutete er an, dass "die Ausländer raus müssten". Nachdem die Schüler_innen diese Äußerung nicht so stehen lassen wollten, erklärte er väterlich, mit einem Gleichnis fast biblischen Ausmaßes, dass das doch so sei "das ist, wie wenn einer zu euch nach Hause kommt, den Kühlschrank leer frisst und nichts einkauft" (ausreichend Zeug_innen vorhanden!). Dieses Zitat spricht für sich und muss nicht näher ausgeführt werden! Es ist auch so klar, was Kaulbarsch ist - ein mieser Rassist in Uniform!
Passend dazu seine Einstellung zur bürgerlichen Demokratie zum zu Politik: "also, wenn man Kommunisten und Nazis in einen Sack steckt und gut durchschüttelt, bekommt man das Perfekte heraus!"
Als Konsquenz aus dem Interesse des Staatsschutzes am Forum der Antifaschistischen Aktion Buchholz hat sich diese dazu entschlossenen, dieses vorerst zu schließen.
Da die Ermittlungen und Nachforschungen der Buchholzer Polizei noch ohne Ergebnis blieben, ist mit weiteren Aktionen durch Team Blue bzw. durch andere staatliche Organe zu rechnen.
Sollten die Bullen bei euch auftauchen, sagt nichts! Jede Antwort hilft den Bullen weiter! Sagt das auch euren Eltern, solltet ihr noch zuhause wohnen!
Meldet euch bei der SMASH solltet ihr von Repression betroffen sein!
Kontakt über die Antifa Buchholz aab(at)no-log.org
Es informierten die SuperMilitantenAutonomenSolidaritätsheld_innen Buchholz! (SMASH BUCHHOLZ!)