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An Grenzen gestoßenOZ 9. Juni 2007 Die Polizei lobt sich selbst. Den Einsatz rund um G8 wertet Stabs-Chef Knut Abramowski als Erfolg – trotz schwerer Ausschreitungen, abgebrochener Demos und Blockaden am Zaun. Rostock (OZ) Die Polizei wertet den Einsatz rund um den G8-Gipfel als vollen Erfolg. Trotz schwerer Ausschreitungen bei der Großdemo am 2. Juni in Rostock und dem Vordringen Tausender von Demonstranten bis zum Zaun rund um Heiligendamm, sei die Polizeitaktik aufgegangen, sagte der Polizeiführer der Besonderen Aufbauorganisation „Kavala“, Knut Abramowski, gestern in Rostock. Die Grundziele seien gewesen: Gewährleistung der Sicherheit der Staatsgäste, Durchführung des Gipfels und der friedlichen Demos. Das sei gelungen, meint Abramowski. Für ihn sei das „Deeskalationskonzept der Polizei im Wesentlichen aufgegangen.“ Mit „Zwischenfällen“ habe man gerechnet. Die seien bei vergleichbaren Ereignissen nicht unüblich. Dabei lässt er außer Acht, dass am Montag eine Großdemo von 10 000 Menschen in Rostock aus Sicherheitsgründen abgebrochen wurde. Selbst die chaotischen Bilder vom 2. Juni in Rostock wertete Abramowski als Erfolg. „Wir wollten die Veranstaltung friedlich durchführen und eine heile Innenstadt gewährleisten.“ Ein früheres Eingreifen hätte zu totaler Eskalation geführt. „Hätten wir dort, wo sich die Demo bildete, eingegriffen, wie viele fordern, wäre die Innenstadt nicht heil geblieben.“ Es sei Teil der Taktik gewesen, am Stadthafen Gewalttäter zu separieren. Erschreckt zeigte sich Abramowski über die Brutalität bei den Ausschreitungen: „Dieser Verrohung ist entgegenzutreten.“ Schwammig äußerte er sich zu den Vorfällen vom Mittwoch. 12 000 Demonstranten waren quer durch Felder und Wälder auf Heiligendamm bis zum Zaun marschiert. Fast alle Straßen nach Heiligendamm wurden blockiert. 6000 Menschen saßen vor dem Zaun an der Galopprennbahn auf der Straße zwischen Bad Doberan und Heiligendamm. Im Vorfeld hatte die Polizei betont, dass sie derartiges Verhalten nicht dulden werde. Gestern sagte Abramowski: „Wenn 6000 Menschen vor einer Kontrollstelle sitzen, stellt sich nicht mehr die Frage, ob man räumt.“ Ein Versagen der Polizei also? Davon wollte der Oberpolizist nichts wissen. Bei taktischen Besprechungen habe man auch diese Variante in Betracht gezogen. Warum er die Aktionen der G8-Kritiker nicht verhinderte, verriet der Polizeichef nicht. Selbst einen Teilsieg wollte er den Demonstranten nicht so recht gönnen. „In ländlichen Regionen ist die Polizei mit ihrem schwerem Gerät den hochmobilen Demonstranten naturgemäß unterlegen.“ Da würde die Polizei halt an ihre Grenzen stoßen. Gestern dankte der Innenminister von MV, Lorenz Caffier (CDU), schriftlich den Einsatzkräften. Caffier war vorgeworfen worden, es verpasst zu haben, verletzte Polizisten im Krankenhaus zu besuchen. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, warf den Innenministern mangelhafte Unterstützung vor. Der Einsatz sei mit „übermenschlicher Kraftanstrengung und unter kaum vertretbaren Belastungen“ der Beamten an die Grenzen gegangen. Mehrfach sei den Polizisten verschimmeltes und kaltes Essen vorgesetzt worden. Freiberg sagte: „Wer bei einem solchen Einsatz über 16 Stunden keine warme Mahlzeit in den Magen bekommt, ist kurz davor, die Brocken hinzuwerfen.“ Auch die Unterbringung sei mangelhaft gewesen, sagte Freiberg. Zum Teil mussten Polizisten in Kasernen in Vierbettzimmern ohne Kleiderschrank nächtigen. MICHAEL MEYER |
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