Ostsee Zeitung 16. Mai 2007
Vor Heiligendamm werden im Auftrag der Telekom dicke Leitungen verlegt. Doch niemand will sagen wofür.
OZ hakte nach. Hat das Ganze was mit dem G8-Gipfel zu tun oder bekommen die Heiligen- dammer endlich schnellen Zugang zum Internet?
Seit Tagen wird zwischen Bad Doberan und dem sechs Kilometer entfernten Heiligendamm gebuddelt. Im Auftrag der Telekom ist die Firma KFM Fernmeldebau aus Kavelstorf dabei, Kabel zu verlegen. Die Mitarbeiter geben sich geheimnisvoll. "Was hier verlegt wird, dürfen wir nicht sagen. Dafür mussten wir unterschreiben", erklärte Mitarbeiter Stefan Eschenbach.
Ein Anruf bei der Telekom: Diana Saupe, Sprecherin in der Bonner Konzernzentrale, erklärt militärisch knapp: "Kein Kommentar." Ob sie nicht wenigstens sagen könne, bis wohin die Leitungen gehen werden. Vielleicht bis zum Kempinski Grand Hotel in Heiligendamm? "Kein Kommentar." Hotel-Sprecherin Frauke Müller: "Wir sind nicht die Auftraggeber." Anruf beim Bürgermeister von Bad Doberan. "Ich weiß von nichts", erklärt Hartmut Polzin: "Wenn die Telekom sagt, dass sie nichts sagen kann, dann wird das so sein." Das Amt für Stadtent- wicklung: "Die Telekom arbeitet im Staats- auftrag. Mehr wissen wir nicht, mehr brauchen die uns auch nicht sagen", so Norbert Sass.
Schulterzucken bei der Verwaltung des Landkreises. "Ich habe überall rumgefragt, aber nichts herausbekommen", erklärt die persönliche Mitarbeiterin des Landrates, Anja Frommholz. "Das Straßenverkehrsamt wird nur über den Zeitpunkt der Baumaßnahme informiert. Nicht über das, was verlegt wird." Geht es also doch um irgend eine streng geheime Datenleitung für den G8- Gipfel? "Es kann sein, dass es da um irgend welche logistischen Sachen geht, aber ich habe keine Kennung davon", versichert Arite Vetters vom Planungsstab der Polizei für den Gipfel, "Kavala". Tillmann Seeger vom G8-Planungsstab im Bundespresseamt kann angesichts der provinziellen Geheimniskrämerei nur den Kopf schütteln. "Das ist doch ganz simpel. Da werden von der Telekom Kabel verlegt, um die Übertragung der Fernsehbilder vom Gipfel zu ermöglichen. Die Bundesregierung kauft während der Gipfelzeit die Rechte zur Nutzung der Kabel.
Danach kann die Telekom damit wieder machen, was sie will." Über die Kosten des Ganzen und die weitere Nutzung könne nur die Telekom Auskunft geben, so Seeger. Auch dies hielt der Konzern gestern geheim.
Von MANUELA PFOHL