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Farbanschlag - waren es wieder G-8-Gegner?Hamburger Abendblatt 15. Mai 2007 Von Jan-Eric Lindner Nicht mal eine Woche ist es her, dass die Bundesanwaltschaft mit Unterstützung der Polizei zum großen Schlag gegen die vermutete Szene militanter G-8-Gegner ausholte: Bundesweit waren 900 Beamte im Einsatz. Sie durchsuchten Treffpunkte linker Gruppen und Privatwohnungen, stellten Computer und Unterlagen sicher (wir berichteten). Schwerpunkt der Aktion: Hamburg. Neben mehreren Wohngruppen wurden die Ermittler auch in der “Roten Flora” vorstellig, trugen Festplatten und Flugblätter aus dem Haus am Schulterblatt. Die Szene antwortete auf ihre Art: Mit Protesten und der Ankündigung, sich nicht einschüchtern zu lassen. Die Bilanz der Durchsuchungsaktion war zunächst dürftig ausgefallen: Gegen keinen der Verdächtigen, denen die Bildung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen wird, reichte die Beweislage für einen Haftbefehl aus. Angeblich gab es im Vorfeld der Razzia Pannen. Gestern früh um 4 Uhr an der Elbchaussee: Unbekannte werfen Beutel mit roter, grüner, gelber und rosa Farbe gegen eine Fassade des noblen Louis C. Jacob, Steine durchschlagen die Fensterscheiben im ältesten Teil des stadtbekannten Gebäudes. Mehrere Gäste des voll belegten Hauses hören das Klirren der Scheiben, blicken aus dem Fenster. Doch die Randalierer sind schnell über alle Berge. Der Nachtmanager des Hauses verständigt die Polizei, die eine Großfahndung einleitet. Doch Verdächtige werden nicht entdeckt. Zurück bleibt eine verschmutzte Fassade, Scherben und Steine in der Bibliothek, in die der Wind durch die zerstörten Scheiben weht. Hotelchef Jost Deitmar hat keine Erklärung dafür, dass das “Jacob” Ziel einer politisch motivierten Attacke geworden sein könnte: “Sicher sind wir ein Spitzenhotel, stehen im Fokus der Öffentlichkeit. Aber wir haben weder etwas mit dem G-8-Gipfel noch mit dem Asem-Treffen zu tun”, sagt er zum Abendblatt. Während des Asem-Gipfels am 28. und 29. Mai kommen in Hamburg europäische und asiatische Außenminister zusammen. Auch für dieses Treffen sind Proteste angekündigt. Deitmar: “Wir beherbergen die Besucher der Veranstaltung nicht. Möglich, dass die Täter sich unser Haus einfach deshalb ausgesucht haben, weil wir für Luxus stehen und verkehrsgünstig gelegen sind.” Zukünftig sollen die Sicherheitskräfte des Hotels häufiger Kontrollgänge machen. “Die Mitarbeiter sind sensibilisiert”, so Deitmar. Polizeisprecher Ralf Meyer schließt einen Zusammenhang zwischen der Tat am “Jacob” und dem geplanten G-8-Gipfel in Heiligendamm nicht aus: “Das liegt nahe, auch wenn es keine direkte Verbindung gibt. Möglich erscheint aber auch, dass es um andere Beweggründe geht, der G-8-Gipfel gar keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt.” Auch die Bundesanwaltschaft (BA) in Karlsruhe und das Bundeskriminalamt haben die Tat an der Elbchaussee zur Kenntnis genommen. BA-Sprecher Frank Wallenta: “Ob wir in dieser Sache tätig werden, ist noch nicht abzusehen. Da es sich nach jetziger Einschätzung um eine Sachbeschädigung handelt, wird der Fall vermutlich in Hamburg bearbeitet werden.” Einen direkten Zusammenhang zu den Brandanschlägen zum Beispiel auf Affinerie-Chef Werner Marnette und Finanz-Staatssekretär Thomas Mirow (wir berichteten) sieht der Staatsanwalt (noch) nicht. Andreas Dressel, innenpolitischer Sprecher der SPD sagt: “Der Anschlag auf das “Jacob” ist ein weiteres Zeichen für eine Eskalation vor dem G-8-Gipfel. Friedlicher Protest ist wichtig, doch wenn Sachen oder gar Menschen zu Schaden kommen, wird es völlig unakzeptabel. Die Behörden sind gefordert, den Sachverhalt umfassend aufzuklären.” Auch CDU-Sprecher Dr. Manfred Jäger hofft auf schnelle Aufklärung: “Das sind keine Kavaliersdelikte.” Auf der Innenausschusssitzung am 24. Mai will Innensenator Udo Nagel erste Ergebnisse der Ermittlungen nach der G-8-Razzia bekannt geben. erschienen am 15. Mai 2007 http://www.abendblatt.de/daten/2007/05/15/740523.html |
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