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Kommissar Rex erschnüffelt G 8-Gegnertaz Nord 14. Mai 2007 Die Hamburger Polizei versucht durch den Einsatz einer besonderen Hundestaffel militanten Globalisierungsgegnern auf die Spur zu kommen. Die Hunde können Geruchsspuren aufnehmen, die unweigerlich an jedem Tatort zurückbleiben Von KAI VON APPEN Die Fahndungsorgane im Norden stehen unter Erfolgsdruck. “Bisher waren die Sicherheitsbehörden nicht so erfolgreich, wie wir es uns gewünscht haben”, gab Hamburgs Verfassungsschutz-Chef Heino Valhdieck (CDU) zu, als er kürzlich den Verfassungsschutzbericht vorlegte. Diverse Farbbeutel- und Brandanschläge in Hamburg, die vermutlich von G 8-Gegnern verübt wurden, sind immer noch nicht aufgeklärt. Doch das soll sich ändern: Die Staatsschutz-Razzia von vergangener Woche, die sich auf den Paragrafen 129a (”Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung”) berief, diente nicht nur der Einschüchterung. Sie führte auch eine neue Methode ein: “Schnüffelhunde”. So wurde den Fahndern in den Durchsuchungsbeschlüssen zur Razzia erstmals die Möglichkeit eingeräumt worden, eine “Geruchsprobe” abzunehmen. Verdächtige können gezwungen werden, einen Metallstab in die Hand zu nehmen, um Körpersäure abzusondern. Speziell ausgebildete Schnüffelhunde sollen den so ermittelten Körpergeruch dann mit Duftmarken an den Tatorten abgleichen. Dass ein Hund aufgrund des Körpergeruchs eine Fährte aufnehmen kann, ist nicht neu. Der Zoll verfügt sogar über Spürhunde, die Geldscheine entdecken können. Aber dass nach einer Sachbeschädigung im Freien ein Hund aufgrund am Tatort gesicherter Gerüche eine Person identifizieren können soll, ist selbst Polizeikreisen weitgehend neu. “Diese Methode war uns bislang nicht bekannt”, gibt ein Ermittler des Landeskriminalamts Hamburg offen zu. Sie wird jedoch von der Polizei in Nordrhein-Westfalen - insbesondere bei der Bekämpfung von Graffiti-Sprayern - seit zehn Jahren praktiziert. Nach taz-Informationen ist deshalb die speziell ausgebildete Hundestaffel aus dem Ruhrpott für die G 8-Ermittlungen nach Hamburg abgestellt worden. Hamburgs Polizeisprecherin Ulrike Sweden mochte diese Information nicht bestätigten und verwies an das eigentlich zuständige Bundeskriminalamt. Dieses wollte ebenfalls keine Stellungnahme abgeben und leitete die Anfrage an die Bundesanwaltschaft weiter. Die schweigt. “Wir geben zu ermittlungstechnischen Methoden keine Auskünfte”, hieß es unter der Hand. Die Geruchsvergleichs-Hundestaffel ermöglicht den Fahndern eine ganz neue Qualität der Ermittlungen. Jeder Mensch verfügt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen über einen einmaligen und unverwechselbaren Eigengeruch. Diese Geruchsspur, im Fachjargon auch als “odrologische Spur” bezeichnet, kann auch durch größte Reinlichkeit und Hygiene nicht vermieden werden. Sie setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen, hauptsächlich jedoch aus zersetzten Hautschuppen. Diese verliert der Mensch in jeder Sekunde, egal ob er irgendwo sitzt, geht oder steht. Bei der Zersetzung der Hautschuppen durch Bakterien entstehen Gase, welche der Hund durch seine hochsensible Nase wahrnehmen kann. Die Sicherung von Geruchsspuren stellt an die Ermittler höchste Ansprüche, sie können leicht verloren gehen oder durch andere Gerüche überlagert und damit unverwertbar werden. Das Wiedererkennen einer Person durch den Geruchssinn des Hundes hat inzwischen vor Gericht die Beweiskraft einer Fotografie. Um die Rechtssicherheit dieses Verfahrens zu erhöhen, werden für jeden Einzelfall drei Spürhunde eingesetzt, welche unabhängig voneinander zum gleichen Ergebnis kommen müssen. Zwar gelten am Tatort zurückgelassene genetische Körpersegmente (Schweiß, Haare) schon heute als Beweismittel, wenn sie mit der DNA eines Verdächtigten übereinstimmen. Dazu muss die Polizei jedoch einen Verdächtigen mit dieser DNA erstmal ausfindig gemacht haben. Und das ist manchmal schwierig, obwohl mittlerweile Wildwuchs bei der Entnahme von DNA-Proben herrscht. Die so genannten “no name”-Gruppen, die für Farbbeutel- und Brandanschläge auf Manager und Politiker in Hamburg verantwortlich gemacht werden, gingen zum Bedauern von Staats- und Verfassungsschutz jedenfalls “höchst konspirativ” vor. “Das sind abgeschottete Gruppierungen, die wie Profis agieren”, sagt Verfassungsschutzchef Vahldieck. “Kriminaltechnisch verwertbare Spuren werden nicht hinterlassen.” Das stimmt nun nicht mehr ganz. Mit den Schnüffel-Hunden können die Ermittler auch blind fahnden und fernab vom Tatort gesuchte Personen über ihren Geruch aufstöbern: Beim Einkauf im Viertel, beim Kneipenbesuch oder auf einer Veranstaltung oder Demonstration. taz Nord vom 14.5.2007, S. 21, 153 Z. (TAZ-Bericht), KAI VON APPEN |
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