Vorsicht, Chaos!

Ostsee Zeitung 11. Mai 2007

Der Großraum Rostock wird für Autofahrer während des G8-Gipfels zur Geduldsprobe. Bei der Großdemonstration am 2. Juni in Rostock ist das Chaos vorprogrammiert. Auch während des Gipfels vom 6. bis 8. Juni drohen lange Staus.

Rostock (OZ) Wer in den Tagen des G8-Gipfeltreffens Anfang Juni in Mecklenburg-Vopommern mit dem Auto unterwegs ist, sollte viel Zeit und Geduld mitbringen. Bereits am 2. Juni wird es im Bereich Rostock wegen der großen Demonstration der Gipfel-Gegner zu erheblichen Verkehrseinschränkungen kommen. Die Veranstalter rechnen mit bis zu 100 000 Teilnehmern, die mit Pkw, Bussen und Sonderzügen anreisen werden.

„Wer am 2. Juni nicht unbedingt durch Rostock muss, sollte die Stadt weiträumig umfahren“, sagt der Leiter des Rostocker Tief- und Hafenbauamtes, Heiko Tiburtius. Für die Demonstration unter dem Motto „G8 entmachten – Krieg verhindern“ soll die Hauptverkehrsstraße L22 (B103/105) vom Schutower Kreuz bis zur Rövershäger Chaussee ganztägig gesperrt werden. Auf einer Alternativstrecke durch die Südstadt wird es wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens zu massiven Behinderungen kommen. Die freie Fahrt für Rettungsfahrzeuge soll gewährleistet werden. Spätestens um 23 Uhr werde man die L22 wieder für den Verkehr öffnen.

Da erscheint es nur logisch, während der Demonstration am 2. Juni und des Gipfels vom 6. bis 8. Juni gezielt den Warnowtunnel zu nutzen, um den Verkehr aus der Innenstadt herausziehen. Sinnvoll wäre zum Beispiel, vorübergehend die Mautpflicht aufzuheben, um Autofahrer zu motivieren, auf Schleichwege durch die Stadt verzichten. Die Betreibergesellschaft WQG lehnt dies jedoch ab. „Solche Ausnahmen lässt das Gebührenrecht nicht zu“, meint Torsten Raths, technischer Leiter der WQG. Es sei denn, das dafür zuständige Wirtschaftsministerium schaffe eine Sonderregelung. Raths: „Dann muss uns aber jemand den Ausfall ersetzen.“ Die Gesellschaft rechnet während des Gipfels täglich mit 15 000 Tunnelnutzern, an „normalen“ Tagen seien es derzeit 11 000.
Die Warnowquerungs-Gesellschaft geht davon aus, dass der Tunnel während der gesamten Zeit ohne Einschränkungen zur Verfügung steht. Bisher heißt es dazu von der Polizei: Die Protokollstrecke der Delegationen stehe noch nicht fest – die richte sich „nach der Lage“.

Während die Regierungschefs der G8-Staaten per Hubschrauber von Laage nach Heiligendamm fliegen, werden die Delegationen die Straßen nutzen. Daher könnten auch auf den Autobahnen A20 und A19 Staus drohen. Zwar seien Sperrungen bislang nicht vorgesehen. Aber um die reibungslose Einordnung der Delegationsfahrzeuge in den fließenden Verkehr zu ermöglichen, könne es zu kurzzeitigen Behinderungen kommen, sagte der Sprecher der G8-Polizeieinheit Kavala, Sigmund Scholwin. Außerdem hätten Gipfelgegner Blockaden angekündigt. Wann und wo es dazu kommen könnte, sei nicht bekannt.

Wer mögliche Staus sicher umfahren will, der sollte besonders am 6. Juni, dem Anreisetag der Gipfel-Teilnehmer, die A20 im Bereich Rostock weiträumig umfahren. Die Polizei hat eine rund 120 Kilometer lange Umleitung zwischen den Abfahrten Zurow und Tessin ausgewiesen. Das Gleiche gelte für den Abreisetag, dem 8. Juni.

Der Seehafen Rostock werde über entsprechende Umleitungen auf jeden Fall erreichbar bleiben, kündigt die Polizei an. Speditionen und Logistikunternehmen würden rechtzeitig über mögliche Behinderungen und Einschränkungen informiert werden.
Der Gipfel-Tagungsort Heiligendamm wird bereits ab dem 30. Mai bis zum 9. Juni vollständig gesperrt. In den vergangenen Tagen habe es besorgte Anrufe von Anwohnern gegeben, die auch eine Sperrung der Stadt Bad Doberan befürchteten. Dazu werde es nicht kommen, die Stadt bleibe für den Durchgangsverkehr geöffnet, betonte Kavala-Sprecher Gunnar Mächler.

Die Polizei will während der Gipfel-Tage regelmäßig über Sperrungen und Einschränkungen per Verkehrsfunk informieren. „Die Einbeziehung des Verkehrswarndienstes im gesamten norddeutschen Raum ist angedacht“, heißt es dazu. Im Internet veröffentlicht die Polizei seit gestern das Verkehrslenkungskonzept unter www.polizei.mvnet.de
AXEL MEYER, ELKE EHLERS und JOACHIM MANGLER